Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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und begann einen Brief an Anjuta zu schreiben.

      Da läutete es.

      Verwundert blickte er auf. Ich erwarte doch keinen Besuch, dachte er und ging zur Haustür.

      Davor stand der Briefträger mit einem Eilbrief.

      Daniel nahm den Brief, bedankte sich und ging zurück in sein Arbeitszimmer. Der Eilbrief kam von Anjuta.

      Diesmal bat sie ihn flehentlich, um des Kindes willen zu ihr kommen. Aus jedem Wort dieses zweiten Briefes ging hervor, dass sie sehr verzweifelt war.

      Angesichts dieser Situation brachte Daniel es nicht fertig, ihr abzuschreiben. Er zerriss den angefangenen Brief an sie und beschloss, am nächsten Morgen nach Davos zu fahren.

      In dieser Nacht fiel es ihm schwer, Ruhe und Schlaf zu finden. Seine Gedanken eilten immer wieder zu Anjuta und zu seinem Kind, das er nicht einmal kannte. Ein Junge. Er musste inzwischen schon fast sieben Jahre alt sein. Wo wuchs er auf? Bei Anjuta? Fragen über Fragen und keine Antwort. Ich muss warten bis morgen, sagte er sich.

      *

      Daniel Fernau erreichte Davos am späten Nachmittag. Der hochgelegene Luftkurort war überfüllt mit Feriengästen und Touristen. Da er auf jeden Fall eine Nacht bleiben musste, suchte er sich zuerst eine Unterkunft. Erst danach fuhr er zu dem Sanatorium, in dem Anjuta untergebracht war. Er war so nervös, dass er einige Minuten in seinem Auto sitzen bleiben musste, um sich zu beruhigen. Erst dann stieg er aus und ging ins Haus.

      Eine Schwester führte ihn einen endlosen Korridor entlang, von dem unzählige Türen abzweigten. Vor der vorletzten Tür im dritten Stock blieb sie stehen.

      »Das ist das Zimmer von Fräulein Fabricius.«

      »Vielen Dank, Schwester.« Daniel wartete, bis die Schwester sich entfernt hatte. Dann klopfte er. Als keine Antwort kam, drückte er die Klinke herunter und trat ein.

      Zunächst sah er nur ein großes Bett und in den Kissen ein schmales Gesicht. Beim Nähertreten erkannte er sie wieder. Anjuta. Er war mit zwei Schritten an ihrem Bett, sank auf die Kante und drückte sein Gesicht in die durchsichtigen Hände, die sie ihm entgegenstreckte. »Anjuta!«

      Plötzlich war alles, was er jahrelang vergessen gehabt hatte, wieder gegenwärtig. Der sonnige Nordseestrand, die lauen Nächte – und Anjutas Küsse. Nun lag sie hier. Blass, offensichtlich krank und mit Tränen in den Augen.

      »Danke, dass du gekommen bist«, sagte sie leise.

      Daniel schluckte. »Verzeih, dass ich nicht sofort kam.« Er umfasste ihre schmalen Finger mit beiden Händen, als wollte er sie beschützen. Dann schauten die beiden sich lange an.

      Keiner sprach. In Gedanken durchlebten sie beide noch einmal die gemeinsame Zeit vor so vielen Jahren. Wie konnte ich sie nur vergessen?, dachte Daniel. Die Zeit mit ihr war schöner als alles, was danach kam.

      »Du hast dich nicht sehr verändert«, sagte Anjuta leise. »Ich habe sehr oft an dich gedacht, Daniel.«

      Er drückte ihre Hände so sehr, dass es wehtat. »Warum hast du mir nichts von unserem Kind geschrieben, Anjuta?«

      Er sah, dass sie mit den aufsteigenden Tränen kämpfte. »Wie heißt unser Sohn?«, fragte er.

