Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler. Giorgio Vasari

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Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler - Giorgio Vasari

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Dieses Grabmal galt mit seinen Verzierungen und Figuren in jener Zeit als das prachtvollste, das jemals für einen Papst ausgeführt worden war. Bramante13 hat es dann beim Abbruch von Sankt Peter niedergerissen, so daß es viele Jahre lang unter dem Schutt vergraben war und 1547 von einigen Venezianern an einer Wand in der Nähe der Kapelle von Papst Innozenz14 in Alt-Sankt-Peter wiedererrichtet wurde.15 Und obwohl einige der Meinung sind, daß dieses Grabmal von der Hand des Mino del Reame16 stamme, so ist es, obgleich sie fast zur selben Zeit lebten, ganz ohne Zweifel ein Werk von Mino da Fiesole.17 Wahr hingegen ist, daß besagter Mino del Reame dort am Sockel einige Figürchen geschaffen hat, die man zu bestimmen vermag (wenn er denn wirklich Mino hieß und nicht, wie manche behaupten, eher Dino). 18

      Um nun aber zu unserem Mino zurückzukehren: Nachdem jener sich in Rom mit dem besagten Grabmal, dem Sarkophag in der Minerva und der naturgetreuen Statue von Francesco Tornabuoni19 aus Marmor darauf, die man für ausgesprochen schön hält,20 und anderen Werken mehr einen Namen gemacht hatte, dauerte es nicht sehr lange, bis er mit einer hübschen Summe, die er zurücklegen konnte, nach Fiesole heimkehrte und sich eine Frau nahm. Nur wenig später schuf er im Dienst der Ordensfrauen von Murate21 im halbhohen Relief ein Marmortabernakel, das zur Aufbewahrung des Sakraments dienen sollte und von ihm mit all der Sorgfalt, die in seiner Macht stand, zur Vollendung gebracht wurde.22 Noch hatte er es nicht an der Wand montiert, als die Nonnen von Sant’Ambrogio von Minos Eignung erfuhren und ihm, weil sie ein vom Einfall her ähnliches, nur reicher verziertes Rahmenornament zur Verwahrung der hochheiligen Reliquie des Sakramentswunders ausführen lassen wollten,23 dieses Werk übertrugen, welches er so sorgfältig vollendete, daß jene Ordensfrauen ihm bereitwillig gaben, was er als Preis für jenes Werk verlangte, so zufrieden waren sie mit ihm.24 Nur wenig später übernahm er auf Ansuchen von Messer Diotisalvi Neroni25 die Ausführung einer im Halbrelief ausgeführten kleinen Tafel, darin die Figuren der Madonna mit dem Kind im Arm, eingerahmt von den Heiligen Laurentius und Leonhard, die eigentlich für die Priester oder das Kapitel von San Lorenzo bestimmt gewesen war.26 Sie ist dann aber in der Sakristei der Badia von Florenz geblieben, während er für jene Mönche einen Marmortondo mit der Reliefdarstellung einer Madonna mit ihrem Kind im Arm schuf, das sie über dem Hauptportal angebracht haben, das in die Kirche führt.27 Weil es allgemein großen Anklang fand, bekam er den Auftrag zu einem Grabmal für den prächtigen Herrn Ritter Bernardo Giugni, der dieses Denkmal als der ehrenwerte und hochgeschätzte Mann, der er war, von seinen Brüdern wohlverdient hat. Mino hat für dieses Grabmal neben dem Sarkophag und dem darauf liegenden naturgetreu wiedergegebenen Toten eine Justitia ausgeführt, die in hohem Maß Desiderios Stil imitiert, würde er nur ihr Gewand durch den Steinschnitt nicht ein wenig zerhackt gestaltet haben.28 Dieses Werk gab Anlaß, daß der Abt und die Mönche der Badia von Florenz, wo dieses Grabmal zur Aufstellung gekommen war, ihm auch jenes des Grafen Ugo übertrugen, welcher der Sohn des Markgrafen Uberto di Madeborgo [Magdeburg] war und dieser Abtei große Vermögen und Privilegien hinterlassen hatte;29 und weil sie ihn aus diesem Grund mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ehren wollten, ließen sie Mino ein Grabmal aus Carrara-Marmor schaffen, welches das schönste Werk war, das Mino je geschaffen hat.30 Denn es gibt dort ein paar Putten, die das Wappen jenes Grafen halten und in kindlicher Anmut ganz keck dastehen, und neben der Figur des toten Grafen, die er mit seinem Abbild auf dem Sarg darstellte, in der Mitte der Wand über der Bahre die Figur einer Caritas mit einigen Kindern, die sehr sorgfältig ausgeführt und sehr gut mit dem Ganzen in Einklang gebracht ist. Gleiches ist in einer Lünette [darüber] zu sehen, darin eine Madonna mit dem Kind im Arm, die Mino dem Stil Desiderios so ähnlich schuf, wie er nur konnte. Und hätte er seine Arbeitsweise mit dem Studium lebendiger Vorbilder unterstützt, wäre ihm in der Kunst zweifellos enormer Erfolg beschieden gewesen. Dieses Grabmal hat inklusive aller Ausgaben 1600 Lire gekostet und wurde 1481 von ihm fertiggestellt. Er machte sich damit große Ehre und bekam in der Folge den Auftrag, in der Bischofskirche von Fiesole in einer Kapelle nahe dem Chor, und zwar, wenn man hinaufsteigt, rechter Hand, ein weiteres Grabmal für Bischof Leonardo Salutati31 auszuführen, den Bischof jenes Klosters, wo er ihn im Pontifikalgewand porträtierte und so ähnlich schuf wie nur irgend möglich.32 Für denselben Bischof schuf er einen sehr gut gearbeiteten lebensgroßen Christuskopf aus Marmor,33 der mit den anderen Dingen aus dem Nachlaß an das Ospedale degli Innocenti ging. Heute verwahrt ihn der hochehrwürdige Don Vincenzio Borghini,34 Prior jenes Spitals, unter seinen meistgeschätzten Werken dieser Künste, an denen er sich in einer Weise ergötzt, die in Worte zu fassen mir nicht gelingen will.

