Eden. Tim Lebbon

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Eden - Tim  Lebbon

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      »Oh Mann, das ist ja toll«, staunte Gee.

      »Was?«, fragte Jenn.

      »Schau mal nach links«, antwortete er mit dem Gesicht ans Fenster gepresst. »Jemand Lust auf ein Bad?«

      Neben ihnen hatte sich ein schmales Tal geöffnet und erstreckte sich jenseits ihrer Flugroute. Der Fluss, der sich am Grund des Tals entlangschlängelte, war stellenweise blassgelb und hier und dort war ein Durcheinander aus unnatürlichen Farben zu sehen. Der Film aus Chemikalien flirrte wie gebrochene Regenbögen. Am Ufer sammelten sich Schaumkronen, die auf der sanften Strömung tanzten.

      »Muss von hundert Kilometer flussaufwärts stammen«, sagte Lucy neben Cove. Sie studierte ihr Tablet und Jenn überlegte, wie ihre Freundin jemals ohne ihre Technik überlebt hatte. Sie arbeitete gerade an ihrer Doktorarbeit zum Thema Kommunikation zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Die näheren Einzelheiten waren Jenn zu hoch und Cove scherzte manchmal, dass sie in der Gesellschaft eines Computers am glücklichsten war. Die meisten Expeditionen kamen ohne komplizierte Technik aus und diese würde noch stärker als die anderen auf das absolut notwendige Minimum reduziert sein, sobald sie erst mal richtig unterwegs waren. Schlicht, optimiert, schnell. »Eine Chemiefabrik, offiziell seit siebzehn Jahren geschlossen.«

      »Offiziell«, betonte Aaron.

      »Geld kann Türen öffnen und Augen verschließen«, bemerkte Lucy. »Verdammte Arschlöcher.«

      »So nah an Eden?«, fragte Cove. »Ich bin erstaunt, dass das erlaubt ist.«

      »Ist es nicht«, erwiderte Lucy. »Wie ich schon sagte, verdammtes Arschloch.« Der Singular war nicht zu überhören. Sie zog sich ihr langes dunkles Haar ins Gesicht und drehte sich halb weg, einen Mundwinkel nach oben gezogen. Jenn unterdrückte ein Kichern. Die beiden hatten am gleichen Tag Geburtstag, auch wenn Jenn zwei Jahre älter war, und manchmal scherzte Cove, dass sie wie Schwestern waren, die sich gegenseitig Geheimnisse zuflüsterten. Nicht immer, wenn er das sagte, lächelte er.

      »Wir lassen all das bald hinter uns«, sagte Aaron und Jenn fand, dass er gerade laut genug sprach, dass nur sie es hören konnte. Auf ihrer Reise hierher waren sie an vielen Orten vorbeigekommen, wo die Verschmutzung deutlich sichtbar gewesen war. Unter anderem an einer Küste, wo die globale Erwärmung und das nachfolgende Ansteigen des Meeresspiegels durch verlassene, halb unter Wasser stehende Gemeinden nachdrücklich illustriert worden war. Es war nichts, was sie in ihrem Leben nicht schon viele Male zuvor gesehen hatten. Einst waren sie über Müllansammlungen im Pazifik geflogen, die so riesig waren, dass einige dieser Abfallinseln Namen bekommen hatten und Piraten, Schmuggler und Terroristenzellen beherbergten. In Alt-Shanghai hatten sie miterlebt, wie ganze Stadtteile unterspült und weggerissen worden waren. Daraufhin hatte man Millionen von Einwohnern in Lager umgesiedelt, wo Hunger, Kriminalität und Seuchen an der Tagesordnung waren. Sie hatten entsetzliche Massengräber und Monumente für die Millionen Opfer der Großen Alexandrischen Flut gesehen, eine Katastrophe, die leicht hätte verhindert werden können, wenn die Regierungen den zerstörerischen Effekt des Klimawandels nicht geleugnet und vertuscht hätten. Während der Planung einer Expedition in die Jaguar-Zone mit Aaron und ihrem Vater – eine Reise, die sie noch vor sich hatten – waren sie Zeuge der zerstörerischen Folgen jahrzehntelanger illegaler Rodung des Amazonas geworden. Der riesige Regenwald hatte sich in viele Tausend kleiner, verstreuter Waldgebiete verwandelt.

      Erinnerungen und Erfahrungen dieser Art ließen die Vorfreude auf diese Reise noch größer werden.

