Tarzan – Band 6 – Tarzans Dschungelgeschichten. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 6 – Tarzans Dschungelgeschichten - Edgar Rice Burroughs Tarzan bei Null Papier

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muss­te Tan­tor den größ­ten Teil sei­nes Le­bens da­mit zu­brin­gen, sei­nen Ma­gen für die Be­dürf­nis­se sei­ner mäch­ti­gen Mus­keln zu fül­len. So geht es al­len Tie­ren – ihr Le­ben ist mit Nah­rungs­su­che und Ver­dau­ung so voll be­schäf­tigt, dass ih­nen we­nig Zeit für an­de­re Er­wä­gun­gen bleibt. Zwei­fel­los hat sie die­se Be­las­tung ge­hin­dert, sich eben­so rasch wie der Mensch, dem mehr Zeit zum Nach­den­ken über al­les bleibt, wei­ter­zu­ent­wi­ckeln.

      Doch ließ sich Tar­zan durch sol­che Ge­dan­ken nur we­nig stö­ren und Tan­tor schon gar nicht. Der ers­te­re wuss­te nur, dass er sich in der Ge­sell­schaft Tan­tors wohl­fühl­te. Wa­rum, wuss­te er nicht. Er ver­stand nicht, dass er als Mensch – als nor­mal emp­fin­den­der, ge­sun­der Mensch – sich nach ei­nem Le­be­we­sen sehn­te, dem er sei­ne Zu­nei­gung schen­ken konn­te. Die Spiel­ge­fähr­ten sei­ner Kind­heit un­ter Ker­schaks Af­fen wa­ren nun­mehr große, mür­ri­sche Bes­ti­en ge­wor­den. Sie konn­ten Vor­lie­be we­der he­gen noch er­we­cken. Mit den jün­ge­ren Af­fen spiel­te Tar­zan noch ge­le­gent­lich und lieb­te sie in rau­er Wei­se, aber als Ka­me­ra­den wa­ren sie we­der be­frie­di­gend noch ru­hig ge­nug. Tan­tor da­ge­gen war ein Berg von Ruhe, Ge­setzt­heit und Zu­ver­läs­sig­keit. Es war eine Er­ho­lung und Be­frie­di­gung, sich auf sei­nem rau­en Schä­del aus­zu­stre­cken und ihm un­kla­re Hoff­nun­gen und Zie­le in sei­ne großen Ohren zu er­zäh­len, die dann so ge­wich­tig und ver­ständ­nis­in­nig vor- und zu­rück­klapp­ten. Seit ihm Kala ge­nom­men war, heg­te Tar­zan von al­lem Dschun­gel­volk für Tan­tor die größ­te Lie­be. Manch­mal hät­te Tar­zan ger­ne ge­wusst, ob Tan­tor die­se Zu­nei­gung er­wi­der­te, aber es war schwer, das her­aus­zu­fin­den.

      Die Stim­me des Ma­gens – die drin­gends­te und be­stän­digs­te For­de­rung, wel­che der Dschun­gel kennt – brach­te schließ­lich Tar­zan wie­der auf die Bäu­me und auf die Nah­rungs­su­che, wäh­rend Tan­tor sei­nen un­ter­bro­che­nen Marsch in ent­ge­gen­ge­setz­ter Rich­tung wie­der auf­nahm.

      Eine Stun­de lang ging der Af­fen­mensch auf Nah­rung aus. Ein luf­ti­ges Nest gab sei­nen fri­schen, war­men In­halt her. Früch­te, Bee­ren und zar­te Pi­sang­ba­na­nen fan­den ih­ren Platz auf sei­ner Menü­kar­te in der Rei­hen­fol­ge, in wel­cher er auf sie stieß, denn nach sol­cher Nah­rung such­te er nicht erst. Fleisch, Fleisch, Fleisch! Af­fentar­zan jag­te im­mer nach Fleisch; nur be­kam er es manch­mal nicht, wie zum Bei­spiel heu­te. Wäh­rend er den Dschun­gel durch­strich, be­fass­te sich sein leb­haf­ter Geist nicht nur mit sei­ner Jagd, son­dern auch mit vie­len an­de­ren Din­gen. Ge­wohn­heits­mä­ßig rief er sich die Er­eig­nis­se der ver­gan­ge­nen Tage und Stun­den ins Ge­dächt­nis zu­rück. Er er­leb­te wie­der eine Be­geg­nung mit Tan­tor, er dach­te an die gra­ben­den Ne­ger und die merk­wür­di­ge, zu­ge­deck­te Gru­be, die sie zu­rück­ge­las­sen hat­ten. Wie­der und wie­der frag­te er sich, was wohl de­ren Zweck sein könn­te. Er ver­glich sei­ne Wahr­neh­mun­gen und kam da­bei zu Ur­tei­len. Dann ver­glich er sei­ne Ur­tei­le und ge­lang­te zu Schlüs­sen, die wohl nicht im­mer rich­tig wa­ren, aber er ge­brauch­te sein Ge­hirn zu dem Zweck, für wel­chen es Gott be­stimmt hat­te, und da er nicht durch das meist ir­ri­ge Ur­teil an­de­rer vor­her be­ein­flusst war, fiel ihm der rech­te Ge­brauch nicht so schwer.

