Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler. Giorgio Vasari

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Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler - Giorgio Vasari

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      Einleitung zum Leben des Francesco di Giorgio und des Lorenzo di Pietro, genannt Vecchietta

      Vasaris mangelndes Interesse an der mit Florenz seit jeher rivalisierenden Stadt Siena, die zwischen der ersten und zweiten Edition der Vite ihre politische Eigenständigkeit an Florenz verlor, wird in der Doppelvita von Francesco di Giorgio und Lorenzo di Pietro (genannt Vecchietta) in den knappen Ausführungen, den vielen Auslassungen und den teilweise fehlerhaften Zuschreibungen offensichtlich. Positive Bemerkungen über die südtoskanische Stadt, die man in der ersten Vitenausgabe von 1550 noch finden konnte, wurden getilgt, etwa daß dort viele hochgelobte Künstler miteinander konkurrieren würden. Dieser die Künste fördernde Status galt 1568 nur noch für Florenz und Rom.

      Schon in der ersten Edition hatte Vasari Francesco di Giorgio und Vecchietta je nur eine kurze Abhandlung gewidmet. In der 1568er Ausgabe fügte er sie zusammen, wobei er Francescos Teil wichtige neue Informationen und den Titelholzschnitt mit seinem Bildnis hinzufügte, die Ausführungen zu Vecchiettas Werken aber nahezu unverändert beließ. Während die beiden Künstler in der ersten Edition also separat und durch etliche andere Künstlerviten chronologisch voneinander getrennt aufgeführt worden waren, entsteht nun der Eindruck, Vecchietta sei jünger als Francesco di Giorgio gewesen. Dieser war jedoch fast dreißig Jahre früher als Francesco in Siena geboren und hatte bereits eine Generation vor diesem bedeutende Aufträge in der Stadt erhalten. Vasari, der beider Leben 1480/82 beendet sah, kannte schlichtweg die richtige Reihenfolge nicht.

      Ein häufig vermutetes Lehrer-Schüler-Verhältnis der beiden vielseitigen Künstler ist nicht direkt nachweisbar, doch mögen Francesco und sein Kompagnon Neroccio di Bartolomeo de’ Landi Verrocchios Werkstatt mit eigenen Rechten angehört haben. Dokumentiert ist lediglich eine Zusammenarbeit im Jahr 1460, als sie von der Dombauhütte in Siena gemeinsam für handwerkliche Tätigkeiten bezahlt wurden.

      Vasari strich beim Zusammenfügen ihrer Biographien die jeweiligen moralisierenden Eingangspassagen der ersten Edition und stellt beide Künstler als herausragende Bildhauer vor. Ihre Werke in der Malerei ignoriert er nahezu gänzlich, obwohl Vecchietta seine Skulpturen gerne mit seinem Namen und dem Zusatz »Maler« und umgekehrt seine Gemälde mit Namen und »Bildhauer« signierte. Für Vecchietta wiederum erwähnt Vasari keinerlei architektonische Tätigkeiten.

      Francesco di Giorgio wird schon im Titel als Bildhauer und Architekt bezeichnet, was für seine Rezeption in den folgenden Jahrhunderten einflußreich blieb. Zuvor hatte zwar Raffaels Vater, Giovanni Santi, 1490 Francesco di Giorgio in einer Reimchronik in allen Bereichen seines Schaffens gewürdigt – nämlich als Architekt, Bronzebildner und Maler. Erst im 18. Jahrhundert warf Guglielmo Della Valle jedoch einen kritischen Blick auf Vasaris Vita und fügte ihr einige Gemälde hinzu.

      Tatsache ist, daß in der zweiten Hälfte von Francesco di Giorgios Arbeitsleben die Aufträge als Baumeister überwogen und er als Berater in architektonischen Fragen von Mailand bis Neapel gefragt war. Auch wenn Vasari davon nicht im einzelnen berichtet, lobt er Francescos Fähigkeiten in der Ingenieurskunst und Architektur über alle Maßen. Er schrieb ihm die Alleinverantwortung für den Ausbau des Fürstenpalasts in Urbino zu, ebenso für die Planung der Stadt Pienza – ein gravierender Fehler und weiteres Indiz dafür, daß Vasari in der Chronologie der seconda età nicht recht firm war. Für Pius II., der vor seinem Tod 1469 seinen Geburtsort von Bernardo Rossellino zur idealen Renaissanceanlage hatte ausbauen lassen, arbeitete nicht Francesco di Giorgio, sondern Vecchietta, der allerdings nur ein Altarbild für den neuen Dom schuf.

