Tobinos Insel. Eva Rechlin

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Tobinos Insel - Eva Rechlin

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hat so ein Schloß wie ich. Ist es nicht schön?«

      »Sicher«, sagte Spirito, »es ist dein gutes Recht, dich in deinem Zuhause wohlzufühlen.«

      »Ob ich mich hier wohlfühle, weiß ich nicht. Aber schön ist es. Sagen Sie, daß es schön ist! Los!«

      »Ich müßte übertreiben.«

      »Sagen Sie sofort, daß es schön ist!« wiederholte Tobino stur.

      »Du mußt mir schon eine andere Meinung gestatten, Tobino.«

      »Wenn ich Ihnen fünfzig Mark gebe – sagen Sie dann, daß Schloß Vivato schön ist?«

      »Niemals.«

      »Also hundert Mark!«

      »Auch für eine Million nicht.«

      »Aber das ist dumm von Ihnen! Wissen Sie, was Doktor Kasimir einmal gemacht hat? Ich mußte allerdings ziemlich lange mit ihm handeln. Das war lustig. Als ich ihm schließlich tausend Mark bot, sagte er: Ich bin ein eingebildeter, langweiliger Affe! Das hatte ich ihm vorgesagt.«

      »Darauf hätte er auch von allein kommen können«, murmelte Spirito. »Es ist nicht sehr fein, einen Menschen so zu behandeln. Tust du das gern?«

      »Bei Doktor Kasimir hat es mir Spaß gemacht.«

      »Und bei mir denkst du, kannst du auch alles mit Geld erreichen.«

      Tobino senkte sein Gesicht. »Ich hör ja schon auf. Wenn Sie selbst so reich sind, können Sie mir auch umsonst sagen, daß alles in Schloß Vivato schön ist.«

      »Ich müßte dich und mich belügen. Das soll man selbst für eine Million nicht tun.«

      »Warum finden Sie es nicht schön? Papa hat sich solche Mühe gegeben, alles erfinden und entwerfen zu lassen. Und was es erst kostete! Warum finden Sie es nicht schön?«

      »Ich habe eben einen anderen Geschmack.«

      »Finden Sie Schloß Vivato etwa nicht geschmackvoll?«

      »Wenn du es unbedingt wissen willst: nein.«

      »Wieso denn nicht! Es ist doch alles dran!«

      »Das ist es ja eben. Geschmackvoll ist, was Maß hat. Was zu sehr auffallen will, ist nicht mehr schön.«

      Tobino runzelte die Stirn.

      »Du wolltest meine Meinung ja unbedingt wissen!« fügte Spirito hinzu und fragte: »Bist du jetzt gekränkt?«

      »Nein. Ich muß darüber nachdenken. Ich muß sofort hinunter ins Fellzimmer und mir lauter Dinge ausdenken, die einfach und doch schön sind!«

      »Ist dir schon etwas eingefallen?«

      »Warten Sie mal … ja! Wenn im Fellzimmer statt der Felle nur Daunenkissen lägen – die sind einfacher und billiger. Dann wäre es schöner!«

      Spirito seufzte: »O Tobino! Nein, den wahren Unterschied werde ich dir nicht an einem Abend beibringen können.«

      »Ist es falsch, was ich mir ausgedacht habe?«

      »Ganz falsch. Aber du wirst schon noch dahinterkommen.«

      »Werden Sie es mir zeigen?«

      »Ich werde mir Mühe geben. Aber nicht jetzt. Für heute möchte ich dir noch etwas Besonderes vorschlagen. Ich habe vorhin gesagt, daß ich dir gern beweisen würde, wie wunderbar es jetzt hier oben sein muß, wenn das Licht aus wäre. Wollen wir nicht mal untersuchen, ob es doch zu löschen ist?«

      »Ich habe es noch nie versucht.«

      »Es muß doch irgendwo einen Schaltkasten für die Anlage geben.«

      »Ich weiß etwas Besseres«, schlug Tobino vor, »ich rufe den Hauselektriker herauf. Der muß es ja wissen.«

      Er trat zur Wand an eine Sprechmuschel und rief hinein: »Der Elektriker soll sofort rauf in die Kuppel kommen!«

      Seine helle Stimme hallte aus mehreren Lautsprechern durch das Schloß.

