Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler. Giorgio Vasari

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Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler - Giorgio Vasari

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trat Lorenzo in den Dienst von Herrn Francesco Gonzaga, dem Markgrafen von Mantua, für den er im Palast von San Sebastiano viele Szenen in einem Gemach schuf, die teils in Gouache, teils in Öl ausgeführt sind.11 In einer von ihnen ist die Markgräfin Isabella naturgetreu in Begleitung vieler Edelfrauen porträtiert, die zu unterschiedlichen Instrumenten singend einen liebreizenden Einklang bilden. Eine andere [Szene] zeigt die Göttin Latona [Leto], wie sie getreu der Sage einige Bauern in Frösche verwandelt. In der dritten ist Markgraf Francesco zu sehen, der von Herkules auf dem Pfad der Tugend zur Spitze eines der Ewigkeit geweihten Berges geführt wird.12 In einem anderen Bild ist derselbe Markgraf, einen Stab in der Hand, mit triumphierender Geste auf einem Sockel zu sehen, um ihn herum viele seiner Edelleute und Diener mit Standarten in Händen, die angesichts seiner Größe frohlocken und jubilieren, und zahllose unter ihnen sind nach dem Leben porträtiert. Auch malte er im großen Saal, dort wo sich heute Mantegnas Triumphdarstellungen befinden,13 zwei Bilder, will heißen eines auf jeder Stirnwand. Das erste, in Gouache ausgeführte Bild zeigt eine Vielzahl nackter Figuren, die Herkules zu Ehren Feuer entzünden und Opfer darbringen, darin auch die lebensgetreuen Porträts des Markgrafen und seiner drei Söhne Federico,14 Ercole15 und Ferrante,16 die später sehr bedeutende und illustre Fürsten geworden sind; außerdem gibt es dort noch einige Porträts herausragender Edelfrauen.17 In dem anderen, das viele Jahre nach dem ersten in Öl ausgeführt wurde und zu den letzten Werken gehörte, die Lorenzo ausführte, ist der zum Mann herangewachsene Markgraf Federico gezeigt, der als Generalhauptmann unter Leo X. mit einem Stab in der Hand erscheint, um ihn herum viele Edelmänner, die Costa getreu nach der Natur porträtiert hat.18 In Bologna malte er im Palast des Messer Bentivoglio im Wettstreit mit anderen Meistern einige Gemächer aus, auf die wir aber nicht weiter eingehen werden, da sie bei der Zerstörung dieses Palasts verlorengegangen sind.19 Nicht unterlassen will ich es, darauf hinzuweisen, daß von den Werken, die er für die Bentivoglio ausführte, allein die Kapelle erhalten geblieben ist, die er für Messer Giovanni in San Jacopo schuf, wo er in zwei Szenen zwei Triumphdarstellungen mit zahlreichen Porträts malte, die als wunderschön gelten.20 Ebenso schuf er in San Giovanni in Monte im Jahr 1497 für Jacopo Chedini in einer Kapelle, in der er nach seinem Tod bestattet werden wollte, eine Tafel mit einer Madonna, Johannes dem Täufer, dem Heiligen Augustinus und weiteren Heiligen.21 In San Francesco malte er in einer Tafel eine Geburt Christi, den Heiligen Jakobus und den Heiligen Antonius von Padua.22 In San Pietro nahm er für Domenico Garganelli, der ein Edelmann aus Bologna war, eine wunderschöne Kapelle in Angriff, doch was immer auch der Grund dafür gewesen sein mag, ließ er sie, nachdem er ein paar Figuren an der Decke ausgeführt hatte, unvollendet beziehungsweise gerade eben begonnen zurück.23

      In Mantua malte er neben den Werken, die er für den Markgrafen schuf und von denen wir weiter oben berichtet haben, in San Silvestro eine Tafel mit der Madonna und auf der einen Seite den Heiligen Sylvester, der ihr die Bevölkerung jener Stadt anempfiehlt, und auf der anderen die Heiligen Sebastian, Paulus, Elisabeth und Hieronymus.24 In jene Kirche kam besagte Tafel, wie man hört, nach Costas Tod, dessen Lebensweg in Mantua endete, wo seine Nachfahren später immer gelebt haben, und der für sich und seine Nachkommen in dieser Kirche eine Grabstätte haben wollte.25 Er schuf noch viele andere Malereien, über die ich nichts weiter sagen werde, da wir der besten ausreichend gedacht haben.26 Sein Porträt habe ich in Mantua von dem vortrefflichen Maler Fermo Ghisoni bekommen, der mir zusicherte, daß es von Costas eigener Hand stamme,27 der ein passabler Zeichner war, wie man es in unserem libro an einer Federzeichnung auf Pergament sehen kann, die ein Urteil des Salomon und einen Heiligen Hieronymus in chiaroscuro zeigt, die sehr gut ausgeführt sind.28

      Schüler von Lorenzo waren sein Landsmann Ercole da Ferrara, dessen Vita weiter vorn beschrieben werden wird,29 und der ebenfalls aus Ferrara stammende Lodovico Malino, von dem in seiner Heimat und an anderen Orten viele Werke zu finden sind. Sein bestes war allerdings eine Tafel in der Kirche San Francesco in Bologna, in einer Kapelle nahe dem Haupteingang, in der dargestellt ist, wie der zwölfjährige Jesus Christus mit den Gelehrten im Tempel disputiert.30 Auch Dosso der Ältere aus Ferrara, von dessen Werken an entsprechender Stelle die Rede sein wird, hat bei Costa die Grundlagen erlernt.31 Und dies ist alles, was ich über das Leben und die Werke des Ferraresers Lorenzo Costa habe herausfinden können.

