Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler. Giorgio Vasari

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Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler - Giorgio Vasari

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Belagerungsmaschinen, Sturmleitern zum Hochklettern in die Stadt, Rammböcke zum Brechen der Mauern und Verteidigungswälle zum Schutz der angreifenden Soldaten bauen kann und alles, was dem Feind schaden und dem Freund nutzen könnte,4 weshalb er für seine Heimat eine Person von unglaublichem Nutzen war und es zu Recht verdient hat, daß die Signoria von Florenz ihm ein festes Gehalt zahlte.5 Deswegen reiste er, wenn nicht gekämpft wurde, durch das gesamte Herrschaftsgebiet, inspizierte die Festungen, Stadtmauern und befestigten Ortschaften und ihre Schwachstellen, für deren Reparatur und auch sonst alles Notwendige er Anweisungen traf. Es heißt, daß die Wolken, die in Florenz beim Johannisfest in der Prozession mitzogen – eine überaus einfallsreiche und schöne Sache –,6 eine Erfindung von Cecca waren, der damals, als die Stadt noch viele Feste feierte, häufig für Dinge solcher Art eingesetzt wurde.7 Heute gibt es solche Feste und Darstellungen ja kaum noch, tatsächlich aber waren dies sehr schöne Schauspiele,8 die nicht nur in den Kongregationen beziehungsweise Bruderschaften aufgeführt wurden,9 sondern auch in den Privathäusern der Edelleute, die solche Zusammenkünfte und Gesellschaften abzuhalten und in bestimmten Momenten ausgelassen zusammenzukommen pflegten.10 Und unter ihnen waren immer auch viele vornehme Künstler, weil sie einfallsreich und unterhaltsam waren und darüber hinaus die Aufgabe hatten, die Apparate für diese Festivitäten herzustellen.11 Weiterhin gab es außerdem vier sehr feierliche öffentliche Feste, die fast jedes Jahr stattfanden,12 und zwar eines für jedes Viertel der Stadt (ausgenommen San Giovanni, an dessen Festtag eine hochfeierliche Prozession ausgerichtet wurde, wovon noch die Rede sein wird): [Im Viertel] von Santa Maria Novella das des Heiligen Ignatius,13 in Santa Croce das des Heiligen Bartholomäus, der hier San Baccio genannt wird,14 in Santo Spirito das des Heiligen Geistes15 und im Carmine-Viertel das der Himmelfahrt Christi und Mariä Aufnahme in den Himmel.16 Dieses Hochfest der Himmelfahrt – von den anderen bedeutenden Festen ist nämlich schon berichtet worden oder wird noch zu berichten sein – war wunderschön: Da wurde Christus auf einer Wolke voller Engel von einem trefflich aus Holz konstruierten Berg emporgehoben und, die Apostel auf dem Berg zurücklassend, in den Himmel getragen, was ganz wunderbar gemacht war,17 vor allem weil der Himmel um einiges größer war als der von San Felice in Piazza, auch wenn dabei fast dieselben Maschinerien zum Einsatz kamen.18 Und weil besagte Carmine-Kirche, in der diese Aufführung dargeboten wurde, sehr viel weiter und höher ist als San Felice,19 wurde neben dem Bereich, der den Christus aufnahm, bisweilen nach Belieben ein weiterer Himmel über der tribuna installiert,20 in dem einige große Räder in Form von Spulen – die von der Mitte nach außen mit wunderschöner Anordnung zehn Kreise bewegten, welche für die zehn Himmel stehen – über und über mit kleinen, die Sterne darstellenden Lichtern besetzt waren, die in zierlichen Öllämpchen aus Kupfer saßen und mittels eines Metallstiftes auch während das Rad sich drehte immer vertikal ausgerichtet blieben, ganz so, wie es bei einer bestimmten Form von Laternen ist, die man heute im alltäglichen Gebrauch hat.21 Aus diesem Himmel, der wirklich wunderschön war, ragten zwei dicke Taue, die zu dem Holzsteg beziehungsweise Lettner geführt waren, der sich in dieser Kirche befindet und auf dem das Schauspiel stattfand. An ihnen waren jeweils am Ende mit einer sogenannten Schlinge zwei kleine bronzene Flaschenzüge befestigt, die eine Eisenstange aufrecht hielten, welche auf einer flachen Plattform verankert war; auf dieser standen zwei am Gürtel gesicherte Engel, die von einem Gegengewicht aus Blei, das sie unter den Füßen hatten, aufrecht gehalten wurden,22 und einem weiteren, das unter der Plattform befestigt war, auf der sie standen, und das außerdem dafür sorgte, sie untereinander auszubalancieren. Das alles war sehr sorgfältig mit Watte bedeckt, aus der die Wolke geformt war, in der sich Cherubim, Seraphim und noch mehr Engel dieser Art in verschiedenen Farben tummelten und sehr gut arrangiert waren. Wurde oben im Himmel ein dünnes Hanfseil gelöst, kamen diese an den beiden Hauptseilen auf besagten Lettner herunter, wo das Festspiel aufgeführt wurde. Und nachdem sie Christus sein Auffahren in den Himmel verkündet oder auch eine andere Aufgabe erfüllt hatten, wurden sie auf dieselbe Weise wieder nach oben gezogen, da die Eisenstange, an die sie mit ihrem Gürtel gebunden waren, fest in der Plattform, auf die sie die Füße stellten, verankert war, und zwar so, daß sie sich ringsherum drehen und beim Herauskommen und Zurückkehren verbeugen und der Situation entsprechend wenden konnten, sich also bei ihrer Rückkehr nach oben in Richtung Himmel wendeten.23 Diese Gerätschaften und Erfindungen stammten also, wie es heißt, von Cecca,24 denn obwohl Filippo Brunelleschi sehr viel früher ebensolche geschaffen hat, fügte doch Cecca mit großem Urteil noch einiges hinzu.25 Durch sie kam er dann auch auf die Idee für die Wolken, die jedes Jahr am Vorabend zum Johannisfest in der Prozession mitgeführt wurden,26 und auf die anderen wunderschönen Dinge, die es zu verwirklichen galt. Und er kümmerte sich um diese Dinge, weil er, wie gesagt, im Dienst der Öffentlichkeit stand.27

