Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 71

Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

Скачать книгу

Bauer auf. »Was drinsteht, ist doch eindeutig!«

      »Dann hast du ihn also gelesen?« forschte der Geistliche nach.

      »Den einen ja, den andren net«, brummte Georg.

      »Den andren? Dann gab es zwei Briefe von ihr? Merkwürdig, Andrea hat nur von einem gesprochen.«

      »Ja, es waren zwei. Einer von ihrer Mutter, der andre von Andrea selbst.«

      Sebastian wurde hellhörig.

      »Von ihrer Mutter? Und das ist der, den du gelesen hast?« wollte er wissen.

      Der Bauer nickte.

      »Darf ich die Briefe mal sehen?« bat der Bergpfarrer.

      Georg zuckte die Schultern und zog die Lade auf. Er nahm die zwei Umschläge heraus und reichte sie Sebastian. Der las den Brief, der bereits geöffnet war. Ja, was darin stand, war wirklich eindeutig. Er riß den zweiten auf, ohne auf Georgs Blick zu achten. Nachdem er ihn auch gelesen hatte, ließ er den Brief sinken und sah den Bauern kopfschüttelnd an.

      »Die Liesl hat recht«, sagte er. »Du bist ein sturer Esel und ein Dummkopf obendrein. Warum um alles in der Welt hast’ denn den Brief von der Andrea net gelesen? Dann würd’ heut’ alles anders sein!«

      *

      Die junge Frau ging langsam den Berghang hinauf und setzte sich auf eine Aussichtsbank. Eigentlich hatte sie in der Pension auf Pfarrer Trenker warten wollen, aber dann hielt Andrea es nicht mehr aus. Ihr Zimmer schien immer kleiner zu werden, die Wände schienen zusammenzurücken und sie erdrücken zu wollen.

      »Ich mach’ nur einen kleinen Spaziergang«, sagte sie zu Ria Stubler, die sie besorgt ansah. »Net weit, nur grad zum Dorf hinaus.«

      Es waren wirklich kaum mehr als einige hundert Meter. Auf keinen Fall wollte sie die Ankunft des Geistlichen verpassen, und von ihrem Sitz aus konnte sie bis zur Straße blicken.

      Andrea wünschte sich sehr, daß Pfarrer Trenker Erfolg haben möge. So uneinsichtig konnte Georg doch gar nicht sein, daß er sich nicht wenigstens darauf einließ, sich mit ihr auszusprechen.

      Wieder sah sie sein Gesicht vor sich, als er sie gestern abend angestarrt hatte. Sie ärgerte sich immer noch, da sie sich überhaupt so lange mit Franz Brandner abgegeben hatte. Aber im Grunde war ja nichts wirklich Schlimmes geschehen.

      Trotzdem war es ihr unangenehm und viel lieber wäre es ihr gewesen, sie könnte die Situation rückgängig machen.

      Während Andrea ihren Gedanken nachhing, schaute sie immer wieder zur Straße zurück. Als sie ein Auto dort fahren und vor der Pension halten sah, sprang sie auf.

      Doch die Sekretärin lief nicht sofort los, denn außer Pfarrer Trenker sah sie einen zweiten Mann aussteigen. Es war Georg. Die beiden Männer gingen zur Tür, und von da an verschwanden sie aus ihrem Blickfeld.

      Aber nicht für lange, denn kurz darauf waren sie wieder zu sehen. Sie kamen die Straße herauf, und Andrea fühlte, wie ihr das Herz bis zum Halse pochte.

      Langsam sank sie wieder auf die Bank zurück und schaute ihnen entgegen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis sie näher kamen. Der Geistliche hob die Hand und winkte ihr zu. Ihr Mund wurde trocken, und die Hände und Knie zitterten.

      Dann standen sie vor ihr.

      »Hallo, Andrea«, sagte Sebastian Trenker, »da bist du ja.«

      Georg sah sie schweigend an. Er machte einen betretenen Eindruck.

