Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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er einer alten Geschichte auf der Spur…«

      »Aber warum tut er dann jetzt so geheimnisvoll und leugnet dir gegenüber seine wahren Absichten?« fragte Marion irritiert. »Dafür gibt’s doch überhaupt keine vernünftige Erklärung!«

      »Da hast’ du recht. Das Verhalten des Herrn Gruber macht die ganze Angelegenheit recht rätselhaft. Aber ich werd’ schon noch dahinterkommen. Das war’s einstweilen, Marion. Grüß mir den Andreas, und euch noch einen schönen Abend.«

      »Dir auch«, antwortete sie und legte auf.

      Sebastian lehnte sich nachdenklich zurück. Was er eben erfahren hatte, warf ein neues Licht auf die Geschichte. Franz Gruber war also auf der Suche nach einem, der Brandner hieß und einen Bauernhof bewirtschaftete. Offenbar war er bei seiner Suche aber bisher nicht fündig geworden, sonst hätte er heute abend nicht auf dem Friedhof die Grabinschriften gelesen.

      Der Bergpfarrer überlegte, was das bedeuten konnte, unter Umständen, daß der Gesuchte kein junger Mensch mehr war. Natürlich mußte man nicht alt sein, um vom Herrgott abberufen zu werden, aber Sebastian glaubte nicht daran, daß es sich hierbei um jemanden handelte, der noch in der Blüte seines Lebens stand. Jemand also, der fünfzig Jahre oder älter war und der auf irgendeine Art und Weise mit der Lebensgeschichte Franz Grubers verbunden war.

      Hinzu kam der eindeutig süddeutsch klingende Name des geheimnisvollen Mannes. Der ließ vermuten, daß jemand aus seiner Familie aus St. Johann oder der Umgebung stammte. Vielleicht würde ja ein Blick in die Kirchenbücher weiterhelfen.

      Aber erst einmal rief Sophie Tappert zum Abendessen.

      Doch gleich danach würde er in die Kirche gehen und dort einen bestimmten Band aus dem Regal nehmen: den, in dem alle Geburten und Sterbefällen des letzten Jahrhunderts verzeichnet waren. Gewiß würde er früher oder später auf den Namen Gruber stoßen und konnte möglicherweise eine Verbindung zu dem Mann herstellen, der bei seinem Cousin wohnte.

      Und dann würde hoffentlich etwas Licht in das Dunkel kommen, das Franz Gruber umgab.

      *

      Am nächsten Morgen machte sich Sebastian erst einmal auf den Weg zum Mäderhof. Unterwegs dachte er noch einmal über seine Recherche nach. Bis spät in den Abend hatte er in der Sakristei gesessen und in dem Kirchenbuch gelesen. Bis zum Jahr Neunzehnhundertzwanzig war er dabei zurückgegangen. Wenn der Brandner, um den es ging, noch lebte, dann war er jetzt über siebzig Jahre alt, und eben dieses Alter mußte in etwa auch der Vorfahre Franz Grubers haben. Der gute Hirte von St. Johann war dabei auf mehrere Leute mit diesem Namen gestoßen, der einzige, der auf die Annahme paßte, daß der Mann noch leben könnte, war ein Josef Gruber, geboren am ersten Juni Neunzehnhundertachtunddreißig, demnach war er neunundsechzig Jahre alt.

      Es gab zwei Eintragungen, die seiner Geburt, und dann über die Kommunion. Mehr war nicht zu finden.

      Konnte man daraus schließen, daß er immer noch lebte?

      Vielleicht, aber es war durchaus möglich, daß Josef Gruber St. Johann verlassen hatte und inzwischen ganz woanders wohnte. Zumindest gab es weder einen Eintrag über seinen Tod, noch daß er geheiratet hätte.

      Sebastian hatte sich Notizen gemacht und dann nach dem Namen Brandner gesucht. Brandners gab es wie Sand am Meer. Zusätzlich waren die Berufsbezeichnungen dahinter geschrieben, Stellmacher, Kaufmann, Knecht und Landwirt. Von letzteren gab es unzählige, aber daraus konnte man nicht ablesen, ob sich der Gesuchte darunter befand.