      »Ich weiß es nicht.«

      Er starrte sie an. »Du – weißt es nicht? Aber … er lebt doch?«

      »Auch das kann ich dir nicht bestätigen.«

      »Anjuta!« Es war ein hilfloser Ausruf der Verzweiflung. »Bitte, sag mir die Wahrheit!«

      »Das will ich. Deshalb habe ich dich ja hierhergebeten.«

      Sie begann zu husten und presste schnell ihr Taschentuch vor den Mund. Mit leiser Stimme begann sie dann zu erzählen. »Mein Vater und meine Stiefmutter waren entsetzt, als sie erfuhren, dass ich ein Kind erwartete. Sie verboten mir, dich zu verständigen. Und sie brachten mich weg, damit ja niemand von dieser Schande erfuhr. Eine Fabricius und ein uneheliches Kind! Das war undenkbar.«

      »Wohin brachten sie dich?«, wollte Daniel wissen.

      »An das entgegengesetzte Ende von Deutschland. Möglichst weit weg von Hamburg. Nach Oberbayern. In Rottach-Egern brachte ich mein Kind zur Welt. Aber sie ließen mir den Jungen nur zwei Tage lang. Dann nahmen sie ihn mir weg.« Anjuta presste schnell ein Taschentuch vor den Mund. Diesmal, um das aufsteigende Schluchzen zu unterdrücken.

      Daniel wartete geduldig, bis sie sich wieder gefasst hatte. Erst dann stellte er die Frage, die ihn so brennend interessierte. »Wohin haben sie das Kind gebracht?«

      Anjuta hob hilflos die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Ich weiß es nicht. Sie haben es mir nicht gesagt. Und ich konnte es auch bis jetzt nicht herausfinden.« Sie schwieg.

      Daniel war erschüttert. »Hast du es versucht? Ich meine, hast du versucht, den Aufenthaltsort des Kindes zu erfahren? Oder wenigstens, ob es noch lebt?«

      »Ich bin überzeugt, dass mein Kind noch lebt. Wenn es gestorben wäre, hätten sie es mir gesagt. Aber wo es aufwächst, konnte ich nicht herausfinden, sooft ich es auch versucht habe«, gestand sie verzweifelt. »Sonja, das ist meine Stiefmutter, ist hart wie ein Granitfelsen. Alle meine Tränen konnten sie nicht rühren. Sie übt einen sehr starken Einfluss auf Papa aus.«

      Die Schatten im Zimmer wurden länger und dunkler. Die Sonne war hinter den Bergen untergetaucht. Lange saß Daniel schweigend an Anjutas Bett. Erst die eintretende Schwester schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Sie knipste das Licht an und ließ die Jalousien herunter. Dann servierte sie Anjuta das Abendessen.

      Anjuta bat, dass Daniel noch ein wenig bleiben dürfe. »Ich habe so vieles mit ihm zu besprechen, Schwester.«

      »Aber selbstverständlich«, sagte die junge Schwester nickend. In diesem teuren Sanatorium war man gewohnt, sich nach den Wünschen der Patienten zu richten.

      »Aber Sie müssen mir versprechen, wenigstens eine Kleinigkeit zu essen«, verlangte die Schwester mit einem schelmischen Lächeln.

      Anjuta versuchte es, doch sie musste mehr als die Hälfte stehen lassen.

      »Sonja und Papa hatten für mich einen Mann ausgesucht«, erzählte sie nach dem Essen. »Einen sehr angesehenen und sehr vermögenden Ehemann.«

      »Hast du ihn geheiratet?«

      »Nein. Ich bin nach der Geburt des Kindes nie mehr richtig gesund geworden. Und eine kranke Frau wollte dieser Ehekandidat nicht. Außerdem wollte ich ihn auch nicht«, fügte sie lebhaft hinzu. Für einen Augenblick leuchteten ihre Augen auf. Doch der Glanz erlosch schnell wieder. »Ich wünschte, ich hätte die Courage gehabt, mich gegen meine Eltern durchzusetzen«, sagte sie leise. »Aber das konnte ich nicht. Und so trug ich die Sehnsucht nach meinem Kind jahrelang mit mir herum.« Sie schwieg erschöpft.

      Wie muss sie gelitten haben, dachte Daniel. Und ich ahnte von alldem nichts. Er kam sich plötzlich sehr gemein vor. Fast wie ein Schuft.

      Anjuta schien seine Gedanken zu ahnen. »Mach dir keine Vorwürfe«, sagte sie leise. »Du wusstest ja nichts von dem Kind.«

      »Nein. Aber jetzt weiß

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