      »Ich hab’ ihn gleich mitgebracht«, fuhr der Bergpfarrer fort. »Und das hier.«

      Er reichte ihr zwei Briefumschläge. Andrea nahm sie mit einem fragenden Blick und schaute darauf.

      »Der eine ist von dir«, bemerkte Sebastian. »Aber du solltest den andren lesen.«

      Sie nahm den Brief heraus, ohne auf den Absender zu blicken, und riß erstaunt die Augen auf, als sie die Handschrift erkannte.

      »Meine Mutter hat dir geschrieben?« sagte sie mit tonloser Stimme zu Georg.

      Der nickte nur stumm.

      »Lies den Brief«, forderte der gute Hirte von St. Johann sie auf. Ich bin sicher, dann wirst’ den Georg ein bissel verstehen.

      Sehr geehrter Herr Mäder, las Andrea. Ich schreibe Ihnen, um Ihnen mitzuteilen, daß meine Tochter nicht zu Ihnen zurückkehren wird. Es sind Umstände eingetreten, die Andreas Pläne unmöglich machen. Bitte haben Sie Verständnis und schreiben Sie ihr nicht mehr, oder rufen Sie an. Vielleicht sind Sie eher dazu bereit, keinen weiteren Kontakt mehr zu wünschen, wenn ich Ihnen verrate, daß es einen anderen Mann im Leben meiner Tochter gibt. Es mag für Sie schmerzlich sein, dies zu erfahren, aber es ist immer noch besser, als vergeblich auf ein Lebenszeichen von Andrea zu hoffen.

      Mit freundlichen Grüßen,

      Hannelore Hofmann.

      Andrea war leichenblaß geworden. Ihr Herz hämmerte wild in der Brust.

      »Das darf doch net wahr sein!« flüsterte sie. »Was hat Mutter denn da nur angerichtet!«

      Sebastian hatte sich neben sie gesetzt, während Georg immer noch stand.

      »Deine Mutter hatte wohl Furcht, dich für immer zu verlieren«, sagte der Geistliche. »Sie brauchte dich und griff zu dieser Lüge, um zu verhindern, daß du hierher zurückkehrst.«

      »Aber ich hätt’ sie doch niemals mit ihrer Krankheit allein’ gelassen!« rief Andrea schluchzend. »Darum hab’ ich dir doch geschrieben, Georg, damit du Geduld hast und weißt, daß ich net fort konnte.«

      »Ich weiß«, sagte der junge Bauer, mit rauher Stimme. »Jetzt weiß ich es, weil Hochwürden mich mit der Nase drauf gestoßen hat. Als ich den Brief von deiner Mutter erhalten hatte, war ich so enttäuscht und wütend, daß ich deinen, der wenig später kam, gar net erst geöffnet hab’.«

      Er blickte sie beschämt an.

      »Es tut mir fürchterlich leid, Andrea, das mußt du mir glauben«, versicherte er. »Wenn ich’s rückgängig machen könnt’ – ich würd’ meinen rechten Arm dafür hergeben!«

      »Behalt’ ihn lieber«, ließ Sebastian sich vernehmen. »Du wirst nämlich beide Arme brauchen, wenn du eine Frau ernähren willst. Gar net zu sprechen von den Kindern, die ihr haben werdet!«

      Georg sah Andrea unsicher an.

      »Willst du mich denn noch?« fragte er zaghaft. »Kannst du mir überhaupt verzeihen?«

      Andrea stand auf und nahm seine Hand.

      »Was soll ich dir denn verzeihen, Liebster?« erwiderte sie. »Du kannst doch net für das, was meine Mutter gemacht hat. Sie ist es, die um Verzeihung bitten müßt’, wenn sie noch lebte.«

      »Dann trägst du mir nix nach?«

      »Nein«, schüttelte sie den Kopf und lächelte. »Aber deine Sturheit wirst’ ablegen müssen. Ich will nämlich keinen Esel

Скачать книгу