      In der Pfarrei von Prato schuf Mino eine Kanzel ganz aus Marmor, an der Szenen mit der Madonna sehr sorgfältig ausgeführt und so präzise zusammengesetzt sind, daß das ganze Werk wie aus einem Stück erscheint. Diese Kanzel befindet sich an der Ecke des Chors, fast im Zentrum der Kirche und über einer Reihe von Ornamenten, die nach Anweisung desselben Mino entstanden.35 Dieser schuf das Porträt von Piero di Lorenzo de’ Medici und das seiner Ehefrau, die ganz natürlich und ähnlich waren.36 Beide Porträtköpfe standen viele Jahre lang über zwei Türen von Pieros Gemach im Hause Medici, [jeweils] überwölbt von einer Lünette; später kamen sie mit vielen anderen Porträts berühmter Männer jenes Hauses in die guardaroba von Herzog Cosimo.37 Er schuf auch eine Madonna aus Marmor, die sich heute im Audienzsaal der Arte dei Fabbricanti befindet.38 Und nach Perugia, zu Herrn Baglione Vibi,39 schickte er eine Marmortafel, die in die Sakramentskapelle von San Pietro kam; es handelt sich bei diesem Werk um ein Tabernakel, eingerahmt von einem Heiligen Johannes und einem Heiligen Hieronymus, die zwei gut gelungene Figuren im halbhohen Relief sind.40 Zudem stammt von seiner Hand im Dom von Volterra das Sakramentstabernakel und zwei Engel, die es einrahmen und dabei so schön und sorgfältig ausgeführt sind, daß dieses Werk zu Recht von allen Künstlern gelobt wird.41 Eines Tages schließlich wollte Mino einige Steine versetzen, weil ihm aber die Gehilfen, die er benötigt hätte, nicht zur Verfügung standen, überanstrengte er sich in einer Weise, daß er einen Hitzschlag erlitt und daran starb. So wurde er in der Pfarrkirche von Fiesole von Freunden und Verwandten im Jahr 1486 ehrenvoll beigesetzt.42

      Ich weiß nicht, von wessen Hand das Porträtbild in unserem libro de’ disegni stammt; bekommen habe ich es zusammen mit einigen mit Blei[stift] ausgeführten Zeichnungen von Mino, die sehr schön sind.43

      Ende der Lebensbeschreibung des Bildhauers Mino da Fiesole.

      Einleitung zum Leben des Lorenzo Costa

      Giorgio Vasari blickt innerhalb der Vite, die er bekanntlich im Auftrag der in Florenz ansässigen Familie Medici verfaßte, gelegentlich und für die zweite Edition auch ganz gezielt über die Grenzen der Toskana hinaus. Für Oberitalien hielt er etwa Andrea Mantegna in Mantua, Francesco Francia in Bologna oder Boccaccio Boccaccino in Cremona als führende Maler für erwähnenswert. Unangetastet blieb dabei stets das künstlerische Primat der Toskana, auf das er in der Vita des aus Ferrara stammenden Malers Lorenzo Costa gleich zu Beginn verweist: Dieser habe die Florentiner Vorherrschaft in den Künsten erkannt und sei, um die Werke von Filippo Lippi und Benozzo Gozzoli zu imitieren, eigens in die Stadt gekommen und viele Monate geblieben, auch wenn er ein von Natur aus begabter Maler gewesen sei. Während ein Florenzaufenthalt zeitlebens nicht zu belegen ist, begleitete Costa 1503 nachweislich eine Gesandtschaft des Bologneser Senats zur Papstwahl nach Rom, wo er sich mit aktuellen Kunstströmungen auseinandersetzen konnte; davon besaß Vasari wiederum keine Kenntnis.

      Lorenzo Costa (* 1460 Ferrara – † 1535 Mantua) entstammte einer seit mehreren Generationen in Ferrara ansässigen Malerfamilie. Sicher machte er seine ersten künstlerischen Schritte in der Werkstatt des Vaters Giovanni Battista Costa, der für die Familie Este tätig war.

      In der ersten Edition der Vite war Vasari lediglich in einem längeren Passus zu Beginn der Lebensbeschreibung des Ercole

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