Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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erkundigt hatte. Bestimmt würden sie sich an ihn erinnern.

      Zwar war es unerheblich, denn daß er sich immer noch hier aufhielt, würde man spätestens morgen früh wissen, wenn die Schrift am Bauernhaus entdeckt worden war, aber Gruber wollte verhindern, daß man sein Versteck ausfindig machte, in dem er sich relativ sicher fühlte. Gewiß würde niemand annehmen, daß er sich in dieser Hütte verborgen hielt, sondern vermuten, daß er sich irgendwo anders eingemietet hatte.

      Also mußte er sich erst einmal damit abfinden, daß er sich nicht mit seiner Familie in Verbindung setzen konnte, und hoffen, daß Lina und Thomas nicht gleich die Pferde scheu machten, wenn sie erfuhren, daß er aus der Pension ›Edelweiß‹ ausgezogen war.

      Der Aufstieg hatte ihn ins Schwitzen gebracht. Als er jetzt die Hütte betrat, hüllte er sich gleich in die Decken und legte sich schlafen. Dabei dachte er wieder an die Lichtung, auf der er beinahe den ganzen Tag verbracht hatte, und nahm sich vor, es heute auch wieder zu tun und dabei zu überlegen, was er als nächstes gegen Hubert Hirschler unternehmen würde.

      *

      »Jetzt schaut euch das an!«

      Vinzent Hirschler war wutentbrannt in die Küche gestürzt, wo seine Frau und Hubert saßen. Der junge Bauer hatte gerade die morgendliche Arbeit im Stall verrichtet und nach dem Melken die vollen Behälter an den Straßenrand gebracht, wo sie vom Molkereiwagen geleert werden sollten. Auf dem Rückweg glaubte Vinzent seinen Augen nicht zu trauen, als er auf die Hauswand blickte. Er lief in die Küche und alarmierte Frau und Vater.

      Die beiden gingen mit ihm. Klara Hirschler preßte entsetzt die Hand vor den Mund, als sie die Schmiererei sah, ihr Schwiegervater stöhnte auf.

      ›Hier wohnt ein gemeiner Schuft‹, stand an der Wand, in großen, leuchtend roten Buchstaben geschrieben.

      »Den Kerl kauf’ ich mir!« schnaubte Vinzent wütend. »Aus dem mach’ ich Kleinholz!«

      »Nur gut, daß die Franzi bei ihrer Freundin übernachtet hat«, sagte seine Frau. »Wir müssen das wegmachen, bevor jemand kommt.«

      Sie eilte ins Haus hinein, um Wasser und Wischlappen zu holen. Ihr Mann schüttelte den Kopf, als sie zurückkam.

      »Damit geht’s bestimmt net weg«, sagte er.

      Er hatte inzwischen den Farbeimer untersucht und dabei festgestellt, daß es sich dabei um den Lack handelte, den er Franzi für ihre Malerei an der Truhe aus der Stadt mitgebracht hatte.

      »Da brauchen wir ein richtiges Lösungsmittel«, erklärte er. »Am besten Terpentin. Aber das wird auch net alles wegmachen, da wird immer noch was Rotes zu sehen sein. Wahrscheinlich müssen wir die ganze Fensterfront streichen. So ein hundsgemeiner Kerl!«

      Sein Vater biß die Zähne aufeinander. Die ganze Zeit stand Hubert Hirschler stumm da und schaute betroffen auf die anklagende Schrift.

      Sein Sohn legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.

      »Laß nur, Vater«, sagte er, »von dem lassen wir uns net unterkriegen.«

      Im nächsten Moment tönte das Motorengeräusch des Molkereifahrzeugs die Straße herauf. Der Fahrer hielt wie gewohnt vor der Einfahrt und stieg aus.

      Es geschah eher selten, daß er jemanden zu Gesicht bekam, wenn er die Milch abholte, doch heute morgen stand fast die ganze Familie vor dem Haus.

