Wechselgeld für einen Kuss. Ruth Gogoll

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Wechselgeld für einen Kuss - Ruth Gogoll

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»Stellen Sie sich vor, ich will Pudding machen als Nachtisch, mache das Päckchen auf, und dann erst sehe ich, dass ich keinen Zucker mehr habe. Nun steht alles fast fertig da, die Milch hat schon gekocht, alle warten auf den Pudding, und ich . . .«, sie lachte, »bin mal wieder eine schlechte Hausfrau.« Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf. »Das ist aber nichts Neues, deshalb stört es mich auch gar nicht. Mein Mann und meine Kinder sind sowieso daran gewöhnt.« Ihre Augen strahlten, als hätte sie gerade eine höchst erfreuliche Erfolgsgeschichte erzählt.

      Ganz gegen ihren Willen und ganz sicher entgegen ihrer Stimmung in den letzten Stunden musste auch Nicola lachen. »Ich hole Ihnen schnell den Zucker. Warten Sie kurz.«

      Sie lief rasch in die Küche, griff sich eine Tasse, schüttete den Zucker hinein und brachte die Tasse wieder zur Tür.

      Dort hätte sie sie allerdings fast fallengelassen.

      Frau Schindlers strahlende Augen richteten sich vor der Wohnungstür nämlich gerade auf eine große Frau, die neben ihr stand. »So sportlich möchte ich auch mal sein«, verkündete sie seufzend und warf einen entsagungsvollen Blick auf Nicola, der dann wieder zu Lian zurückschwenkte. »Wie Sie da an den Balkonen hinaufgeklettert sind . . .«

      Natürlich hatte sie das mitbekommen, dachte Nicola. Konnte ja auch gar nicht anders sein.

      »Gut, dass Sie keine Einbrecherin sind«, fuhr Frau Schindler fort. Plötzlich stutzte sie und zog die Stirn kraus. »Sind Sie doch nicht, oder?«, fragte sie etwas verunsichert nach.

      »Nein, bin ich nicht«, erwiderte Lian lächelnd.

      Und schon lachte Frau Schindler wieder. »Na, dann bin ich ja beruhigt. Sonst hätte ich jetzt immer darauf achten müssen, alles abzuschließen, und ich bin doch so furchtbar schusselig.« Sie griff nach der Tasse, die Nicola immer noch in der Hand hielt. »Darf ich? Meine Kinder haben sich so auf den Pudding gefreut.« Sie zwinkerte erst Nicola und dann auch Lian zu. »Und besonders mein Mann. Er ist eigentlich das größte Leckermaul von allen.«

      Auch wenn man ihr ansah, dass sie gern noch geblieben wäre, um mehr über Nicola zu erfahren und vielleicht als spezielles Leckerchen sogar auch noch über Lian, verabschiedete sie sich nun mit der Tasse in der Hand in den ersten Stock hinunter, wo sie wohnte. Auf der Treppe drehte sie sich allerdings noch einmal sehnsuchtsvoll um, als ob es ihr wirklich schwerfiele. Doch dann überwand sie sich und lief eilig die Stufen hinab.

      Diesen kurzen Übergang nutzte Nicola, um sich an den Ärger zu erinnern, der sie stundenlang in Aufregung versetzt hatte, und sie fühlte ihn sofort wieder in sich hochsteigen, bis das brodelnde Gefühl zurückkehrte. »Ich dachte, Sie wollten über den Balkon kommen?«, keifte sie Lian an.

      Lian zuckte die Schultern. »Tja, das wollte ich, aber das letzte Mal war ich dafür noch passender gekleidet.« Sie lachte und wies auf den eleganten Abendanzug, den sie trug. »Nun bin ich es leider nicht mehr.« Etwas spöttisch verzog sie einen Mundwinkel. »James Bond würde natürlich trotzdem an der Fassade hochklettern und hätte hinterher kein Stäubchen auf dem Anzug, aber leider bin ich nicht James Bond. Deshalb wollte ich das meinem Anzug nicht antun.« Sie schmunzelte.

      »Zweifellos sind Sie nicht James Bond«, schnappte Nicola. »Und selbst wenn Sie es wären . . . Als Bond-Girl bin ich nicht geeignet.« Mit einem abweisenden Gesichtsausdruck verschränkte sie die Arme vor der Brust.

