Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3. Dirk van den Boom

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Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3 - Dirk van den Boom

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gab mal bessere Zeiten?«

      »Du hörst mir nicht zu!«

      »Ich höre dir gut zu. Ich habe Flottenbesuche in der Padarischen Konföderation gemacht. Du warst Attaché in der Botschaft bei den Simmi. Du redest von den beiden mächtigsten und wichtigsten Sternenstaaten voller blutdurstiger Aliens, die uns alle nicht abkönnen.«

      »Sie können uns nicht leiden, das stimmt. Und ich kann die meisten von ihnen auch nicht leiden. Aber das sollte jetzt wirklich nicht das ausschlaggebende Argument sein.«

      Shibutani beugte sich nach vorne, sprach leise.

      »Das könnte man als Hochverrat auslegen.«

      »Wenn wir Erfolg haben, sind wir Helden. Wenn wir scheitern, wird uns allen sehr kalt. Da möchte ich die rechtlichen Fragestellungen doch eher vernachlässigen.«

      »Was ist, wenn wir da auftauchen und einfach weggeballert werden? Ich meine … wir sind keine Verbündeten, nicht einmal Freunde.«

      »Niemand ist unser Freund und genau das fliegt uns derzeit ins Gesicht. Zeit, dass wir das ändern.«

      »Du meinst das ernst?«

      Heinrichs nickte. »Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Aktionen. Bist du dabei? Ich schlage vor, dass wir es erst einmal mit den Simmi versuchen. Die sind auf ihre Art zugänglich.«

      Der Erste Offizier überlegte nicht lange. »Ich kann dich bei so etwas nicht alleine lassen, du richtest zu viel Schaden an. Aber was ist mit dem Rest der Mannschaft?«

      Ein berechtigter Einwand und eine potenzielle Hürde, wie Heinrichs wusste.

      »Ich rede mit allen. Ich werde niemanden zwingen, aber wer dagegen ist, kommt in die Brig und macht Urlaub. Ich kann keine Plappermäuler gebrauchen.«

      Shibutani zeigte nicht sofort, was er von diesem Vorgehen hielt. Er überlegte kurz. Als Erster Offizier kannte er die Besatzung der Santiago wie kein Zweiter. Dann lächelte er und sah nicht so aus, als würde er erwarten, besonders viele seiner Crew ins Gefängnis stecken zu müssen.

      »Dann sind wir uns einig?«, fragte der Kommandant.

      »Nehmen wir die Trowski mit? Ich glaube, sie wäre die Art von Persönlichkeit, die an derlei Gefallen finden könnte.«

      Heinrichs fühlte sich hin- und hergerissen. Einerseits war es vielleicht nicht schlecht, eine Agentin des Geheimdienstes an der Seite zu haben, die ihre eigenen Kontakte und Ressourcen einbrachte. Andererseits war es vielleicht schlecht, eine Agentin des Geheimdienstes an der Seite zu haben, die genau das war: eine verdammte Agentin des verdammten Geheimdienstes. Heinrichs wusste nicht ganz, ob der Vergleich mit dem Teufel und dem Beelzebub hier passte, aber völlig abwegig war er gewiss nicht. Darüber hinaus war die Agentin als Person … schwierig. Mindestens anstrengend.

      »Ich weiß nicht, ob sie damit einverstanden wäre«, sagte er vorsichtig.

      »Ihre Loyalität ist generell eher brüchig und ich finde sie sehr seltsam, aber ich glaube, sie möchte ebenfalls nicht als Gefriergut enden«, brachte Shibutani seine Menschenkenntnis ins Spiel. Ungeachtet seiner persönlichen Vorbehalte war sich Heinrichs darüber im Klaren, dass sein Erster Offizier tatsächlich ein Händchen dafür hatte, Menschen zu beurteilen, nicht zuletzt in Bezug auf ihre Nützlichkeit. Das klang auf den ersten Blick recht zynisch – aber am Ende wollte doch jeder irgendwie von Nutzen sein, selbst eine vom Leben enttäuschte Agentin wie Pia Trowski, die sich einfach nur gehen ließ.

      Heinrichs überwand seinen inneren Schweinehund, nickte langsam.

