Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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verjährt, und kein Gericht der Welt würde ihn heute noch dafür verurteilen. Aber aus genau diesem Grund war Franz Gruber nach St. Johann gefahren. Er wollte der Richter sein, der eine Strafe verhängte, der sich dieser Mensch nicht entziehen konnte.

      An dem Hinweisschild zum

      Hirschlerhof hielt er den Wagen an und stieg aus. Jetzt, wo er wußte, wo er den Gesuchten finden würde, konnte er sich Zeit lassen. Erst einmal die Lage sondieren, herausfinden, wie viele Leute auf dem Hof wohnten, wie Hubert Hirschler aussah, und wie man an ihn herankommen konnte.

      Langsam wanderte Franz Gruber die Straße hinauf, gab sich ganz, als wäre er ein harmloser Wanderer, der sich die Gegend anschaute. Aber er beobachtete ganz genau, prägte sich alles ein und ging mehrmals an der Hofeinfahrt vorbei.

      Nach einer Weile kehrte er zum Auto zurück und setzte sich hinein. Bevor er aufgebrochen war, hatte er die Pensionswirtin um eine Brotzeit gebeten, die Marion Trenker ihm bereitwillig eingepackt hatte. Während er aß und trank, überlegte Franz sein weiteres Vorgehen. Noch hatte er keinen genauen Plan, aber der würde sich im Laufe der Zeit entwickeln.

      Plötzlich sah er eine Gestalt die Straße herunterkommen und richtete sich in seinem Sitz auf. Es war ein Mann. Franz spürte, wie Erregung ihn ergriff, denn es handelte sich um einen alten Mann. Gebeugt kam er auf der Straße daher, langsam und ohne Hast.

      Instinktiv wußte Franz Gruber, daß es der Gesuchte war. Dieser Greis konnte niemand anderer als Hubert Hirschler sein. Langsam öffnete er die Autotür und stieg aus. Er reckte die Glieder, als hätte er eine lange Fahrt hinter sich und blickte dem Bauern entgegen.

      »Grüß Gott«, sagte Hubert, als er heran war. »Ein herrlicher Tag, net wahr? Wie geschaffen für eine Spritztour ins Grüne.«

      »Da haben Sie wahrlich recht«, nickte Franz und betrachtete den alten Mann genauer.

      All die Jahre hatte er kein genaues Bild gehabt. Sein Vater hatte nie über das Aussehen des Mannes gesprochen, aber seltsamerweise hatte er sich Hubert Hirschler genauso vorgestellt.

      »Sind S’ auf Urlaub hier?« erkundigte sich der Bauer, ganz so, als wäre er auf einen Plausch aus.

      »Ja«, nickte Franz.

      Es war ihm wichtig, mit dem Mann erst mal in ein unverfängliches Gespräch zu kommen. Vielleicht ließ sich auf diese Weise mehr über ihn und seine Familie erfahren.

      »Dann haben S’ sich das schönste Ziel ausgesucht«, fuhr der Bauer fort. »Wir Wachnertaler brauchen gar net in Urlaub zu fahren, wo wir’s hier so schön haben.«

      »Da haben Sie sicher recht«, erwiderte Gruber. »Ich hätte nie gedacht, daß es hier so herrlich ist. Leben Sie schon lange hier?«

      »Mein ganzes Leben. Drüben in Engelsbach bin ich geboren und hab’ später auf den Hof droben eingeheiratet. Aber das ist lang’ her. Inzwischen ist mein Sohn der Bauer, und ich freu’ mich über einen ruhigen Lebensabend im Kreis der Familie. Haben Sie Familie?«

      »Oh ja, eine Frau und einen Sohn.«

      »Übrigens, ich heiße Hirschler, Hubert Hirschler«, stellte sich der Altbauer vor. »Woher kommen S’, wenn ich fragen darf?«

      »Hinzmann«, sagte Franz. »Sehr erfreut. Ich stamme aus Norddeutschland. Komme aus der Nähe von Hannover.«

      »Aber Sie sind net allein unterwegs?«

      »Nein, nein«, log der Norddeutsche, »ich bin mit meiner Frau da. Aber die ist in der Pension geblieben. Sie fühlt sich nicht ganz wohl. Ich bin ein wenig alleine herumgefahren, um die Gegend anzuschauen. Wissen Sie, ich interessiere mich für die Bauernhöfe hier. Sie sind so ganz anders, als bei uns im Norden.«

      Mit den letzten beiden Sätzen verband Franz Gruber eine ganz bestimmte Absicht, und Hubert Hirschler biß prompt an.

