Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler. Giorgio Vasari

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Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler - Giorgio Vasari

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den Namen mit jenem eines anderen Malers mischend, Francesco del Cossa (* 1436 Ferrara – † 1478 Bologna).

      Als die Bentivogli Anfang der 1480er Jahre zahlreiche Künstler in Bologna beschäftigten, folgte ihnen die Künstlerfamilie Costa dorthin. Vasari berichtet, daß Costa sowohl bei der Ausmalung des Palastes der Bentivogli als auch ihrer Kapelle in San Giacomo Maggiore in Bologna mitwirkte und Kapellen der städtischen Honoratioren, etwa in San Petronio, auszustatten half. Viele dieser Angaben sind korrekt. Manchmal stellt Vasari sogar die einzige und früheste, beinahe zeitgenössische und damit um so wichtigere Quelle für Costas Werke dar, die dieser aber auch meist signierte und datierte. Besonders genau beschreibt Vasari eine große Tafel mit dem Martyrium des Heiligen Sebastian in San Petronio, vielleicht weil sie der Florentiner Bildsprache besonders nahekommt. Sie gilt heute nicht mehr als von des Künstlers Hand, sondern wird einem anonym gebliebenen Meister zugeschrieben.

      Vasaris kenntnisreiche Angaben zu Bologna rühren von seinem mehrmonatigen Aufenthalt in der Universitätsstadt her, in der er eigene Malaufträge ausführte. Es ist bekannt, daß Vasari Bologna zwar wegen seiner vielen gebildeten Bewohner schätzte, von der Stadt als Kunstzentrum aber keine allzu hohe Meinung hatte. Bereits 1529 hatte Vasari bei den Festdekorationen für Papst Clemens VII. und Kaiser Karl V. mitgewirkt. 1539 hielt er sich acht Monate dort auf, um das Refektorium von San Michele in Bosco zu freskieren. Beim zweiten Aufenthalt nutzte er die Gelegenheit, sich mit Kunstwerken der Stadt zu beschäftigen (vgl. Vasari, Mein Leben, S. 29–32). Kenntnisreich und ausführlich beschreibt er das Leben von Francesco Francia, um so verwunderlicher sind die Vermischungen und Lücken bei Lorenzo Costa.

      Während er Francia mit dem für die Bentivogli von fünf Malern freskierten Cäcilienzyklus verbindet, erwähnt er Costa in diesem Zusammenhang nicht. Vasari war sich allerdings bewußt, daß er Costas Schaffen nur unvollständig beschrieb. Er wolle nur die besten Werke Lorenzo Costas aufführen, so die Begründung, auch sei das Erwähnte alles, was er über den Künstler herauszufinden vermocht habe.

      Immerhin widmet er ihm in der zweiten Edition der Lebensbeschreibungen eine eigene Vita, für die er gezielt neue Informationen sammelte. In der Torrentiniana war Costa lediglich zu Beginn der Vita des Ercole de’ Roberti erwähnt worden. Hier wie dort vermischte Vasari Costas Werke mit denen des ebenfalls aus Ferrara stammenden Malers Francesco del Cossa, der rund zwanzig Jahre vor Costa in Bologna tätig gewesen war. Auch wenn der Biograph die beiden Künstler 1568 nicht mehr zu einem Lorenzo Cossa vereint, führt er doch das klar von Francesco stammende Griffoni-Polyptychon aus San Petronio und (heute verlorene) Fresken der Garganelli-Kapelle im Dom von Bologna unter Lorenzo Costas Namen auf.

      Vasari weiß Francesco del Cossa, dessen berühmte Fresken im Palazzo Schifanoia zu Ferrara in den gesamten Vite nicht erwähnt werden, offensichtlich in beiden Editionen nicht als eigene Künstlerpersönlichkeit zu fassen und stiftete mit der Vermischung der beiden Künstler lang anhaltende Verwirrung bei nachfolgenden Kunsthistorikern. Erst im 20. Jahrhundert wurden beider Künstler Hände eindeutig geschieden. Die nicht erhaltenen Kapellenausstattungen in Ferrara und Ravenna, für die Vasari seine Angaben 1568 leicht spezifiziert, mögen eher von Francesco del Cossa als von Lorenzo Costa stammen.

      Durch zahlreiche Quellen gesichert ist Lorenzo Costas Wechsel – nach der reichen Schaffensphase in Bologna – an den Hof der Gonzaga in Mantua im Jahr 1506. Auch Vasari berichtet davon, der Mantua zweimal besuchte, in erster Linie um die Werke von Andrea Mantegna, Costas dortigem Vorgänger als Hofkünstler, und die seines Nachfolgers Giulio Romano zu studieren, Vasaris bewundertem Freund. Anläßlich seines zweiten Aufenthalts im Jahr 1566 wird sich die Gelegenheit ergeben haben, den von Francesco II. Gonzaga ausgebauten Palazzo San Sebastiano zu besichtigen. Vasari beschreibt zwei sich damals dort befindliche, heute nicht mehr erhaltene Gemälde Costas recht ausführlich. Von ihnen hätten wir ohne seine Notizen keine Kenntnis. Auch das Selbstporträt Costas erhielt er bei dieser Gelegenheit von Fermo Ghisoni, einem ehemaligen Schüler des Malers.

