Perry Rhodan 3082: Ein kalkuliertes Risiko. Kai Hirdt

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Perry Rhodan 3082: Ein kalkuliertes Risiko - Kai Hirdt Perry Rhodan-Erstauflage

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sie nicht. Aber ich war von Natur aus neugierig, deshalb stellte ich sie trotzdem.

      Agh Fermi rieb sich müde die Augen. »Ich werde ohnehin nicht mehr lange im Amt sein. Das Sägen an meinem Stuhl hat bereits begonnen, die alten Khasurne sammeln Material gegen mich. Im Moment stehe ich aber an einer Stelle, an der ich einen Unterschied machen kann. Und solange ich mich hier halten kann, will ich das Beste für die Baronien.«

      46 Jahre war der Mann erst alt. Dafür zeigte er jede Menge Selbstvertrauen, gepaart mit einem Reflexionsvermögen, das man nicht häufig fand. Die Kombination von beidem musste in der arkonidischen Flotte zu genau jener erschöpften Resignation führen, die aus seinen Worten herausklang.

      Ich wusste nur zu gut, wie anstrengend es war, sich mit den besten Absichten in den Ränkespielen der Khasurne aufzureiben. Das war der Grund, warum ich einst als Arkons Imperator abgedankt hatte. Beinah hätte ich gegrinst, als ich diesen Zug unerwartet in agh Fermi gespiegelt fand. Allerdings führte ich dieses Gespräch, um meinen Stellvertreter ordentlich zusammenzufalten, daher verkniff ich mir das sichtbare Zeichen des Amüsements.

      »Und das Beste für die Baronien ist es«, hielt ich fest, »einen direkten Befehl des Mascanten zu ignorieren?«

      »Natürlich wäre es nützlich zu wissen, wie belastbar der Schirm ist«, gab agh Fermi zu. »Aber was, wenn die Cairaner im Inneren noch ungeahnte Machtmittel verstecken? Wenn wir durchbrechen, fliegen wir vielleicht genau in die Falle. Wenn wir aber abprallen, erfolgt vielleicht eine Strafaktion. Und cairanische Strafaktionen sind häufig völlig unverhältnismäßig. Ich halte das Risiko für zu hoch.«

      »Und ich halte es für ein zu hohes Risiko, direkt am Arkonsystem ein Machtmittel der Cairaner zu dulden, dessen Möglichkeiten wir nicht im Geringsten einschätzen können«, gab ich zurück. »Ja, der Angriff ist ein Risiko. Aber es ist durchkalkuliert, und ich halte es für vertretbar.«

      »In welcher Rolle kommst du zu diesem Ergebnis?«

      Agh Fermi schaffte es, mich zu verwirren – das gelang beileibe nicht jedem. »Wie meinst du das?«

      »Hat der Mascant der Vereinigten Kristallbaronien das entschieden?«, fragte agh Fermi. »Meines Wissens bekleidest du noch einen Posten bei der Liga. Du bist als Kommissar zur besonderen Verwendung bestellt und sollst in dieser Funktion Informationen über das Sternenrad gewinnen. Bei diesem Auftrag würde der geplante Angriff natürlich erheblich weiterhelfen.«

      Agh Fermi bekam gleichermaßen unerwartete wie unerwünschte Unterstützung von meinem Extrasinn. Abwegig ist das nicht. Immerhin bist du mit einem Schiff der Liga hier statt auf einer arkonidischen Einheit. Und du hältst dich tatsächlich versteckt und beobachtest.

      Plausible Befürchtung hin oder her, agh Fermi überschritt eine Grenze. »Stellst du meine Loyalität in Abrede?«, sagte ich eisig.

      »Keinesfalls«, sagte der Mann. »Ich wüsste ich nur gern, wem gegenüber du loyal bist. Dem Kristallbaron, dem Residenten der Liga – oder Gucky?«

      Das war ein Tiefschlag. Gucky, der letzte Ilt und mein Freund seit mehr als drei Jahrtausenden, war vor wenigen Tagen in meinen Armen gestorben. Er war völlig sinnlos umgebracht worden in einer Strafkolonie der Cairaner. Sie waren nicht direkt dafür verantwortlich, aber deswegen keineswegs schuldlos.

      Je mehr ich in mich hineinhorchte, desto klarer wurde mir, dass agh Fermi recht hatte. Ich wollte die Cairaner leiden sehen, jeden einzelnen von ihnen für den Tod meines Freundes bestrafen. Ich wollte das Sternenrad angreifen, egal ob es militärisch sinnvoll war oder nicht. Und ich konnte nicht ausschließen, dass mein Rachedurst mein Urteil trübte.

