Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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sich die Kleine an Pünktchens Hand. Das war im Moment ihr einziger Halt. Ihr Vati wollte sie ja allein lassen.

      Daniel Fernau hatte soeben Else Rennert und Denise von Schoenecker begrüßt. »Wir wissen schon Bescheid«, sagte Denise freundlich. »Eine Freundin Ihrer Frau hat uns gebeten, Ulrike für einige Zeit aufzunehmen.«

      Daniel nickte. »Ich möchte Ihnen gern erklären, aus welchen Gründen wir uns zu einem solchen Schritt entschlossen haben.«

      »Gern«, sagte Denise. »Wir gehen gleich anschließend ins Biedermeierzimmer. Aber jetzt möchte ich erst einmal Ihre kleine Ulrike begrüßen. Sie sieht sehr verschüchtert aus.«

      »Ulrike war schon immer ein sehr ängstliches und zurückhaltendes Kind«, sagte Daniel und winkte seiner Tochter. »Komm her, Ulrike.«

      Doch Ulrike ließ Pünktchens Hand nicht los. »Ich komme mit«, beruhigte Pünktchen die Kleine und ging mit ihr zu Denise von Schoenecker.

      Diese verstand die Not des Kindes und machte nicht viel Worte. Sie streichelte die blassen Kinderwangen und nahm dann Ulrike spontan auf den Arm.

      Das war etwas Neues für Ulrike. Ihre Mutter nahm sie schon lange nicht mehr auf den Arm. Nicht einmal auf den Schoß, weil sie immer befürchtete, ihre Kleider könnten zerdrückt werden. Und jetzt wurde sie hier von einer ganz wildfremden Frau gestreichelt und sogar auf den Arm genommen. Vielleicht waren die vielen fremden Menschen doch nicht so garstig, wie sie aussahen?

      »Ihr habt noch genügend Gelegenheit, Ulrike kennenzulernen«, sagte Denise zu den Kindern.

      Die verstanden, was damit gemeint war, und zerstreuten sich.

      »Die Kleine tut mir richtig leid«, sagte Irmela, als Denise mit ihrem Besuch im Haus verschwunden war.

      Vicky nickte. »Mir auch. Sie hatte vor Angst ganz große kugelrunde Augen. Gut, dass sich Pünktchen gleich um sie gekümmert hat.«

      »Bei so etwas ist Pünktchen ganz groß«, erklärte Nick. »Sie hat einfach einen sechsten Sinn dafür, dass jemand Hilfe braucht.«

      In diesem Moment trat Pünktchen mit Ulrike aus dem Haus. »Ich gehe mit Ulrike zu den Ponys«, rief sie den Kindern zu.

      »Wir kommen mit!« Henrik spurtete hinter den beiden her. Dabei dachte er: Das, was Pünktchen fertigbringt, das kann ich schon lange. Er lachte Ulrike offen an und nahm sie ebenfalls bei der Hand. »Jetzt passen wir auf, dass dir niemand etwas tut«, sagte er.

      Ulrike lächelte schüchtern zurück. Sie fühlte sich schon ein bisschen sicherer. Auch freute sie sich auf die Ponys.

      Auf dem Weg zur Ponywiese erzählte Pünktchen von den Tieren in Sophienlust. »Der große Bernhardiner, der dich begrüßt hat, heißt Barri. Er ist sehr lieb und anhänglich und gutmütig.«

      »Und gar nicht böse«, ergänzte Henrik schnell, denn er wollte auch etwas sagen. »Außerdem haben wir noch einen Papagei, der richtig sprechen kann.«

      Ulrike schaute ihn ungläubig an.

      »Wirklich«, versicherte Henrik ihr. Er war nun ganz in seinem Element. Bis zur Weide redete er ununterbrochen und nahm Ulrike damit die erste Scheu. Sie brauchte nichts anderes zu tun, als zuzuhören.

      Doch als sie doch eine Frage beantworten musste und alle Kinder sie anschauten, wurde sie rot und begann zu stottern.

      »Ulrike erzählt euch das später«, sagte Pünktchen schnell. Schützend legte sie ihren Arm um Ulrikes Schultern.

