Eden. Tim Lebbon

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Eden - Tim  Lebbon

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Schweigend drehte Poke eine weitere Runde um sie und rauchte dabei, während die Gruppe ihre Vorbereitungen beendete. Doch immer wieder sah die alte Frau zu Jenn.

      »Was?«, fragte Jenn erneut. So langsam verlor sie die Geduld. Poke mochte die beste Führerin sein, die ihr Vater kannte, sie mochte die Expeditionsgruppe durch die Grenzkontrollen und nach Eden bringen, aber sie war auch eine ziemliche Nervensäge.

      »Hab nur gedacht, wie schade es ist«, sagte Poke.

      »Was ist schade?«, fragte Selina.

      »Euch alle hier so zu sehen, fit und gesund, und dann soll ich euch an einen Ort bringen, der euch verschlingt und wieder ausspuckt. Oder vielleicht auch nicht ausspuckt. Ihr seid echt total irre.«

      »Und warum bringen Sie uns dann hin?«, erkundigte sich Jenn.

      Poke nickte in Richtung ihres Vaters. »Gute Bezahlung.« Damit trat sie ihre Zigarette aus, warf einen Blick auf ihre Uhr und nahm den Deckel vom Eintopf. »Und hier ist die gute Nachricht«, sagte sie über ihre Schulter. »Das Frühstück ist fünfzehn Minuten früher fertig. Das ist ein Puffer für alles Unvorhergesehene.«

      3

      Hab aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass die veröffentlichten Todeszahlen derer, die versucht haben, die Husky-Plain-Zone zu betreten, nicht stimmen. Angeblich sind es 7. Ich hab gehört, es sind über 150. Umgebracht von den Zeds. Das sind mordende Söldner. Glaubt kein Wort von diesem Mist über die Zonenschutztruppe.

       @PottyBonkers

      Es gab nichts Unvorhergesehenes. Jenns Vater hatte recht. Poke war die beste Führerin, mit der sie jemals zusammengearbeitet hatten. Sie hatte ihre Route genau festgelegt und überraschte Jenn mit ihrer erstaunlichen Fitness. Sie mochte Mitte sechzig, vielleicht sogar siebzig sein, doch die nächsten sechs Stunden führte Poke sie bei ansteigenden Temperaturen und durch dichten Wald zu dem Ort, an dem sie ihrer Meinung nach die besten Chancen hatten, nach Eden zu gelangen.

      Zum Teil wussten sie, was sie erwartete. Die Sicherheitsmaßnahmen um jede unberührte Zone waren streng, doch die entsprechenden Gebiete waren so groß, dass es für jene, die sich auskannten, Schlupflöcher gab. Poke kannte sich sehr gut aus. Sie trug eine moderne GPS-Smartwatch mit allen möglichen Upgrades am Arm und ein Netzimplantat hinterm Ohr und sie hatte es detailliert für ihre Route und ihre Schrittgeschwindigkeit programmiert. Jedes Summen war das Signal für irgendeine Aktion – ein schneller Marsch, in Deckung gehen und abwarten, bis eine Drohne über ihre Köpfe hinweggeflogen war, scharf nach links und durch einen Kanal unter einer Straße hindurch, nach rechts und einen kleinen, aber steilen und dicht bewachsenen Hang hinauf. Poke hatte jede Bewegung vorausgeplant und sich eingeprägt. Sie führte ein strenges Regiment, verlangsamte sie ein paarmal und trieb sie einmal an, nachdem Aaron angehalten hatte, um Wasser zu lassen.

      Die Landschaft war wunderschön, mit bewaldeten Hängen und Tälern, die sich hier und dort zu mit Blumen übersäten Lichtungen öffneten, und einem Geflecht aus Rinnsalen und Bächen, die in einem weit entfernten Fluss zusammenströmten. Doch sie waren nie weit von sichtbaren menschlichen Einflüssen entfernt. Eine Zeit lang folgten sie einer alten, verwahrlosten Straße, die nur noch von den Fahrzeugen der Zed-Sicherheitspatrouillen benutzt wurde. Einst hatte sie in den Bereich geführt, der zu Eden geworden war, und wenn sie ihr weiter gefolgt wären, hätten sie schließlich die Grenze erreicht. Unkraut spross durch Löcher im Asphalt, die Kante war durch Wurzeln aufgerissen und das Laub von vielen Jahren hatte sich in eine Erdschicht verwandelt, in der Gräser, kleine Büsche und sogar Bäume gediehen. Jenn freute sich schon darauf, zu sehen, wie viel stärker sich die Straße verändert hatte, sobald sie drin waren. Ihre Aufregung war körperlich spürbar, wie eine Biene, die in ihrem Kopf summte.

