Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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gesehen und auch eine Aufnahme des Amerikaners. Normalerweise litt er nicht unter Eifersucht. Aber welcher Ehemann blieb schon gleichgültig, wenn er seine Frau mit einem solchen Supermann allein in Rom wusste? Noch dazu in einer Bar?

      Carsta kehrte erst am übernächsten Tag nach München zurück. Sie war in bester Stimmung, als sie Daniel das Drehbuch zeigte und ihm von dem neuen Film erzählte. »Und die Gage ist sogar noch höher, als ich erwartet hatte. Kannst du dir das vorstellen?«

      »Nein«, antwortete er. »Wie so viel Geld aussieht, kann ich mir wirklich nicht mehr vorstellen. Das macht dich ja zu einer reichen Frau.«

      Sie nickte und schnippte ein Haar von ihrem Rock.

      »Carsta …« Daniel räusperte sich. »Nachdem deine Gage doch viel größer ist, als du erwartet hast …« Er räusperte sich noch einmal. »Ich meine, du könntest doch einen Teil davon in meine neue Produktion stecken. Damit wäre ich gerettet. Und du wärst meine Teilhaberin im Werk.«

      »Besten Dank.« Sie war aufgesprungen. »Ich bin an einer Teilhaberschaft nicht interessiert. Dazu ist mir das Risiko zu groß.«

      »Dann gib mir einen Kredit«, bat Daniel. »Leih mir das Geld. Ich zahle es dir mit Zinsen zurück.«

      Carsta lachte trocken auf. »Du und zurückzahlen! Dass ich nicht lache. Jeder Cent, den ich in deine Firma stecke, ist für mich verloren. Genauso gut könnte ich das Geld zum Fenster hinauswerfen.«

      Daniel starrte sie ungläubig an. »Heißt das, dass du mir nicht helfen willst?«

      »Du hast mich richtig verstanden. Ich will nicht. Ich habe keine Lust, mein schwerverdientes Geld in dein Pleiteunternehmen zu stecken. Das kannst du wirklich nicht von mir verlangen.«

      »Natürlich nicht«, murmelte er. Er stand auf und ging aus dem Zimmer. Plötzlich sah er sehr alt aus.

      In seinem Arbeitszimmer goss Daniel sich einen doppelten Kognak ein und kippte ihn auf einen Zug hinunter.

      Doch auch der Alkohol ließ ihn seine Erschütterung nicht überwinden. Wie bringt sie es nur fertig, so kaltschnäuzig zu sein?, fragte er sich. So völlig interessenlos? Es ist ihr absolut gleichgültig, ob mein Werk zugrunde geht oder nicht. Es ist ihr egal, was mit ihrem Kind geschieht. Und ich bin ihr genauso gleichgültig.

      Das erkannte Daniel Fernau an diesem Abend zum ersten Mal mit absoluter Klarheit. Er musste sich eingestehen, dass er bis dahin einem Trugbild nachgelaufen war. Dem Traumbild einer warmherzigen, liebenden Ehefrau.

      Aber das war Carsta nicht. Sie war egoistisch, kalt, karrierebesessen und gar nicht fähig, jemanden zu lieben außer sich selbst natürlich.

      Die Außenaufnahmen des neuen Filmes wurden in Paris gedreht. Deshalb musste Carsta schon nach wenigen Tagen wieder abreisen. Nach Paris.

      In den drei Tagen, die Carsta in der Villa in München-Grünwald verbracht hatte, war Daniel ihr aus dem Weg gegangen. Er war bitter enttäuscht, und er bemühte sich nicht, seine Enttäuschung zu verbergen. Wozu auch?

      Carsta merkte das gar nicht. Sie war mit ihren Gedanken schon bei den Dreharbeiten in Paris. Und bei John. Er war nicht nur ein Bild von einem Mann, wie sie sich auszudrücken pflegte, sondern auch sehr brauchbar, weil er so berühmt und daher ungeheuer einflussreich war. Ihm hatte sie schließlich die Hauptrolle in dem neuen Film zu verdanken. Und sie beschloss, sich dafür erkenntlich zu zeigen.

      Daniel brachte seine Frau nicht zum Flughafen. Er verbrachte jetzt jede Stunde des Tages in seiner Fabrik, um zu retten, was noch zu retten war. Er arbeitete Tag und Nacht und erreichte so eine Besserung seiner Situation. Mit etwas Glück kann ich den drohenden Konkurs abwenden, dachte er. Ich brauche nur ein wenig Glück. Es sah auch so aus, als würde er dieses Glück haben. Ein paar größere Aufträge bahnten sich an.

