Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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beendete die Verbindung und lehnte sich zurück.

      Ich habe eine tolle Familie, dachte er glücklich.

      Überhaupt ist es mir besser ergangen als meinen Eltern. Vater hat nie etwas aus sich machen können; genau wie Mutter, hat er sein ganzes Leben hart gearbeitet, doch auf den grünen Zweig sind sie nie gekommen. Manchmal ist das Leben ganz schön ungerecht.

      Immerhin konnte er sich damit trösten, seinen Eltern einen schönen Lebensabend gegeben und damit etwas von dem zurückgezahlt zu haben, was er von ihnen erhalten hatte. Trotz aller Widrigkeiten waren Josef und Hannelore Burger immer bemüht gewesen, aus ihrem Sohn etwas zu machen, und das war ihnen gelungen.

      Franz dachte lange nach. Auf den Gedanken, zum Friedhof zu gehen und nach einem eventuellen Grab des Mannes zu suchen, war er bisher nicht gekommen. Erst das Telefongespräch mit seiner Frau hatte ihn darauf gebracht. Nach wie vor aber war er skeptisch, was den Geistlichen betraf. Bestimmt würde Pfarrer Trenker wissen wollen, warum er, Franz, auf der Suche nach dem Mann war, der seinen Vater ins Unglück getrieben hatte. Dieses Risiko wollte er lieber nicht eingehen.

      *

      Eine halbe Stunde später verließ Franz Gruber die Pension »Edelweiß« wieder. Die Zeit hatte immerhin gereicht, daß er sich ein wenig ausruhen und die vom vielen Laufen schmerzenden Füße eincremen und massieren konnte. Da er nicht beabsichtigte, sich heute abend noch außerhalb des Dorfes auf die Suche zu machen, hatte Franz bequeme Schuhe angezogen. Dazu trug er eine leichte Hose, ein Polohemd und ein dünnes Jackett. Nach dem Besuch auf dem Friedhof wollte er ins Gasthaus gehen und zu Abend essen.

      Etwas Bayerisches, hatte er sich überlegt, und vor allem was Warmes, sollte es sein. Den ganzen Tag hatte er sich nur von belegten Broten ernährt. Sein Vater hatte sehr gerne Spezialitäten aus seiner Heimat gegessen. Allerdings waren die in Norddeutschland nur sehr schwer zu bekommen. Die Weißwurst, die es da oben zu kaufen gab, war selten frisch, sondern meist in Dosen oder Folie verpackt und schmeckte dem Vater überhaupt nicht. Von solchen Leckereien wie saurer Lunge oder geschmortes Herz, süßsauer abgeschmeckt, konnte Josef Gruber nur träumen. Immerhin hatte seine Frau im Laufe der Zeit gelernt, mit dem wenigen, was sie hatten, so zu kochen, daß es für den Vater manchmal tatsächlich wie daheim schmeckte. Franz erinnerte sich jetzt an den Schweinebraten, den die Mutter hin und wieder am Sonntag gemacht hatte. Der Vater spendierte für die Sauce dann sogar immer eine Flasche Bier. Oder Semmelknödel mit Pilzen. Die schmeckten, egal ob in Süddeutschland oder hoch oben im Norden, überall gut. Und irgendein solches Gericht wünschte Franz Gruber sich zum Abendessen.

      Aber erst einmal stand ihm der Besuch auf dem Friedhof bevor.

      Die Pension lag am Ende des Dorfes. Franz mußte also wieder laufen. Schon am Morgen hatte er überlegt, ob es nicht ratsam wäre, sich einen Leihwagen zu nehmen. Schließlich wußte er nicht, wie viele Kilometer er noch hinter sich bringen mußte, ehe er den richtigen Hof gefunden hatte. Aber dazu mußte er erst wieder mit dem Bus in die Stadt fahren, in St. Johann gab es keinen Autoverleih, und er hoffte eigentlich, schneller fündig zu werden.

      Jetzt nahm er sich vor, beim Abendessen noch einmal darüber nachzudenken. Er hatte die Mitte des Dorfes erreicht und schaute zum schlanken Turm der Kirche hinauf. Wenig später trat er durch die schmiedeeiserne Pforte, die den Friedhof vom Kirchplatz abtrennte.

      Langsam ging er durch die Reihen und las auf jedem Grabstein sorgfältig die Inschriften. Aber der Name, den er suchte, war nicht dabei.

