Perry Rhodan 3099: Die Kinder der Milchstraße. Michael Marcus Thurner

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Perry Rhodan 3099: Die Kinder der Milchstraße - Michael Marcus Thurner Perry Rhodan-Erstauflage

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      »Wie wir alle«, sagte Sichu leise. »Aber jetzt ist der Golem verschwunden, nachdem er die Futuroskopen an Bord geholt hat. Die falsche THORA ist weg, irgendwo zwischen den Realitätsgezeiten in der Bleisphäre verschollen. Wer weiß, was dieser verrückte Opt-Atlan nun treibt ...!«

      »Beschäftigen wir uns nicht mit den vielen Wenns, Abers und Vielleichts. Was wir wissen, ist nur wenig: Das Sternenrad driftet unaufhörlich auf die Bleisphäre zu. Wir wissen nicht, was geschehen wird, sobald das Weiße Loch Emlophe damit kollidiert – und ob es überhaupt kollidiert oder es einfach durchdringt. Wir müssen unseren Fokus auf dieses Problem richten.«

      »Und Perry?«, hakte Farye Sepheroa nach. »Den sollen wir einfach so seinem Schicksal überlassen?«

      »Ich habe es vor langer Zeit aufgegeben, ihn für seine Alleingänge zu verurteilen. Ich könnte ihn jedes Mal erwürgen, wenn er solche Hasardstücke abliefert. Aber ich weiß auch, welche Instinkte Perry hat. Ich bin mir sicher, dass er noch lebt. Vermutlich hat er längst den Golem geentert und sucht nach einem Weg, um unseren Atlan zu befreien.«

      Würden Sichu und Farye seine Lüge durchschauen? Würden sie an seiner Stimme, seinen Blicken, seinem Auftreten erkennen, dass er sich seiner Sache keinesfalls sicher war?

      Nein. Die beiden Frauen wollten glauben. Sie nickten ihm dankbar zu, wandten sich ab und widmeten sich wieder ihren Arbeiten.

      Das Sternenrad trudelte unaufhörlich auf die Bleisphäre zu.

      »Die Anziehungskraft ist zu groß«, sagte Holonder. »Der point of no return ist längst überschritten. Keine Macht des Universums kann die Kollision jetzt noch verhindern.«

      Bull gab sich unbeeindruckt. »Wir bekommen das hin. Wie immer.«

      2.

      Perry Rhodan: Orientierung

      Citius, altius, fortius. Oder: schneller, höher, stärker.

      Dies war das Motto, das Pierre de Coubertin im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten zu den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit im Jahr 1894 alter Zeitrechnung ausgegeben hatte.

      De Coubertin hatte damit, ohne es zu ahnen, dem Wettkampfgedanken auf Terra einen Schub gegeben, der noch Tausende Jahre später einen Nachhall finden würde.

      Immer noch strebten die Menschen nach dem Himmel. Sie wollten die Ersten auf einem unbekannten Planeten sein oder ihren Namen als Gründer einer neuen Kolonie in den Sternkarten verewigt wissen. Sie liebten die Spitzenposition.

      Früher mehr als heutzutage, sinnierte Perry Rhodan. Es schien ein stark ausgeprägter Spieltrieb zu sein, der in den Genen der Terraner verankert war. Bei Arkoniden und anderen Völkern wurden die Möglichkeiten einzelner Individuen oftmals vermessen und optimal ausgenützt; manchmal spielten bei der Auslese auch Standesdünkel eine Rolle. Bei den Terranern kamen andere Faktoren zum Tragen.

      Für Terraner schien, mehr als für andere, das Motto zu gelten, dass man die eigenen Grenzen überwinden müsse.

      Grenzen wurden dabei als variabel verstanden und nicht als absolut; es gab Kulturen, die eine vollkommen entgegengesetzte Position einnahmen, denen selbst die Annäherung an eine Grenze verwerflich schien. Rhodans Terraner hingegen ignorierten Grenzen gerne. Sie setzten sich Ziele, die sie selbst dann erreichten, wenn sie unerreichbar erschienen – die Rückholung der Erde beispielsweise. Grenzen waren Ansporn, nicht Hemmschuh.

      Rhodan schüttelte sich. Warum musste er ausgerechnet in diesem Moment über diese Dinge nachdenken? Er hatte eigentlich ganz andere Sorgen.