      Neidisch schaute Henrik zu. So gut wie Pünktchen kann ich das natürlich nicht, dachte er. Aber sie ist ja auch ’n Mädchen. Mädchen können so etwas immer besser. Um Ulrike zu zeigen, dass er sie auch mochte, schenkte er ihr seine selbstgeschnitzte Pfeife aus Weidenholz. »Du kannst darauf richtig pfeifen. Pass auf, ich zeige es dir.« Er blies hinein, bis ein Ton herauskam. Dann reichte er die Pfeife Ulrike.

      Die Kleine nahm sie ganz fest in die Hand und betrachtete sie mit einem glücklichen kleinen Lächeln.

      *

      Während sich die Kinder um Ulrike bemühten, unterhielt sich Denise von Schoenecker mit Daniel Fernau. Er schilderte ihr die Situation seiner Ehe und die Katastrophe, die sich in seinem Werk anbahnte.

      »Was stellt Ihre Firma eigentlich her, Herr Fernau?«, fragte Denise.

      »Kameras und Fotozubehör. Es ist ein moderner, vollkommen technisierter Betrieb, dem nur Kapital, das heißt, neue Aufträge fehlen.«

      »Könnte Ihnen Ihre Frau da nicht ein bisschen unter die Arme greifen?«, fragte Denise. »Als Filmschauspielerin bekommt sie doch sicher hohe Gagen?«

      »Ja, sie bekommt sehr hohe Gagen«, sagte Daniel langsam. »Aber sie ist nicht bereit, das Geld oder einen Teil davon in mein Werk zu stecken – aus Angst, es zu verlieren.«

      Denise sagte nichts mehr. Dazu gab es auch nichts zu sagen. Eine solche Haltung verriet schon alles.

      »Zuerst war ich dagegen, Ulrike in ein Heim zu geben«, berichtete Daniel. »Schließlich ist sie weder Vollwaise noch Halbwaise, sondern hat Eltern und ein Zuhause.«

      »Manchmal ist der Umgang mit Gleichaltrigen für die Entwicklung eines Kindes aber gesünder«, bemerkte Denise.

      »Sie haben mir die Worte aus dem Mund genommen«, pflichtete Daniel ihr bei. »Nachdem ich Sophienlust jetzt gesehen habe, bin ich sicher, dass der Aufenthalt hier meiner Tochter nur guttun wird. Sie wurde zu Hause sehr vernachlässigt. Ich kann mich nicht um das Kind kümmern, weil mich der Existenzkampf in Atem hält. Und meiner Frau ist ihre Karriere wichtiger.« Er schwieg.

      Auch Denise hatte nichts mehr zu sagen. Sie versicherte ihm nur noch einmal, dass man in Sophienlust alles für das Wohlergehen von Ulrike tun werde.

      Daraufhin verabschiedete sich Daniel von Denise. Von Ulrike verabschiedete er sich auf der Weide. Er nahm sie ein wenig beiseite.

      Trotzdem schauten die anderen Kinder zu.

      »Nun starrt doch nicht so neugierig hinüber«, schimpfte Nick. Sofort wandten sich alle Köpfe ab.

      »Sei schön brav und vergiss Vati nicht«, sagte Daniel zu seiner kleinen Tochter und gab ihr einen Kuss.

      Ulrike schluckte. »Gehst du jetzt?«

      »Ja, mein Kleines. Ich muss nach Hause zurück und arbeiten. Fleißig arbeiten, damit wir dich bald wieder heimholen können.«

      »Muss Mutti auch arbeiten?«

      »Ja«, sagte Daniel. Dabei dachte er: Sie muss nicht, aber sie will.

      »Die Kinder hier haben gesagt, dass meine Mutti berühmt ist. Was ist berühmt, Vati?«

      Daniel überlegte. »Berühmt ist man, wenn jeder weiß, wer man ist. Zum Beispiel ganz fremde Leute.«

      »Ist das schön?«

      Daniel seufzte. »Für Mutti ist es schön, berühmt zu sein. Für sie ist es sogar das Allerschönste. Jetzt muss ich wieder gehen.« Er nahm Ulrike in die Arme und presste sie an sich. Mein kleines Mädchen, dachte

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