Wechselgeld für einen Kuss. Ruth Gogoll

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Wechselgeld für einen Kuss - Ruth Gogoll

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anderen«, erwiderte Lian lässig und lächelte sie mit einer Harmlosigkeit an, als wäre gar nichts geschehen. »Im Restaurant. Ich habe nämlich wirklich Hunger.«

      »Wenn du denkst, dass ich jetzt mit dir in ein Restaurant gehe . . .« Nicola verschränkte die Arme vor der Brust und blies die Backen auf.

      »Ich denke«, sagte Lian langsam und sehr freundlich, »dass du doch auch Hunger haben musst. Ich sehe nämlich nicht, dass du gekocht hast.« Sie blickte kurz auf die Küchenzeile. »Also was spricht dagegen, dass wir zusammen essen gehen?« Mit einer harmlosen Geste zuckte sie die Schultern. »Jeder muss essen. Und offensichtlich sollten wir das beide jetzt tun, weil es unseren Bedürfnissen entspricht.«

      »Bedürfnissen!« Nicola lachte abschätzig auf. »Deine Bedürfnisse sehe ich!«

      Lian grinste. »Es gibt noch andere Bedürfnisse als essen, das ist wahr. Und wenn ich eine Frau wie dich sehe, kann ich auch nicht verhindern, daran zu denken –«

      »Denken!«, unterbrach Nicola sie empört. »War das eben Denken bei dir? Das nenne ich aber ganz anders!«

      »Ich musste doch wissen, ob es sich lohnt.« Lians Grinsen war ein Ausdruck äußerster Amüsiertheit.

      »Ob es sich . . .«, Nicola schnappte nach Luft, »lohnt? Was soll das denn heißen?«

      »Nun ja, ich hatte so einen Verdacht«, sagte Lian, »aber genau wissen konnte ich es natürlich nicht.«

      »Verdacht?« Nicola runzelte die Stirn. »Was für einen –« Sie brach ab. »Ach so. Ob ich auf Frauen stehe, meinst du«, fuhr sie dann mit einem genervten Augenrollen fort.

      Nickend bestätigte Lian diese Vermutung. »Es spielt zwar keine so große Rolle, weil auch viele Frauen, die mit Männern zusammen sind oder sein wollen, einem Abenteuer mit einer Frau nicht abgeneigt sind, aber ehrlich gesagt«, sie seufzte geradezu entsagungsvoll, »hatte ich darauf im Moment keine Lust.«

      »Ach, du Arme.« Gespielt bedauernd blickte Nicola sie an. »Haben sie dir so wehgetan, die bösen Heterofrauen?«

      Lian lachte. »So weit lasse ich es nicht kommen. Aber eine Frau, die wirklich weiß, was sie will, ist mir schon lieber.« Fragend hob sie die Augenbrauen. »Tatsächlich gar keinen Hunger?«

      Obwohl Nicola das eigentlich keiner Antwort würdigen wollte, knurrte in diesem Augenblick ihr Magen. Verräter! dachte sie.

      Doch Lian hätte sich nun fast ausgeschüttet vor Lachen. Dann riss sie sich zusammen und blickte nur noch belustigt. »Es ist gegen deine eigenen Interessen«, sagte sie. »Aber ich will dir da trotzdem nicht reinreden.«

      »Wie rücksichtsvoll von dir.« Nicola verzog das Gesicht. »Ich habe noch eine Tiefkühlpizza im Eisfach. Das reicht mir.«

      »Nur eine?«, hakte Lian nach.

      »Nur eine.« Nicolas Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich kann mir keine Vorräte leisten für Besuch, den ich gar nicht erwartet habe. Geschweige denn eingeladen.«

      Etwas ratlos hob Lian eine Hand. »Sieh mal, ich bin dir doch sowieso noch eine Entschädigung schuldig. Willst du das Essen nicht als Entschuldigung annehmen? Und einen schönen Abend?«

      »Na.« Nicola blickte sie schräg von der Seite an. »Das bezweifle ich mit dem schönen Abend. Wir waren ja schon übereingekommen, dass du ganz etwas anderes willst.«

      »Und das wäre kein schöner Abend?« Gespielt enttäuscht schaute Lian sie an. »Ich bin am Boden zerstört. Bisher hatte ich eigentlich keine Klagen in der Beziehung.«

      Nicolas Mundwinkel zuckten. Kann ich mir vorstellen, dachte sie, aber sie sagte es nicht laut. Denn in ihrem Inneren meldete sich doch das eine oder andere Teufelchen, das sie davon zu überzeugen versuchte, Lians bisher angeblich nicht in Frage gestellte Vorzüge auszuprobieren. Schließlich war sie jetzt wieder Single und hatte das Recht dazu.

