Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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ewig im Bergwald verstecken. Einmal geh’n seine Vorräte zu Ende. Spätestens dann muß er herauskommen und sich neue besorgen.«

      Das Gespräch kreiste auch nach dem Abendessen um das leidliche Thema. Franzi merkte, daß sie müde war, aber bestimmt keinen Schlaf finden würde. Am liebsten wäre sie morgen zu Hause geblieben, aber das ging nicht. Die Klassenarbeit war einfach zu wichtig.

      Seufzend wünschte sie den Eltern eine gute Nacht und ging in ihre Kammer. Angezogen legte sie sich auf das Bett, für den Fall, daß sich etwas Ungewöhnliches ereignete. Dabei war sie mit ihren Gedanken teilweise bei der Geschichte mit Franz Gruber, zum anderen ging ihr der junge Bursche nicht mehr aus dem Kopf, den sie am Nachmittag kennengelernt hatte.

      Wenn es doch nur unter anderen Umständen gewesen wäre!

      Sie spürte, daß Thomas etwas in ihr berührt, eine Saite zum Klingen gebracht hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie sich wieder verliebt, und diesmal hätte durchaus etwas Ernstes daraus werden können…

      Als sie, ohne es wirklich zu merken, dann doch einschlief, war es draußen schon dunkel geworden. Die Nacht war angebrochen, und vier Männer hatten sich rund um den Hof verteilt.

      Die Wache hatte begonnen.

      *

      Sie waren erst gegen zehn Uhr zum Jägersteig hinaufgefahren. Sophie Tappert hatte für den Proviant gesorgt, vor allem für heiße Getränke. Jeder von ihnen hatte einen Rucksack dabei, in dem alles Notwendige steckte. Auf dem Hirschlerhof angekommen, wartete Vinzent schon ungeduldig auf die drei Männer. Sebastian stellte ihm Thomas Gruber vor. Sie reichten sich die Hände, und der Sohn des Übeltäters entschuldigte sich für das Verhalten seines Vaters.

      »Na ja, irgendwie hat mein Vater uns die ganze Sache ja eingebrockt«, tat der Hirschlerbauer die Angelegenheit ab. »Hoffen wir, daß es heut’ nacht ein Ende hat.«

      Der Hof lag am Hang, dahinter breitete sich eine Wiese aus, die fast bis an den Waldrand heranreichte. Von dort oben mußte Franz Gruber kommen, wenn er sich tatsächlich im Bergwald versteckt hielt.

      »Wir haben Glück, daß Vollmond ist«, bemerkte der Bergpfarrer. »Das macht es uns leichter, ihn zu sehen, wenn er herabsteigt.«

      Die Männer verabredeten, auf welchen Posten sie sich aufstellen sollten. Mittels ihrer Handys wollten sie sich verständigen, wenn der erste Gruber entdeckte. Dann ging jeder zu seiner Position und richtete sich auf eine lange Nacht ein.

      Vinzent Hirschler stieg auf das Scheunendach. Dahinter stand eine große Kastanie, deren Blätter ihm Schutz gaben. Er hingegen hatte eine gute Sicht, die vom Nachtsichtgerät, das er immer zur Jagd mitnahm, unterstützt wurde.

      Pfarrer Trenker und Max postierten sich jeweils am östlichen und westlichen Ende des Anwesens. Der Geistliche hockte von Büschen verborgen am Zaun. Auch er hatte ein Fernglas dabei, genauso wie sein Bruder.

      Thomas Gruber war ein Stück vom Hof in nördliche Richtung gegangen. Er hatte am Abend noch mit seiner Mutter telefoniert, ihr aber verschwiegen, was sein Vater getan hatte. Statt dessen erzählte er, daß er hoffe, Franz Gruber am Abend zu finden – daß es so etwas wie eine Treibjagd auf seinen Vater geben würde, sagte er natürlich nicht.

      Sie hatten sich warm angezogen, denn in der Nacht würde es empfindlich kalt werden hier oben. Dennoch zitterte Thomas in seiner Jacke, die Pfarrer Trenker ihm herausgesucht hatte. Aber es war nicht die Kälte, die ihn frösteln ließ, sondern die Angst um seinen Vater. Um sich abzulenken, rief er sich den Nachmittag in Erinnerung. Diese Franzi wollte ihm seither nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sehr gerne hätte er sie näher kennengelernt, aber das würde wohl ein Wunschtraum bleiben.