      Als er wieder an der Pforte stand und sich umsah, kamen ihm Zweifel.

      War er wirklich an jedem Grab gewesen, oder hatte er eines übersehen?

      Erneut machte er sich auf die Suche, die wieder ergebnislos verlief. Als Franz Gruber den Friedhof wieder verließ, wußte er nicht, ob er zufrieden oder enttäuscht sein sollte. Vielleicht bedeutete es ja, daß der Mann noch lebte. Aber auch Linas Worte, der Gesuchte könne das Wachnertal längst verlassen haben und woanders hingezogen sein, fielen ihm wieder ein.

      Er blieb stehen und blickte nachdenklich zu Boden.

      War es wirklich eine aberwitzige Idee, wie seine Frau meinte? Machte er sich zum Narren, wenn er hier einer alten Geschichte nachspürte, deren einziger Leidtragender schon nicht mehr unter den Lebenden weilte?

      Franz Gruber war so in Gedanken versunken, daß er den Mann gar nicht bemerkte, der plötzlich vor ihm stand. Erst als Pfarrer Trenker ihn ansprach, schaute er auf.

      »Ich hab’ Sie vom Pfarrhaus aus gesehen«, sagte Sebastian. »Es scheint, Sie sind auf der Suche nach einem Grab. Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«

      »Nein, nein, vielen Dank«, wehrte der Tischlermeister rasch ab. »Nein, ich suche kein Grab. Ich wollte mir nur den Friedhof ansehen. Guten Abend, Hochwürden.«

      Er nickte dem Bergpfarrer zu und ging mit schnellen Schritten den Kiesweg hinunter.

      Sebastian schaute ihm hinterher. Er wußte, daß Franz Gruber ihn angelogen hatte. Vom Fenster seines Arbeitszimmers hatte er ganz deutlich gesehen, daß der Mann zweimal über den Friedhof gegangen war und sich dabei sehr genau die Grabsteine angesehen hatte. Es konnte gar kein Zweifel daran bestehen, daß er etwas gesucht hatte.

      Aber was wollte er sonst hier finden, außer die Namen der Toten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden hatten?

      Natürlich, schoß es dem Geistlichen durch den Kopf, er sucht nach einem Namen. Oder vielmehr nach einem Menschen, der entweder tot und hier begraben ist, oder der noch lebt, und dieser Gruber wollte sich davon überzeugen. Er sucht also jemanden aus St. Johann oder der Umgebung.

      Aber warum tat er dabei so geheimnisvoll?

      Die Sache ließ ihm keine Ruhe. Zwar hatte Sophie Tappert gewiß schon den Tisch fürs Abendessen gedeckt, aber Sebastian ging dennoch erst in sein Arbeitszimmer und wählte die Nummer der Pension »Edelweiß«. Marion nahm den Hörer ab und meldete sich.

      »Entschuldige die Störung«, sagte der Geistliche. »Aber ich hätt’ da mal eine Frage…«

      Er berichtete von seiner Beobachtung und dem kurzen Gespräch mit dem Mann.

      »Ja, das ist wirklich merkwürdig«, bestätigte Andreas’ Frau. »Der Herr Gruber sucht tatsächlich jemanden. Ich versteh’ gar net, warum er das jetzt abstreitet.«

      »Wen will er denn unbedingt finden?«

      »Er hat uns nach einem Bauernhof gefragt, dessen Besitzer Brandner heißt«, erzählte Marion.

      »Brandner, davon gibt’s ja einige«, sagte Sebastian. »Viele Leute heißen hier so, auch solche, die keinen Bauernhof haben. Hat er denn gesagt, warum?«

      »Nein. Wir haben ihm ja auch gar net weiterhelfen können. Ich sowieso net, und der Andreas auch net, weil er ja all die Jahre fort war.«

      »Aber es scheint dem Herrn Gruber sehr wichtig zu sein…«

      »So wichtig, daß er den halben Tag unterwegs ist und jeden in der Gegend fragt.«

      »Bloß mich net.«

      »Ja, das ist schon seltsam. Dabei erwartete man beim Pfarrer doch noch am ehesten, daß er über alle Leute Bescheid weiß. Was glaubst’ denn, was dahinterstecken könnt’?«

      »Du, ich hab’

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