      In den Vite vernachlässigt Vasari vollständig die von Francesco entworfene, ab 1485 unterhalb der Stadt errichtete und gut dokumentierte Monumentalkirche Santa Maria delle Grazie al Calcinaio. Die dort befindlichen Glasfenster des französisch-aretinischen Glasmalers Guillaume de Marcillat erwähnt Vasari in dessen Lebensbeschreibung ebenfalls nicht. Diese Kirche kommt lediglich in der Vita von Antonio da Sangallo dem Älteren kurz vor, als Vasari behauptet, dieser habe ein Modell für sie geschaffen, das seiner Ansicht nach jedoch nicht realisiert worden sei.1 Dies ist erstaunlich, da Vasari im nahen Arezzo aufgewachsen war und 1554 aufgrund eigener Aufträge längere Zeit in Cortona zu tun hatte und nicht zuletzt dort vor den Toren die Kirche Santa Maria Nuova plante.

      Vasari erkannte zwar Francesco di Giorgios große, universale Künstlerpersönlichkeit, sein Interesse an Kriegsgeräten und Antiken, vor allem im Bereich der Architektur wird aber der komplexen Künstlerpersönlichkeit in seiner kurz gehaltenen, eilig verfaßten Vita nicht gerecht. Immerhin bezeichnete er Francesco als ersten würdigen Nachfolger des Florentiner Baumeisters Filippo Brunelleschi und vergaß nicht zu erwähnen, daß sein eigener Auftraggeber, Cosimo I. de’ Medici, ein Manuskript von dessen als Trattati di architettura, ingegneria e arte militare zusammengefaßten Schriften besaß. Angesichts Francescos Herkunft aus Siena und womöglich auch seiner Aktivitäten für Montefeltre, einen Feind der Medici, konnte oder wollte er ihm offensichtlich nicht mehr Raum und Bedeutung beimessen. War Francesco di Giorgio eine Persona non grata für Vasaris Auftraggeber Cosimo I.? Bei der Pazzi-Verschwörung 1478 gegen die Medici war wohl Federico da Montefeltre der Planer und Auftraggeber gewesen und Francesco di Giorgio sein militärischer Ingenieur.

      Der zweite Künstler der Vita, Lorenzo di Pietro, wurde von Vasari lediglich wegen einiger Bronze- und Marmorarbeiten gerühmt, um ihn in die Nachfolge von Jacopo della Quercia und Donatello zu stellen. Tatsächlich ist ein herausragendes Ziborium des Sienesen erhalten, das gleich zweimal in den Vite Erwähnung findet. Am Baptisterium in Siena verantwortete Lorenzo jedoch keine Bronzefiguren, wie Vasari angibt, sondern Fresken am Deckengewölbe und in der Apsis. Sie werden vom Biographen genauso kurz abgehandelt wie ein Fresko im Pilgerraum des Hospitals Santa Maria della Scala. Weder das Sujet noch die eindrucksvolle Komposition der Gründungslegende des Krankenhauses werden von ihm näher beschrieben. Vasari kannte die Örtlichkeiten wohl nicht aus eigener Anschauung, er besuchte Siena im Jahr 1560 lediglich für einen Tag auf der Durchreise nach Rom.

      Nach der Kanonisierung der Heiligen 1461 von der Sieneser Kommune in Auftrag gegeben, prangt Vecchiettas Fresko der Heiligen Katharina von Siena an einem Pilaster in der Sala del Mappamondo des Palazzo Pubblico und diente dort als offizielle Bildvorlage.2 Altargemälde, Bildhauerarbeiten für den Kardinal von Narni oder architektonische Entwürfe, etwa für die Piccolomini-Loggia in Siena, sowie seine frühen Kontakte zu den Florentiner Künstlern Paolo Schiavo und Masolino bleiben in Vasaris Vita ebenfalls allesamt unerwähnt.3

       MB und AZ

      DAS LEBEN DES SIENESER BILDHAUERS UND ARCHITEKTEN FRANCESCO DI GIORGIO UND DES SIENESER BILDHAUERS UND MALERS LORENZO VECCHIETTA

       Vita di Francesco di Giorgio. Scultore et Architetto. E di Lorenzo Vecchietto. Scultore e pittore. Sanesi (1568)

      Francesco di Giorgio aus Siena,1 der ein vortrefflicher Bildhauer und Architekt war, schuf die beiden Bronzeengel, die sich auf dem Hauptaltar im Dom jener Stadt befinden; ihr Guß war wirklich wunderschön gelungen, und er selbst hat sie dann mit aller nur vorstellbaren Sorgfalt gesäubert.2 Dies konnte er ganz bequem tun, weil er finanziell nicht weniger gut bestückt war als mit einem außergewöhnlichen Talent und daher nicht aus Geldgier, sondern allein zum Vergnügen arbeitete, wenn es ihm paßte, und nur, um ein ehrenvolles Andenken von sich zu hinterlassen.3 Er betätigte sich auch in der Malerei und schuf einige Werke, die den Skulpturen allerdings nicht gleichwertig waren.4 In der Architektur besaß er ein großartiges Urteilsvermögen und bewies in diesem Beruf seine umfassende Kompetenz, von welcher der Palast, den er für Herzog Federico Feltre5 in Urbino schuf, ein eindrucksvolles Zeugnis gibt,6 dessen Einteilungen mit schönen und zweckgemäßen Überlegungen vorgenommen wurden und dessen extravagante Treppenaufgänge

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