Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman. Marisa Frank
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Als Diana morgens aufstand, um sich anzukleiden, regnete es draußen in Strömen. Sie streckte eine Hand aus dem Fenster und ließ die Wassertropfen auf ihre Hand fallen.
Plötzlich sah sie ein beigefarbenes englisches Auto.
»Hubertus’ Vater!«, sagte Diana halblaut.
Sie kleidete sich mit fliegender Hast an. Vielleicht war es wichtig, dass sie Graf von Homberg begegnete, bevor ihr Vater mit ihm sprechen konnte und die Feindschaft zwischen beiden Männern wieder aufflammen konnte.
Ein Blick auf ihre Armbanduhr zeigte ihr, dass es bereits fast zehn Uhr war. So lange hatte sie geschlafen.
Sie lief über die Marmortreppe in die Halle.
Gerade als sie die unterste Stufe erreichte, trat Graf von Homberg ein.
Abrupt blieb er stehen und starrte auf Diana. Mit einer raschen Bewegung strich er sich über die Augen, als wolle er ein Bild verscheuchen.
Er kam zögernd näher.
»Prinzessin?«, fragte er mit der Stimme von Hubertus.
Diana versuchte zu lächeln. Sie fühlte, dass ihre Lippen zitterten.
»Ich bin Diana von Buchenhain. Und ich möchte, dass Sie in mir die Frau Ihres Sohnes und Ihre Tochter sehen können, Graf«, entgegnete sie.
Der Graf merkte, dass er noch immer ihre Hand festhielt.
»Ich bin etwas verwirrt«, sagte er leise.
Einen Augenblick lang hatte er wirklich geglaubt, Amalia käme auf ihn zu. Amalia, als sie zwanzig Jahre alt gewesen war. Amalia, die er so sehr geliebt hatte. Nie hatte der Graf erfahren, ob sie seine Liebe erwidert hatte.
»Sie sehen Ihrer verstorbenen Mutter sehr ähnlich.«
»So wie Hubertus Ihnen ähnelt, Graf.«
Sie lächelten einander an. Ein Band von Verstehen, von Zuneigung umschlang das junge Mädchen und den Grafen.
Diana wusste, dass Hubertus in einundzwanzig Jahren einmal so aussehen würde wie sein Vater. Durch sein dunkelblondes Haar würden sich dann auch silberne Strähnen ziehen, und sein schmales Gesicht wird von feinen Falten durchzogen sein.
Der Graf war eine überaus elegante Erscheinung. Er gehörte zu jenen Männern, die jede Frau, die einen großen Salon führt, gern zu ihren Gästen zählt.
Eine angeborene Liebenswürdigkeit und natürlicher Charme zeichnete den Grafen aus. Selbst wenn er wie jetzt ernst blickte, ging etwas Leichtes, Heiteres von ihm aus.
Er war ganz das Gegenteil des Fürsten von Buchenhain, für den Leichtigkeit Leichtsinn bedeutete und dessen Ernst manchmal bedrückend wirkte.
In dem Grafen von Homberg erkannte Diana einen Menschen, der niemals verurteilte, der alles verstand. So wie Hubertus.
Der Graf lächelte nun, wobei er seine blendend weißen Zähne zeigte. »Prinzessin, ich bin trotz allem glücklich, Ihnen begegnet zu sein. Es ist ganz so, als ob ein Traum noch einmal Wirklichkeit geworden ist.«
In diesem Augenblick trat Fürst von Buchenhain in die Halle. Sein Gesicht wirkte wie versteinert, und seine Bewegungen hatten etwas Militärisches an sich.
»Sie sind zeitig gekommen, Graf von Homberg. Ich bin Ihnen dafür Dank schuldig«, begrüßte er seinen Gast steif.
Der Graf deutete eine Verbeugung an.
»Sie haben sich während der vergangenen zwanzig Jahre nicht verändert, Fürst«, entgegnete er.
Diana wusste nicht zu sagen, ob Spott in seinen Worten mitschwang.
Sie traten in den Goldenen Salon.
»Darf ich Ihnen eine Erfrischung bringen lassen, Graf?«, fragte Fürst von Buchenhain.
»Nein, danke, Fürst. Ich habe unterwegs in einem Gasthaus gefrühstückt.«
Die Blicke beider Männer richteten sich auf Diana. Sie aber sah nur Graf von Homberg an, als dürfe sie von ihm allein die Erfüllung ihrer Hoffnungen erwarten.
*
»Bitte, nehmen Sie doch Platz, Graf«, bat Fürst von Buchenhain.
»Ich möchte lieber stehen bleiben, Fürst.«
Mit jener raschen Gebärde, die auch Hubertus an sich hatte, strich der Graf sich das Haar zurück.
Fürst von Buchenhain räusperte sich und sagte dann zu seiner Tochter: »Diana, Graf von Homberg wird dich über das mit seinem Sohn geführte Gespräch unterrichten.«
»Sie haben Hubertus aufgesucht, Graf?«, fragte Diana, während heiße Röte in ihr Gesicht stieg.
»Ja. Gestern abend war ich bei meinem ältesten Sohn. Es ist Ihnen sicherlich bekannt, dass mein Sohn sein Elternhaus vor etwa einem Jahr verlassen hat, um sich als freier Künstler zu betätigen. Es war mir damals nicht gelungen, Hubertus zu bewegen, sein begonnenes Studium der Medizin fortzusetzen. Leider kam es über dieser Auseinandersetzung zu einer Entzweiung zwischen meinem Sohn und mir. Seit damals unterstützte ich Hubertus, wenn auch nur in geringem Maße.«
Dem Grafen war anzumerken, wie schwer es ihm fiel, den strengen Vater darzustellen.
Unzweifelhaft war damals seine Empörung und auch Erbitterung echt gewesen, als Hubertus ihm mitgeteilt hatte, dass er als freier Schriftsteller arbeiten werde. Der Graf wusste aus eigener Erfahrung, wie wichtig es war, einen soliden Beruf zu erlernen.
»Ich weiß, dass Hubertus ein bedeutender Schriftsteller sein wird«, sagte Diana mit aller Festigkeit. Ihre schwarzen Augen leuchteten, und ihre Wangen glühten.
Der Graf neigte den Kopf.
»Was hat Ihr Sohn auf Ihre Ausführungen geantwortet, Graf?«, fragte Fürst von Buchenhain den Grafen, als ob er mit einem Angeklagten sprechen würde.
Der Graf holte tief Atem.
»Mein Sohn stimmte mir bei, dass eine Verbindung zwischen der jungen Prinzessin und ihm keinerlei Grundlagen besitzt. Er…«
Diana stieß einen kleinen spitzen Ruf aus. Unwillkürlich ging sie zwei, drei Schritte auf den Grafen zu.
»Das kann nicht sein! Das glaube ich nicht!«, rief sie.
Der Graf zuckte unmerklich zusammen.
»Ihr Sohn wird also am kommenden Sonntag nicht nach Buchenhain kommen, Graf?«, wollte der Fürst wissen.
»Nein. Hubertus ist ins Ausland gereist. Heute früh.«
»Nein – nein, das ist nicht wahr!« Tränen schimmerten in Dianas Augen. Es waren Tränen der Empörung über diese beiden alten Männer, die gewagt hatten, über ihr Leben und das von Hubertus zu entscheiden.
»Wie