Wechselgeld für einen Kuss. Ruth Gogoll

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Wechselgeld für einen Kuss - Ruth Gogoll

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Die Aufregung. Hinter einem Schreibtisch würdest du in kürzester Zeit eingehen wie ein Baum ohne Wasser.«

      »Musst du denn immer recht haben?« Lian blitzte sie an und trank ihr eigenes Bierglas nun in einem Zug aus.

      »Tja.« Maggie zuckte die Schultern. »Das liegt nun mal in meiner Natur.« Sie grinste.

      »Irgendetwas stimmt nicht«, sagte Lian. Ihre Finger hatten sich um das leere Bierglas gelegt und spielten nun daran herum. »Ich habe versucht, sie anzurufen. Aber sie nimmt nicht ab.«

      »Na bitte.« Geradezu erleichtert blickte Maggie sie an. »Sie will gar nichts mehr von dir wissen. Das ist doch eindeutig.« Blinzelnd legte sie ein wenig den Kopf schief. »Musst du vielleicht mal wieder an deinen Fähigkeiten im Bett arbeiten?« Ihr Grinsen wurde sehr amüsiert.

      Strafend blickte Lian sie an. »Ich habe nicht mit ihr geschlafen. Habe ich doch gesagt.«

      »Ja, gesagt . . .« Maggie dehnte das sehr in die Länge. »Aber das ist doch ziemlich untypisch für dich. Sonst bist du ja schon eher der Typ So viele Frauen, so wenig Zeit

      »Sonst ist nicht jetzt«, erwiderte Lian ärgerlich.

      Ein paar Sekunden lang betrachtete Maggie sie nur. »Dir liegt wirklich etwas an ihr, hm?« Besorgt schüttelte sie den Kopf. »Das ist nicht gut.«

      »Weiß ich ja.« Lian hob den Arm und winkte der Kellnerin, dass sie ihr noch ein Glas bringen sollte. »Aber sie ist wirklich etwas . . . Besonderes.«

      »Wer sagt das?«, fragte Maggie süffisant. »Dein Kopf oder dein Unterleib?«

      »Ich habe nicht mit ihr –«, setzte Lian erneut an.

      »Aber du wolltest. Gib’s zu. Ich kenne dich doch.« Wieder beugte Maggie sich vor. »Und es beunruhigt mich, dass du es trotzdem nicht getan hast. Wirst du weich?«

      »Was hat das damit zu tun?« Maggie war wie eine lästige Fliege, die einen umschwirrte und die man einfach nicht vertreiben konnte, dachte Lian. Für einen kurzen Augenblick wünschte sie sich eine Fliegenklatsche.

      »Du hast solche Gefühle nie an dich herangelassen. Sie waren dir nicht wichtig«, sagte Maggie. »Und auf einmal sind sie es. Also was ist da passiert?«

      Nicola ist passiert, dachte Lian. Wie eine Atombombe ist sie in mein Leben geknallt. Und jetzt bewundere ich den schön geschwungenen Pilz, ohne mir über die Gefahren Gedanken zu machen. »Es war so ein Zufall«, sagte sie. »Ich gehe normalerweise nie zu ALDI. Plötzlich fuhr ich da vorbei und hatte Durst, dachte, ich springe schnell rein und hole mir was. Und dann stand sie da an der Kasse, hatte kein Geld . . .«

      »Mannomann!« Genervt aufstöhnend lehnte Maggie sich zurück. »Der weiße Ritter in der strahlenden Rüstung. Oder was bist du?«

      »Du weißt, dass ich das nicht so sehe«, entgegnete Lian pikiert.

      »Trotzdem bist du immer gern mit der Masche gefahren.« Maggie grinste wieder. »Und hattest Erfolg damit. Also hast du doch nur deine übliche Routine abgespult.«

      Langsam schüttelte Lian den Kopf. »Es war keine Routine«, sagte sie dann. »Gar nicht.« Sie zuckte die Schultern. »Na ja, vielleicht noch bis zu der Fassadenkletterei. Aber dann abends . . .«

      »Dann abends bist du ihren schönen Augen zum Opfer gefallen, oder was?« Tadelnd zog Maggie die Luft ein und stieß sie wieder aus. »Oder hat sie noch andere Talente?« Sie machte eine Geste, als wollte sie große Brüste vor ihrem Oberkörper beschreiben.