      Als der Bergpfarrer jetzt zum Mäderhof fuhr, notierte er sich in Gedanken, seinen Bruder zu bitten, nachzuforschen, was aus Josef Gruber geworden war. Mit den Mitteln, die Max zur Verfügung standen, war es eine Kleinigkeit, das herauszufinden. Und wußte man erst einmal, wo er abgeblieben war, würde es auch möglich sein, den wahren Absichten Franz Burgers auf die Spur zu kommen.

      Sebastian fuhr auf den Hof und stieg aus. Er wunderte sich ein wenig, denn wenn er sonst herkam, lief sofort der Hund herbei, um den Besucher zu begrüßen. Der Geistliche ging zum Haus hinüber und klopfte an. Liesl Lindhoff öffnete ihm.

      »Grüß Gott, Hochwürden«, sagte die Magd. »Das ist aber nett, daß Sie vorbeischauen.«

      Sie zuckte die Schultern.

      »Leider ist der Georg net daheim«, setzte sie hinzu.

      »Ach, das ist schad’, grad ihn wollt’ ich sprechen«, bedauerte der Bergpfarrer. »Wann kommt er denn zurück?«

      Liesl bat ihn erst einmal herein. In der Küche saß der Knecht bei einem späten Frühstück. Franz Brandner begrüßte den Geistlichen, und Liesl bot dem Besucher einen Platz an.

      »Möchten S’ einen Kaffee?« erkundigte sie sich.

      »Vielen Dank«, schüttelte Sebastian den Kopf. »Ich hab’ grad welchen getrunken, bevor ich losgefahren bin.«

      Er wandte sich an den Knecht.

      »Wie schaut’s aus, Franz?« fragte er. »Wird die Ernte gut?«

      »Sie könnt’ net besser werden, Hochwürden«, nickte der Knecht. »Wir müssen bloß aufpassen, daß die Wildschweine net den ganzen Mais niedermachen.«

      »Und heut’ abend geht’s wieder zum Tanzen, was?« lächelte Sebastian. »Mal schauen, vielleicht komm’ ich auch für ein Stündchen.«

      Zwar nicht immer, aber hin und wieder nahm der Bergpfarrer an dem Tanzvergnügen teil. Seine Schäfchen wunderten sich schon lange nicht mehr darüber, daß ihr Hirte auch auf der Tanzfläche eine gute Figur machte.

      Franz hatte sein Frühstück beendet. »Ich fahr’ nachher noch in die Stadt«, sagte er an die Magd gewandt. »Soll ich dir irgendwas mitbringen?«

      »Nein, dank’ schön, ich hab’ alles, was ich brauch’«, erwiderte Liesl.

      Sie sah Sebastian an und holte tief Luft.

      »Der Georg ist gestern auf die Jagd gefahren«, erzählte sie, als der Knecht hinausgegangen war. »Das macht er immer, wenn er schlechte Laune hat. Dann verkriecht er sich in der Hütte und taucht erst nach ein paar Tagen wieder auf. Und gestern hatte er sehr schlechte Laune.«

      »Ich hab’ mich schon gewundert, weil der Hund net da ist«, sagte der Bergpfarrer. »Warum hatte er denn schlechte Laune?«

      »Weil ich ihm gehörig meine Meinung gesagt hab’«, rief Liesl, schon wieder ganz aufgeregt, weil sie sich immer noch über die Sturheit des Bauern ärgerte.

      »Und worum ging’s bei dem Streit?«

      »Ein Streit war’s eigentlich net«, wiegelte die Magd ab. »Es ging um die Andrea…«

      Sebastian nickte.

      »Sie hat mit mir gesprochen und erzählt, daß sie bei euch war.«

      »Der Georg ist so ein Sturkopf«, schimpfte sie wieder. »Manchmal könnt’ man denken, daß Männer ihren Kopf nur zum Essen und Trinken haben, aber net zum Nachdenken.«

      Der gute Hirte von St. Johann schmunzelte, sagte aber nichts weiter.

      »Ist doch wahr!« fuhr die Magd fort. »Ich hab’ ihm gesagt, er soll zu ihr fahren,

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