Tarzan – Band 6 – Tarzans Dschungelgeschichten. Edgar Rice Burroughs
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Tantor griff diese mit wütendem Trompeten an. Über ihnen stand er, schwenkte seinen empfindlichen Rüssel, und jetzt hatte er Tarzan auf dem Boden herausgefunden, zwar blutete dieser, aber er kämpfte immer noch.
Einer der Krieger sah aus dem Handgemenge auf. Über ihm türmte sich der riesige Koloß des Dickhäuters, das Licht des Feuers glänzte aus den kleinen Augen – boshaft, fürchterlich, schreckenerregend sahen sie herab. Der Krieger schrie, aber schon umfasste ihn der biegsame Rüssel, hob ihr hoch empor und schleuderte ihn hinter dem Haufen Fliehender her. Mann für Mann riss Tantor die anderen vom Körper des Affenmenschen und schleuderte sie nach rechts und links, wo sie dann stöhnend oder ganz still liegen blieben, je nachdem sie der Tod langsam oder sofort ereilte.
Mbonga sammelte in einiger Entfernung seine Krieger. Seine gierigen Augen hatten die großen Stoßzähne des Elefanten bemerkt. Als der erste Schreck vorbei war, jagte er seine Leute mit den schweren Elefantenspeeren zum Angriff vor. Aber als sie kamen, schwang Tantor Tarzan auf seinen breiten Kopf, schwenkte herum und trampelte durch die große Bresche, die er in die Palisadenwand gebrochen hatte, wieder in den Dschungel hinaus.
Die Elefantenjäger mögen recht haben, wenn sie behaupten, dass dieses Tier einem richtigen Menschen einen solchen Dienst nicht erwiesen haben würde, aber für Tantor war Tarzan kein Mensch – er war ihm ein Kamerad aus den Dschungeltieren.
Und damit erfüllte Tantor, der Elefant, eine Dankespflicht gegen den Affentarzan und kittete ihre alte Freundschaft noch fester. Denn sie bestand schon zwischen ihnen, seit Tarzan noch als kleiner, brauner Knabe unter den Gestirnen des Äquators auf Tantors mächtigem Rücken durch den mondbeschienenen Dschungel geritten war.
Der Kampf um das Affenbaby
Teeka war Mutter geworden. Affentarzan zeigte außerordentliches Interesse dafür, viel mehr als selbst Taug, der Vater, denn Tarzan hatte Teeka sehr gerne. Selbst die Sorgen der bevorstehenden Mutterschaft hatten in Teeka noch nicht ganz das Feuer der sorglosen Jugend erstickt und sie war in dem Alter, in welchem die anderen Weibchen von Kerschaks Stamm bereits die mürrische Würde der Vollreife annahmen, immer noch ein gutlauniger Spielgefährte geblieben. Sie hatte immer noch ihr kindliches Entzücken an den primitiven, von Tarzans fruchtbarem Menschenhirn erfundenen Abschlag- und Versteck-Spielen behalten.
In den Baumwipfeln Abschlagen zu spielen, ist ein anregender und aufregender Zeitvertreib. Tarzan schwärmte dafür, aber die mit ihm gleichaltrigen Affen hatten längst solch kindische Dinge aufgegeben. Doch wenigstens Teeka war immer scharf dabei gewesen bis kurz ehe ihr Baby kam; mit der Ankunft ihres Erstgeborenen jedoch änderte sich auch Teeka.
Die Erkenntnis dieser Änderung überraschte und verletzte Tarzan außerordentlich. Eines Morgens sah er, wie Teeka auf einem niedrigen Zweig hockte und etwas sehr eng an ihre Brust drückte – ein winziges Etwas, das sich krümmte und zappelte. Tarzan nahte sich mit jener Neugierde, die allen Geschöpfen gemeinsam ist, sobald ihr Gehirn über mikroskopische Abmessungen hinaus entwickelt ist.
Teeka rollte die Augen nach ihm und drückte das zappelnde Körperchen noch enger an sich. Tarzan kam näher. Teeka zog sich zurück und zeigte die Fangzähne. Tarzan fand, dass so etwas noch nicht dagewesen war! Teeka hatte ihm bisher die Zähne nie anders als im Spiel gezeigt; aber heute sah sie nicht nach Spiel aus. Tarzan fuhr sich mit seinen braunen Fingern durch das dichte schwarze Haar, bog den Kopf auf die Seite und äugte. Dann rückte er ein Stückchen näher und reckte den Hals, um das Ding, welches Teeka mit den Armen verhüllte, besser zu sehen.
Wieder zog Teeka mit warnendem Schnarren die Oberlippe hoch. Tarzan streckte vorsichtig eine Hand aus, um das Ding in Teekas Armen zu berühren, als Teeka plötzlich mit einem hässlichen Brummen auf ihn losfuhr. Ehe der Affenmensch seinen Arm zurückziehen konnte, biss sie ihn hinein und verfolgte ihn noch eine kurze Zeit, während er sich sogleich durch die Bäume davonmachte. Teeka mit ihrem Baby im Arm konnte ihn nicht einholen.
In sicherer Entfernung hielt Tarzan an und besah mit unverhehltem Erstaunen seine frühere Spielgefährtin. Was war geschehen, dass sich die sanftmütige Teeka so geändert hatte? Sie hatte das Ding in ihren Armen so bedeckt, dass Tarzan es bis jetzt noch nicht hatte erkennen können, aber als sie von seiner Verfolgung abließ, sah er es. Und Tarzan lächelte trotz Schmerz und Ärger, denn er hatte junge Affenmütter schon früher gesehen. In ein paar Tagen würde sie weniger argwöhnisch sein. Aber Tarzan war dennoch gekränkt. Es war nicht recht, dass Teeka ihn wie alle anderen fürchtete. Ei! nicht um alles in der Welt würde er ihr etwas zuleide tun, sowenig wie ihrem Balu. Balu ist nämlich das Affenwort für Baby.
Und nun hatte er trotz der Schmerzen im Arm und trotz seines verletzten Stolzes nur noch mehr den Wunsch, aus der nächsten Nähe Taugs neugeborenen Sohn zu besichtigen. Es erscheint wunderlich, dass Affentarzan, der mächtige Kämpfer, vor dem gereizten Angriff eines Weibchens flüchtete und dass er sich scheute, zur Befriedigung seiner Neugierde zurückzukommen, da er doch mit Leichtigkeit die geschwächte Mutter des neugeborenen Jungen überwältigen konnte. Aber das ist nicht wunderbar. Jeder Affe weiß, dass nur ein tollwütiger Bulle ein Weibchen anders als milde zurechtweist, natürlich ausgenommen jene Individuen, wie wir sie auch in unserer Rasse finden, welche ein Vergnügen darin finden, ihre bessere Hälfte zu schlagen, weil sie zufällig kleiner und schwächer ist als sie selbst.
Tarzan kam wieder auf die junge Mutter zu, aber ganz vorsichtig und mit offen gehaltener Rückzugslinie. Wieder brummte Teeka wild. Tarzan protestierte. Affentarzan wird Teekas Balu nichts tun, sagte er. Lass es mich sehen.
Geh fort, befahl Teeka. Geh fort oder ich töte dich.
Lass es mich sehen, drängte Tarzan.
Geh fort, wiederholte die Äffin. Da kommt Taug. Er wird dich fortbringen. Taug wird dich töten. Es ist Taugs Balu.
Ein