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Aber es gab ja noch vier andere, die sich um die Komplikationen kümmern konnten, die nun massenhaft auftraten.

      Wir hatten zum Beispiel mit dem alten Mors jr. verabredet, daß wir am dreiundzwanzigsten Juni »nach dem Lunch« in den Tempel einziehen würden, während die Eismeerzahnärzte erwarteten, daß wir am selben Morgen früh Wolkenwild verlassen haben würden. Aber was sollten wir in der Zwischenzeit mit unserem irdischen Hab und Gut anfangen? Die Lösung war, möglichst viel von unserem persönlichen Besitz zusammenzutragen und einzupacken und zu verstauen; alles, was wir im Tempel nicht brauchten. Es ist einfach unfaßbar, wieviel Schrott fünf Menschen im Laufe eines Jahres anhäufen können. Ich war übrigens der Schlimmste in dieser Hinsicht. Ich hatte nur einige Monate gebraucht, um die ganze Strandhalle mit mehreren Wagenladungen Tand und Pontifikalien zu füllen, und deshalb mußte ich alles in den Kartons zusammenquetschen und im Vorratshaus stapeln. Außerdem mußte ich noch mit Kyrres Papiermühle kämpfen. Die Aktenschränke, die ich ihm besorgt hatte, konnten nämlich nicht abgeschlossen werden, und er konnte doch die detaillierten Pläne für die Weltrevolution nicht offen herumliegen lassen. Nein, die mußten mit in den Tempel kommen – und ich kann euch sagen, es waren gewichtige Pläne. Meine Güte, was für eine Plackerei!

      Wir packten und organisierten und machten alles für die große Umzugsaktion am Johannistag bereit. Aber an diesem Morgen mußten Kyrre und Inga doch nach Ostklo ins Rathaus – und Ragnhild war natürlich Ingas Trauzeugin –, und plötzlich fügten sich alle Teile wunderbar in das große Puzzlespiel. Denn auf diese Weise fanden Øystein und ich eine vom Himmel gesandte Möglichkeit, aller Welt zu beweisen, daß der Mythos von Schwulen als schwachen kleinen Jammerlappen bedeutend übertrieben ist.

      »Na gut«, sagte ich. »Den Umzug übernehmen wir. Alles klar. Aber was ist mit der Hochzeit? Wer soll für hundertfünfzig Gäste den Tisch decken? Was sollen sie essen – und wovon und womit und worauf?«

      »Darum kümmere ich mich«, antwortete Kyrre mit Großer-Bruder-Stimme. »Meinst du denn, die Bewegung wäre nicht imstande, Fünfzigtausend zu speisen, wenn es sein muß?«

      Er hatte wirklich auch Humor, unser Traumprinz.

      »Swisch!« sagte er – und damit war der Rote Tornado für den heimlichsten Auftrag des Sommers mobilisiert, der den Decknamen »Shirley Temple« trug. Der erste Trupp erschien Montagmorgen in LKWs und Lieferwagen und war getarnt als chinesische Akrobaten, die hundertfünfzig Mingvasen auf einmal jonglieren konnten. Stühle und Tische stapelten sich zu architektonisch vollendeten Pagoden auf, die bis zur Hälfte des Himmels reichten, und die geschmeidigen Kader liefen lachend und tanzend in den schönsten Formationen hin und her – während die jungen lächelnden Frauen revolutionäre Walzer summten und Blumendekorationen hervorzauberten, die noch beim König selber Ovationen erzielt hätten.

      Ja, es war eine Freude.

      Ich kam mir vor wie eine Maus im Porzellanladen, als ich Kartons und Kisten mit irdischem Plunder schleppte und stemmte, die ich einfach nicht zum Schweben bringen konnte und wenn ich noch so viele Mao-Zitate murmelte.

      »Wenn wir nur genug sind, dann können wir Berge versetzen!« sagte ich so mahnend, wie das durch zusammengebissene Zähne möglich war. Aber Øystein und ich waren ja in jeder Hinsicht zu zweit, und wir schleppten unseren Berg weiter dahin, mitten in dem eleganten Gewimmel der fliegenden Chinesen mit Augen so blau.

      Aber der alte Mao sollte dann doch recht behalten. Wir schafften es schließlich, und als wir endlich all unseren Krempel verstaut hatten, hatte der Tempel sich in einen riesengroßen Hochzeitskuchen verwandelt, für den Mussolini ein ganzes Königreich und drei sizilianische Prinzessinnen gegeben hätte. Es gab hängende Gärten und Springbrunnen und Sonnensegel und Lampions und wandelnde Buffetts. Und unten am Strand war ein strahlendweißes Team von Köchen mit dem Braten von drei sympathischen Schafen beschäftigt. Man konnte kaum atmen.

