Kein Drummer zum Küssen. Jennifer Schreiner

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Kein Drummer zum Küssen - Jennifer Schreiner Zum Küssen

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verschwand zumindest der letzte Eindruck, als sich sein Blick umwölkte und er energisch den Kopf schüttelte. »Ich bin ganz zufällig glücklich mit meinem Aussehen.«

      »Weil es Alex Roth ärgert?«, gestikulierte ich und Niobe wiederholte meine Frage laut, während »das Tier« erst ihr ein Glas in die Hand drückte und dann zu mir trat.

      »Ja, Kleines«, meinte er und nutzte seine Größe, indem er demonstrativ auf mich herabblickte. »Weil es Alex ärgert.«

      Jacob roch nach Vanille und süßlichem Rauch – und das ließ mich deutlich wissen, dass mir der Rockstar zu nahe war. Viel zu nahe. Und er wusste es genau, wusste, wie man jemanden einschüchterte!

      Unwillkürlich musste ich daran denken, dass keine Sau wusste, wo Niobe und ich waren: Irgendwo im Nirgendwo.

      Niobe fing sich schneller als ich und meinte entschieden: »Ohne visuelle Aufbereitung sind wir raus!«

      Jacob verharrte in der Bewegung und sah Niobe genauso ungläubig an wie ich. Doch im Gegensatz zu mir fing er an zu lachen. »Weil ich nicht bereit bin, mich zu verändern?«

      Ich sah Niobe strafend an, doch sie schien es ebenso wenig zu merken, wie die Tatsache, dass sie eben weit über jedes Ziel hinausgeschossen war. Unter meiner wütenden Beobachtung setzte sie sogar noch einen drauf: »Der Bart macht es meiner Partnerin beinahe unmöglich dich zu verstehen, weil sie aufs Lippenlesen angewiesen ist.«

      Jacobs Blick irrte zu mir und ich nickte innerlich. Niobe hatte tatsächlich ein gutes Argument gebracht. Der Drummer wischte es mit einer Handbewegung zur Seite. »Dafür bist du da.«

      Jacob sah auf meine Gesten, die Niobe ignorierte. Im Moment war ich förmlich versucht, sie anzufallen. Etwas, was Jacob zu spüren schien, sie aber nicht, denn er wandte sich zu mir und entließ mich betont langsam und deutlich in eine schöne und entspannte Nacht, ohne seine schlechte Laune, die überraschenderweise mir persönlich zu gelten schien, zu verbergen.

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      Verwirrt und ein wenig gekränkt machte ich mich allein auf, das Haus zu erkundigen. Ich fand die Küche, machte mir eine dieser eher schrecklichen fünf Minuten Suppentöpfchen und schenkte mir ein Wasser ein, rollte meinen Koffer auf eines der Zimmer, räumte die Kleidung in den Schrank und liebäugelte einen Augenblick mit dem Fernseher, bevor mir einfiel, dass ich ja taub war. Ich sah mich in dem kleinen, aber fein eingerichteten Raum um: Bett, Nachttisch, Kleiderschrank, Badezimmer. Auf dem Nachttisch das obligatorische Telefon. Mein Blick glitt zurück zum Fernseher. Neben dem Gerät lag ein Bademantel, ein Saunatuch und weiße Badeschluffen. Es gab also eine Sauna und mindestens einen Whirlpool. Irgendwo auf der anderen Seite des Hauses diskutierten Niobe und Jacob inzwischen lautstark miteinander. Ich konnte zwar kein einziges Wort erkennen, jedoch würde ich mich hüten, in Niobes Nähe zu kommen. Aber wie sollte ich in dieser Stimmung schlafen?

      Wieder fielen mir die weißen, flauschigen Wellnesssachen ins Auge.

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      Ich blieb in der Tür stehen und starrte die Frau an, die meine Lieblingsbank besetzt hatte. Hatte ich sie nicht fortgeschickt?

      Aber nein, dort saß Miss-Perfekt-Barbie, sittsam in ihr Saunatuch gewickelt und genoss die wohlige Wärmekabine, die ich bereits bei unserer Ankunft vorgeheizt hatte. Als sie die Augen aufschlug, wurde mir klar, dass sie genauso wenig über meine Anwesenheit erfreut war, wie ich über ihre.

