Blutroter Schmerz und finstere Lust | Erotischer SM-Vampir-Roman. Angelique Corse

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Blutroter Schmerz und finstere Lust | Erotischer SM-Vampir-Roman - Angelique Corse Erotik Fantasy Romane

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Berlin lebte und keinen Versuch unternommen hatte, von dort wegzugehen. Viele seiner Artgenossen, von denen es mehr gab, als die Menschen vermuteten, hatten im Laufe der Zeit einen Kompromiss gefunden und gingen nur noch zum Jagen in die Stadt. Ansonsten lebten sie ihre friedliche Stille in Mausoleen oder verfallenden Häusern. Eine richtige Wohnung wie er selbst besaßen die wenigsten von ihnen, was schon zu dem einen oder anderen seltsamen Blick geführt hatte. Aber einen der Alten wagte niemand zu kritisieren oder gar anzugreifen. Es war in der Wohnung mitunter nicht einfach, vor allem, wenn es darum ging, sich vor dem Tageslicht zu schützen. Unwillkürlich musste Lion grinsen. Ja, absolut dichte Vorhänge und Ähnliches waren nicht so einfach zu bekommen, aber es war möglich.

      Nein. Der eigentliche Grund, wieso er an diesem Ort verweilte, war ein ganz anderer und noch schwerer zu benennen. Es war ein seltsames Gefühl, welches in seinem Innern brodelte und sich nicht benennen, geschweige denn erklären ließ. Wie lange es schon in seiner schwarzen Seele weilte, wusste Lion nicht genau. Vielleicht fünfzig oder sogar schon hundert Jahre. Zeit hatte für ihn stets eine untergeordnete Bedeutung, da sie in seinen Augen endlos war. Zuerst hatte er sogar geglaubt, jenes Empfinden käme von außerhalb oder von einem menschlichen Dritten. Haargenau wie ein Profiler auf der Arbeit scannte Lion daraufhin die Gedanken seiner Umgebung, fand jedoch die Ursache nicht in einem Menschen und auch nicht in einem Tier. Von Letzteren konnte er sowieso nur bestimmte, sehr extreme Emotionen wie etwa Angst oder große Freude wahrnehmen. Bei Menschen verhielt es sich anders, aber auch dort war der Anstoß nicht zu finden.

      Es dauerte mehrere Jahrzehnte, bis Lion klar wurde, dass er selbst der Ursprung jenes sonderbaren Gefühls war. Obwohl es ihn in seiner Existenz kaum beeinträchtigte, zögerte er nicht lange und ging der Sache auf den Grund. Dass eine gewöhnliche Sterbliche ihn dermaßen aus dem Konzept brachte, schloss Lion kategorisch aus. Zwar hegte er durch seine besondere Wahrnehmung eine gewisse Zuneigung zu jedem Lebewesen, aber jene schlug niemals ins Extreme. Ein Wesen wie er kannte Trauer und Verlust wahrscheinlich besser als die Menschen, aber selbst in einem solchen Fall war sein Empfinden anders. Der Vampir seufzte und verließ den lichten Kreis der Laterne. Die Nacht war noch jung, dennoch verrieten ihm seine erbarmungslos pulsierenden Eckzähne, dass es Zeit für eine Jagd war.

      Im sogenannten Partyviertel der Stadt mischte er sich seit knapp zehn Minuten unter die feiernde Menge. Heute stand ihm nicht der Sinn nach altem, verbrauchtem Fleisch. Vielmehr sehnte seine Zunge sich nach etwas Lebendigem und dieser Ort war dafür bestens geeignet. Wie immer tummelten sich dort unzählige Menschen von jung, über reif bis alt und nicht wenige frönten dem Alkohol. Mehr als einmal verzog Lion kaum merklich das Gesicht, weil er auf eine Flasche oder in eine Lache getreten war. Zwar war ihm dieses Genussmittel nicht fremd, aber es dermaßen zügellos zu konsumieren, entzog sich seinem Verständnis. Andererseits hatte dies einen klaren Vorteil; es erleichterte die Suche oder vielmehr das Finden eines Opfers. Die Wahrnehmung der Menschen in diesem Zustand war bereits verschleiert und die Erinnerung danach getrübt. In einem solchen Fall konnte er auf seine telepathischen Kräfte fast völlig verzichten. Der oder die betroffene Sterbliche würde es danach für einen heißen Traum infolge des Alkoholrausches halten. Lion lächelte und offenbarte einige Sekunden lang seine Fangzähne. Ihr Pulsieren hatte seit seiner Ankunft merklich zugenommen, sein Hunger wuchs. Trotzdem nahm er sich Zeit, die Menschen eingehend zu betrachten, schließlich galt er als ausgesprochen wählerisch. Zwar besaß jeder seine eigene Faszination, welche Lion, dank seiner besonderen Augen, ohne Filter oder Makel wahrnehmen konnte, dennoch brauchte ein Opfer das gewisse Etwas.