      Einleitung zum Leben des Ercole Ferrarese

      Die Vita Ercole de’ Robertis, der auch unter dem Namen seiner Heimatstadt als Ercole Ferrarese bekannt ist, fällt aus zweierlei Gründen relativ kurz aus. Zum einen entspricht sie damit der nur kurzen Lebensspanne des Quattrocento-Künstlers, zum anderen reflektiert sie den Stellenwert, den Vasari der Lebens- und Werkbeschreibung eines Künstlers beimißt, der abseits von Florenz tätig war.

      Mit der Vita Ercole de’ Robertis betritt Vasari ein Terrain, das ihm aufgrund der zeitlichen und geographischen Distanz zum Florenz des 16. Jahrhunderts weniger vertraut ist. Im Quattrocento galt Ferrara, genauer der Hof der Este, als ein Zentrum der Kunst. Insbesondere die Lebenszeit von Ercoles Lehrer Francesco del Cossa (den Vasari mit Lorenzo Costa verwechselt) fällt mit dem Höhepunkt der ferraresischen Malerei um die Mitte des 15. Jahrhunderts zusammen. Ihm widmete Vasari in der ersten Edition der Vita einen langen einleitenden Passus. Ercole, selbst aus Ferrara stammend, behielt nach einem Aufenthalt in Bologna diese Bindung an die Stadt der Este bei. Um 1486 folgte er Cosmè Tura als Hofmaler der Herzogsfamilie nach. In dieser Funktion war er nicht nur für die malerische und bildhauerische Produktion (darunter ein geplantes Reiterstandbild für Ercole I.) verantwortlich, sondern auch für die Dekoration und Ausgestaltung von Festen. So ist bekannt, daß er auch für die Ausstattung (darunter Kleidung, Truhen, Triumphwagen) anläßlich der Hochzeit Isabella d’Estes 1490 in Mantua zuständig war. Zwar hat sich von diesen Werken für den estensischen Hof keines erhalten, doch soll Ercole laut Quellenangaben aus dem Jahr 1493 ein Porträt des Herzogs Ercole I. angefertigt haben, das bei seinem Tod unvollendet gewesen sei.1 1492 begleitete der Künstler den jungen Alfonso d’Este, mit dem er ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt haben soll, auf seiner Reise zum Papst nach Rom.

      Bereits zu seinen Lebzeiten war er über die Toskana hinaus bekannt. So ehrt ihn unter anderen Giovanni Santi in seinem Künstlergedicht in einem Atemzug mit Antonello da Messina, Giovanni und Gentile Bellini sowie Cosme Turà: »Hor lassando de Etruria el bel paese / Antonel de Cicilia huom tanto chiaro / Giovanbellin ch(e) sue lode en distese / Gentil suo fratre e Cosmo cum lui al paro / Hercule ancora e molti ch’hor trapasso« (Giovanni Santi, Cronica rimata, zit. nach Baxandall 1984, S. 150).

      In der Version von 1550 konzipierte Vasari die Vita noch stärker als Lebens- und Werkbeschreibung der ferraresischen Künstler allgemein und als Beispiel der emilianischen Malerei. Gleich zu Beginn setzte er besagte Gegend mit nur wenigen hervorragenden Künstlern scharf von der Kunstregion Toskana ab. Ercole stellte er als einen Schüler dar, der seinem Lehrer folgte und ihn in der Kunst übertraf, jedoch immer ein Künstler der Region blieb. Explizit nannte Vasari nur wenige Werke Ercole de’ Robertis.

      In der zweiten Ausgabe von 1568 erweiterte er die Aufzählung nur um eine Arbeit, die Predella für den Hochaltar von San Giovanni in Monte. Obwohl heute weitere Arbeiten von Ercole bekannt sind, ist sein erhaltenes Œuvre sehr klein, so daß uns Vasari zumindest einen Eindruck von dessen ursprünglichem Umfang vermittelt. Allerdings sind Vasari Ercoles Ausmalungen im Palazzo Schifanoia in Ferrara nicht bekannt, die letzterer in seiner Frühzeit zusammen mit Cosmè Tura und Francesco del Cossa um 1470 ausführte. Ebenso schweigt der Künstlerbiograph über die Pala Portuense, eines von Ercoles Hauptwerken. Neben der häufig summarischen Aufzählung von dessen Werken geht Vasari jedoch in einer langen Ekphrasis auf die wichtigsten ehemals in Bologna befindlichen Arbeiten und die malerischen Qualitäten Ercoles ein. Mit treffendem kunsttheoretischem Vokabular gelingt es ihm, den Stil der ferraresischen

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