      »Hörst du wohl auf!« Lian schlug leicht lachend nach ihr, musste sich dann aber zusammennehmen, weil die Kellnerin mit ihrem Bierglas kam. »Danke«, sagte sie und lächelte sie an, als sie es vor sie hinstellte.

      »Siehst du?«, sagte Maggie. »Das sind Argumente.« Wieder machte sie die Geste vor ihrer Brust und schaute der Kellnerin nach. »Und jetzt bestreite nicht, dass du ihr genüsslich in den Ausschnitt geguckt hast.«

      »Das war nur . . . Gewohnheit«, verteidigte Lian sich. »Nichts Ernstes.«

      »Aber mit Nicola ist es ernst.« Maggie seufzte auf. »Das solltest du dir wirklich gut überlegen. Ich meine«, wieder warf sie einen Blick auf die Kellnerin, die jetzt am Nebentisch bediente und sich dabei vorbeugte, sodass man ihre ›Talente‹ gut betrachten konnte, »das ist doch etwas Handfestes. Etwas, womit man etwas anfangen kann. Dafür braucht man keine weiteren Gefühle.«

      »Ob sie das wohl genauso sieht?«, sagte Lian und starrte in ihr Glas. Dann nahm sie einen großen Schluck, als wollte sie alle störenden Gedanken damit herunterspülen. »Aber du hast natürlich recht. Ich sollte mich nicht weiter darum kümmern. Einen netten Urlaubsflirt habe ich gesucht, sonst nichts.«

      »Brav«, sagte Maggie. »So gefällst du mir wieder.«

      Aber ein bisschen misstrauisch betrachtete sie Lian trotzdem.

      7

      »Ja, mache ich sofort.« Nicola nickte.

      Dorothea Wrede zur Mühlen, Nicolas Chefin, warf einen argwöhnischen Blick auf sie. »Und dann den hinteren Teil«, fügte sie ihrer vorherigen Anweisung noch hinzu.

      Als ob ich silberne Löffel stehlen würde, dachte Nicola genervt. Und dabei gibt es hier gar keine.

      Dorothea Wrede zur Mühlen war eine jener Frauen, die gar nicht arbeiten mussten, es aber unbedingt wollten, jedoch auf Teufel komm raus nicht konnten. Deshalb hatte Frau Wrede zur Mühlen Nicola eingestellt, die durchaus wusste, was arbeiten war und wie man es machte.

      Da die hochwohlgeborene Dorothea davon aber keine Ahnung hatte, meinte sie immer noch, dass Nicola sich vor der Arbeit drückte und mehr hätte arbeiten können, wenn sie nur gewollt hätte. Insbesondere seit Nicola sich hatte krankmelden müssen. Vermutlich hatte die schöne Dorothea – sie war nicht schön, aber dafür hielt sie sich – den Verdacht, dass Nicola gar nicht krank gewesen war, sondern sich stattdessen einen kleinen Urlaub auf den Malediven auf Kosten ihrer Arbeitgeberin gegönnt hatte.

      Wie gern ich das getan hätte, seufzte Nicola innerlich. Urlaub könnte ich wirklich gebrauchen. Sie hatte sich kaum von dem Virus erholt gehabt, da war sie schon wieder zur Arbeit gegangen, sie wusste selbst nicht genau, warum. Vermutlich war sie einfach arbeitssüchtig. Oder masochistisch. Das musste man sein bei einer Chefin wie Dorothea Wrede zur Mühlen.

      Obwohl sie eigentlich als Verkäuferin eingestellt worden war und deshalb vorn im Laden sein sollte, schickte Dorothea sie oft nach hinten, ließ sie putzen und sortieren, Regale einräumen und ausräumen und wieder einräumen, als ob sie nichts als eine Handlangerin wäre. Ihre Kundinnen – oft Freundinnen von ihr aus den gleichen Kreisen, in denen sie privat verkehrte – bediente Dorothea am liebsten selbst, obwohl sie nichts davon verstand.

      Schon öfter hatte sie zudem durchblicken lassen, dass Nicola die Kleider aus dem Laden tragen sollte, quasi als Vorführmannequin, um den Damen den richtigen Eindruck zu vermitteln, und das hätte Nicola ja auch gern getan, aber leider ging Frau Wrede zur Mühlen davon aus, dass Nicola sie dafür zuerst kaufen müsste. Was Nicola sich nicht leisten konnte, denn die Preise begannen oberhalb ihres Gehaltsniveaus.

      »Frau Harnoncourt! Wo sind Sie denn schon wieder?« Dorotheas schrille Stimme fing sich hinten

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