Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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spät hergekommen war.

      Einen Moment zögerte er, als er vor dem Pfarrhaus stand, es war noch keine sechs Uhr. Doch dann drückte er den Klingelknopf und wartete ab. Es dauerte nicht lange, bis ihm ein schlanker, braungebrannter Mann mittleren Alters, der ein sympathisches Gesicht hatte, die Tür öffnete.

      »Herr Gruber, net wahr?« begrüßte er den jungen Mann. »Kommen S’ herein. Ich bin Pfarrer Trenker.«

      Thomas mußte zugeben, daß er sich ein ganz anderes Bild von dem Geistlichen gemacht hatte. So jedenfalls hatte er ihn sich nicht vorgestellt. Der Mann konnte mit seinem Aussehen ja ein Schauspieler oder bekannter Sportler sein.

      »Wir gehen am besten in die Küche«, sagte der Bergpfarrer und führte den Besucher durch den Flur. »Meine Haushälterin hat Frühstück gemacht, und ich könnt’ mir vorstellen, daß Sie nach der langen Fahrt hungrig sind.«

      In der Küche duftete es nach Kaffee und Brötchen, die frisch gebacken worden waren. Thomas erinnerte sich, daß man hier allerdings Semmeln sagte. Tatsächlich, erfuhr er wenig später, hatte Sophie Tappert sie erst vor wenigen Minuten aus dem Backofen geholt.

      »Bitt’ schön, nehmen S’ Platz«, forderte der Geistliche ihn auf.

      Sebastian schenkte Kaffee ein, und als auch Sophie Tappert sich gesetzt hatte, griff Thomas Gruber zu.

      »Haben Sie irgendwas von meinem Vater gehört?« fragte er.

      Der gute Hirte von St. Johann schüttelte bedauernd den Kopf.

      »Leider net«, erwiderte er. »Indes weiß ich net, ob das eine gute oder schlechte Nachricht ist.«

      Thomas blickte ihn irritiert an.

      »Wenn ihm was passiert wär’, hätt’ man ihn wahrscheinlich schon gefunden«, erklärte Sebastian. »Andererseits kann sein Verschwinden, oder vielleicht sollt’ man es besser Untertauchen nennen, bedeuten, daß er sich jetzt für einen richtigen Rachefeldzug gegen den Herrn Hirschler einrichtet, und das wär’ aus meiner Sicht alles andre, als gut.«

      Thomas Gruber legte seine halbe Semmel wieder auf den Teller zurück.

      »Glauben Sie mir, Hochwürden«, sagte er, »meiner Mutter und mir wäre es am liebsten, wenn mein Vater wohlbehalten gefunden würde, und ich ihn wieder mit nach Hause nehmen könnte. Uns ist es egal, was dieser Herr Hirschler getan hat. Es ist viel zuviel Zeit vergangen, um sich jetzt noch darüber aufzuregen, wie gemein er auch immer gegen meinen Großvater gehandelt hat.«

      »Ich hab’ mich lange mit dem Hirschler unterhalten«, nickte Sebastian. »Und ich kann Ihnen versichern, daß er selbst es bedauert. Wenn es uns gelingen könnte, ihren Vater und ihn zu versöhnen, dann wär’s das Schönste, was überhaupt passieren kann.«

      Sie frühstückten weiter. Thomas bat, daß Sebastian ihn doch einfach duzen möge, was der Bergpfarrer freudig annahm.

      »Vielleicht solltest’ dich erst einmal ausschlafen«, schlug er vor. »Immerhin bist’ die ganze Nacht durchgefahren. Ich werd’ nachher zum Hirschlerhof fahren und schauen, ob es da etwas Neues gibt.«

      »Und was unternehmen wir in bezug auf meinen Vater?« fragte der junge Mann.

      »Ich denk’, das bereden wir beim Mittagessen«, meinte der Geistliche.

