Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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nickte hastig. Niemand außerhalb der Familie sollte etwas von der Angelegenheit erfahren. Das hatten sie abgesprochen, also durfte sie auch ihrer Freundin nichts sagen.

      Sie saßen in Carolas Zimmer. Das Fenster war weit geöffnet, und von draußen klang der Straßenlärm herein. Zwei Stunden hatte sie sich schon mit mathematischen Formeln abgequält. Jetzt schlug Carola ihr Buch zu.

      »Ich brauch’ mal eine Pause!« sagte sie und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.

      Franzi drückte das Kreuz durch.

      »Ich auch«, stöhnte sie.

      »Wollen wir in den Kaffeegarten rüber und ein Eis essen?« schlug die Freundin vor.

      »Prima Idee.«

      Sie ließen die Bücher liegen und standen auf.

      »Nachher können wir ja noch ein Stündchen dranhängen«, meinte Carola.

      Franzi zuckte die Schultern.

      »Wenn’s net zu spät wird. Ich wollt’ heut’ abend wieder zum Hof zurück.«

      »Also von mir aus kannst’ auch noch bis morgen bleiben«, sagte die Freundin. »Du kannst ja deine Eltern anrufen.«

      »Mal sehen.«

      Sie hatten das Hotel erreicht und betraten den Kaffee- und Biergarten von der Straße her. Wie immer herrschte hier großer Andrang. Das Hotel ›Zum Löwen‹ war der einzige gastronomische Betrieb in St. Johann, und viele Urlauber, die in den Pensionen wohnten, wo in der Regel nur ein Frühstück serviert wurde, kamen her, um die anderen Mahlzeiten einzunehmen. Für sie und die Dörfler war es auch die einzige Möglichkeit Kaffee zu trinken, den hausgemachten Kuchen zu probieren und herrliche Eisbecher zu essen.

      Trotz des Andrangs fanden die Madln einen freien Tisch. Er stand unter einem hohen Baum, dessen Blätter reichlich Schatten spendeten. Sie bestellten Eis und Cappuccino und unterhielten sich einmal nicht über die Schule.

      »Samstag hab’ ich den Sohn vom Brennerbauern auf dem Tanzabend gesehen«, erzählte Carola. »Der hat schon wieder eine neue Freundin.«

      »Ach, der Casanova vom Wachnertal«, schmunzelte Franzi. »Der hat wirklich einen ziemlichen Verschleiß.«

      »Und er findet immer wieder eine Dumme, die auf ihn hereinfällt«, nickte die Freundin.

      »Bei mir hat er’s auch schon versucht«, sagte Franzi. »Aber ich hab’ ihn abblitzen lassen.«

      Sie lachten.

      »Und was ist mit Ronny?« wollte Carola wissen.

      Franzi verzog das Gesicht.

      »Lieber Himmel, bloß net!« rief sie.

      Ronny, der eigentlich Ronald Hartmann hieß, war ein Mitschüler, der immer wieder versuchte, mit ihr anzubandeln. Obwohl er sich eine Abfuhr nach der anderen holte, lud er Franzi trotzdem wieder ins Kino oder in die Disko ein.

      »Manche werden eben net klug«, sagte die Freundin.

      Carola selbst war seit einiger Zeit mit einem anderen Mitschüler befreundet. Ob was daraus werden würde, stand noch in den Sternen.

      »Was für ein Typ würde dich denn um den Verstand bringen können?« erkundigte sie sich scherzhaft.

      Franzi hatte in die Richtung geschaut, in der der Eingang zum Kaffeegarten lag. Jetzt blickte sie Carola wieder an.

      »Der da«, antwortete sie und deutete mit dem Kopf zum Eingang.

      Da stand ein junger Bursche und blickte sich suchend nach einem freien Platz um.

      »Donnerwetter«, entfuhr es Carola, »du hast aber Ansprüche!«

      Aber sie mußte zugeben, daß der Typ was hatte. Groß und schlank war er, das blonde Haar war leicht gewellt, sein Gesicht markant und sympathisch.

      Ein Mann zum Verlieben, das sah man auf den ersten Blick!

      Sie ahnte nicht, daß Franzi denselben Gedanken hatte. Die Bauerntochter konnte kaum den Blick abwenden, und als der Bursche genau auf ihren Tisch zukam, klopfte ihr Herz vor Aufregung.

      *

      Thomas war zwar auf der Stelle eingeschlafen, aber knapp zwei Stunden später wachte er schon wieder auf. Trotz der ungewohnten Umgebung wußte er sofort, wo er war. Einen Moment noch blieb er liegen, dann schwang sich der Tischlergeselle aus dem Bett und fuhr sich über das Gesicht.

      »Menschenskind«, murmelte er, »hoffentlich macht Vater keine Dummheiten!«

      Er ging ins Bad; als er wenig später die Treppe herunterkam, war Pfarrer Trenker gerade von seinem Besuch auf dem Hirschlerhof zurück.

      »Komm«, bat er Thomas, »wir müssen unbedingt was besprechen.«

      »Haben Sie etwas von meinem Vater gehört?« fragte der Norddeutsche, als sie im Arbeitszimmer des Geistlichen saßen.

      Sebastian nahm ihm gegenüber am Schreibtisch Platz.

      »Net direkt von ihm«, erwiderte er. »Aber er hat eine Nachricht hinterlassen…«

      »Wie soll ich das verstehen?«

      »Dein Vater war in der Nacht auf dem Hof und hat dort etwas an die Hauswand geschrieben«, erzählte der Geistliche.

      Thomas schaute entsetzt, als er erfuhr, was sein Vater getan hatte.

      »Ist er denn jetzt von allen guten Geistern verlassen?« sagte er leise. »Das kann er doch net machen!«

      »Nein«, stimmte der Bergpfarrer ihm zu, »das darf er wirklich net. Ich fürcht’ nur, es wird net das einzige sein, was er gegen Hubert

      Hirschler unternimmt.«

      »Was können wir denn da machen? Wir müssen ihn suchen und zur Vernunft bringen!«

      »Sicher müssen wir das«, nickte Sebastian Trenker. »Aber das wird net leicht sein. Wenn sich jemand in den Bergen versteckt und net gefunden werden will, dann gibt es da droben ungezählte Möglichkeiten, um sich zu verkriechen. Ich hab’ schon überlegt, die Bergwacht um Hilfe zu bitten. Andrerseits möcht’ ich die Sache, wegen den Hirschlers, net an die große Glocke hängen.«

      »Und jetzt?«

      »Ich hab’ mir was überlegt«, antwortete der gute Hirte von St. Johann. »So wie es ausschaut versteckt dein Vater sich tagsüber, um nachts ungestört irgendwas zu unternehmen. Es hat also keinen Zweck, am hellen Tag nach ihm zu suchen. Er würd’ uns schon sehen, bevor wir überhaupt bemerken, daß er da ist. Deshalb wird es notwendig sein, daß wir uns gegen Abend aufmachen, besser noch in der Nacht, wenn er selber unterwegs ist. Ich denk’, es wird genügen, wenn wir in der Nähe des Hofes sind und warten, daß er kommt.«

      Thomas nickte verstehend. Indes behagte ihm der Gedanke, den eigenen Vater wie einen Dieb zu verfolgen und zu stellen, überhaupt nicht. Sebastian ahnte, was in ihm vorging.

      »Es

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