Wechselgeld für einen Kuss. Ruth Gogoll

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Wechselgeld für einen Kuss - Ruth Gogoll

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können – und sie hatte sich fast schon darauf vorbereitet gehabt –, Lian einen Vortrag zu halten, dass sie keine Frau war, die mit jeder gleich am ersten Abend ins Bett hüpfte, aber dass das gar nicht nötig gewesen war, hatte sie doch etwas ratlos zurückgelassen.

      »Schmeckt’s nicht?«, fragte Marlies auf Hausfrauenart enttäuscht. »Ich weiß, es ist nur Eintopf . . .«

      »Nein, nein.« Schnell nahm Nicola den Löffel, den Marlies ihr hingelegt hatte, und begann zu essen. »Sehr lecker«, gab sie gleich darauf das erwartete Urteil ab, aber es stimmte auch. Marlies konnte wirklich gut kochen, sie musste nicht lügen.

      »Wenn du das nicht magst, hätte ich auch noch Grießpudding.« Lachend wies Marlies auf den zweiten Topf. »Ich habe viel zu viel gemacht. Irgendwie habe ich es nicht so mit Mengen, obwohl ich das nach all den Jahren ja eigentlich wissen sollte. Ich habe immer Angst, ich kriege meine Rasselbande nicht satt.«

      Mittlerweile hatte Nicola die Hälfte ihres Tellers geleert, und es schmeckte ihr immer besser. »Es ist schön, wenn man nach Hause kommt und nicht erst noch kochen muss«, sagte sie lächelnd. »Vor allem nach so einem anstrengenden Tag.«

      »Das glaube ich dir.« Marlies schaute sie mitfühlend an. »Die Kunden sind manchmal schlimm, oder?« Sie lachte wieder. »Ich weiß, dass ich manchmal schlimm bin. Es gibt einfach viel zu viele Sachen zur Auswahl. Ich kann mich nie entscheiden. Und alles kaufen kann man ja nicht.«

      Marlies brachte Nicola zum Lachen, und dafür war sie ihr genauso dankbar wie für das Essen.

      »Na ja, manche können das«, sagte sie immer noch ein wenig lächelnd. »Ich arbeite in einer sehr exklusiven Boutique. Meistens kaufen die Leute da nicht mehr als ein Teil auf einmal. Allerdings gibt es auch welche«, sie seufzte, »die sich da austoben, als wären die Sachen im Sonderangebot auf einem Wühltisch.«

      »So viel Geld möchte ich mal haben!« Marlies lachte.

      »Ich auch.« Nicolas Gesichtsausdruck wurde etwas starr. »Aber man kann eben nicht alles haben.«

      »Stimmt auch wieder.« Marlies sah so aus, als würde sie ernsthaft über dieses Rätsel nachdenken. Aber ein anderes beschäftigte sie anscheinend noch mehr. »War diese große Frau, die gestern die Fassade hochgeklettert ist, eine Kollegin von dir?«

      Wenn Nicola nicht so müde gewesen wäre, hätte sie sich schon längst gewundert, wann diese Frage – oder eine andere in der Art – kommen würde. Vielleicht hatte Marlies sie auch hauptsächlich deshalb eingeladen. »Nein«, sagte sie. »Keine Kollegin. Nur eine . . . Bekannte.«

      Sie musste wirklich darüber nachdenken. Was war Lian eigentlich? Sie hatten gestern einen richtig schönen Abend miteinander verbracht, wie Lian es versprochen hatte. Aber warum? Was bezweckte Lian damit?

      »Na, du hast ja vielleicht Bekannte!«, lachte Marlies. »Ich habe noch nie jemanden getroffen, der einfach so eine Fassade raufklettern kann.«

      »Ich auch nicht«, sagte Nicola. »Lian ist –« Sie brach ab.

      »Lian?« Marlies runzelte die Stirn. »Ist das ihr Name? Habe ich noch nie gehört.«

      Nicola zuckte die Schultern. »Es gibt ja immer so Moden . . . Vielleicht gab es da mal eine Phase. Wie Kevin bei den Jungs.«

      »Nein, kann mich nicht erinnern«, sagte Marlies. »Wir haben ja öfter mal nach Kindernamen gesucht. Immerhin habe ich drei.« Sie lachte. »Was ist sie denn von Beruf?«, schoss sie gleich die nächste Frage ab und hob neugierig die Augenbrauen. »Hat das vielleicht irgendwas mit Bergklettern zu tun oder so?«

      »So gut kenne ich sie nicht.« Wenn das so weiterging, konnte sie bei jeder Frage nur die Schultern zucken, dachte Nicola.