      »Frag sie.«

      »Hab ich schon. Sie setzt in fünf Minuten über. Und dann? Zur Heimatwelt der Simmi also?«

      Heinrichs sah den grinsenden Freund an, krauste die Stirn und versuchte, möglichst indigniert zu wirken, ein Versuch, der erwartungsgemäß völlig ins Leere ging.

      »Du wusstest doch gar nicht, was ich vorhabe«, versuchte er, die Beweggründe Shibutanis zu verstehen. »Wie kannst du …«

      »Ich bin gerne auf alles vorbereitet. Die Simmi? Soll ich den Kurs setzen?«

      »Ich sollte dir einfach gleich das Kommando übergeben.«

      Shibutani schüttelte den Kopf. »Das Gehalt passt nicht zur Verantwortung. Und wie ich feststellen muss, werden mir sogar die Pralinen vorenthalten.«

      »So ist es. Und jetzt raus.«

      Dann war er allein in seiner Kabine. Wie immer, wenn das passierte, befielen ihn sofort Selbstzweifel, vor allem nach wichtigen Entscheidungen. Erst recht nach solchen, die man als Meuterei und Insubordination, als Verrat auffassen konnte. Aber er hatte diese Brücke nun überschritten, und wie wackelig sie auch gewesen war, der Weg war der richtige.

      Jetzt musste er nur noch die Crew davon überzeugen.

      Er legte sich die richtigen Worte zurecht, ohne zu wissen, ob sie tatsächlich die erwünschte Wirkung haben würden. Etwas Gehirnnahrung würde ihm dabei helfen. Zeit, sich selbst ebenfalls an den Pralinen gütlich zu tun.

      Seine Hand schwebte für einen Moment über der Schachtel, während seine Augen das Zielobjekt suchten. Heinrichs hob verwundert die Augenbrauen. Eine Praline fehlte, wie es sich gehörte, offenbar, weil auch davon vier nebeneinander arrangiert waren, ein stilisierter Stern, gefüllt mit Mandelcreme. Zur Auswahl aber standen weiterhin die vier Herzen. Alle vier lagen sie da, völlig unberührt. Hatte nicht …

      Heinrichs blinzelte, zuckte mit den Schultern, nahm eines, steckte es sich in den Mund.

      Überanstrengt war er. Daran bestand nun gar kein Zweifel mehr.

      Er ließ das Herz in seinem Mund schmelzen, wie es sich gehörte. Es dauerte eine Weile, aber es war die einzige echte Pause, die er auf absehbare Zeit bekommen würde.

      4

      »Eine Audh, ja?«

      Der Offizier sah Ildaya nur mit einem Seitenblick an, seine ganze Körperhaltung eine Mischung aus Indifferenz und Verachtung. Er war von der gleichen Sorte wie der, der für die Anflugerlaubnis verantwortlich gewesen war, ein Produkt des Zentralsystems, wie ein Klon aus der exakt gleichen Geburtsreihe. Sie hätten Brüder sein können, mindestens.

      Er war aber forscher, selbstbewusster.

      »Ich bringe sie zum Verhör und zur weiteren Veranlassung«, erklärte Vigil mit exakt der gleichen Mimik und Gestik, eine Verhaltensschale, die er um seine Persönlichkeit zu legen imstande war, wenn es sich als notwendig erwies.

      Der Offizier grinste kurz und nickte. Er wusste, was mit »weiterer Veranlassung« gemeint war. Sobald diese Drecksrebellin alles ausgespuckt hatte, was sie wusste – freiwillig oder nicht –, würde es zwei Alternativen geben: eine Prüfung, ob durch eine Gehirnwäsche das Potenzial bestand, sie umzudrehen und als Doppelagentin einzusetzen, oder, wenn sich der Aufwand nicht lohnte oder die Erfolgsaussichten zu gering waren, sie zu entsorgen. Ildaya würde nicht die Erste sein, die diesem Schicksal entgegenging, und der Offizier vor ihnen war völlig abgestumpft, was das anging. Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Serail aber konnte es sein, dass diese Praxis bald ein Ende haben würde, und wenn der Sieg der Kollapsare eine gute

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