      Endlich. Am Straßenrand erblickte Lion eine Gruppe männlicher Jugendlicher im Alter von neunzehn bis fünfundzwanzig. Auch sie hielten fast ausnahmslos Bierflaschen in der Hand und grölten irgendwelchen Schwachsinn, der nicht selten unter die Gürtellinie ging. Nur einer von ihnen spielte nicht mit, sondern saß stattdessen teilnahmslos daneben und nahm von Zeit zu Zeit einen Schluck von seiner Cola. Andere mochten dieses Verhalten als uncool bezeichnen, aber Lion gefiel es.

      Überhaupt wirkte es auf ihn, als würde der unbekannte junge Mann von innen heraus strahlen. Wie ein Licht in dunkler Nacht. Seine blauen Augen schauten neugierig, interessiert auf das, was um ihn herum geschah und deutliches Mitgefühl spiegelte sich in ihnen. Lockige blonde Haare, die ihm einen femininen Touch verliehen. Ob er schon alleine aus diesem Grund ein Außenseiter war, welcher zu derartigen Treffen stets nur mitgeschleppt und das stumme Anhängsel war? Der Vampir hielt es für möglich, wenngleich es eine Schande war. Diese moderne Zeit schimpfte sich offen und tolerant und trotzdem waren die Fesseln zuweilen enger als in seinem menschlichen Leben, das in der Renaissance angesiedelt gewesen war.

      Dass er stehen blieb, bemerkten die Jugendlichen zunächst nicht, auch sein mögliches Opfer benötigte einige Sekunden. Doch während seine Freunde ihn beleidigten oder sogar mit Schlägen bedrohten, was Lion jedoch kommentarlos hinnahm, hob der Unbekannte lediglich den Kopf. Ihre Blicke trafen sich und Lion spürte die Intensität jener Geste ganz deutlich. Jedoch schien es seinem Gegenüber nicht anders zu gehen, im Gegenteil, die blauen Augen wirkten plötzlich wie ein von der Sonne beschienenes Meer.

      Ah ja, dachte der Vampir und unterdrückte den Impuls, sich über die Lippen zu lecken. Kann es sein, dass du dich in der Vergangenheit bereits zu Männern hingezogen gefühlt und dir vorgestellt hast, wie es mit ihnen wäre?

      Seinem schüchternen und doch hungrigen Blick nach zu urteilen verhielt es sich so und natürlich konnte man solche Gefühle nicht zugeben. Auch ohne ein Wort mit ihnen gewechselt zu haben, konnte Lion sich ihre Reaktion lebhaft vorstellen. Nicht nur, dass sie den Jungen sofort aus der Gruppe ausgeschlossen hätten, wahrscheinlich würden sie sogar von ihren Fäusten Gebrauch machen und dann wäre er chancenlos. Der Junge verfügte über einen wachen Verstand, gepaart mit Intelligenz, war jedoch in Sachen Kraft hoffnungslos unterlegen. Kaum merklich runzelte Lion die Stirn und trat einen Schritt näher, schon jetzt wusste er; sollte es dazu kommen, würde er sein Opfer verteidigen.

      »Hey, du Tunte, was willst du hier?«, pöbelte einer der Jugendlichen aggressiv.

      »Genau, zieh Leine oder du wirst es bereuen«, ergänzte der Zweite und Lions sensible Ohren vernahmen das Klicken eines sich öffnenden Butterfly-Messers. Nur eines von vielen Verboten, welches die beiden Anführer der Gruppe übertreten hatten.

      Lion beeindruckte dieses Verhalten jedoch wenig. Anstatt auf die beiden anderen einzugehen, fixierte er den Jungen noch stärker mit den Augen. Sein deutlich beschleunigter Herzschlag steigerte seine Begierde. Er musste ihn haben, um jeden Preis.

      Lockend streckte Lion die Hand nach ihm aus und wie in Trance erhob der Junge sich. Als seine Hand sich in die des Vampirs legte, verzogen sich die vormals melancholischen Gesichtszüge erst mal zu einem sanften Lächeln, welches das untote Herz berührte.

      »Bist du jetzt n‘ Stricher, oder was?« Schmunzelnd registrierte Lion die leichte Fassungslosigkeit in jenen Worten.

      »Geh nicht mit ihm mit«, mischte der Zweite sich ein und sein Tonfall offenbarte deutliche Angst. Dergleichen hatte der Vampir schon oft erlebt, manche Menschen verfügten über einen recht ausgeprägten Instinkt, der sie vor Gefahr warnte, selbst wenn sie diese nicht genau benennen konnten.

      Aber der Junge hörte nicht auf seine Freunde, sondern ließ sich widerstandslos von Lion in die Arme schließen. Der Vampir knurrte, als ihm ein männliches und dabei doch süßliches Parfum in die Nase stieg. Da verfügte jemand über einen ausgezeichneten Geschmack.

      »Wie heißt du?«, fragte er, als sie Hand in Hand wie zwei Freunde die Partymeile entlang schlenderten. Zwar hätte er den Namen auch durch seine Gedanken herausfinden können, aber ihn aus seinem Mund zu hören, fand Lion sehr viel schöner. Ihm fiel auf, dass der Junge sich jedes Mal, wenn eine Gruppe Betrunkener vorbeikam, fester an seine Hand krallte.

      »Elias«, antwortete der Junge und plötzlich kehrte die Unsicherheit in seine Stimme zurück.

      Offensichtlich

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