Eden. Tim Lebbon

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Eden - Tim  Lebbon

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      »Von Anfang an ließ man uns keine Wahl. Wir waren im Weg und mussten weg. Die finanziellen Entschädigungen waren mehr als fair, aber es ging nicht ums Geld. Sondern darum, entwurzelt zu werden und in irgendeinem Umsiedlungslager sechshundertfünfzig Kilometer von unserem Zuhause entfernt zu landen. Man kann Familien versetzen, aber keine Gemeinschaften. Meine Ehe zerbrach. Ich begann zu trinken. Meine Frau beging sechs Jahre später Selbstmord. Aber das ist ja alles in Ordnung, denn die Natur hat ihr Zuhause gefunden. Was ist mit meinem Zuhause? Was ist mit mir?«

      Vasilia (Nachname anonymisiert) über die Folgen der Zona Smerti, Augenzeuge: Der Umbruch der unberührten Zonen in Bild und Text, Alaska Pacific University Press

      Während Poke mit ihrem programmierten GPS die Wanderung vom Landeplatz auf die Minute genau geplant hatte, war das Überwinden der Grenze zu Eden sekundengenau festgelegt. Sie alle trugen etwas mit sich, das nicht zur Ausrüstung gehörte, eine Spannung, die zwischen ihnen hing und sie voneinander trennte. Dylan gefiel es nicht und er würde Jenn darauf ansprechen, wenn er die Gelegenheit hatte.

      Doch jetzt war nicht der richtige Moment. Sie waren entschlossen und es würde sich nun zeigen, ob Poke ihr Geld wert war.

      Sie führte sie von ihrem Ruheplatz am Hang hinunter in eine Schlucht, wo sie dem Verlauf eines Stroms folgten. Dylan blieb dicht hinter Poke. Ihm folgten Cove und Selina, dann Aaron und Jenn und schließlich Gee und Lucy. Die Aufteilung und Reihenfolge ihrer Gruppe war kein Zufall. Gee und Lucy waren gut aufeinander abgestimmt, schnell und leise, das ideale Schlusslicht des Teams. Sollte ihnen jemand oder etwas folgen, würden sie es mitbekommen.

      Dylan konnte sich niemand anders vorstellen, der ihm den Rücken freihielt. Gee hatte ihm bei ihrem ersten gemeinsamen Rennen vor sechs Jahren das Leben gerettet, indem er sich einem Banditen auf einem Dschungelpfad in Bolivien entgegengestellt und ihn entwaffnet hatte. Danach hatte er dessen Begleiter verscheucht. Das war ihm allein durch die Androhung von Gewalt gelungen, unterstützt durch enorme Zuversicht und Ruhe. Dylan vermutete, dass Gee in seinen zehn Jahren als Polizist in Vancouver Schlimmeres gesehen hatte, aber er wusste auch, dass solche Stärke angeboren und nicht erlernt war. Er war wohl die widerstandsfähigste Person, die Dylan kannte, und hatte doch eine anziehende Bescheidenheit an sich. Er sprach nicht viel über seine Vergangenheit und die Geschichte, wie er seine Hand verloren hatte, änderte sich ständig. Haiangriff, infizierter Spinnenbiss, Geburtsfehler, Dylan hatte schon alles gehört, aber nur ein einziges Mal hatte ihm Gee die tragische Wahrheit anvertraut – dass er seinen Ehemann und seine linke Hand bei einem Autounfall verloren hatte. Das war das Ende seiner Zeit bei der Polizei von Vancouver gewesen und hatte schließlich zu seiner neuen Inkarnation als Abenteurer geführt.

      Der Strom grub eine mäandernde Furche in die Schlucht, führte um Felsformationen, staute sich gelegentlich auf und stürzte mehrere kleine Wasserfälle hinab, wo das Gestein Stufen im Hang formte. Sie sprangen hin und her über den Strom und tanzten über Trittsteine, um ihre Schuhe so lange wie möglich trocken zu halten.

      Ein paar Minuten nach dem Start erreichten sie eine Stelle, wo ein anderer Strom dazukam und sich über eine Reihe von Miniwasserfällen ergoss, was einen Dunst aus gebrochenem Sonnenlicht über die Szenerie legte. Es erinnerte Dylan an den verschmutzten Fluss, den sie vom Flugzeug aus gesehen hatten, nur dass dies hier natürlich und wunderschön war.

      Poke hob eine Hand, damit sie stehen blieben, dann drängte sie sie gegen eine nackte Felswand neben den Wasserfällen. Dylan presste sich gegen die Oberfläche und genoss den kühlen Sprühnebel auf seiner Haut. Es war heiß heute und jetzt am Spätnachmittag war die Hitze erdrückend. Er trank einen Schluck Wasser aus der Trinkblase seines Rucksacks und beobachtete eine kleine Eidechse, die den Felsen hinaufhuschte, über ein Rinnsal hüpfte und in einem Spalt verschwand. Sie schien sich der Anwesenheit des Teams gar nicht bewusst zu sein und Dylan fragte sich, ob sie sich frei über die Grenze zu Eden bewegte.