      »Es ist schaurig«, meinte Spirito, »wie viele Möglichkeiten du hast, dich wichtig zu machen. Übrigens hättest du den Mann höflicher heraufbitten können.«

      »Bitten? Er wird für seinen Posten ja bezahlt!«

      Spirito wandte sich verärgert von ihm und brummte: »Du hast gar kein Hirn mehr im Kopf, nur Zahlen und Berechnungen. Wenn das bei deiner Mutter auch so ist, kann ich mir ihre Kopfschmerzen gut erklären.«

      Ehe Tobino antworten konnte, hörten sie den Lift summen. Sekunden später trat der Elektriker ein. Er brachte seinen Werkzeugkasten mit. Tobino stellte sich vor ihn hin, um ihm seine Anweisungen zu erteilen, als er sich auf etwas zu besinnen schien. Er drehte sich noch einmal kurz zu Spirito um und sagte betont: »Wir möchten bitte, daß das Licht hier bitte ausgeht. Versuchen Sie bitte, ob das zu machen ist.«

      Der Elektriker starrte Tobino belustigt an. Dann blickte er über ihn hinweg zu Spirito und kniff freundschaftlich ein Auge zu. »Da werden Sie noch viel zu tun haben, Herr Erzieher«, sagte er, »wenn Sie einem, der gewohnt ist zu befehlen, das Bitten beibringen wollen.«

      »Ja, ja«, erwiderte Spirito, »aller Anfang ist schwer, heißt es. Wie steht es mit dem Licht – können Sie es ausmachen?«

      Der Elektriker wiegte seinen Kopf: »Ich fürchte, das weiß nur der Konstrukteur. Wenn es überhaupt geht! Hier …«, er schlug einen der Banksitze auf, »hier ist die Schaltstelle. Ich möchte nichts daran machen. Die Anlage ist zu kostspielig. Wenn etwas kaputt geht …«

      »Kann man nicht wenigstens die Birnen ausschrauben?« fragte Spirito.

      »Hier sind gebogene Leuchtstäbe angebracht, keine Birnen. Alles Maßarbeit!«

      »Hm, ja, dann müssen wir die Hoffnung auf Dunkelheit in diesem Raum wohl aufgeben«, sagte Spirito und blickte bedauernd zu den unsichtbaren Lichtquellen auf. Der Elektriker folgte seinem Blick.

      So sah keiner, wie Tobino sich blitzschnell über den offenen Werkzeugkasten beugte, einen großen Hammer herausriß und sich damit auf die geheimnisvolle Apparatur stürzte. Als der erste Schlag krachte, erstarrten die beiden Männer. Sie konnten auch nicht mehr eingreifen. In der nächsten Sekunde erloschen rings in der Kuppel die Lichter.

      Tobino stieß einen Freudenschrei aus und schleuderte den Hammer in seinen Spielzeugberg, daß es klirrte und klapperte. »Ich konnte es!« rief er, »ich habe es ausgeschaltet!« »Das war vermutlich die teuerste Ausschaltung der Welt«, sagte der Elektriker und knipste seine Taschenlampe an, um sich den Hammer wieder zu suchen. »Soll ich eine Notbeleuchtung legen?« fragte er.

      »Nein, bitte nein! Bitte keine Beleuchtung!« rief Tobino, »sonst sehe ich das Wunderbare nicht!«

      »Also kann ich jetzt gehen?«

      »Ja«, mischte sich Spirito ein, »Sie können gehen. Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Sache hier. Das bringe

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