      »Schlecht verdienen kann sie jedenfalls nicht«, meinte Marlies mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck, als ob sie jetzt in Gedanken alle gutbezahlten Berufe durchginge, um einen zu finden, der zu Lian passte. »Der Wagen, den sie fährt, ist nicht ganz billig.«

      »Woher weißt du –?« Nicola unterbrach sich selbst. »Ach ja, natürlich.«

      »Sie hat dich doch gestern Abend abgeholt«, gab Marlies da auch schon die Antwort. »Zuerst hatte ich ja nicht vorn rausgeguckt, hab sie erst gesehen, als sie hier hochgeklettert ist, aber als sie dann abends wiederkam . . . so schick angezogen . . .«

      »Ja, wir sind essen gegangen.« So müde, wie sie war, war Nicola ein leichtes Opfer für so eine Befragung. »Aber ich habe sie erst gestern kennengelernt, und weil ich meinen Schlüssel in der Wohnung liegengelassen hatte, hat sie mir geholfen.« Sie verschwieg, dass das schon das zweite Mal gewesen war gestern, denn sie wollte sich bei Marlies nicht gleich als der Schussel vom Dienst einführen. »Deshalb kenne ich sie nicht besonders gut.«

      »Du kannst einen Schlüssel bei mir lassen«, bot Marlies sofort an. »Falls das noch mal passiert. Ist doch immer wieder mal möglich.«

      Nicola nickte erschöpft und legte ihren Löffel beiseite, weil ihr Teller nun leer war.

      »Noch mehr Suppe?«, fragte Marlies. »Oder Grießpudding?«

      »Nein, danke.« Auf einmal hatte Nicola das Gefühl, sie würde gleich vom Stuhl fallen. »Ich glaube, ich muss ins Bett.«

      »Jetzt schon?«, fragte Marlies. »Ist es gestern Abend so spät geworden?«

      »Gar nicht.« Selbst erstaunt schüttelte Nicola den Kopf. »Ich glaube, ich werde krank. Muss mir irgendwas eingefangen haben.«

      Sie versuchte aufzustehen, plumpste aber gleich wieder auf den Stuhl zurück. Dann versuchte sie es ein zweites Mal, indem sie sich auf dem Tisch abstützte, und schaffte es gerade so, mit wackligen Knien stehenzubleiben.

      »Das sieht nicht gut aus«, stellte Marlies mit fachkundig mütterlichem Blick fest. »Ich werde dir gleich einen Tee kochen. Aber zuerst mal bringe ich dich zurück.«

      Nicola hatte dazu offensichtlich nichts mehr zu sagen, ließ sich willenlos von Marlies in ihre eigene Wohnung bringen und wie ein kleines Kind ins Bett packen.

      »Tee kommt gleich!«, verkündete Marlies beim Hinausgehen. Sie hatte sich Nicolas Schlüssel schon geschnappt. »Und ein Wadenwickel könnte auch nicht schaden. Ich glaube, du hast Fieber.«

      Das fehlt mir gerade noch, ging es Nicola in einem letzten nebelverhangenen Gedanken durch den Kopf, dann konnte sie gar nichts mehr denken, denn es wurde schwarz um sie.

      5

      »Wer bist du, Lian?« Nicola sprach in den Nebel hinein, der ihre Gedanken immer noch umfing.

      Wie immer lachte Lian nur amüsiert, als würde sie das alles nicht ernstnehmen, Nicola nicht und die ganze Welt nicht. »Warum willst du das wissen?«, fragte sie zurück.

      Das war eine Frage, die sich auch Nicola stellte. Hatte sie sich nicht vorgenommen, sich nicht so schnell wieder auf etwas einzulassen? Und dann kam Lian . . .

      Nicola wusste, dass das genau ihr Fehler war, dass sie Frauen wie Lian attraktiv fand. Nun ja, das war sie, äußerlich, aber über ihre inneren Werte sagte das nichts aus. Hatte sie das nicht schon einmal schmerzvoll erfahren müssen?

      Schmerzvoll. Schmerz. Schmerz.

      Sie

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