      Poke warf einen Blick auf ihre Uhr, sah dann auf und beobachtete den Himmel. Sie hob ihre Hand, um die Gruppe auf sich aufmerksam zu machen. Momente später dröhnte eine Turbodrohne hoch über ihnen hinweg. Dylan erstarrte und senkte den Kopf, damit die Drohne sein blasses Gesicht nicht wahrnahm. Doch sie waren von der Felswand und dem Sprühnebel der Wasserfälle gut verborgen und kurz darauf verschwand die Drohne hinter den Bäumen. Poke winkte sie weiter.

      Sie folgten dem Wasserverlauf noch ein paar weitere Minuten, dann kletterten sie das steile Ufer hinauf und fanden sich auf einem Waldpfad wieder. Es überraschte Dylan, wie stark genutzt die Route war, und er sah Poke ihre Nervosität an. Sie kniete sich neben den Pfad, die Gruppe tat es ihr nach, und ein paar Minuten lauschte sie mit geneigtem Kopf und offenem Mund.

      Dylan schaute sich zu den anderen um. Die meisten beobachteten Poke, nicht ihn. Jenn sah ihn an und er lächelte. Sie nickte zurück. Wahrscheinlich dachte sie über Kat und ihre aufgedeckte Lüge nach, aber das alles musste jetzt erst mal warten. Es war wichtig, dass sie sich auf die unmittelbare Zukunft konzentrierten, nicht auf die Gegenwart. Oder die Vergangenheit.

      Bitte sei am Leben, dachte er. Die Vorstellung, seine Exfrau tot in Eden vorzufinden, suchte ihn bereits heim. Doch der Gedanke, dass man sie vielleicht niemals finden würde, war noch schlimmer.

      Poke gab ein Signal und sie überquerten den Pfad schnell und gebückt. Auf der anderen Seite drehte sie sich um und überprüfte, ob sie Spuren hinterlassen hatten. Der Boden war trocken, die Fahrrinnen flach und hart. Sie nickte und übernahm wieder die Führung.

      Als sie sich dem Talgrund näherten, konzentrierte sich Poke mehr und mehr auf ihre Uhr. Dylan, der direkt hinter ihr ging, hörte, wie ihr Netzimplantat mit einer Reihe von vorprogrammierten Alarmen summte. Bei jedem Signal hielt sie inne, änderte die Richtung, wartete eine bestimmte Zeitspanne und signalisierte dann, dass es weiterging. Sie durchquerten einen stark bewaldeten Bereich. Gelegentlich flogen Vögel vor ihnen davon und das Unterholz raschelte, während kleine Tiere in Sicherheit liefen. Jedes Mal, wenn das geschah, sah Poke den fliehenden Kreaturen nach und schien besorgt zu sein, dass der Lärm Aufmerksamkeit erregen könnte, doch es gab nichts, was sie dagegen unternehmen konnten. Sie waren noch ein paar Kilometer von Edens Grenze entfernt und diese Tiere hatten immer noch allen Grund, die Menschen zu fürchten.

      Dylan wusste, dass es anders sein würde, sobald sie drin waren, und er freute sich darauf, das wieder zu erleben. Er kannte es aus anderen unberührten Zonen, wo Tiere ihr ganzes Leben lang keinem menschlichen Wesen begegneten. Es war erstaunlich, wie wenig sie gefürchtet wurden. Es war erhebend.

      »Wir bleiben sieben Minuten hier«, flüsterte Poke und duckte sich an eine große Böschung mit Dornenranken, Farnen und toten Ästen. »Esst. Trinkt.« Einige Bäume waren gemeinsam gefallen, vielleicht durch starke Winde oder einen Blitzeinschlag, und der Sturz hatte eine dichte Barriere geschaffen, hinter der sie sich nun verstecken sollten.

      »Wie weit noch?«, fragte Dylan.

      »Keine drei Kilometer. Dort sind Zed-Patrouillen. Bald kommt die erste. Hier sind wir sicher.«

      »Sind wir das?«, fragte Dylan, doch Poke gab keine Antwort. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, schaute dann zurück zu dem Weg, den sie gekommen waren, und schließlich durch das Dickicht und an den umgestürzten Bäumen vorbei, ohne dass ihr Blick mehr als ein paar Sekunden an einer Stelle verweilte. Sie signalisierte dem Team durch ein Winken, unten zu bleiben. Sie schien weiterhin alles im Griff zu haben.

      Dylan fragte sich, ob Kat hier entlanggekommen und sich auch hinter diesen toten Bäumen versteckt hatte. Er hatte im Lauf der Jahre bei Expeditionen durch andere unberührte Zonen ähnliche Gedanken gehabt, aber es waren stets alberne, unwahrscheinliche Ideen gewesen statt Gewissheiten. Hier kam es ihm plötzlich viel greifbarer vor. Wenn er seine Augen schloss, konnte er fast spüren,

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