      »Fragen wir da Ariga«, schlug ich vor. »Letztlich muss der Kristallbaron entscheiden, welches Risiko seine Flotten zur Verteidigung der Heimat auf sich nehmen dürfen. Ich möchte nur noch jemanden zu dem Gespräch hinzuziehen.«

      Ich hielt die Verbindung an und kontaktierte meine Enkelin Jasmyne, die mit dem Kristallbaron den Nachnamen da Ariga teilte, aber sonst sehr, sehr wenig mit ihm gemein hatte. Ich erklärte ihr kurz, worum es ging. Sekunden später betrat sie das Zimmer und stellte sich schräg hinter mir in den Empfangsbereich der Holo-Optik.

      Ich öffnete den Kanal zu agh Fermi wieder. Der De-Keon'athor schaute verwirrt. Mir war es egal. Ich hatte Jasmyne nicht seinetwegen hinzugebeten, sondern für den Baron.

      Ein neues Holo baute sich neben dem von agh Fermi auf und zeigte Larsav da Ariga in vollem Amtsornat in seinem Palast auf Zalit.

      Er wirkte in etwas besserer Verfassung als bei unserem letzten Gespräch. Voll wiederhergestellt war er aber mit Sicherheit nicht. Die Intrigen der Kristallgetreuen, die Anschläge auf sein Leben und die Invasion der Naats und Ladhonen hatten ihn in eine tiefe Depression gestürzt. So etwas überwand man nicht in wenigen Wochen. Aber er hielt sich erkennbar aufrechter und wirkte energischer als zuletzt.

      Als er Jasmyne hinter mir sah, straffte er die Schultern sogar noch etwas mehr und reckte sich, um einen Zentimeter an Körpergröße zu gewinnen – das oft gesehene und stets etwas peinliche Balzverhalten eines etwas älteren Mannes, der sich unerwartet einer attraktiven jungen Frau gegenübersah.

      Das überraschte mich insofern, als der Baron mit einem jungen Mann zusammenlebte.

      Verheiratet ist er aber mit einer Frau, wies mich mein Extrasinn zurecht, und zwar nicht nur formal, wie aus der Existenz ihrer gemeinsamen Tochter hervorgeht. Vielleicht verfolgt er schlichtweg vielfältige Interessen. Sei nicht so prüde, Mascant!

      Ich hatte keine Zeit für solche Sticheleien, sondern musste ein wichtiges und nicht ganz einfaches Gespräch führen. »Baron.« Ich verneigte mich vor meinem Dienstherrn. »Ich möchte dir in aller Ehrerbietung meine Enkeltochter vorstellen: Jasmyne da Ariga.«

      Larsav da Ariga verlor den zusätzlichen Zentimeter wieder. Seine Augen weiteten sich für einen winzigen Moment, dann hatte er sich wieder im Griff. »Es ist mir Freude wie Ehre gleichermaßen, Kristallprinzessin«, behauptete er.

      »Baron«, hauchte Jasmyne lediglich und schlug die Augen nieder.

      Larsav spielte die Rolle gut, aber ich hatte gesehen, was ich wissen musste: Er hatte Angst. Jasmyne war nicht nur meine Enkelin, sondern zudem die Tochter von Gaumarol da Bostich, stammte also in direkter Linie von zwei ehemaligen Imperatoren ab. Ich hatte dem Baron versprochen, dass sie ihm den Anspruch auf den Kristallthron nicht streitig machen würde, als er mich für ihre Rettung und Befreiung von meinen Amtspflichten entbunden hatte. Es gab auch keinen Anlass, diese Abrede offiziell infrage zu stellen.

      Aber allein der Umstand, dass Jasmyne nun persönlich auf der Bildfläche erschien und ich meine Meinung ändern könnte, würde den Baron offener für meine Positionen machen.

      »Ich danke dir«, sagte ich, »dass du mir die Freiheit gelassen hast, Jasmyne aus Feindeshand zu befreien. Ich bin nun wieder bereit, meinen Posten an der Spitze deiner Flotten einzunehmen. Und wie wir geahnt haben, hat Markul agh Fermi sich in meiner Abwesenheit als mein Stellvertreter hervorragend bewährt. Er hat die kurze Zeit genutzt, um ganz eigene strategische Vorstellungen zu entwickeln.«

      Man musste kein Spitzendiplomat sein, um herauszuhören, dass ich diese ganz und gar nicht teilte.

      Larsav da Ariga zog wenig begeistert den Mund schief. Er spielte das Spiel lange genug, um zu wissen, was nun folgen würde: Er musste den Schiedsrichter geben und einen Konflikt auflösen, idealerweise gesichtswahrend für beide Parteien.

      »Berichte!«, sagte er, und nun hörte man

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