Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler. Giorgio Vasari

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Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler - Giorgio Vasari

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Vergleich zu vielen anderen, die ihn im disegno überlegen waren, nicht besonders vortrefflich, so übertraf er mit seinem Arbeitseifer doch alle anderen seiner Zeit, weil ihm in der Fülle seiner Werke durchaus auch ein paar gute gelangen. In Florenz malte er in seiner Jugend für die Bruderschaft von San Marco die Tafel für den Altar3 und in San Frediano einen sterbenden Heiligen Hieronymus, der im Zuge der Instandsetzung der Kirchenfassade längs der Straße zerstört worden ist.4 In der Kapelle des Medicipalastes freskierte er die Geschichte der Heiligen Drei Könige5 und in Aracoeli in Rom schuf er in der Cesarini-Kapelle Szenen mit dem Heiligen Antonius von Padua, wo er Kardinal Giuliano Cesarini und Antonio Colonna naturgetreu porträtierte.6 Außerdem schuf er im Turm der Conti, und zwar über einer Durchgangstür, das Fresko einer Madonna mit vielen Heiligen;7 und in Santa Maria Maggiore in einer Kapelle linker Hand vom Haupteingang der Kirche viele Figuren in Fresko, die angemessen gelungen sind.8

      Aus Rom nach Florenz zurückgekehrt, begab Benozzo sich nach Pisa, wo er auf dem Friedhof, den sie Camposanto nennen, neben dem Dom die Fläche einer Mauer gestaltete, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes hinzieht und auf der er mit großem Erfindungsreichtum Szenen aus dem Alten Testament darstellte.9 Dabei handelt es sich, man darf das sagen, um ein wirklich ungeheuerliches Werk, sieht man darin doch alle Szenen der Erschaffung der Welt, die Tag für Tag wiedergegeben sind. Es schließen sich die Arche Noahs und die Überschwemmung der Sintflut an, die er mit wunderschönen Kompositionen und großem Figurenreichtum wiedergegeben hat.10 Daneben Nimrods hochmütiger Turmbau,11 der Brand von Sodom und anderer benachbarter Städte12 und die Szenen mit Abraham, in denen es wunderschöne Gemütsregungen zu beobachten gibt, denn obgleich Benozzo die Figurenzeichnung nicht besonders gut beherrschte, demonstrierte er in der Opferung Isaaks doch effektvoll seine Kunst, weil er dort einen verkürzt gemalten Esel so plazierte, daß er sich in beide Richtungen zu wenden scheint, was als eine wunderbare Sache gilt.13 Es folgt die Geburt Mose mit den vielen Zeichen und Wundern, bis zu der Zeit, als er sein Volk aus Ägypten führte und viele Jahre lang in der Wüste ernährte.14 Diesen fügte er alle jüdischen Szenen bis zur Zeit von David und seinem Sohn Salomon hinzu.15 Und in dieser Arbeit hat Benozzo eine wirklich mehr als kühne Haltung gezeigt, als er solch eine große Unternehmung, die einer ganzen Legion von Malern zu Recht Angst eingeflößt haben würde, komplett alleine gestaltet und zur Vollendung gebracht hat.16 Und weil er dafür unglaublichen Ruhm erntete, hat man ihm verdientermaßen in der Mitte des Werks folgendes Epigramm gesetzt:

      WAS BETRACHTEST DU VÖGEL, FISCHE UND SONDERBARE WILDE TIERE UND GRÜNE WÄLDER UND HIMMELHOHE HÄUSER

      UND KNABEN, JÜNGLINGE, MÜTTER UND ERGRAUTE GROSSELTERN,

      DENEN LEBENDIGE ANMUT UNVERGÄNGLICH IM ANTLITZ ATMET?

      NICHT HAT DIESE BILDER MIT [IHREN] SO VERSCHIEDENARTIGEN GESTALTEN GEFORMT

      DIE NATUR, DIE JA DURCH IHR WESEN ZUR HERVORBRINGUNG BEFÄHIGT IST.

      ES IST DAS WERK EINES KÜNSTLERS; BENOZZO HAT DIESE LEBENDIGEN MIENEN GEMALT.

      IHR HIMMLISCHEN, LASST NUN LEBENDIGE LAUTE AUS [IHREN] MÜNDERN FLIESSEN.17

      Im ganzen Werk sind zahllose nach dem Leben gemalte Porträts verteilt, weil man aber nicht über alle Nachricht hat, werde ich nur jene nennen, die ich darin als bedeutende Persönlichkeiten wiedererkannt habe oder an die ich mich in irgendeiner Form erinnere. So sind in der Szene, in der die Königin von Saba zu Salomon geht, unter mehreren Prälaten Marsilio Ficino, der hochgelehrte Grieche Argyropulos18 und Battista Platina wiedergegeben, den er zuvor schon in Rom porträtiert hatte,19 dazu er selbst in Gestalt eines schon betagten kahlen Mannes zu Pferd, mit schwarzem Barett und einem weißen Papier in der Krempe, vielleicht ein Zeichen, oder weil er darauf seinen Namen schreiben wollte.20