      Aus Paris kam eine Karte von Carsta mit ein paar nichtssagenden Worten. Gleichzeitig mit dieser Karte bekam Daniel einen Brief. Anjuta Fabricius lautete der handgeschriebene Absender.

      Daniel betrachtete das Schreiben ratlos. Ich kenne keine Anjuta Fabricius, dachte er. Aber es war sein Name, der auf dem Kuvert stand. Also öffnete er den Brief. Und damit kehrte auch schlagartig die Erinnerung zurück. Die Erinnerung an jenen Urlaub an der Nordsee vor sieben Jahren. Damals hatte er ein junges Mädchen kennengelernt, das gerade zwanzig Jahre alt geworden war. Sie hatte Anjuta Fabricius geheißen. Und offensichtlich hieß sie immer noch so. Denn der Brief stammte von ihr.

      Daniel überschlug die wenigen Zeilen und war ratlos. Das gibt es doch gar nicht, dachte er erschrocken. Sie kann mir doch nicht jetzt, nach so vielen Jahren, plötzlich dieses Geständnis machen. Er las den Brief noch einmal.

      Anjuta schrieb, dass sie sehr lange habe suchen müssen, bis sie seine neue Adresse gefunden habe. Sie habe damals nach dem Urlaub an der Nordsee vor sieben Jahren ein Kind zur Welt gebracht. Du bist der Vater dieses Jungen, schrieb sie weiter.

      Daniel las diesen einen Satz immer wieder. Danach folgte nur noch die Bitte, sie in Davos zu besuchen. Sie sei krank und zu einer Kur dort.

      Daniel ließ den Briefbogen sinken. Er war völlig durcheinander. Anjuta hatte ein Kind von ihm zur Welt gebracht. Warum in aller Welt hatte sie ihn damals nicht davon unterrichtet?

      Doch dann erinnerte er sich auch wieder an das, was sie beim Abschied vereinbart hatten: einander nie mehr wiedersehen. Denn Anja war die Tochter eines steinreichen Hamburger Reeders. Und der hätte einen armen Betriebswirt niemals als Schwiegersohn akzeptiert.

      Ich war damals siebenundzwanzig, rechnete Daniel nach, und gerade mit meinem Studium fertig. Es war für ihn nicht einfach gewesen, sich dieses Studium selbst zu verdienen. Denn er war Vollwaise gewesen.

      Niemand hatte ihn unterstützen können. Aber er hatte es trotzdem geschafft, sein Diplom zu machen. Und er hatte die Prüfung sogar mit Auszeichnung bestanden. Um sich selbst dafür zu belohnen, war er an die Nordsee gefahren und hatte Urlaub gemacht. Während dieses Urlaubs hatte er Anjuta kennengelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Sie hatte seine Gefühle erwidert und ihm alles geschenkt, ihre Zärtlichkeit und ihre Liebe. Es waren wunderschöne Tage gewesen, voller Romantik und Poesie. Und der Abschied war schmerzhaft gewesen. Aber er hatte sich an sein Versprechen gehalten und nie mehr versucht, Anjuta wiederzusehen. Auch dann nicht, als ihm unverhofft die Erbschaft in München zugefallen war. Kurz darauf hatte er dann Carsta kennengelernt und geheiratet. Zu dieser Zeit war Carsta noch ein unbekanntes kleines Filmsternchen gewesen.

      Daniel las Anjutas Brief noch einmal. Was kann sie bewogen haben, mich gerade jetzt wiedersehen zu wollen?, fragte er sich. Ihre Krankheit?

      Er wusste nicht, was er tun sollte Nach Davos fahren? Das kann ich nicht, dachte er. Es ist Carsta gegenüber nicht fair. Aber war Carsta denn ihm gegenüber fair?

      Einen ganzen Tag lang kämpfte Daniel mit sich. Während er mit seinen Angestellten sprach, neue Vorschläge prüfte und telefonierte, kehrten seine Gedanken immer wieder zu Anjutas Brief zurück. Was sollte er tun?

      Daniel ließ noch einen Tag vergehen. Der dritte Tag war ausgefüllt mit Besprechungen und Konferenzen, sodass er auch da keine Zeit zu einer Entscheidung fand.

      Am vierten Tag entschloss er sich, Anjutas Brief zwar zu beantworten, aber nicht nach Davos zu fahren. Ich will von meiner Seite aus nichts tun, was meine Ehe gefährdet, sagte er sich. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass Carsta mich nicht mehr liebt oder nie geliebt hat. Vielleicht täusche ich mich. Vielleicht ist unsere Ehe doch noch zu retten.

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