      Zwei Stunden waren vergangen, als sein Handy klingelte. Um sich nicht vorzeitig zu verraten, hatten sie alle die Lautstärke ihrer Mobiltelefone heruntergestellt. Es war nur noch ein ganz leiser Ton zu hören. Wie elektrisiert drückte Thomas die Taste, um das Gespräch entgegenzunehmen. Es war Pfarrer Trenker, der sich meldete.

      »Alles in Ordnung bei dir?« erkundigte sich der Geistliche.

      »Hier ist alles in Ordnung«, antwortete der Tischlergeselle. »Aber das Warten zerrt an den Nerven.«

      »Das kann ich verstehen. Hier tut sich nix, und bei den anderen ebenfalls net. Wir müssen Geduld haben.«

      Sebastian beendete die Verbindung und griff in seinen Rucksack. Er nahm die Thermosflasche mit dem heißen Tee heraus und trank einen Schluck. Die Wärme tat ihm gut. Ungeduldig schaute er dann wieder in die Richtung, aus der er Franz Gruber erwartete, doch je mehr Zeit verging, um so mehr verlor er die Zuversicht, daß sich in dieser Nacht überhaupt etwas tun würde.

      Gegen vier Uhr rief er die anderen an und bat sie auf den Hof zu kommen. Vinzent Hirschler kletterte zähneklappernd vom Scheunendach und unterdrückte einen Fluch.

      »Wir haben wohl vergebens gewartet«, sagte Sebastian Trenker.

      Der junge Bauer schaute ihn fragend an.

      »Und nun?«

      »Tja, das ist eine gute Frage. Am besten fahren wir ins Dorf zurück und kommen morgen wieder her«, antwortete der Bergpfarrer.

      »Na, das kann ja was werden!« stöhnte Max auf.

      »Immerhin haben wir’s versucht«, tröstete sein Bruder ihn. »Vielleicht haben wir ja in der nächsten Nacht mehr Glück.«

      Sie verabschiedeten sich von dem Bauern. Vinzent winkte ihnen hinterher und ging in den Stall. In einer knappen halben Stunde hätte er ohnehin aufstehen müssen, da spielte es keine Rolle, wenn er jetzt schon mit der morgendlichen Arbeit begann.

      Sebastian, Max und Thomas fuhren ins Dorf hinunter. Sie alle waren enttäuscht, daß Franz Gruber nicht aufgetaucht war, wie sie es vermutet hatten.

      »Vielleicht hat er sich anders überlegt und ist längst auf dem Weg nach Hause«, sagte Thomas.

      Aber er glaubte nicht wirklich daran.

      »Bestimmt net!« Pfarrer Trenker schüttelte den Kopf. »Er hat sich ja was vorgenommen, und die Geschichte mit der Schrift auf der Hauswand war nur ein erster Schritt. Wenn ich bloß wüßt’, was er als nächstes vorhat…«

      Müde und enttäuscht gingen sie in ihre Betten. Während Sebastian und Max keine Probleme hatten, sofort einzuschlafen, lag Thomas Gruber noch lange wach. Er dachte an den Mißerfolg ihrer nächtlichen Unternehmung und an das Madl aus dem Kaffeegarten. Als er dann endlich hinübergeschlummert war, hatte er einen seltsamen Traum, in dem sowohl Franzi, als auch sein Vater eine Rolle spielten.

      Aber daran erinnerte er sich, als er wieder aufwachte, nur noch bruchstückhaft.

      *

      Franz Gruber hatte die Nacht in der Hütte verbracht. Nachdem er den ganzen Tag darüber nachgedacht hatte, wie es weitergehen sollte, entschied er, sich erst einmal ruhig zu verhalten. Wahrscheinlich, vermutete er, würde man auf dem Hirschlerhof damit rechnen, daß er wieder zurückkam, und ihm eine Falle stellen. Er konnte sich gut vorstellen, wie wütend der Altbauer und dessen Familie auf ihn sein mußten, als sie seine Anklageschrift entdeckt hatten.

      Nachdem er festgestellt hatte, daß seine Vorräte zu Ende gingen, war er gezwungen gewesen, doch hinabzusteigen und sich Essen und Trinken zu besorgen. Allerdings

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