Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sophienlust Staffel 14 – Familienroman - Elisabeth Swoboda страница 6

Sophienlust Staffel 14 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

Скачать книгу

absurdesten Ideen. Schon begann er, sich ernstlich zu sorgen. Wilde Geschichten, die er über den Orient gelesen oder gehört hatte, fielen ihm nun wieder ein. Wer wusste, was Lauretta zugestoßen war? Sollte er sich an die Polizei wenden? Oder würde er sich damit lächerlich machen? Es könnte einen ganz harmlosen Grund dafür geben, dass Lauretta nicht zum Mittagstisch erschienen war.

      Der männliche Teil des am Nebentisch sitzenden älteren Ehepaares erlöste Otmar aus seinem Dilemma. Nachdem die beiden ihren Nachtisch verzehrt hatten, erhoben sie sich und schickten sich an, den Raum zu verlassen. Dabei mussten sie an Otmars Tisch vorbei, und da sie schon öfters einige Worte mit Otmar gewechselt hatten, blieb Herr Berger stehen und meinte:

      »Hoffentlich genießt Ihre Frau heute ihren Ausflug zu Wasser, Herr Nissel.«

      »Wie bitte?« Man merkte Otmar die Verwirrung deutlich an, sodass Frau Berger ihn neugierig ansah und sagte: »Mein Mann meint die Fahrt auf der schicken Jacht, die Ihre Frau jetzt gerade unternimmt.«

      »Ach!« Otmar hatte sich noch immer nicht gefaßt.

      »Eigentlich hat es uns ja gewundert, dass Sie nicht mitgefahren sind«, fuhr Frau Berger fort. »Wird Ihre Frau Sie nicht vermissen? Macht es Ihnen nichts aus, sie den ganzen Tag über nicht zu sehen?«

      Endlich fand Otmar die Geistesgegenwart, sich zu einer passenden Antwort aufzuraffen. »Ich wollte Lauretta den Spaß nicht verderben. Ich werde nämlich sehr leicht seekrank«, sagte er, und Frau Berger gab sich mit dieser Auskunft zufrieden.

      Nun wusste er also, wo Lauretta sich befand. Auf einer schicken Jacht, irgendwo auf dem Meer.

      Otmar saß ganz betäubt an seinem Tisch. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um Lauretta. Sie schien freiwillig an Bord der Jacht gegangen zu sein. Aber was hatte sie sich dabei gedacht? Und wem gehörte dieses Fahrzeug? Sollte Lauretta hier zufällig eine Freundin getroffen haben? Warum aber hatte sie ihm dann keine Nachricht hinterlassen? Sie konnte sich doch denken, dass er besorgt sein würde. Ihr Verhalten war rätselhaft. Oder doch nicht?

      Jetzt fiel ihm ein, dass Lauretta sich manchmal recht impulsiv und launenhaft verhalten hatte. Auch ihr Benehmen an diesem Morgen erschien ihm nun in einem anderen Licht. Lauretta hatte es darauf angelegt gehabt, ihn zu reizen und zu verärgern. Obwohl ein Ausflug in die Stadt vorgesehen war, hatte sie darauf bestanden, zum Strand zu gehen. Sie hatte ihn zwar aufgefordert, sie zu begleiten, aber sie schien gewusst zu haben, dass er nicht nachgeben würde. Es wurde ihm nun klar, dass sie nichts anderes vorgehabt hatte, als ihn für diesen Tag loszuwerden, um ungestört ihren eigenen Wegen nachgehen zu können. Aber wohin führten diese Wege?

      Noch vor dem Abendessen sollte Otmar darüber Aufklärung erhalten. Lauretta erschien aufgeräumt, mit glühenden Wangen und leuchtenden Augen in ihrem Zimmer, wo er auf dem Bett lag und mit düsteren Blicken vor sich hinstarrte.

      »Du geruhst also wieder aufzutauchen«, begrüßte er sie sarkastisch und richtete sich auf.