      »Das hoffe ich doch.« Wieder drückte sie seine Hand, sanfter diesmal. »Ich liebe dich«, flüsterte sie, doch er antwortete nicht und sie fragte sich, ob er es überhaupt gehört hatte. Sie drehte sich vom Fenster weg, starrte wieder auf Coves Hinterkopf und hoffte inständig, dass der Flug bald vorbei war. Sie sehnte sich nach dem Gefühl von Gras und Erde unter ihren Füßen, nach dem Gegendruck des Planeten.

      Sie stellte sich die bevorstehende Expedition vor. Es erfüllte sie mit Begeisterung. Sie sah Wälder und Berge, verlassene Städte, Täler, Flüsse und Seen, ein wunderschöner Ort ohne jegliche Menschen.

      Dann erinnerte sie sich an den wahren Grund ihres Kommens und wünschte, der Flug wäre alles, was sie zu fürchten hätte.

      2

      »Natürlich erkenne ich die guten Absichten hinter dem Internationalen Abkommen zu den unberührten Zonen an und ich habe das ganze Unternehmen auch öffentlich immer wieder unterstützt. Doch diese Unberührtheit kann nicht wiederhergestellt werden. Wie erfolgreich diese Orte auch sein mögen – und das wird nur die Zeit zeigen können –, sie sind immer noch ein Teil dieser Welt, die von der Menschheit gründlich zerstört wurde.«

       Anthony Keyse, Green World Alliance

      Jenn liebte die kameradschaftliche Spannung zwischen diesen sieben Personen, die sich schon viele Male zuvor zusammen vorbereitet hatten. Das Geräusch der Ausrüstung, die überprüft und gepackt wurde, der Geruch von Sonnenmilch und Mitteln gegen Wundreiben, das süße Aroma eines nahrhaften Frühstücks, das auf dem Campingkocher brodelte, das Glucksen von Wasser in Flaschen und Rucksacktrinkblasen und das nervöse und aufgeregte Geplapper, leiser als gewöhnlich, als würde ein zu lautes Sprechen das angenehme Gleichgewicht stören, das sie gemeinsam gefunden hatten.

      Sie liebte auch das Gefühl von Gefahr. Das taten sie alle. Darum waren sie hier und hatten ihr Zuhause, ihre Familien und Arbeitsstellen zurückgelassen. Sie waren sich einig, dass dies die vielleicht gefährlichste Sache war, die sie jemals gewagt hatten.

      Um sie herum murmelten Waldgeräusche – das Rascheln der Blätter in der Brise, Vogelzwitschern, das leise Knacken von Zweigen, während kleine Tiere ungesehen ihren morgendlichen Routinen nachgingen. Es war eine erfrischende Abwechslung zum Rattern und Dröhnen des Flugzeugs und Jenn fühlte sich gestärkt und lebendig.

      »Dreißig Minuten«, sagte die Frau. Sie nannte sich Pocahontas, oder kurz Poke. Jenny hatte gelacht, als sie sich vorgestellt hatte, doch Pokes strenger Blick hatte das Lächeln ersterben lassen. In diesem Blick lagen Erfahrung und Wissen und das musste Jenn respektieren. Ganz egal wie sie sich nannte.

      »Sie sehen nicht aus wie eine Pocahontas«, bemerkte Cove, während er seinen eingerollten Schlafsack an seinem Rucksack befestigte.

      »Und wie zum Teufel sehe ich aus?«, fragte Poke. Sie saß auf einem umgestürzten Baum, rauchte eine stinkende Zigarette und sah ihnen bei der Vorbereitung zu. Ihr Vater hatte gesagt, Poke sei die beste Führerin, die er je getroffen hatte.

      Jenn fand sie faszinierend. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal jemanden rauchen gesehen hatte. Es freute sie zu sehen, dass die alte Frau lächelte, und ihre dunkle, faltige Haut, schlanke Gestalt und funktionelle Kleidung deuteten darauf hin, dass sie sich hier draußen absolut zu Hause fühlte. Der Goldschmuck an ihren Fingern und Ohren verriet, dass sie sich immer noch für die schönen Dinge im Leben interessierte. Ihr Haar war schneeweiß und eng an die Kopfhaut geflochten. Sie hatte Narben. Jenn fragte sich, was für Geschichten hinter jeder einzelnen steckten.

      »Vielleicht eine Mildred«, sagte Cove.

      »Oder eine Whitney«, schlug Jenn vor.

      Poke lachte laut auf, warf den Kopf in den Nacken und hustete Zigarettenrauch in den Himmel. »Ich schätze, nachdem Eden euch verschlungen hat, werde ich mir wohl einen anderen Namen zulegen.« Sie stand auf, ging in einem weiten Kreis um sie herum und sah ihnen bei der Arbeit zu.

      Nur

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