Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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bereute die Watschen, die sie dem Knecht gegeben hatte. Franz konnte ja nichts dafür, aber sich selbst hätte sie ohrfeigen können.

      *

      Gleich nach der Sonntagsmesse nahm Sebastian seinen Bruder beiseite.

      »Max, ich weiß, daß es eine Zumutung ist«, sagte er, »aber könntest du dich sofort an deinen Computer setzen und versuchen etwas über einen Josef Burger herauszufinden?«

      »So sehr pressiert’s?«

      Der Bergpfarrer nickte.

      »Ich hab’ kein gutes Gefühl, wenn ich an den Mann denke. Er führt etwas im Schilde.«

      »Also gut«, erwiderte Max, »ich mach’ mich gleich daran.«

      »Dank’ dir«, sagte Sebastian.

      Er stand wie immer an der Kirchentür und verabschiedete die Gläubigen. Als er Andrea Hofmann sah, fiel ihm gleich ihr bleiches, übernächtigtes Gesicht auf.

      »Wart’ einen Moment«, bat er. »Wir können gleich reden.«

      Sie nickte und setzte sich in eine Bank. Als der letzte Kirchgänger verabschiedet war, kam der Geistliche zu ihr.

      »Ist gestern abend noch was geschehen?« fragte er.

      Andrea erzählte, was passiert war. Sebastian schürzte die Lippen.

      »Hm, dann wird der Georg ja jetzt auf dem Hof sein«, meinte er. »Am besten fahr’ ich gleich mal zu ihm.«

      »Soll ich net mitkommen?« fragte sie.

      »Besser net«, schüttelte der gute Hirte von St. Johann den Kopf. »Was der Georg gestern gesehen hat, muß auf ihn den Eindruck gemacht haben, als wenn du mit dem Franz Brandner zusammen wärest. Wenn er dich jetzt sieht, dann wird er wieder auf stur schalten. Ich red’ also erst mal allein’ mit ihm.«

      »Fragen S’ ihn bitte, warum er net auf meinen Brief reagiert hat«, bat Andrea.

      »Freilich werd’ ich das tun.« Sebastian nickte ihr beruhigend zu. »Ich komm’ nachher zur Ria hinüber.«

      Er ging in die Sakristei, wo die beiden Meßbuben und Alois Kammeier, der Mesner, schon auf ihn warteten. Sebastian verabschiedete die Jungen und steckte jedem von ihnen ein Geldstück zu.

      »Aber net schon vor dem Mittagessen vernaschen«, ermahnte er sie augenzwinkernd. »Sonst bekomm’ ich Ärger mit euren Müttern.«

      Dann ließ er sich von dem Mesner aus der Soutane helfen und zog sein Jackett über. Im Pfarrhaus sagte er seiner Haushälterin Bescheid, daß das Mittagessen noch warten müsse. Aber Sophie Tappert erklärte, daß es, angesichts des üppigen Mahls gestern abend, ohnehin nur eine kalte Salatplatte gebe, und es also kein Problem wäre, mit dem Essen noch zu warten.

      Sein nächster Weg führte Sebastian Trenker zum Polizeirevier. Max saß an seinem Schreibtisch und suchte in seinem Computer nach einem Eintrag über Josef Gruber. Seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte er auch schon etwas gefunden. Der Beamte grinste, als sein Bruder eintrat.

      »Das ist ja eine tolle Geschichte«, sagte er und drehte den Bildschirm so, daß Sebastian selbst lesen konnte.

      »Er saß im Gefängnis«, staunte der Bergpfarrer. »Wegen des Diebstahls eines Medaillons hat er sechs Monate abgesessen.«

      »Ich laß mir gleich morgen früh die alten Akten darüber kommen«, erklärte Max. »Die sind nämlich noch net im Computer gespeichert. Das kam erst viel später. Aber Josef Burger lebt net mehr. Er ist vor einigen Jahren verstorben. Der letzte Wohnort war Moorkate. Ich hab’ schon nachgeschaut, das ist ein kleines Dorf in der Nähe von Hannover. Irgendwo in der Heide.«

      Sebastian nickte nachdenklich.