      In derselben Stadt Pisa malte er für die Nonnen von San Benedetto a Ripa d’Arno alle Episoden aus dem Leben jenes Heiligen21 und in der Bruderschaft der Florentiner, die ihren Sitz damals an der Stelle hatte, an der heute das Kloster San Vito steht, auch das Tafelbild und viele andere Malereien.22 Im Dom malte er hinter dem Stuhl des Erzbischofs auf eine kleine, in Tempera ausgeführte Tafel den Heiligen Thomas von Aquin und eine unendliche Zahl von Gelehrten, die über seine Werke disputieren, darunter die Porträts von Papst Sixtus IV. und einer Reihe von Kardinälen und vieler Oberhäupter und Generäle verschiedener Orden; und dies ist das am meisten vollendete und beste Werk, das Benozzo je geschaffen hat.23 Im Sitz der Dominikanermönche Santa Caterina in derselben Stadt schuf er zwei Tafeln in Tempera, die an ihrem Stil bestens zu erkennen sind;24 eine weitere schuf er in der Kirche San Nicola25 und noch zwei andere in Santa Croce außerhalb von Pisa.26 Auch gestaltete er noch als junger Mann in der Pieve von San Gimignano gegenüber der Hauptkapelle den Altar vom Heiligen Sebastian im Zentrum der Kirche.27 Und im Ratssaal gibt es ein paar Figuren, die teilweise von seiner Hand stammen, teilweise aufgrund ihres Alters von ihm restauriert worden sind.28 Für die Mönche des Konvents von Monte Oliveto auf demselben Territorium schuf er ein Kruzifix und weitere Malereien;29 das beste Werk aber, das er an jenem Ort schuf, waren in Sant’Agostino in der Hauptkapelle einige Fresken des Heiligen Augustinus, will heißen von der Bekehrung bis zum Tod,30 ein Werk, das sich, von seiner Hand gezeichnet, vollständig in unserem libro befindet, zusammen mit vielen Blättern der obengenannten Szenen aus dem Camposanto in Pisa.31 Auch in Volterra schuf er einige Werke, die aber nicht weiter erwähnenswert sind.32

      Weil es zu der Zeit, als Benozzo in Rom tätig war, dort einen anderen Maler namens Melozzo gab, der aus Forlì stammte,33 haben viele, als sie den Namen Melozzo geschrieben fanden und die Zeiten miteinander verglichen, geglaubt, Melozzo müsse Benozzo meinen. Darin irren sie sich aber, weil besagter Maler zur selben Zeit lebte und sich intensiv mit der künstlerischen Materie beschäftigte, wobei er besondere Hingabe und Sorgfalt auf die Wiedergabe von Verkürzungen verwendete, wie man es in der Apsishalbkuppel über dem Hauptaltar von Santi Apostoli in Rom sehen kann, wo zur Verzierung des Werks in einem perspektivisch verkürzten Fries einige Figuren beim Traubenernten und ein Faß gezeigt sind, die viel Gutes haben.34 Noch deutlicher sieht man dies allerdings in der Himmelfahrt Jesu Christi inmitten eines Reigens von Engeln, die ihn in den Himmel geleiten, wo die Christusfigur so gut verkürzt ist, daß sie die Wölbung zu durchstoßen scheint, und gleiches gilt für die Engel, die mit vielfältigen Bewegungen durch jenen Luftraum kreisen. Auch die Apostel unten auf der Erde sind in unterschiedlichen Haltungen derart gut verkürzt, daß es ihm damals wie heute viel Lob von den Künstlern eingebracht hat, die aus seinen Bemühungen viel lernen konnten. Auch war er ein großartiger Perspektivenmaler, wie es die gemalten Gebäude in diesem Werk zeigen, das ihm Kardinal Riario, der Neffe von Papst Sixtus IV., in Auftrag gegeben hat und ihn dafür reich belohnte.35

      Um aber zu Benozzo zurückzukehren, fand dieser geschwächt durch die Jahre und Mühen im Alter von achtundsiebzig Jahren schließlich seine wahre Ruhestätte in der Stadt Pisa, wo er in einem Häuschen wohnte, das er sich dort während seines langen Aufenthaltes in der [Via] Carraia di San Francesco gekauft hatte, ein Haus, das er dann sterbend seiner Tochter hinterließ.36 Und von der ganzen Stadt betrauert, wurde er im Camposanto ehrenvoll beigesetzt, mit folgendem Epitaph, das man dort noch lesen kann:

      DIESE GRABSTÄTTE IST DIE DES BENOZZO VON FLORENZ, DER DIESE GESCHICHTEN HIER IN DER NÄHE GEMALT HAT. DIE FREUNDLICHKEIT DER PISANER HAT SIE IHM GESTIFTET. 1478.37

      Benozzo hat als wahrer Christenmensch immer höchst sittsam gelebt und sein ganzes Leben mit ehrenvoller Arbeit verbracht. Dafür und für seinen guten Stil und seine Qualitäten war er in jener Stadt über einen langen Zeitraum wohlangesehen. Als seine Schüler hinterließ er den Florentiner Zanobi Machiavelli und andere, die nicht weiter erwähnenswert sind.38

      Ende

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