      »Möchten S’ sich unsren Hof mal anschauen, Herr Hinzmann?« fragte er. »Kommen S’ nur. Ich führ’ Sie überall herum, und nachher gibt’s Kaffee und Kuchen. Meine Enkelin, die Franzi, kann sehr gut backen, müssen Sie wissen. Also, haben S’ Lust?«

      Franz Gruber frohlockte. Was er nicht zu hoffen gewagt hatte, war eingetreten.

      Er hatte nicht nur Hubert Hirschler getroffen, der Mann lud ihn auch noch zu sich nach Hause ein!

      *

      Den ganzen Morgen hatte sich der Knecht nicht unter die Augen des Bauern getraut. Franz Brandner hielt sich die meiste Zeit in seiner Kammer auf und selbst das Mittagessen nahm er später zu sich und gab vor, geschlafen zu haben, als die Magd ihn fragte, warum er nicht pünktlich am Tisch gesessen hatte.

      Indes hätte er sich gar nicht vor Georg Mäder fürchten müssen, denn der hatte sich selbst bisher kaum sehen lassen. Liesl war schon ein wenig überrascht gewesen, als sie am Morgen zum Melken in den Stall gegangen war und den alten Geländewagen auf dem Hof stehen sah. Daß Georg nach Hause gekommen war, hatte sie gar nicht gehört.

      Beim Frühstück war er so kurz angebunden gewesen, daß sie drauf verzichtete, das Wort an ihn zu richten. Immerhin murmelte der Bauer beim Hinausgehen eine Entschuldigung für sein Verhalten am Freitag, und Liesl verzieh ihm großzügig.

      Jetzt hockte Georg in seinem Arbeitszimmer und dachte über den vergangenen Abend nach. Wütend und enttäuscht war er nach Haue gefahren. Wütend über sich, weil er so dumm gewesen war, noch auf den Tanzabend zu gehen, und enttäuscht war er über das, was er dort gesehen hatte. Insgeheim war da doch der Wunsch gewesen, Andrea zu sehen und mit ihr zu sprechen. bestimmt hätte er sich besser gefühlt, wenn sie ihm ihren Wortbruch von damals erklären würde.

      Doch als er sie dann mit seinem Knecht da stehen sah, da war wieder alles so wie vorher. Er wollte sie nicht sehen, kein Wort von ihr hören. Beinahe fluchtartig hatte er den Saal verlassen.

      Der Bauer horchte auf, als er Stimmen in der Diele hörte.

      Kam etwa Besuch?

      Kurz darauf öffnete die Magd die Tür und schaute herein.

      »Pfarrer Trenker möcht’ dich sprechen«, sagte Liesl und ließ den Geistlichen eintreten.

      »Grüß dich, Georg«, nickte Sebastian ihm zu und reichte dem Bauern die Hand. »Wie geht’s dir?«

      Der zuckte die Schultern.

      »Einen schönen Gruß soll ich dir ausrichten«, fuhr der Geistliche fort. »Von der Andrea. Sie würd’ gern’ was von dir wissen!«

      Georg Mäder schluckte. Er war rot angelaufen und ärgerte sich darüber.

      »Warum kommt sie dann net zu mir?« fragte er mit belegter Stimme und störrischem Gesichtsausdruck.

      Der Bergpfarrer setzte sich auf einen Stuhl.

      »Na ja«, sagte er, »du mußt zugeben, daß eure kurze Begegnung gestern abend der Andrea net gerad’ Mut zu einem Besuch bei dir gemacht hat.«

      Georg schluckte wieder.

      »Und was will sie wissen?« fragte er.

      »Ob der Brief, den sie dir damals geschrieben hat, auch angekommen

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