      »Dann lag ich also gar net falsch mit meiner Vermutung«, sagte er. »Franz Burger muß sein Sohn sein und er ist wegen dieser alten Geschichte hergekommen. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was genau damals geschehen ist.«

      »Da muß ich dich leider vertrösten, bis die Gerichtsakten hier sind«, meinte sein Bruder. »Aber ich werd’s eilig machen.«

      Der Geistliche erhob sich.

      »Vielen Dank erst mal, Max«, sagte er. »Ich bin schon gespannt, was wir finden werden.«

      Er verabschiedete sich und ging zu der Garage, in der er sein Auto untergestellt hatte. Auf der Fahrt zum Mäderhof dachte er über das nach, was sein Bruder herausgefunden hatte.

      Josef Burger war als Schmuckdieb überführt und vor Gericht gestellt worden. Nach Verbüßung seiner Strafe war er fortgegangen. Offenbar nach Norddeutschland. Sebastian verstand die Beweggründe, hier im Dorf hatte Burger sich nicht mehr sehen lassen können. Der Diebstahl lag über fünfzig Jahre zurück, und damals herrschten noch andere Sitten. Der Mann wäre hier seines Lebens nicht mehr froh geworden.

      Aber warum tauchte jetzt, nach all der Zeit, dessen Sohn hier auf? Und an welchem Brandner wollte er Rache nehmen? Und warum? Was konnte der Grund dafür sein? Ein Justizirrtum? Hatte man Josef Burger zu Unrecht verurteilt, und wollte der Sohn jetzt den wahren Täter ausfindig machen und zur Rechenschaft ziehen?

      Nach langem Nachdenken kam der Geistliche zu dem Schluß, daß seine Vermutung der Wahrheit recht nahe sein mußte.

      Aber dennoch war es ein aberwitziger Gedanke. Franz Burger mußte doch damit rechnen, daß der Betreffende, ebenso wie sein Vater, nicht mehr lebte. Aus diesem Grund hatte er doch auf dem Friedhof die Inschriften der Grabsteine gelesen.

      Und nichts gefunden!

      Unwillkürlich trat Sebastian auf das Bremspedal und fuhr rechts ran.

      Nein, dachte er, gefunden hatte er nichts, und das konnte nur heißen, daß der Mann, den er suchte, noch lebte, und wahrscheinlich stieß er früher oder später auf ihn.

      Aber auf wen wollte er stoßen?

      *

      Der Mann, dem die Gedanken des Bergpfarrers galten, saß zur selben Zeit in seinem Leihwagen und fuhr die schmale Bergstraße zum Jägersteig hinauf. Franz Gruber hatte eine unruhige Nacht verbracht. Nachdem er mit seiner Frau telefoniert hatte, saß er noch lange am Fenster seines Pensionszimmers und starrte in die Dunkelheit draußen.

      Wie viele Male hatte er es sich vorgestellt, wie es sein würde, wenn er vor dem Mann stand, dem sein Vater alles erlittene Unrecht zu verdanken hatte!

      Und jetzt fragte er sich, ob er wirklich so reagieren würde, wie er es sich immer ausgemalt hatte.

      Immer, wenn er sich die Situation vor Augen geführt hatte, dann war Franz Gruber nicht weit davon entfernt gewesen, zum Mörder zu werden.

      »Totschlagen müßt’ man den Hund!« hatte sein Vater, von unbändigem Haß erfüllt, immer gesagt, wenn er wieder in dieser depressiven Phase war, unter der Franz und seine Mutter zu leiden hatten.

      Aber der Sohn wußte auch, daß ein Mord keine Lösung war. Zum einen machte er sich strafbar und würde den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen, zum anderen war es auch keine richtige

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