Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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die Millionen mittels onlinebanking immer weiter transferiert, so daß sich jede Spur im endlosen Internet verlor.

      Über Südtirol gelangte er nach Österreich. Seine Absicht war es, auf irgendeinen Weg nach München zurückzukehren und mit Maria Kontakt aufzunehmen.

      Ein Risiko, gewiß. Aber er liebte sie nun einmal und konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Schließlich hatte er das alles nur für sie getan.

      Davon, daß man ihn in dem oberösterreichischen Hotel erkannt hatte, ahnte er nichts. Inzwischen hatte Gebhard auch sein Äußeres verändert, das Haar war ganz kurz geschnitten und schwarz gefärbt. Er selbst hatte das auf der Toilette einer Raststätte bewerkstelligt und war dabei, sich zusätzlich einen Bart stehen lassen. Den Leihwagen hatte er schon in Bozen zurückgegeben und sich dort auch neu eingekleidet. Da er nur wenig Gepäck brauchte, war ein Rucksack alles, was er mit sich führte. Darin steckten die falschen Ausweispapiere und Führerschein, ein wenig Wäsche zum Wechseln, und eine Karte, so daß er ganz den Eindruck eines Wanderers machte, der zu Fuß dabei war, die Schönheiten Tirols zu erkunden.

      Unterwegs übernachtete er meist in einfachen Gasthäusern und mied größere Ortschaften. Seine Tarnung schien perfekt, niemand erkannte ihn.

      Das einzige, was schief lief, war, daß er keinen Kontakt zu Maria bekam. Zu Hause ging sie nicht ans Telefon. Gebhard hatte schon vor Wochen ein neues Handy gekauft und telefonierte mit einer Karte, deren Guthaben man wieder aufladen lassen konnte. Indes verzichtete er darauf, sondern warf nach ein paar Gesprächen die Karte fort und besorgte sich eine neue. So glaubte er sicher zu sein, alle Spuren beseitigt zu haben, die zu ihm führen konnten.

      Nachdem er gestern ein letztes Mal versucht hatte, mit Maria zu sprechen, warf er das Handy unterwegs in einen See und suchte sich dann ein Lager für die Nacht.

      Als er an diesem Morgen aufwachte, war es noch empfindlich kalt. Doch die Temperaturen machten Thorsten Gebhard nichts aus, denn bei dem Gedanken an dreißig Millionen Euro, die ihm gehörten, wurde ihm gleich warm.

      Wenn es ihm bloß gelänge, Maria zu sprechen!

      Da seine Anrufe immer auf ihr Handy umgeleitet wurden, vermutete er, daß sie ihre Wohnung verlassen hatte und irgendwohin geflüchtet war, wo sie niemand kannte. Intensiv dachte er darüber nach, wo das sein könnte. Aber es wollte ihm kein passender Ort einfallen.

      Ein Mann in seiner Position hatte viele Freunde und Bekannte, die natürlich auch Marias Freunde waren. Indes vermutete Thorsten nicht, daß sie bei einem von ihnen untergekommen sein könnte. Sie würden sich wahrscheinlich erschreckt von ihnen beiden distanziert haben, als sie von der Unterschlagung gehört hatten.

      Blieb eigentlich nur noch Marias Geburtsort. Sie hatte ihm von dem Dorf erzählt, in dem sie aufgewachsen war. Thorsten hatte vorgeschlagen, mal nach St. Johann zu fahren und sich den Ort anzusehen. Aber irgendwie war es nie dazu gekommen.

      Doch würde Maria ausgerechnet dorthin zurückgehen, wo sie jeder kannte?

      Eigentlich konnte er es sich nicht vorstellen, trotzdem mußte er auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen.

      Nachdem er sich an einem Bachlauf gewaschen und die Zähne geputzt hatte, aß der flüchtige Millionendieb etwas von dem Brot und der Dauerwurst aus seinem Rucksack.

      Ein opulentes Frühstück, mit Kaviar und Champagner, wäre ihm lieber gewesen, aber das würde noch früh genug kommen. Einstweilen mußte er sich mit diesem frugalen Mahl zufriedengeben.