      »Bitte, verdirb mir nicht meine gute Laune«, rief sie. »Ich möchte am liebsten die ganze Zeit singen und tanzen.«

      »Und was ist der Grund für diesen plötzlichen Überschwang, nachdem du in letzter Zeit nur missmutig und schlecht aufgelegt warst?«

      »Stell dir vor, ich war bei René Renard auf seiner Jacht. Ich kann es selbst kaum glauben.«

      »René Renard?«

      »Ja. Er hat mir eine Filmrolle versprochen.«

      »Ach, du willst Schauspielerin werden?«

      »Und warum nicht? Schließlich habe ich in München Schauspiel- und Tanzunterricht genommen. Weißt du das nicht mehr? Es war immer schon mein Traum, künstlerisch tätig zu sein, und nun verwirklicht er sich auch endlich.«

      »Du bist völlig übergeschnappt. Wer ist eigentlich dieser René Re­nard?«

      »Rede mir bitte nicht ein, dass du den berühmten René Renard nicht kennst.«

      »Ich rede dir nichts ein. Der Name ist mir unbekannt.«

      »Das sieht dir ähnlich. Du bist eben ein unmusischer Mensch. Hast du den Film ›Helfer des Todes‹ nicht gesehen?«

      »Nein.«

      »René Renard spielte die Hauptrolle darin. Es war ein einmaliger Film. René Renard war ganz großartig. Er verkörperte einen wahnsinnigen Psychoanalytiker, der seine Patientinnen, eine nach der anderen in den Selbstmord treibt, da sie ihm für die Anforderungen des Lebens zu schade vorkommen. Du musst doch diesen Film auch gesehen haben.«

      »Nein, das habe ich nicht. Und ich glaube kaum, dass ich da etwas versäumt habe.«

      »Möglich. Für dich mit deinen spießbürgerlichen Anwandlungen wä­re der Film zu schade gewesen. Aber mir hat er gefallen. Ich war begeistert. Schon allein René Renards Maske war einmalig. Doch die Art, wie er sich in die Rolle hineinlebte, war unüberbietbar. Er wirkte so überzeugend und lebensecht.«

      »Und mit diesem Menschen warst du auf einer Jacht, ohne dich zu fürchten?«

      »Sei nicht lächerlich. Ich war nicht nur gestern und heute mit ihm beisammen, sondern habe vor, mit ihm nach Frankreich zu fahren, um dort Probeaufnahmen zu machen.«

      Otmar erstarrte. »Das kann nicht dein Ernst sein.«

      »Warum nicht? Jahrelang habe ich auf eine derartige Chance gewartet.«

      »Willst du mich hier sitzenlassen?«

      »Wieso?« Dein Urlaub nähert sich doch sowieso dem Ende«, erwiderte Lauretta kühl.

      »Ich meine nicht nur den Urlaub. Wenn du wirklich mit diesem Franzosen wegfährst, ist zwischen uns alles aus.«

      »Was soll diese Drohung? Ich bin dir nichts schuldig. Im Gegenteil, es war für dich sehr angenehm, zu Hause eine treusorgende Gattin zu besitzen und außerdem zur Abwechslung noch eine Freundin zu haben.«

      »Lauretta, bitte, sei vernünftig. Ich denke nicht nur an mich. Glaubst du denn wirklich, dass aus dir eine Schauspielerin werden kann?«

      »Ich kann es zumindest versuchen.«

      »Und was wird aus Anselm? Wer kümmert sich um dein Geschäft?«

      »Anselm ist bei Mama gut aufgehoben. Er wird mich kaum vermissen. Das Geschäft führt Frau Kaufmann. Sie ist sehr tüchtig. Ich kann mich auf sie verlassen.«

      »Wie soll ich Anselm und deiner Mutter beibringen, dass du noch nicht zurückkommst?«

      »Das lass meine Sorge sein. Ich werde Mama schreiben. Außerdem habe ich für meine Rückkehr kein genaues Datum angegeben.«

      Otmar schwieg eine Weile. Diese Antwort musste er erst verdauen. »Dann hast du von allem Anfang an vorgehabt, dich an diesen René Renard heranzumachen«, sagte er schließlich.

      »O nein. Wie kommst du auf diese Idee? Ich konnte doch nicht wissen, dass er ausgerechnet hier seinen Urlaub verbringen würde.« Lauretta bemühte sich um einen überzeugenden Tonfall, konnte aber nicht verhindern, dass sie rot wurde.

      »Wenn dieser Schauspieler eine solche Berühmtheit ist, kannst du ohne weiteres aus

Скачать книгу