      »Na gut«, sagte sie. »Lass uns essen gehen. Mehr aber auch nicht.«

      »Wie Sie befehlen, Madame.« Lian verbeugte sich spöttisch. »Ich werde meine tiefempfundenen Gefühle für dich in den Keller verbannen.«

      »Ha! Tiefempfundene Gefühle!« Höhnisch lachte Nicola auf. »Du weißt doch gar nicht, was das ist. Alles, woran dir liegt, ist dein Vergnügen.«

      »Wie gut du mich kennst«, sagte Lian und grinste wieder.

      »Dich vielleicht nicht.« Kurz ließ Nicola ihren Blick über sie schweifen. »Aber Frauen wie dich. Und davon habe ich genug.«

      »Ach, wirklich?« Interessiert hob Lian die Augenbrauen. »Wie wäre es, wenn du mir beim Essen davon erzählst?« Sie hob ihren Arm angewinkelt an, als wollte sie Nicola einladen, sich dort einzuhaken.

      »Bevor ich das kann – falls ich es überhaupt tue –, muss ich mich aber erst noch umziehen«, sagte sie. »Denn so, wie ich jetzt bin, kann ich ja wohl kaum gehen.« Etwas selbstkritisch schaute sie an dem Jogginganzug hinunter, den sie aus Bequemlichkeitsgründen zu Hause trug, und lachte leicht. »Vor allem nicht, wenn du hier im Abendanzug ankommst.« Mit einem Arm wies sie zur Tür. »Und da ich nur ein Zimmer habe, musst du leider draußen warten.«

      »Wie schade.« Lians Lippen zuckten. »Ich liebe Vorspeisen. Da kann man sich so richtig auf das Hauptgericht freuen.«

      »Raus«, sagte Nicola und streckte ihren Arm noch weiter aus. »Sonst bekommst du weder Vorspeise noch Hauptgericht.«

      »Schon gut.« Lian hob die Hände, aber mit einem Gesichtsausdruck, als machte ihr das alles großen Spaß. »Bin schon draußen.« Sie ging zur Wohnungstür und ließ sie tatsächlich hinter sich zuschnappen.

      Nicola durchsuchte das Wenige, das ihr Kleiderschrank hergab, und entschied sich dann für ein Kleid, das sie schon lange nicht mehr getragen hatte. Es entsprach nicht der neuesten Mode, aber sie hatte es immer gemocht. Und es passte gut zu ihren blonden Haaren. Außerdem hatte sie die passenden Schuhe dazu. Was man nicht von vielem in ihrem Kleiderschrank sagen konnte.

      Sie ging unter die Dusche – Lian konnte ruhig warten, und wenn sie das nicht konnte, war Nicola ihr nicht wichtig genug – und zog sich danach sorgfältig an, bis ihr ihr eigenes Spiegelbild gefiel.

      Sie wusste, es würde auch Lian gefallen, aber darum ging es nicht.

      Sie würden nur essen gehen, sonst nichts.

      4

      »Ihr Zucker, Frau Harnoncourt.« Es schien, als hätte Frau Schindler auf der Treppe auf sie gewartet, als Nicola von der Arbeit kam.

      Sie lächelte müde. »Das wäre nicht so eilig gewesen.«

      »Doch, doch.« Frau Schindler hielt die Tasse in die Höhe, die Nicola ihr gegeben hatte. »So etwas vergisst man leicht, wenn man zu lange wartet.«

      Nicola schloss ihre Wohnungstür auf, hatte aber keine Hand mehr frei, die Tasse zu nehmen. Etwas umständlich versuchte sie, die Sachen, die sie trug, neu zu verteilen, da sagte Frau Schindler schon: »Kommen Sie. Ich helfe Ihnen«, nahm ihr eine Tüte ab und marschierte ihr wie selbstverständlich in die Wohnung voraus.

      Und wenn ich jetzt nicht aufgeräumt hätte?

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