      Kein Einblick wurde ihm offensichtlich in die Kunstsammlungen, das berühmte studiolo, Isabella d’Estes gewährt, für die Lorenzo Costa zwei Leinwände mit allegorisch-mythologischen Szenen schuf. Vasari erwähnt sie genausowenig wie Porträts der Gräfin und ihrer erstgeborenen Tochter Eleonora von des Malers Hand.

      Costas vielfältige Wirkungsfelder – sei es als Miniaturmaler in Bologna zusammen mit Francesco Francia für ein von Giovanni II. Bentivoglio 1502 in Auftrag gegebenes Stundenbuch, sei es als gebildeter und musikalischer Hofmann in Mantua – finden keinen Eingang in Vasaris Vita.

      Costas Stil bewertet Vasari (wie etwa auch den Andrea Mantegnas) als trocken und schneidend, womit er ihre Einordnung in die maniera seconda markiert. Dabei hatte Costa, gerade in Mantua, einen stile dolce entwickelt, den Vasari in Oberitalien sonst beispielsweise im Werk von Giovanni Bellini fand. »Trotz seines etwas trockenen und scharfkantigen Stils [schuf er] viele lobenswerte Werke«, lautet das Fazit von Giorgio Vasari über den Maler Lorenzo Costa aus Ferrara.

       AZ

      DAS LEBEN DES FERRARESER MALERS LORENZO COSTA

       Vita di Lorenzo Costa Ferrarese. Pittore (1568)

      Obwohl die Menschen in der Toskana die Künste des disegno mehr als in allen anderen Gegenden Italiens und vielleicht Europas ausgeübt haben, soll das nicht heißen, daß nicht auch in anderen Gegenden zu allen Zeiten immer wieder die ein oder andere Begabung erwacht ist, die es in diesen Berufen zu Erlesenheit und Vortrefflichkeit gebracht hat, wie wir dies in vielen Lebensbeschreibungen bis hierher zeigen konnten und dies künftig noch mehr zeigen werden. Wohl wahr ist, daß man dort, wo es keine Ausbildung gibt und die Menschen nicht daran gewöhnt sind zu lernen, nicht so schnell vortrefflich wird wie an jenen Orten, an denen die Künstler schon immer in Konkurrenz zueinander arbeiten und lernen. Sobald aber einer oder zwei den Anfang machen, scheint dies immer viele andere dazu zu bringen – so groß ist die Macht der Kunst –, ihnen nachfolgen zu wollen, zur Ehre ihrer selbst und ihrer jeweiligen Heimat.1

      Der Ferrareser Lorenzo Costa,2 der von Natur aus der Kunst der Malerei zugeneigt war und gehört hatte, daß in der Toskana Fra Filippo, Benozzo und andere berühmt und sehr angesehen waren, begab sich also nach Florenz, um ihre Werke zu sehen. Bei seiner Ankunft gefiel ihm ihr Stil so gut, daß er viele Monate dort blieb und alles tat, um sie nachzuahmen, insbesondere was das Zeichnen nach der Natur anging.3 Dies gelang ihm so gut, daß er nach seiner Rückkehr in die Heimat dort trotz seines etwas trockenen und scharfkantigen Stils viele lobenswerte Werke schuf, wie im Chor der Kirche San Domenico in Ferrara zu sehen, der vollständig von seiner Hand ausgeführt ist und die Sorgfalt erkennen läßt, mit der er die Kunst ausübte, und den großen Einsatz, mit dem er seine Werke ausführte.4 Und in der guardaroba des Herzogs von Ferrara sieht man von seiner Hand viele Bilder mit naturgetreuen Porträts, die hervorragend und sehr lebensähnlich ausgeführt sind. Auch in den Häusern der Edelleute gibt es Werke von seiner Hand, die in großer Verehrung gehalten werden.5 In Ravenna malte er in der Kirche San Domenico für die Kapelle des Heiligen Sebastian eine Tafel in Öl und einige Szenen in Fresko, die sehr gelobt worden sind.6 Man holte ihn dann nach Bologna, wo er in San Petronio für die Kapelle der Mariscotti in einer Tafel einen pfeildurchbohrten Heiligen Sebastian an der Säule malte, dazu viele weitere Figuren, in einem Werk, welches das beste Gemälde in Tempera war, das in jener Stadt bis dahin geschaffen worden war.7 Ebenfalls von ihm stammte die Tafel mit dem Heiligen Hieronymus in der Kapelle der Castelli8 und auch die vom Heiligen Vinzenz, die sich, gleichfalls in Tempera ausgeführt, in der Griffoni-Kapelle befindet. Ihre Predella ließ er von einem seiner Schüler ausführen, der sich dabei viel besser anstellte als er selbst in der Tafel, wovon an gegebener Stelle die Rede sein wird.9 In derselben Stadt und in derselben Kirche schuf Lorenzo für die Kapelle der Rossi in einer Tafel die Madonna und die Heiligen Jakobus, Georg, Sebastian und Hieronymus

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