      »Das habe ich auch in keiner Weise angenommen«, erwiderte Lian galant. »Dafür sind Sie viel zu intelligent.«

      Diese Bemerkung nahm Nicola ein wenig den Wind aus den Segeln. »Ähm . . . ja«, konnte sie fast nur stottern, was sie maßlos ärgerte. »Kommen Sie rein.« Sie trat zurück, ließ die Wohnungstür offen und ging durch die kleine Diele in das große Zimmer voraus, das gleichzeitig Aufenthaltsraum, Schlafzimmer und Küche war. Die Küchenzeile war ein wenig abgeteilt, und ihr Bett stand in einer Art Nische, aber das war auch alles, was es an Unterteilung gab.

      Warum tue ich das jetzt? dachte sie. Warum lasse ich sie nicht einfach draußen stehen und schlage ihr die Tür vor der Nase zu? Plötzlich musste sie innerlich schmunzeln. Damit sie dann doch noch über den Balkon kommt?

      Kurz stellte sie sich vor, wie die Nachbarn dann die Feuerwehr rufen würden, weil sie alle Einstiegsmöglichkeiten verriegelt hatte und Lian wie ein Klammeraffe an der Fassade hing. Aber das würde sie natürlich nicht. Sie würde vermutlich ganz elegant und James-Bond-mäßig hinunterklettern. Genauso elegant, wie sie gerade in ihrem Anzug vor Nicola stand.

      »Ich war nicht ganz sicher, ob Sie mir überhaupt öffnen würden«, sagte sie jetzt und zeigte beim Lächeln ihre ebenmäßigen weißen Zähne.

      Ob die überkront sind? dachte Nicola. Solche Zähne konnte doch kein Mensch von Natur aus haben. »Hätte ich auch nicht«, gab sie gereizt zurück. »Aber meine Nachbarin wollte sich Zucker leihen.«

      »Da habe ich aber Glück gehabt.« Lians Lächeln hätte wirklich aus der Zahnpastawerbung stammen können.

      Vielleicht war sie das auch, ein Model für Werbung, ging es Nicola durch den Sinn. Gut genug dafür sah sie auf jeden Fall aus. »Haben Sie«, bestätigte sie knapp. »Und was wollen Sie jetzt aus diesem Glück machen?«

      Mit einem suchenden Blick schaute Lian sich um. »Veilchen mögen Sie wohl nicht?«

      Nicola hatte die Veilchen in der Küche stehenlassen, sie wusste nicht, warum. Sie hätte sie natürlich auch in den Mülleimer werfen können, so wütend, wie diese Geste sie gemacht hatte, aber irgendetwas hatte sie davon abgehalten. Vielleicht hatte sie es einfach nur den armen, unschuldigen Blümchen, die ja schließlich nichts für die Unverschämtheit der Frau konnten, von der sie kamen, nicht antun wollen oder können.

      »Etwas anderes war Ihnen wohl zu teuer?«, fauchte sie Lian an. »Hat das Benzingeld, das ich Ihnen gegeben hatte, nicht gereicht?«

      »Siebzehn Cent?« Lian lachte. »Aber zu Ihrem Temperament passen Veilchen wirklich nicht. Das hätte ich bedenken sollen.«

      »Hätten Sie vielleicht«, stimmte Nicola grimmig zu. »Oder Sie hätten gleich darauf verzichten sollen, mir Blumen zu schicken, welcher Art auch immer. Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?« Ihre Augen blitzten Lian an. »Sie haben sich doch nicht etwa irgendetwas davon versprochen?«

      Lian hob die Augenbrauen. »Sollte ich das?« Amüsiert schüttelte sie den Kopf. »Ein Abendessen vielleicht?«, fragte sie. »In einem Restaurant Ihrer Wahl?«

      Das trockene Auflachen, das sich Nicolas Kehle entrang, endete in einem Nicken. »Ja, sicher«, sagte sie. »Ich weiß schon, wie Sie sich das vorstellen. Erst essen, dann zu Ihnen nach Hause. Und dann muss ich das Abendessen abarbeiten, nicht wahr?«

      »Ts, ts, ts.« Lian bewegte einen Finger wie tadelnd durch die Luft. »Was haben Sie nur für eine schmutzige Phantasie. Ich esse gern gut, Sie nicht? Und das tut man im Allgemeinen in einem Restaurant.«

      »Wenn man nicht zu Hause kocht«, blaffte Nicola zurück. »Weil man sich Restaurants nicht leisten kann.«

      »Okay . . .«, erwiderte Lian gedehnt, legte leicht den Kopf schief und betrachtete Nicola kurz. »Dann essen wir eben zu Hause.« Blitzartig griff sie nach Nicolas Taille, zog sie in ihre Arme und küsste sie. »Wenn du es so willst«, fügte sie hinzu, als sie Nicola losließ und wieder einen Schritt zurücktrat.

      Nicola war von dem Kuss so überrascht worden, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, die sie jetzt wieder ausstieß.

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