Sternschnuppen. Gudmund Vindland

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Sternschnuppen - Gudmund Vindland

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kam an meine Seite geschwankt und mußte sich jetzt mit beiden Händen festhalten. Wir waren beide ziemlich blau, aber mit mir ging’s immer noch aufwärts.

      »Sieh sie dir an, Adele. Siehst du? Die Buben tanzen, und die Madeln weinen.«

      Ach, das saß! Wir krümmten uns vor Lachen – boshaft und gemein – und konnten endlich auch unsere bezaubernde Mannschaft mitreißen, die das alles sicher viel besser begriff als die arme Adele.

      Leider wurde das Ganze einfach zuviel für sie. Auf einmal hatte sie jemanden, dem sie sich anvertrauen, mit dem sie sich betrinken und sogar köstlich amüsieren konnte – während ihre Tochter an Land in die kommunistische Partei einheiratete. Plötzlich sah alles schwarz für sie aus, und sie stürzte ab ins Down des Jahres.

      »Hilf mir! Ooooo, hilf mir! – Ich halt es nicht mehr aus!« jammerte Adele Lunde, und ich begriff plötzlich, daß die Lage äußerst ernst war. Sie stand am Rande eines grausamen Zusammenbruchs, und den wünsche ich niemandem. Ich hielt ihre Hand und versuchte, auf eine rettende Idee zu kommen, aber leicht war das nicht. Dag brachte ein großes Glas Cognac, das wir ihr einflößen konnten, aber sie jammerte immer weiter. Sie heulte noch lange, ehe sie sich langsam beruhigte. Ich war blau und müde und hatte alles satt und versuchte, mich zum Aufbruch zu entschließen, aber sie wollte mich nicht loslassen. Sie umklammerte meine Hand, und dann sagte sie plötzlich klar und deutlich: »Du mußt mir eine Frage beantworten, Ingvar, und zwar ganz ehrlich. Glaubst du an das mit der ewigen Verdammnis?«

      Ich wurde ziemlich schnell ziemlich nüchtern, denn das war die schlimmste Frage, die mir jemals gestellt worden war. Ich sah plötzlich Adele Lunde ganz deutlich. Das erstarrte Lächeln für den Festgebrauch verdeckte nicht nur Langeweile und Verwöhntheit – sie hatte Angst. Was hatte Paps noch gesagt? Ihre Mutter ist eine verwitwete Pröpstin. Ergo mußte Adele eine Pastorentochter sein, und Gott und ich auch konnten uns vorstellen, was ihr mit dem Rohrstock eingebleut worden war. Sie hatte Angst vor dem Tod. Sie hatte Angst vor der Hölle. Ach, die arme Adele.

      »Nein!« sagte ich so fest und überzeugend, wie ich nur konnte. »Ich glaube nicht an die ewige Verdammnis. Ich glaube überhaupt nicht an die Hölle. Und du solltest das auch nicht tun, damit schaffst du dir doch bloß deine eigene Hölle hier auf Erden, und das macht dich nur kaputt.«

      Sie sah mich mit unsicherem, flackerndem Blick an und preßte meine Hand.

      »Ich würde dir so gerne glauben. Eigentlich will ich das ja auch, verstehst du. Ich will nicht immer an ... an den Teufel und all das denken müssen, aber ich schaffe es nicht. Ich kann mich von meinem Kindheitsglauben nicht befreien.«

      »Ich dachte, der Kindheitsglaube sollte licht und froh sein? Daß Jesus auf uns aufpaßt und uns vergibt und so?«

      »Aber ich habe so schrecklich gesündigt, verstehst du? Ich habe gegen den Heiligen Geist gesündigt, und dafür gibt es keine Vergebung. Ich bin verurteilt. Ich habe mich selbst zur Ewigen Verdammnis verurteilt.«

      In diesem Moment brach eine energische Männerstimme in mein Bewußtsein ein, während eine noch energischere Hand mich von Adele wegzog und in einen Sessel drückte.