      Und als der Brautzug auf der Prinsen über die klargrünen Wogen geglitten kam, standen wir alle am Anlieger, und die lustigen Musikanten bildeten in ihren farbenfrohen Jammertalstrachten die Vorhut, und während die Brautmärsche über den Fjord kreischten, zogen wir paarweise in stattlicher Prozession zum reichgeschmückten Tempel empor, wo allen ein delikater Willkommenstrunk gereicht wurde, der nichts Geringeres enthielt als – Saft! Kyrre und Inga hatten sich nämlich für ein alkoholfreies Hochzeitsfest entschieden.

      Und es blieb kein Auge trocken.

      Der Hauptgrund für diese historische und epochemachende Entscheidung hieß Frau Adele Lunde und war die leibliche Mutter der glücklichen Braut.

      Anfangs wollte Inga ihre Eltern überhaupt nicht dabeihaben. Sie erklärte vehement, daß diese verdammten Blutsauger auf ihrer Hochzeit nicht das geringste verloren hätten. Sie wären so gemein zu ihr gewesen und hätten ihr das Leben immer so sauer gemacht, daß sie ihr jetzt nicht auch noch ihren großen Tag ruinieren sollten. Außerdem waren sie verdammte Kommunistenfresser, und ihr Vater würde sicher mit halbbesoffenen Anzüglichkeiten um sich werfen. Und ihre Mutter war eine heimliche Säuferin und medikamentensüchtig und hatte schon massenhaft Zusammenbrüche und Selbstmordversuche hinter sich, und sie war aggressiv, unzurechnungsfähig und machte immer Skandale.

      »Nie im Leben lad ich die ein! Da lass’ ich nicht mit mir reden!« erklärte Inga Lunde ein für allemal. Nun räusperte sich ihr zukünftiger Ehemann, dem sie alsbald in Lust und Not Liebe und Gehorsam erweisen sollte, und faßte die Lage folgenderweise zusammen: »Mir ist’s egal, ob die kommen oder nicht – ich lad meine ja auch nicht ein, weil ich weiß, daß mein Vater nicht kommen würde, aber du hast hier eins vergessen, und zwar, daß sie es sicher für eine Beleidigung halten würden, wenn sie hier mit Leuten, die sie so sehr verachten, zusammen feiern müßten. Es wäre doch entsetzlich für sie, sich mit Leuten wie uns vermengen zu müssen – und ganz und gar zu deinen Bedingungen. Überleg dir das mal, Inga!«

      »Ja, verdammt, du hast vielleicht recht! Es ist bestimmt ganz schön bitter für sie, wenn sie zusehen müssen, daß ich einen verdammten Kommunisten heirate. Nein, es geht doch nicht. Mams würde sich sicher mit ein paar schrecklichen Szenen im Suff rächen. Ich kenn sie doch!«

      »Aber da weiß ich eine Lösung! Wir schenken uns den Alk – total. Ich hab mir das schon lange überlegt. So ein Entschluß würde völlig mit der Enthaltsamkeitspolitik der Partei übereinstimmen. Dann können wir ein wirklich schönes Fest ohne Suff veranstalten – ohne Suff, aber mit viel guter Kultur. Was haltet ihr davon?« fragte Kyrre Eliassen enthusiastisch.

      »Nein, ehrlich gesagt, jetzt mußt du ...« brachte ich heraus.

      »Ja!« rief Inga Lunde – und natürlich bestimmte sie und keine andere über ihre eigene Hochzeit.

      So kam es, daß wir uns im festlichen Kreis versammelt hatten, während nichts Stärkeres als Kefir im Haus war. Das machte mir nichts aus, auch wenn ich es ein bißchen verschroben fand, aber ich sorgte mich, daß es vielleicht ein bißchen zu verkrampft festlich zugehen könnte. Und was war mit dem Ehepaar Lunde? Wenn sie so gern ein oder fünf Gläschen wegknasperten, dann war das eine ziemlich schlaue Beleidigung. Aber ich kannte sie ja nicht – und auf ihre Reaktion war ich geradezu gespannt.

      Bald stellte sich heraus, daß niemand Niels Adolf Lunde kannte, und da Inga ihn zu kennen glaubte, hatte sie ihn gröblich unterschätzt. Er und seine Gnädige kamen im größten Cabincruiser an, den ich je aus der Nähe gesehen hatte und den eine tadellos gekleidete Mannschaft, bestehend aus zwei jungen Herren, die ich nicht genauer anzusehen wagte, aus Angst, restlos abgelenkt zu werden, unten am Anleger vertäute. Das Boot hatte keinen geringeren Namen als »Seagull« und hatte zweifellos genausoviel Schnaps geladen wie Kronprinz Harald. Ich rede selbstverständlich nicht von SKH, Seiner Königlichen Hoheit, sondern von SMS, der Fähre Kiel-Oslo nämlich.

      Mams

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