Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler. Giorgio Vasari

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler - Giorgio Vasari страница 13

Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler - Giorgio Vasari

Скачать книгу

hatten und denselben Beruf, in Sitten und Kunst aber ganz unterschiedlich veranlagt waren, denn während Paolo sich bescheiden und ausgesprochen tüchtig gab, taugte Mino um einiges weniger, war dabei aber so anmaßend und überheblich, daß er neben einem Höchstmaß an Hochmut auch die eigenen Arbeiten völlig unrechtmäßig mit Worten in den Himmel hob.3 Als Papst Pius II.4 bei dem römischen Bildhauer Paolo eine Skulptur in Auftrag gab, begann jener ihm aus Neid derart zuzusetzen und ihn so zu drangsalieren, daß Paolo sich als der aufrechte und zutiefst bescheidene Mann, der er war, unweigerlich gekränkt fühlen mußte. Wutschnaubend drängte Mino darauf, mit Paolo um tausend Dukaten zu wetten und wie er eine Figur auszuführen. Im Wissen um Paolos Charakter, der Unannehmlichkeiten mied, brachte er dies mit ordentlicher Anmaßung und Dreistigkeit vor, weil er davon ausging, daß dieser sich niemals auf so einen Pakt einlassen würde. Paolo nahm die Herausforderung jedoch an und Mino, der seinen Schritt schon halb bereute, wettete hundert Dukaten, bloß um seine Ehre zu retten. Als die Skulptur dann fertig war, bekam Paolo, außerordentlich und vortrefflich, wie er war, den Vorzug; und Mino wurde als jene Art Künstler enttarnt, die mit Worten tüchtiger war als mit Werken.

      Von Minos Hand stammen in Monte Cassino, der Klosteranlage der Schwarzen Mönche im Königreich Neapel, ein Grabmal und in Neapel einige Werke aus Marmor;5 in Rom die Heiligen Petrus und Paulus am Fuß der Treppe von Sankt Peter6 und in Sankt Peter das Grabmal von Papst Paul II.7 Die Skulptur hingegen, die Paolo in Konkurrenz zu Mino schuf, war der Heilige Paulus, den man am Anfang der Engelsbrücke auf einem Sockel aus Marmor sieht und der lange Zeit unbeachtet vor der Kapelle von Sixtus IV. gestanden hat.8 Späterhin begab es sich, daß Clemens VII.9 sich diese Figur eines Tages besah und sie ihm, der von diesen Dingen etwas verstand und sie zu beurteilen wußte, sehr gefiel. Er beschloß daher, einen Heiligen Petrus derselben Größe ausführen zu lassen und gleichzeitig am Eingang der Engelsbrücke zwei kleine Kapellen aus Marmor, die jenen beiden Aposteln geweiht waren, abzureißen, weil sie den Blick auf die Burg verstellten, und dort die beiden Statuen aufzustellen.10

      Im Werk des Antonio Filarete steht zu lesen,11 daß Paolo nicht nur Bildhauer, sondern auch ein fähiger Goldschmied war und in Teilen die zwölf Apostel aus Silber gearbeitet hat, die vor der Plünderung Roms auf dem Altar der päpstlichen Kapelle standen12 und an deren Ausführung auch Niccolò della Guardia13 und Pietro Paolo da Todi14 mitwirkten, die Paolos Schüler waren und späterhin zu ordentlichen Bildhauer-Meistern wurden, wie man es an den Grabmälern von Papst Pius II. und [Papst Pius] III. sehen kann, in denen diese beiden Päpste naturgetreu porträtiert sind.15 Von der Hand derselben findet man Medaillen mit den Abbildern von drei Kaisern und anderen herausragenden Persönlichkeiten.16 Besagter Paolo schuf außerdem die Statue eines waffentragenden Mannes zu Pferd, die heute in Sankt Peter in der Nähe der Kapelle des Heiligen Andreas auf der Erde steht.17 Ein Schüler von Paolo war Giancristoforo Romano, der ein tüchtiger Bildhauer war; von seiner Hand stammen einige Werke in Santa Maria in Trastevere und andernorts.18

      Chimenti Camicia, über dessen Herkunft man nicht mehr weiß, als daß er Florentiner war,19 stand in Diensten des ungarischen Königs,20 für den er Paläste, Gärten, Brunnen, Sakralbauten, Festungen und viele weitere bedeutende Gebäude schuf, mit Verzierungen, Schnitzwerk, aufwendig gearbeiteten Holzdecken und anderen Dingen dieser Art mehr, die von Baccio Cellini21 mit großer Sorgfalt ausgeführt wurden.22 Aus Liebe zu seiner Heimat kehrte Chimenti im Anschluß an diese Werke nach Florenz zurück und schickte dann einige Gemälde von der Hand Berto Linaiuolos23 an Baccio, der dort geblieben war, damit er sie dem König überreichen möge, Werke, die in Ungarn als wunderschön galten und von jenem König hoch gelobt wurden. Nachdem besagter Berto (auch dies will ich über ihn nicht verschweigen) mit schönem Stil etliche Bilder gemalt hatte, die in vielen Häusern der Stadtbevölkerung zu finden sind,24 starb er in der Blüte seines Schaffens und machte die in ihn gesetzten Hoffnungen auf einen Schlag zunichte.25 Um aber auf Chimenti zurückzukommen, war dieser noch nicht lange in Florenz, als er nach Ungarn zurückkehrte, wo er weiterhin im Dienst des Königs stand; als er dann die Donau hochfuhr, um Entwürfe für Mühlen auszuarbeiten, zog er sich vor Erschöpfung eine Krankheit zu, die ihn innerhalb weniger Tage aus dem Leben scheiden ließ. Die Werke dieser Meister entstanden etwa um 1470.

