Der Steuerprüfer. Johannes Horn

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eben alles, was sich aus dem Alltäglichen hervortat.

      Es waren mitunter gewichtige Anlässe, zu denen er als Fotograf gebeten wurde, gesellschaftliche Ereignisse von nachhaltiger Außenwirkung. Er war sich seiner Bedeutung durchaus bewusst und doch war er es ja nur, der das Besondere ins Bild setzte, der dem Augenblick zu seiner Wirkung verhalf. Nie war er es, der Aufmerksamkeit erntete, von dem Wirkung ausging, nie selbst dem Besonderen zugehörig, es immer nur abbildend.

      Obwohl nicht bewusst, bedrückte es ihn und machte seine Gefühle stumpf. Nur tief im Inneren pochte etwas unerfüllt, brennend und lähmend. Es waren die Kräfte, die ihn suchen ließen nach einem neuen Betätigungsfeld, nach einem Leben, in dem er sich selbst verwirklichen konnte.

      Er las eine Anzeige, in der ein überregional bekanntes und allgemein geschätztes Journal einen Mitarbeiter mit ausgewiesenen fotografischen Erfahrungen suchte. Er bewarb sich, er, und viele andere auch. Er kam nach Vorlage verschiedener Exponate und mehreren Gesprächen in die engere Auswahl. Es zog sich. Doch endlich, mit offiziellem Schreiben, auf wohlfeinem Papier, erhielt er eine Absage. Man hätte sich leider nicht für ihn entscheiden können, hieß es. Nach weiteren Tagen traf unverhofft ein zweites Schreiben ein: „Nachdem zwei Bewerber aus privaten Gründen die Stelle nicht antreten konnten, erlauben wir uns, anzufragen, ob Ihrerseits noch Interesse besteht?“. Er sagte zu. Er verdrängte dabei den kleinen Schmerz, dass bei all seinem Können der Wettbewerb nicht mit vorbehaltloser Anerkennung und Wertschätzung für ihn entschieden wurde. Er war leider nur zweiter, dritter, vierter, wer weiß.

      Er begann seine Tätigkeit als Fotoreporter. Als Mitarbeiter der weithin anerkannten Zeitschrift rundete sich sein Selbstbewusstsein und in seinem Auftreten konnte man Sicherheit und Festigkeit spüren. Alles andere trug er verborgen in sich.

      Es kam, dass er als Kriegsberichterstatter an die Front geschickt wurde. Die Nachrichten über die kriegerischen Auseinandersetzungen im fernen Afrika waren bislang spärlich. Man hörte Bruchstückhaftes und Widersprüchliches. Emil hatte nicht viel Zeit, sich auf diesen Einsatz vorzubereiten. Mit einer Maschine staatlich organisierter Hilfssendungen sollte er das Kriegsgebiet erreichen.

      Er traf ein, nahm Kontakte mit verabredeten Stellen auf und suchte seinen Weg in dem turbulent friedlosen Durcheinander. Er nahm Verbindung auf mit den offiziellen Truppen und schloss sich einer Gruppe von sechs leicht bewaffneten Kämpfern an, mit der Aufgabe, ein nahegelegenes, völlig unübersichtliches Buschgebiet von feindlichen Guerillakämpfern zu säubern.

      Emil war nun hautnah am unmittelbaren Frontgeschehen beteiligt, ohne Zeit und ohne Gelegenheit, seine erhitzten Gefühle zu ordnen. Er ging mit seiner Kamera wenige Schritte hinter den Soldaten, Schutz suchend und ängstlich. Die sich dem Horizont nähernde glutrote Tropensonne warf lange Schatten und ließ im dichten Buschwerk mitunter bizarre Figuren entstehen.

      Aus der Ferne waren vollklingende, flötenartige Tierlaute zu hören. Sie klangen ihm fremd und anmutig zugleich, doch sein Blick hielt Kontakt zu den lautlos nach vorne pirschenden olivgrünen Soldaten mit ihren Magazinen und Gewehren. Mit der linken Hand schob er die sperrig federnden Zweige beiseite, mit der rechten, fiebrig schwitzend, hielt er seine Kamera wie ein Gewehr, schussbereit.

      In dieser Anspannung erlebte er die Zeit wie ruhelos aneinandergereihte Bilder: Jedes einzelne von ihnen angefüllt und überladen mit den zehrenden Eindrücken des Augenblicks und jedes doch unfertig angesichts des Erwarteten, des unheimlich Unbekannten.

      Die Sonne senkte sich weiter, die Kleidung klebte am Körper, die Sinne fieberten. Es fiel ein Schuss und mit ihm brach ein Feuertoben los, krachend, knallend, reißend. Emil warf sich zu Boden. Er stierte von Angst gelähmt auf die rotbraune, trocken zerfurchte Erde. Mit der linken Hand klammerte er sich an einen abgefallenen Ast, mit der rechten hielt er die Kamera. Er wagte nicht hochzublicken. Mit jedem Schuss presste er sich tiefer in die staubige Erde.

      Er wusste nicht, wie lange er dort lag. Irgendwann hatte das Schießen aufgehört, irgendwie hatte ihn das lange bedrohte Abwarten erschöpft. Er hob den Kopf und sah sich um. Alles blieb ruhig. Er stand auf und wagte erste Schritte. Es war, als würde sich das zuletzt gespeicherte Bild in Erinnerung bringen, wie in einem Film, der sich, abgerissen, wieder in Bewegung setzt. Er sah niemanden, nicht die Soldaten, nicht Fremde, niemanden. Nichts war, außer einer betäubend leeren Stille.

      Irgendwo mussten die Soldaten doch sein, irgend­etwas musste doch zu entdecken sein, Spuren, irgendwelche Spuren. Er ging in verschiedene Richtungen, traf auf eingedrückte Grasmulden, abgerissene Zweige und aufgewühlte Erdflecken.

      Plötzlich aber hörte er ein Geräusch, leise und fern, hauchend, stöhnend. Langsam erst, sich seiner Sicherheit vergewissernd, dann schneller, hellwach und ungeduldig, näherte er sich den immer deutlicher werdenden Umrissen. Es war einer der Soldaten, die er begleitet hatte. Seine Jacke war zerfetzt, blutig; auch am Kopf waren blutige Spuren mit dem Schweiß des heißen Tages vermischt. Seine Augen waren weit geöffnet, in die Ferne gerichtet, hilflos, ergeben – aber er lebte, denn langsam zog er seine Hand zum Körper. Emil führte die Kamera vor seine Augen und drückte ab. Er machte ein zweites Bild und ein drittes, ein nächstes, stehend, gebeugt, kniend. Jede Geste, jeden Ausdruck des Sterbenden einfangend. Emil war wie im Rausch, besetzt und besessen von den Zwängen und Kräften seines Inneren. Er fotografierte den Körper, das Gesicht, die Hand, die sich ganz langsam vom Körper löste. Jetzt aber war sie gefallen und er fotografierte den Toten in seiner zurückgezogenen Verlassenheit. Er fotografierte das Blut und erwischte dabei die letzten Strahlen der untergehenden Sonne.

      Als das letzte Bild genommen war, besann er sich, nahm seine Kamera und schlich sich ängstlich aber erfüllt zur Stadt zurück.

      Mit den Bildern beteiligte er sich später an einem internationalen Wettbewerb. Er gewann den ersten Preis, denn kaum andere Bilder konnten den Schrecken des Krieges so eindrucksvoll und mitfühlend vermitteln. Sein Mut, seine Unerschrocken­heit und seine Tapferkeit fanden in besonderer Weise Erwähnung.

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