      »Gut.« Thomas erhob sich. »Aber bevor ich mich hinlege, möchte ich gerne meine Mutter anrufen, damit sie weiß, daß ich heil angekommen bin.«

      »Freilich!« Sebastian nickte ihm zu. »Und grüß sie schön. Sie soll sich keine Sorgen machen.«

      Während Thomas Gruber telefonierte und sich anschließend schlafen legte, verließ Sebastian Trenker das Pfarrhaus und fuhr zum Jägersteig hinauf. Dabei dachte er an seinen Gast, der einen sympathischen Eindruck auf ihn gemacht hatte. Franz Grubers Sohn war so ganz anders als der Vater, und der Bergpfarrer war überzeugt, daß Thomas ihm eine gute Hilfe sein würde.

      Auf dem Hirschlerhof angekommen, sah er die Bescherung, die der nächtliche Besucher angerichtet hatte.

      »Dann ist meine Vermutung also richtig«, meinte Sebastian. »Franz Gruber hat sich hier in der Gegend versteckt und will euch zusetzen.«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Hoffentlich hat die Geschichte bald ein Ende«, setzte er hinzu.

      Klara Hirschler erzählte, daß ihr Mann in die Stadt gefahren war, um Lösungsmittel und Farbe zu besorgen.

      »Ihr könnt es der Franzi trotzdem net verheimlichen«, sagte der Geistliche. »Allein schon, wenn sie den frischen Anstrich sieht, wird sie wissen wollen, was geschehen ist.«

      Hubert Hirschler saß auf der Bank vor dem Haus. Als Sebastian neben ihm Platz nahm, blickte der Altbauer ihn traurig an.

      »Nimm’s net so schwer«, versuchte Pfarrer Trenker ihm Mut zuzusprechen. »Wir werden ihn finden, und dann wird alles gut.«

      »Was macht Sie da so sicher, Hochwürden?« wollte Hubert wissen.

      »Bei mir ihm Pfarrhaus ist Thomas, der Sohn vom Gruber«, erklärte der Bergpfarrer. »Ich hab’ gestern abend mit ihm telefoniert, und er ist gleich losgefahren, die ganze Nacht hindurch. Er ist ein anderer Mensch als sein Vater. Ich bin sicher, daß es mir mit seiner Hilfe gelingt, den Franz umzustimmen.«

      *

      Carola Mittlerer öffnete die Haustür und ließ ihre Freundin eintreten. Die beiden Madln waren eben mit dem Bus aus der Stadt gekommen. Jetzt hatten sie mächtigen Hunger.

      »Mama hat uns das Essen bereitgestellt«, sagte Carola. »Wir müssen es bloß noch aufwärmen.«

      Ihre Eltern arbeiteten noch. Während Hermann Mittlerer in der Stadt bei der Bahn angestellt war, hatte Sigrid, seine Frau, Spätschicht im Krankenhaus. Bevor sie losgefahren war, hatte sie das Mittagessen vorbereitet. Jetzt stand ein Topf mit Gulasch auf dem Herd, dazu sollte es Nudeln geben, die Carola in der Sauce aufwärmte.

      Franzi hatte sich auf die Eckbank gesetzt und kramte in ihrer Schultasche. Es war ein anstrengender Vormittag gewesen. Gestern abend hatten sie noch lange für die Englischarbeit gepaukt, morgen würde es Mathe sein.

      Die zwei Madln waren seit der Grundschule befreundet, aber während Franzi Hirschler Architektur studieren wollte, hatte sich Carola dafür entschieden, Journalistin zu werden. Während des Essens war die Schule natürlich Thema Nummer eins.

      »Mensch, der Wendler hat sich wieder was ausgedacht!« meinte die Bauerntochter und verzog das Gesicht. »Bloß gut, daß wir gestern noch geübt haben. Ich hätt’ die Arbeit sonst glatt verhauen.«

      »Ich hab’ viel mehr Angst wegen morgen«, erwiderte Carola. »Mathe ist wirklich net mein Ding.«

      »Deshalb hocken wir nachher ja auch über den Büchern, anstatt uns in die Sonne zu setzen«, grinste Franzi.

      Indes war ihr gar nicht so froh zumute, wie sie sich gab. Die Geschichte um ihren Großvater hatte sie doch mehr mitgenommen, als sie zugeben wollte. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab, und es gelang ihr nicht, sich richtig auf die Matheübung zu konzentrieren.

      »Ist

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