      Zur selben Zeit lebte und wohnte in Rom unter dem Pontifikat von Papst Sixtus IV.26 der Florentiner Baccio Pontelli,27 der es dank reicher Erfahrung in architektonischen Belangen verdient hat, von besagtem Papst bei jedem seiner Bauprojekte eingesetzt zu werden. Nach seinem Entwurf wurde folglich die Kirche und der Konvent von Santa Maria del Popolo errichtet28 und in ihrem Inneren einige reich verzierte Kapellen, im Besonderen jene von Domenico della Rovere, dem Kardinal von San Clemente und Neffen jenes Papstes.29 Derselbe ließ nach einem Entwurf von Baccio im Borgo Vecchio einen Palast bauen, der damals als ein sehr schönes und wohlgeplantes Gebäude galt.30 Jener schuf unterhalb der Räume von [Papst] Nikolaus die große Bibliothek31 und im Palast die sogenannte Sixtinische Kapelle, die mit schönen Malereien ausgeschmückt ist.32 Er stellte außerdem den Bau des neuen Krankenhauses von Santo Spirito in Sassia wieder her, das 1471 bis fast auf die Grundmauern abgebrannt war, und fügte noch eine sehr lange Loggia hinzu und auch sonst all die nützlichen Annehmlichkeiten, die man sich nur wünschen kann. Im Inneren ließ er über die gesamte Länge des Krankenhauses Szenen aus dem Leben von Papst Sixtus malen, und zwar von der Geburt bis hin zur Fertigstellung jenes Gebäudes beziehungsweise sogar bis zu seinem Lebensende.33 Er baute auch die Brücke, die nach dem Namen jenes Papstes Ponte Sisto genannt wird und als vortreffliches Werk gilt, weil Baccio ihr so kräftige Widerlager gab und die Lasten so gut verteilte, daß sie extrem widerstandsfähig ist und ein ausgezeichnetes Fundament besitzt.34 Im Heiligen Jahr 1475 baute er außerdem in ganz Rom viele neue kleine Kirchen, die am Wappenschild von Papst Sixtus zu erkennen sind, darunter insbesondere Santi Apostoli,35 San Pietro in Vincoli36 und San Sisto.37 Und für Kardinal Guglielmo, den Bischof von Ostia,38 schuf er das Modell für seine Kirche und auch für die Fassade und die Treppen, so wie man sie heute sieht.39 Etliche behaupten, daß der Entwurf für die Kirche San Pietro in Montorio in Rom von Baccios Hand stammen würde, ich kann allerdings nicht mit Sicherheit bestätigen, daß dem so ist.40 Jene Kirche wurde auf Kosten des Königs von Portugal fast zur selben Zeit erbaut, als die spanische Gemeinde die Kirche San Jacopo in Rom errichten ließ.41 Baccios Talent wurde von jenem Papst so hoch geschätzt, daß er kein Bauvorhaben ohne seinen Rat durchführte. Aus diesem Grund schickte er im Jahr 1480, als er vom drohenden Einsturz der Kirche und des Klosters von San Francesco in Assisi hörte, Baccio dorthin, welcher zur Ebene hin eine mächtige Stützmauer ausführen ließ und diesen herrlichen Bau damit vollständig absicherte. Und an einem Strebepfeiler ließ er die Statue jenes Papstes anbringen, der wenige Jahre zuvor in jenem Kloster viele Wohnräume und Säle hatte errichten lassen, die neben ihrem prächtigen Aussehen am Wappen besagten Papstes zu erkennen sind, das man dort sieht. Im Innenhof befindet sich ein weiteres, das sehr viel größer ist als die anderen und einige lateinische Verse zum Lob jenes Papstes Sixtus IV. trägt, der mit vielerlei Zeichen bewies, daß er jenen heiligen Ort in großer Verehrung hielt.42

      Einleitung zum Leben des Benozzo Gozzoli

      Giorgio Vasari stellt uns mit Benozzo Gozzoli einen fleißigen Maler vor, der Großes geleistet habe. Auch wenn er im disegno nicht der Beste gewesen sei, so habe er mit seinem Arbeitseifer doch alle anderen Künstler seiner Zeit übertroffen. Gleich zu Beginn betont der Biograph die Mühen, die der Florentiner auf dem »Pfad der Tugend« (strada della virtù) auf sich nahm, und spart nicht mit Lob: Ein Werk von »ungeheuerlichster Art« (opera terribilissma) sei da entstanden, geschaffen mit »größter Erfindungskraft« (invenzione grandissima); Bewertungsmodi, die im Cinquecento auch Michelangelo zur Ehre gereichten. All dieses Lob bezog sich auf die Freskierung des Camposanto

Скачать книгу