      »Du bist nur taub, nicht stumm, oder?« Ich musterte sie und gab mir Mühe nicht herablassend zu klingen, während ich mich neben sie setzte. Rache wurde am besten ohne Vorwarnung serviert!

      Sie nickte huldvoll und allein diese Geste reicht, um jeden Gedanken daran, dass sie vielleicht etwas anderes als böse Absichten hatte, verfliegen zu lassen. »Sag mal was?!«

      »Wieso, scheint doch vergebliche Liebesmühe zu sein«, behauptete sie herausfordernd.

      Ihr Blick hing wie gebannt an mir und meinen Lippen und nur zu gerne hätte ich gewusst, was sie über mich dachte. Stattdessen begnügte ich mich mit einer weiteren Frage: »Du hättest deiner Kollegin vorhin am liebsten den Kopf abgerissen, oder?«

      Sie sah mich mit gerunzelter Stirn an und ich wiederholte meine Frage langsam und deutlich – ganz ohne ihr den hübschen Hals umzudrehen.

      »Ja«, gab sie zu.

      »Wieso hast du sie nicht unterbrochen?«

      Blondie zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht, oder es war ihr egal. Ihre Worte ließen auf Letzteres schließen: »Wieso ist dir das wichtig?«

      »Ich will wissen, ob ich dich in meiner Nähe ertragen kann.«

      Obwohl sie mich immer noch anstarrte, gab sie mir durch eine Geste zu verstehen, dass ich den Satz wiederholen sollte. Ich seufzte leise und setzte mich neben sie. Wie konnte jemand so hübsches nur so … daneben sein?

      Unwillkürlich begannen meine Finger einen kleinen, nervösen Rhythmus zu klopfen.

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      Natürlich wiederholte Jacob seinen Satz nicht. Stattdessen trommelte er auf der Sitzbank herum und streifte dabei meine Finger. Ich zog meine Hand fort und verfluchte ihn im Stillen, weil er mir schon wieder zu nahe war. Durch seine Nähe wurde mir nervtötend intensiv bewusst, dass er halbnackt war – und ich auch.

      »Es würde vielleicht helfen, wenn du die Ohropax rausnimmst«, gestikulierte er plötzlich und ich starrte blinzelnd auf seine Hände. Hatte er eben …?

      In der nächsten Sekunde wurden meine langen Haare nach hinten gestrichen und Jacob musterte mich wie etwas besonders Ekeliges, das sich in seine Sauna verirrt hatte.

      »Erklärung«, verlangte er nonverbal.

      »Das gehörte zu dem Spiel, das wir für dich aufbauen wollten – um dich nicht abzulenken.«

      »Es ist eine verdammte Lüge!«, meinte er und seine Stimme war bar jeder Freundlichkeit.

      »Bei einem Office-Escort-Spiel geht es um Fantasie und darum, Wünsche zu erfüllen. Man muss sich darauf einlassen«, erklärte ich erzwungen geduldig, aber seriös.

      Jacob starrte mich an, seine Augen dunkel und unergründlich. Dann entfernte er kommentarlos und ohne mich zu fragen die weichen Stöpsel, die ich trug, um halbwegs glaubwürdig taub spielen zu können, aus meinen Ohren.

      »Dann war das Spiel Scheiße!«, meinte er. Er klang überheblich und genau wie ich mir einen Rockstar immer vorgestellt hatte. Korrektur: Genau wie ich wusste, dass Rockstars waren.

      »Vielleicht wäre es okay gewesen, wenn ich nicht ganz zufällig eine taubstumme Mutter hätte«, meinte Jacob einlenkend. Offenbar erwartete er keine Entschuldigung oder eine Antwort, denn er stellte sofort eine weitere Frage: »Wieso also habe ich zwei Mädchen bekommen, wenn ich eigentlich eines wollte?« Er sah mich an und zum ersten Mal fiel mir auf, dass er schöne Augen hatte. Doch es war seine Warnung, die mich nachdenklich werden ließ: »Zu einem Spiel mit mir gehört Ehrlichkeit!«

      Ich dachte kurz über seine Worte nach

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