Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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wußte um dieses Kapitel aus der Bibel, in dem Jesus am Abend vor der Kreuzigung im Garten Gethsemane allein wandelte und betete. Dem unbekannten Künstler war es meisterhaft gelungen, das Wissen um die Unabänderlichkeit seines Schicksals im Gesichtsausdruck des Erlösers wiederzugeben.

      Lange stand der junge Bursche vor dem Bild und betrachtete es. Inzwischen war es ganz still geworden, und Florian bemerkte erst jetzt, als er den Kopf wendete, daß er ganz allein in der Kirche war.

      Aber so ganz allein wohl doch nicht, denn aus dem Raum neben dem Bildnis drangen Geräusche. Es war die Sakristei, wie er feststellte, als die Tür geöffnet wurde, und ein Mann heraustrat und ihn mit einem freundlichen Kopfnicken begrüßte.

      Florian staunte. Der Mann war groß und schlank. Er hatte eine durchtrainierte Figur und ein markantes Gesicht, dessen leichte Bräunung darauf schließen ließ, daß der Mann sich häufig im Freien aufhielt. Im ersten Moment hätte Florian ihn beinahe mit einem Schauspieler verwechselt, wären da nicht der Priesterkragen und das kleine Kreuz gewesen, das der Priester am Revers trug.

      »Grüß Gott«, sprach der Mann ihn an. »Ich bin Pfarrer Trenker. Schön, daß Sie sich die Zeit nehmen, sich ein bissel umzuschauen.«

      »Florian Unger«, stellte er sich vor. »Sie haben wirklich eine wunderschöne Kirche. Ich habe schon einige besichtigt und weiß, wovon ich spreche.«

      Der Bergpfarrer schmunzelte.

      »Das glaub’ ich Ihnen gern«, erwiderte er und deutete auf eine Madonnenfigur, die auf einem Holzsockel stand. »Haben S’ denn auch schon unser Prachtstück bewundert?«

      »Aufgefallen ist sie mir schon.« Florian nickte, während sie nähertraten. »Ein herrliches Stück!«

      »Ja, wir sind sehr froh, diese Madonna zu haben. Viele Leute kommen nur ihretwegen her, um sie zu bewundern und zu fotografieren.«

      »In ihrer Schönheit ist sie irgendwie – einmalig.«

      »Das seh ich genauso. Leider wissen wir net, wer sie geschnitzt hat, nur, daß sie schon einige hundert Jahre alt ist.«

      »Dann ist sie doch bestimmt auch sehr wertvoll. Haben Sie keine Angst, daß sie gestohlen werden könnte?«

      Sebastian schüttelte den Kopf.

      »Jetzt net mehr.«

      Er erzählte dem staunenden Zuhörer, daß die Mutter Gottes tatsächlich mal Opfer eines dreisten Kirchenraubes gewesen war. Glücklicherweise war es ihm und seinem Bruder seinerzeit gelungen, die Diebe zu überführen und die Figur wohlbehalten nach St. Johann zurückzubringen.

      »Seither ist sie durch eine Alarmanlage geschützt«, erklärte der Bergführer.

      Er schaute den jungen Mann an, der einen sympathischen Eindruck auf ihn machte. Sebastian freute sich ohnehin immer, wenn es gerade junge Leute waren, die sich für die Kirche interessierten.

      »Sie machen Urlaub hier, nehm ich an?«

      Florian nickte.

      »Ja, heute grad erst angekommen«, antwortete er. »Ich wohn’ in der Pension Stubler.«

      »Ach, bei der Ria. Dann sind S’ ja bestens aufgehoben«, sagte der Geistliche. »Und was haben S’ sich so vorgenommen?«

      Florian zuckte die Schultern.