      Da kommt es nun gelegen, etwas über die Dinge zu sagen, die für dieses Fest und die Prozession verwirklicht wurden, damit etwas davon in das Gedächtnis der Nachfahren eingeht, auch weil man sie heute größtenteils aufgegeben hat.28 Als erstes wurde also der gesamte Platz von San Giovanni überspannt mit dunkelblauen Stoffbahnen, über und über mit Lilien bedeckt, die aus gelbem Stoff aufgenäht waren.29 In der Mitte, in mehreren, ebenfalls aus Stoff gemachten Kreisen von zehn Ellen Durchmesser befanden sich die Wappen des Volkes und der Kommune von Florenz,30 das der Capitani der Partei der Guelfen31 und andere mehr. Ringsum an den Rändern dieses Himmels, der den gesamten Platz, so groß er ist, überspannte, hingen große Stoffbahnen, auf die verschiedene Impresen, Wappen der Magistrate und Zünfte sowie zahlreiche Löwen gemalt waren, die eine der Insignien der Stadt sind.32 Dieser Himmel beziehungsweise die so gemachte Decke war etwa zwanzig Ellen über dem Erdboden angebracht;33 sie lag auf sehr dicken Tauen auf, die an etlichen Eisenhalterungen befestigt waren, welche noch immer rund um die Kirche San Giovanni, an der Fassade von Santa Maria del Fiore und an den Häusern zu sehen sind, die rund um den gesamten Platz stehen;34 zwischen einem Tau und dem nächsten waren Seile gespannt, die den Himmel ebenfalls trugen, der durchweg und besonders an den Rändern mit Hanfseilen, Tauen, Unterfütterungen, doppelten Stofflagen und starkem Gewebe so gut verstärkt war, daß man sich das unmöglich besser vorstellen kann. Hinzu kommt, daß alles auf eine Weise und mit solcher Sorgfalt hergerichtet war, daß die Tücher von dem Wind, der an diesem Ort, wie jeder weiß, jederzeit heftig wehen kann, zwar aufgebläht und bewegt wurden, sich jedoch in keiner Weise losreißen oder beschädigt werden konnten.35 Diese Stoffbahnen bestanden aus fünf Teilen, damit sie leichter zu handhaben wären. Jedoch einmal oben angebracht, wurden sie alle miteinander verbunden und fixiert und in einer Weise zusammengenäht, daß sie wie aus einem Stück schienen. Drei Teile überdachten den Platz und den Bereich zwischen San Giovanni und Santa Maria del Fiore, während der mittlere Teil, der in einer Linie mit den Hauptportalen ausgerichtet war, besagte [Stoff-]Kreise mit dem Wappen der Kommune trug. Die anderen beiden Teile überspannten die Seiten, eines in Richtung Misericordia36 und das andere zum Haus der Kanoniker37 und zur Dombauhütte von San Giovanni hin. Die Wolken hingegen, die von den Bruderschaften in verschiedenen Varianten und mit unterschiedlichen Einfällen gestaltet waren, wurden generell auf folgende Weise hergestellt: Aus Planken errichtete man ein quadratisches Gestell von zwei Ellen Höhe mit vier stämmigen Pfosten in der Art von Tischböcken an den Ecken, die wie bei einem Notstall [für Pferde] miteinander verstrebt waren. Auf diesem Gestell waren über Kreuz zwei Bretter angebracht, jedes eine Elle breit, welche in der Mitte ein Loch von einer halben Elle Durchmesser aufwiesen, in das ein langer Holzstab eingelassen war. Auf diesem befestigte man eine ganz in Watte gehüllte, mit Cherubim, Lichtern und anderem verzierte Mandorla, in der auf einer Querstange aus Eisen eine Person nach Belieben saß oder stand und den Heiligen darstellte, der von jener Bruderschaft als ihr persönlicher Fürsprecher und Schutzherr verehrt wurde, oder auch ein Christus, eine Madonna, ein Heiliger Johannes oder noch jemand anderer.38 Das Gewand jener Figur verhüllte die Eisenstange so, daß man sie nicht sah. Am selben Stab waren weiter unten und unterhalb der Mandorla ringsum Eisenstangen angebracht, die einem Baum gleich in der Regel vier Äste bildeten, an deren Enden auf ähnlichen Eisenbarren jeweils ein kleiner Junge stand, der als Engel gekleidet war. Und diese konnten sich auf der Eisenstange, auf der ihre Füße standen, beliebig drehen, weil selbige

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