      Sie kamen an einem kleinen Städtchen vorbei, in dem nun nur noch Sicherheitspersonal lebte. Beim Vorbeigehen auf einem bewaldeten Hang hielten sie sich unterhalb des oberen Kamms, um keine verräterischen Silhouetten zu bieten. Sobald sie weit genug entfernt waren, um nicht mehr entdeckt zu werden, brachte Poke die Gruppe zum Stehen und reichte Jenn ein Fernglas, um sich den Ort genauer anzusehen. Einige Teile der Stadt waren verlassen und verwahrlost. Die wenigen alten Autos, die die Straßen säumten, hatten platte Reifen, Gärten hatten ihre Eingrenzungen überwunden und waren wild gewuchert und die Gebäude sahen heruntergekommen aus, mit eingeworfenen Fenstern, abblätternder Farbe und schief herunterhängenden Regenrinnen. Anhand einer Gruppe von Fahrzeugen in Tarnfarben konnte Jenn sehen, wo ein kleiner Bereich noch von Edens Grenzpersonal bewohnt wurde. Einige Häuser waren mit größeren Stahlcontainern in den Vorgärten und zwischen den Gebäuden befestigt worden Jenn nahm an, dass es sich bei den Stahlgebäuden um Waffenlager handelte.

      »Haben Sie da unten jemanden?«, fragte Jenn.

      »Scheiße, nein!«, erwiderte Poke. »Einem Zed würde ich nie vertrauen. Das ist ein Haufen blutrünstiger Söldner.«

      »Und wie kommen wir dann rein?« Jenn wusste, dass es umfangreiche elektronische Sicherheitsmaßnahmen geben würde, sobald sie die wahre Grenze erreichten, genau wie physische, natürliche wie künstlich geschaffene, die fast unmöglich zu überwinden waren. In die anderen Zonen kamen sie normalerweise, indem ihr Führer eine Abmachung mit jemandem getroffen hatte, entweder einem Zed oder einem der vielen Wartungsleute, die sich um die riesigen und komplexen Grenzanlagen der Zonen kümmerten.

      »Mach dir darüber mal keine Sorgen«, sagte Poke.

      »Ich mache mir aber Sorgen.«

      »Überlass das mal mir. Dafür bezahlt ihr mich ja.«

      Jenn warf einen letzten Blick durch das Fernglas, bevor sie es zurückgab. Die alte Frau sah sie wieder irritiert an, etwas schien sie zu beschäftigen.

      »Was zum Teufel …?«, begann Jenn, da summte Pokes Uhr. Sie warf einen Blick darauf, stand auf und winkte sie weiter.

      »Siebzig Minuten, dann machen wir zehn Minuten Pause«, sagte sie. »Danach werden die Dinge kompliziert.«

      »Was ist mit ihr?«, fragte Aaron, als er Jenn erreichte.

      »Keine Ahnung.«

      »Es ist, als ob sie dich erkennen würde.« Er legte einen Arm um ihren Hals, zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor sie weitergingen. Er war stark, zuverlässig und ihr eine gute Stütze beim Marathon des Sables gewesen, einem mehrtägigen Ultramarathon durch die Sahara. Am Ende des Rennens war sie auch seine Stütze geworden. Sie hatten sich am ersten Abend getroffen, als sie sich ein Zelt mit anderen Läufern geteilt und von anderen Rennen und Abenteuern erzählt hatten. Einer der Männer hatte erwähnt, wie er mal die sibirische unberührte Zone durchquert hatte, bekannt als Zona Smerti, und seine Geschichte hatte die meisten von ihnen mit offenem Mund staunen lassen. Doch nicht Aaron. So plumpe Prahlereien beeindruckten ihn nicht. Was ihn beeindruckte, war stille Entschlossenheit, die Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, und der Triumph des Geistes über den Körper.

      Jenn würde den letzten Tag dieses harten Rennens niemals vergessen. Sie lief den finalen Abschnitt des Marathons mit vor Blasen vollkommen zerfetzten Füßen, drei fehlenden Fußnägeln, durch Sonnenbrand aufgeplatzter Haut um die Lippen, Augen und Ohren und den Folgen eines am frühen Morgen plötzlich aufgetretenen Sandsturms. Hinter der Ziellinie war sie zusammengebrochen und hatte sich geweigert, Hilfe anzunehmen, bis sie Aaron eine Stunde nach ihr ins Ziel rennen sah.

      »Meine Füße«, keuchte er, als er gegen sie rannte, weil sich sein Gehirn weiter im Rennmodus befand – immer weiter vorwärts. Später

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