      »Mal sehen, es gibt ja viele Möglichkeiten hier. Eigentlich wollte ich eine Bergtour machen, nur leider ist genau das eingetreten, was ich schon befürchtet habe. Ich hätte mich schon zu Hause dafür anmelden müssen, die Bergführer sind alle ausgebucht.«

      »Ja, grad in der Saison haben sie viel zu tun. Da muß es schon ein großer Zufall sein, wenn doch noch ein Platz in einer Gruppe frei wird. Aber vielleicht gibt’s ja doch noch eine Möglichkeit zum Aufsteigen…«

      »Wieso?« fragte Florian überrascht. »Kennen Sie vielleicht jemanden, der mich noch mitnehmen könnte?«

      Der Geistliche nickte.

      »Ja, ich«, lächelte er. »Wenn S’ sich mir anvertrauen wollen, dann sind S’ jederzeit herzlich eingeladen, mitzugehn.«

      »Das wäre ja toll«, strahlte der Bursche. »Wissen Sie, ich habe schon gedacht, ich müßte mich mit kleinen Wanderungen begnügen, die man auch allein bewältigen kann. Aber so –, das ist ja ganz was anderes.«

      »Dann würd’ ich vorschlagen, daß Sie morgen am Nachmittag ins Pfarrhaus kommen und wir alles weitere bereden. Paßt’s so gegen halb vier?«

      »Ja, freilich. Vielen Dank.« Florian nickte hastig, als hätte er Angst, Pfarrer Trenker könne sich sein Angebot noch einmal überlegen.

      »Na, wunderbar«, sagte Sebastian. »Meine Haushälterin hat auch ein schönes Stück Kuchen parat.«

      Florian konnte sein Glück kaum fassen, als er die Kirche verließ und wieder zur Straße hinunter ging.

      Mensch, so ein Dusel!

      Gutgelaunt strebte er dem Hotel zu. Kaffee und Kuchen im Garten unter hohen Bäumen einzunehmen war verlockend, und mit dieser guten Aussicht auf eine richtige Bergtour stellte sich auch das dazugehörige Urlaubsgefühl ein. Florian betrat den Biergarten von der Straßenseite aus und suchte nach einem freien Tisch. Er fand ihn in einer Ecke. Nebenan lärmten zwar ein paar Kinder, weil sie mit ihrer Eisportion nicht zufrieden waren, die genervten Eltern aber keine weitere bestellen wollten, doch das störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Florian mochte Kinder und wollte selbst einmal viele haben, wenn ihm erst einmal die richtige Frau über den Weg gelaufen war. Er zwinkerte den beiden Buben und dem niedlichen Madl zu und lächelte, als einer der Burschen ihm die Zunge rausstreckte.

      Glücklicherweise hatte das weder Vater noch Mutter gesehen, sonst hätte es bestimmt ein Donnerwetter gegeben!

      Die Eltern bezahlten, als die Bedienung an den Tisch kam und nach Florians Wünschen fragte. Er bestellte Kaffee und ein Stück Apfelkuchen. Beides wurde schnell gebracht, und Florian genoß den ersten Schluck.

      Nachdem die Familie gegangen war, hatte er freie Sicht auf die andere Seite und sah ›sie‹ dort sitzen!

      *

      Für Sekunden schienen ihre Blicke miteinander zu verschmelzen. Babette fühlte, wie ihr das Herz bis zum Hals hinaufschlug. Es war ihr unmöglich, den Kopf zu wenden und woanders hinzuschauen. Endlich riß sie sich los und spielte gedankenverloren mit ihrer Tasse, die sie zwischen den zitternden Fingern hielt, während ihr die unsinnigsten Gedanken durch den Kopf gingen.

      Florian saß wie versteinert auf seinem Stuhl. Immer noch nahm er das Bild in sich auf. Die hübsche, junge Frau hatte ihn schon fasziniert, als sie sich in der Pension begegnet waren, und jetzt meinte er, daß es ein Wink des Schicksals sein müsse, daß sie sich hier begegnet waren. Es war nicht der übliche Blick gewesen, den man jemandem zuwarf, der einem zufällig über den Weg lief. In ihren Augen glaubte er etwas anderes gesehen zu haben.

      Und dann tat er etwas, was er sich sonst nie getraut hätte. Florian stand auf und ging zu ihrem Tisch. Er wußte, daß er sich verliebt hatte.

      Auf den ersten Blick!

      Und

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