      Nun: Vermutlich war diese Verleugnung jeglicher Grenzen der Grund dafür, warum er an Bord des Golems gelangt war. Er glaubte selbst in einem Augenblick, da alles gegen seine Begleiter und ihn sprach, dass er Opt-Atlan besiegen und die große Katastrophe in M 13 verhindern konnte.

      *

      »Du wirkst verwirrt«, sagte Zemina Paath.

      »Ich habe nachgedacht.« Rhodan konzentrierte sich wieder auf seine Aufgaben: erstens, Atlan aus diesem schrecklichen Zerrbild eines terranischen Schiffs zu befreien; zweitens: Opt-Atlan und dessen Mannschaft unschädlich zu machen.

      Dies war nicht die THORA, wie er sie kannte. Es roch anders. Die Gänge wirkten schmaler. In die Wände waren sonderbare Linien geritzt, die kreuz und quer führten und durch die ein beständiger Wind pfiff. Er erzeugte Töne wie von einer äolischen Harfe. Nahmen sie einen Weg, der in Richtung Nordpol des Golems führte, erklangen aufmunternde Töne. Gingen sie in die andere Richtung, fühlte sich Rhodan klein und traurig. Welchen Zweck die Äolsharfen hatten, wusste er nicht zu sagen.

      Sie begegneten mehreren Arbeitsrobotern, die sie dank der Deflektoren unbemerkt passierten.

      Die Arbeitsmaschinen des Golems hatten bloß noch vage Ähnlichkeit mit jenen Robotern, die an Bord der wahren THORA Reparaturarbeiten erledigten. Sie waren wie Hummeln im Vergleich zu Bienen: wuchtiger, massiver und zorniger.

      Sie brannten mit gebündelten Thermostrahlen zusätzliche Ritzen in die Wände. Je mehr Linien existierten und je öfter sie sich kreuzten, desto intensiver wurde die Musik.

      »Sie machen den ganzen Golem zum Klangkörper«, behauptete Gucky.

      »Aber warum?«, fragte Zemina Paath. Mit der Rechten tätschelte sie den Paau, ihren sonderbaren Koffer, dessen Geheimnisse längst nicht alle aufgeklärt waren.

      »Weil sie offenbar einen Drang in sich tragen, alles zu optimieren. Womöglich auch im künstlerisch-musikalischen Bereich. Sie wollen so viele Sinne wie möglich ansprechen, um sich wohlzufühlen in ihrem Kampf.«

      »Ich höre Mozarts kleine Nachtmusik und die Insektenpolka von Piwaniewicz heraus«, sagte Rhodan, widmete sich aber gleich wieder anderen Dingen. Wichtigeren Dingen.

      Nach der abenteuerlichen Anreise an Bord einer ZALTERTEPE-Jet war es vergleichsweise einfach gewesen, ins Innere des Golems vorzudringen. Sie waren an einem der angekoppelten Augenraumer eingestiegen und hatten sich im Schutz der Deflektorschirme bis ins Hauptschiff geschlichen, ohne bemerkt zu werden. Nun galt es, einen Rückzugsraum zu finden. Einen Ort, an dem sie Zugang zum Schiffsrechner fanden, zu Opt-TOIO.

      Während der vergangenen Minuten hatten sie einen winzigen Teil des Golems im unteren Teil erkundet. Nahe eines der vier Ringkomplexe, die die Zhi-Néng-Traf-Speicherbanksysteme umfasste. Sie hatten ein Gefühl für das Schiff bekommen wollen – und waren mehrfach überrascht worden. Die Opt-Besatzung hatte die Deckstrukturen im Vergleich zur THORA neu ausgerichtet.

      Dank der Interkonnekt-Felder waren einzelne Modulteile des Raumers leicht aus dem Innenskelett zu trennen und neu zusammenzubauen. Diese Möglichkeiten hatten die Helfer Opt-Atlans weidlich genützt. Nur einzelne, fix verankerte Stützelemente hatten sie bei ihren Optimierungsarbeiten in Ruhe gelassen: die zentrale Kugelzelle, die Expressliftnetze sowie die Antigravschächte zum Personen- sowie Warentransport.

      »Ich könnte uns in Bullys Lustgarten teleportieren«, sagte Gucky. »Dort gibt es einige schöne Verstecke.«

      Rhodan schüttelte den Kopf. »Keine Teleportationen vorerst. Außerdem vermute ich, dass uns Opt-Atlan dort zuerst suchen lässt. Er kennt mich aus Atlans Erinnerungen. Er weiß, dass ich eine natürliche Umgebung einer technisierten jederzeit vorziehen würde. Wir müssen einen Ort finden,

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