      »Jetzt ist’s genug mit dieser ewigen Frage für heute, meine Liebe. Ich hab dir doch gesagt, daß du dir darüber nicht den Kopf zerbrechen sollst. Du erfährst die Antwort schon noch früh genug!«

      Niels Adolf Lunde hatte offenbar große Routine darin, seine Frau zurechtzuweisen, denn sie riß sich augenblicklich mit nicht unbedeutender Kraftanstrengung zusammen.

      »Tut mir leid, Nisse. Es war nicht so gemeint. Ich ... jetzt geht’s mir wieder gut. Jetzt ist alles in Ordnung.«

      »Ausgezeichnet, meine Liebe. Meine Güte, jetzt wird mir ein Drink schmecken! Einen doppelten Glenfiddich bitte. Pur. Ja, großer Gott. Was man in diesem Leben aber auch alles erlebt. Und ihr seid gute Freunde geworden, sehe ich. Du hast wohl auch lieber einen Drink als all diese Kultur, oder, Yngve? Ja, da sind wir uns wohl alle drei einig. Was trinkst du denn?«

      »Er heißt Ingvar, Nisse.«

      »Was sagst du da? Ingvar? Kann ich mich denn so verhört haben?« Er blickte mich fragend an.

      »Ingvar« bestätigte ich mit dem Mund voll von lahmer Zunge, und in diesem Moment stellte Dag noch einen Drink vor mich hin. Ich wollte protestieren, aber das gelang mir nicht.

      »Prost, Ingvar, und willkommen an Bord. Ich bin sehr froh, daß wenigstens einer von euch unsere Gastfreundschaft nicht verschmäht. Deine Freundin Ragnhild hat sie eben abgelehnt.«

      Ich nahm einen soliden Schluck aus meinem Glas, um etwas nüchterner zu werden, und dieses Mal blieb er mir fast im Halse stecken. Dag hatte Gin und Tonic im Verhältnis vier zu eins gemixt, bestimmt aus purer Bosheit.

      »Ach, wie das schmeckt! Ich nehm gleich noch einen«, sagte Nisse, und dann fügte er reichlich grimmig hinzu: »Jaja, meine Liebe. Jetzt steht es ein für allemal fest. Ich habe eine Schlange an meinem Busen genährt.«

      Diese Aussage kam mir so aufsehenerregend vor, daß ich mich in meinem Sessel aufrichtete und ihm ins Gesicht sah.

      »Oder stimmt das vielleicht nicht?« fragte er mich aggressiv. Es war klar, daß er mehr volkstümliche Kultur auf einmal abbekommen hatte, als ihm guttat – und sicher mehr, als er in seinem ganzen Leben bisher erlebt hatte. Ich hatte gerade einen lichten Moment in meinem Rausch und war Manns genug, um zu verkünden:

      »Aber klar doch. Wir sind die reine Schlangengrube!«

      Da platzte Niels Adolf. Er sprang von seinem Sessel auf und wollte mich wohl am liebsten mit einem einzigen Hieb über Bord werfen. Ich danke der Vorsehung für die feinen Umgangsformen des Bürgertums.

      »In diesem Fall, junger Mann, schlage ich vor, daß Sie machen, daß Sie an Land kommen, so rasch Ihre Beine Sie tragen können – falls Sie überhaupt noch gehen können, nachdem Sie sich hier meinen guten Alkohol zu Gemüte geführt haben. Ich will weder Schlangen noch anderes Ungeziefer hier an Bord haben. Dag und Pål! Helfen Sie diesem Herrn bitte an Land. Augenblicklich!«

      Hiermit danke ich der Vorsehung auch für diesen letzten Befehl, denn ich hätte ohne die freundliche Unterstützung meiner mitverschworenen Matrosenanzüge niemals mit heiler Haut die Seegold verlassen können. Sie waren richtig lieb zu mir und stellten mich ordentlich auf den Anleger, wo ich mich dann sofort hinsetzte.

      Und auf diese Weise konnte ich dann auch noch Paps’ avancierte Navigationskunst beobachten, als er zurücksetzte, wendete und mit einem Motorengebrüll wie von hundert verendeten Volkswagen davonbrauste. Und so verschwand leider auch Adele Lunde aus meinem Leben.

      Wie auch Dag und Pål. Die beiden Seegoldstücke wurden aus meiner Saga entführt – in intakten Matrosenanzügen.

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