      Nachdem er gegessen hatte, zog Gebhard die Karte heraus und schlug sie auf. Sie zeigte Teile Österreichs, Norditaliens und des südlichen Bayerns. Inzwischen befand er sich nahe der österreichisch-deutschen Grenze, und als er feststellte, daß es bis zu diesem Ort, St. Johann, kaum mehr als ein Katzensprung war, stand sein Entschluß fest.

      Er würde die Grenze hier irgendwo überqueren und sich dann weiter durchschlagen. Ein neues Handy mußte her, aber vielleicht fand er unterwegs auch eine andere Möglichkeit, mit Maria zu telefonieren.

      Und hoffentlich nahm sie dann das Gespräch auch an!

      *

      Maria wachte nach einer unruhigen Nacht müde und zerschlagen auf. Sie hatte verschiedene, wirre Träume gehabt, an die sie sich kaum noch erinnerte, aber in jedem, das wußte sie noch, waren Thorsten Gebhard und Wolfgang Hellwig vorgekommen.

      Nachdem der Polizeibeamte gegangen war, hatte sie noch lange am Zaun gestanden und über das nachgedacht, was gerade geschehen war. Der Kuß hatte sie erschreckt, aber gleichzeitig war er auch etwas Wundervolles gewesen. Wolfgangs überraschende Liebeserklärung hatte sie durcheinandergebracht, aber auch ein Gefühl in ihr geweckt, das durch die Geschehnisse in München in ihr gestorben zu sein schien.

      War es Liebe?

      Sie hatte Thorsten geliebt, innig und aufrichtig. Sie waren das perfekte Paar gewesen, und Maria hätte sich ein Leben ohne ihn niemals vorstellen können. Daß dies nun alles auf so brutale und schmerzhafte Weise zerstört worden war, ließ diese Liebe in ihr sterben, und sie war sicher gewesen, nie wieder die Zärtlichkeiten eines Mannes ertragen zu können – geschweige denn, sie zu erwidern.

      Und doch fühlte sie so etwas wie Glück, als sie sich den Moment in Erinnerung rief, in dem Wolfgang sie in seine Arme nahm.

      »Hier bist du«, sagte eine Stimme neben ihr.

      Pfarrer Trenker war herausgekommen und sah sie fragend an.

      »Alles in Ordnung?«

      Maria nickte.

      »Du bist net verpflichtet, der Bitte des Kommissars, den Lockvogel zu spielen, nachzukommen«, erklärte der Bergpfarrer.

      »Das ist es net, was mich beschäftigt«, antwortete sie und erzählte, was geschehen war.

      Pfarrer Trenker schmunzelte.

      »Ich hab’ mir schon so was gedacht«, meinte er. »Während unsrer Unterhaltung hab’ ich den Herrn Hellwig beobachtet. Die Blicke, die er dir zuwarf, waren net anders zu deuten.«

      Maria zog fröstelnd die Schultern zusammen.

      »Komm herein«, sagte Sebastian. »Es ist alles ein bissel zuviel für dich. Am besten versuchst zu schlafen.«

      Das tat sie, aber nur mit mäßigem Erfolg. Erst in den frühen Morgenstunden schlief sie ein und träumte unruhig.

      Jetzt stand sie auf. Zuerst schaute Maria auf ihr Handy. Es hatte die ganze Nacht neben ihr auf dem Nachtkästchen gelegen. Thorsten hatte nicht wieder angerufen. Als sie zum Frühstück herunterkam, saßen der Geistliche und seine Haushälterin schon in der Küche am Tisch. Sophie Tappert schenkte Maria Kaffee ein und versorgte sie mit einer Semmel. Nicht lange danach kam Max ins Pfarrhaus.

      »Ach, Frühstück, herrlich!« sagte er und rieb sich die Hände. »Mensch, war das kalt heut’ nacht.«

      Er setzte sich an den Tisch und genoß den heißen Kaffee.

      »Das war ein schöner Reinfall«, erzählte er. »Net einmal einen Fuchs haben wir geseh’n, gar net zu reden von einem flüchtigen Millionenräuber.«

      Trotzdem würden die Beamten weiterhin in Alarmbereitschaft gehalten, berichtete der Bruder des Bergpfarrers. Heute abend

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