      Und wäh­rend er sich so we­gen der Gru­be den Kopf zer­brach, tauch­te plötz­lich vor sei­nen Au­gen im Geis­te eine mas­si­ge, schwarz­graue Ge­stalt auf, wel­che ge­wich­tig eine Dschun­gel­fähr­te ent­lang tram­pel­te. Im Nu spür­te Tar­zan schlag­ar­tig eine Ge­fahr da­hin­ter. Ent­schluss und Aus­füh­rung fie­len bei dem Af­fen­menschen ge­wöhn­lich zu­sam­men, und schon rann­te er durch die be­laub­ten Zwei­ge da­von, ehe er die Be­deu­tung der Fall­gru­be im Geis­te noch ganz er­fasst hat­te. Von ei­nem we­hen­den Ast zum an­de­ren sich schwin­gend, eil­te er durch die mitt­le­re Ter­ras­se, in wel­cher die Bäu­me am dich­tes­ten mit den Zwei­gen an­ein­an­ders­tie­ßen, dann sprang er wie­der zu Bo­den und schnell­te sich leicht­fü­ßig über den Tep­pich aus ver­mo­der­ten Pflan­zen, bis er wie­der in die Bäu­me hin­auf­klet­ter­te, wenn ihm dich­ter Un­ter­wuchs das ra­sche­re Vor­wärts­kom­men auf dem Bo­den ver­wehr­te.

      In sei­ner Hast ver­gaß er alle Vor­sicht. Die War­nung der tie­ri­schen In­stink­te war von der red­li­chen Freund­schaft des Men­schen über­tönt, und so konn­te es kom­men, dass er eine große, baum­lee­re Lich­tung be­trat, ohne vor­her dar­an zu den­ken, ob nichts dort sei, was ihn den Weg strei­tig ma­chen könn­te.

      Er war schon halb über die Lich­tung hin­weg, als ge­ra­de vor ihm auf dem Wege in nur we­ni­gen Schrit­ten Ent­fer­nung aus ei­nem Fle­cken großer Grä­ser ein hal­b­es Dut­zend schnat­tern­de Vö­gel auf­flo­gen. Tar­zan schlug sich auf die Sei­te, denn er wuss­te gut ge­nug, was für ein Ge­schöpf die klei­nen Schild­wa­chen ver­rie­ten. Buto, das Nas­horn, raff­te sich auf sei­ne kur­z­en Bei­ne und schoss wü­tend zum An­griff vor. Buto rennt aufs Ge­ra­te­wohl drauf los. Mit sei­nen schlech­ten Au­gen sieht es selbst auf kur­ze Ent­fer­nung nicht viel, und es ist schwer zu ent­schei­den, ob sein irr­sin­ni­ges Drauf­los­stür­zen von sinn­lo­ser Angst beim Flüch­ten oder von dem jäh­zor­ni­gen Cha­rak­ter, den man ihm zu­schreibt, her­rührt. Üb­ri­gens ist das auch für einen, den Buto an­greift, ziem­lich ne­ben­säch­lich, denn wenn er ge­fasst und ge­spießt ist, lässt sich zehn ge­gen eins wet­ten, dass er nach­her we­nig In­ter­es­se für die­se Fra­ge hat.

      Heu­te schoss nun Buto zu­fäl­lig ge­ra­de über die we­ni­gen tren­nen­den Schrit­te Gras­flä­che auf Tar­zan los. Er hat­te die Rich­tung nach dem Af­fen­menschen ge­nom­men und griff ihn mit Schnau­fen und Schnar­ren an, als er ihn vor sei­ne schwa­chen Au­gen be­kam. Die klei­nen Nas­horn­vö­gel flat­ter­ten im Krei­se um ih­ren großen Be­schüt­zer, über ein Dut­zend Af­fen drü­ben in den Zwei­gen an der Ecke der Lich­tung schnat­ter­ten und schal­ten, als sie das lau­te Schnar­chen der wü­ten­den Bes­tie er­schreck­te und in Ver­wir­rung in die hö­he­ren Zwei­ge jag­te. Nur Tar­zan schi­en gleich­gül­tig und hei­ter.

      Er stand dem An­sturm mit­ten im Wege. Es war kei­ne Zeit, jen­seits der Lich­tung auf den Bäu­men Ret­tung zu su­chen, aber Tar­zan hat­te auch gar nicht die Ab­sicht, Bu­tos we­gen sei­nen Weg zu ver­zö­gern. Er war dem dum­men Vieh schon frü­her be­geg­net und hat­te nur höchs­te Ver­ach­tung da­für.

      Jetzt hat­te Buto ihn er­reicht, der mas­si­ge Kopf senk­te sich und das lan­ge, schwe­re Horn neig­te sich für den furcht­ba­ren Ge­brauch, zu dem es die Na­tur be­stimmt hat­te. Aber als Buto auf­wärts fuhr, spieß­te sei­ne Waf­fe in die lee­re Luft, denn der Af­fen­mensch war mit ei­nem kat­zen­ar­ti­gen Sat­ze in die Höhe und weit über dem dro­hen­den Horn auf den brei­ten Rücken des Nas­horns ge­schnellt. Noch ein Sprung, er war hin­ter dem Tier auf dem Bo­den und saus­te wie ein Hirsch nach den Bäu­men.

      Ge­är­gert und an­ge­führt durch das merk­wür­di­ge Ver­schwin­den sei­nes Op­fers wand­te sich Buto und schoss wü­tend nach ei­ner an­de­ren Rich­tung, aber das war nicht die von Tar­zans Flucht, der Af­fen­mensch kam zu den de­cken­den Bäu­men und setz­te sei­nen ei­li­gen Weg durch den Wald fort.

      In ei­ni­ger Ent­fer­nung

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