      »Grüß Gott, zusammen«, rief er hinüber und schaute neugierig auf den roten Satz am Haus. »Nanu, wer will euch denn da übel?«

      »Keine Ahnung«, entgegnete Vinzent. »Aber das finden wir noch heraus.«

      Im ersten Schreck hatte er gar nicht mehr daran gedacht, daß die Milch abgeholt würde. Jetzt, da der Fahrer die Schmiererei gesehen hatte, war ihm bewußt, daß die Geschichte nicht lange ein Geheimnis bleiben würde. Abgesehen davon, daß der Mann bei nächster Gelegenheit erzählten würde, was hier passiert war, mußten früher oder später auch noch andere Leute hier vorbeikommen. Wanderer, die zum Jägersteig hinauf wollten, oder Besucher, an die er jetzt noch gar nicht dachte.

      »Was machen wir denn jetzt?« fragte Klara Hirschler, als sie wieder in der Küche saßen.

      Zwar hatte sie wie jeden Morgen das Frühstück bereitet, aber schmecken wollte es niemandem. Vinzent trank nur einen Schluck Kaffee, sein Vater saß mit gesenktem Kopf am Tisch und brütete vor sich hin, und die Bäuerin selbst hatte vom Weinen gerötete Augen und bekam keinen einzigen Bissen herunter.

      »Ich fahre nachher in die Stadt und besorge alles, damit wir diese Schweinerei wegmachen können«, sagte der junge Bauer. »Was ist mit Franzi?«

      Die Tochter hatte den Abend in St. Johann bei einer Freundin und Mitschülerin verbracht. Auch den heutigen Nachmittag wollte sie noch dort bleiben, weil die beiden Madln für einige wichtige Klassenarbeiten pauken mußten. Erst am Abend erwartete ihre Mutter sie auf dem Hof zurück.

      »Vielleicht schaffen wir’s ja, daß sie nix davon erfährt«, hoffte Vinzent, nachdem seine Frau es ihm erklärt hatte.

      Er blickte seinen Vater an. Der hob den Kopf und erwiderte seinen Blick.

      »Vielleicht sollt’ ich doch tun, was der Gruber verlangt«, sagte Hubert Hirschler mit leiser Stimme.

      »Auf gar keinen Fall!« widersprach der Sohn.

      »Aber wer weiß, wozu er noch fähig ist«, entgegnete der Altbauer. »Als nächstes zündet er uns womöglich das Haus überm Kopf an.«

      »Trotzdem«, schüttelte Vinzent den Kopf. »Wir geben net klein bei! Und wenn der Kerl mir über den Weg läuft, dann schlag’ ich ihn windelweich, daß er zu Fuß nach Haus’ zurückkehrt!«

      »Gewalt ist keine Lösung«, wandte Klara ein.

      »So? Und was ist das, was er mit uns macht?« rief ihr Mann erregt. »Seelische Gewalt nennt man das ja wohl. Und das laß ich mir net bieten!«

      Er stand auf.

      »Die Kühe müssen auf die Weide«, murmelte er dabei und ging hinaus.

      Hubert und seine Schwiegertochter blieben betroffen sitzen.

      *

      Thomas Gruber erreichte sein Ziel am frühen Morgen. Als er langsam durch das noch schlafende Dorf fuhr, überkam ihn ein eigenartiges Gefühl.

      Von hier stammte also sein Großvater, hier hatte er seine Wurzeln. Wenn es damals anders gekommen wäre, dann wäre er selbst auch in diesem Ort geboren worden.

      Es war das erste Mal, daß Thomas in Bayern war. Früher war er meistens an die See gefahren, aber das war noch während der Lehre gewesen. Inzwischen hatte er kaum noch Zeit dafür, bestenfalls wenn es durch irgendwelche Feiertage ein verlängertes Wochenende gab. In der Tischlerei gab es immer genug Arbeit, und für Ferien war nur wenig Zeit. Aber was er sah, entsprach genau dem Bild, das man hatte, wenn man von dieser Gegend hörte oder las. Es gab schindelgedeckte Häuser mit ihren bekannten Lüftlmalereien an den Fassaden, und Thomas konnte sich gut vorstellen, daß er hier auch Einheimische in Lederhosen zu sehen bekam.

      Schmunzelnd hielt er vor der Kirche und stieg aus. Auf der Fahrt hierher hatte er sich Gedanken

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