Eden. Tim Lebbon

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Eden - Tim  Lebbon

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will sie nicht sehen«, sagte sie.

      »Ich will sie abschneiden. Irgendjemand soll mir die Füße abschneiden.« Er umarmte sie und die Nähe fühlte sich so natürlich an. Die gegenseitige Zuneigung zwischen ihnen war so offensichtlich wie die Hitze und der Schweiß und der Gestank ihrer ungewaschenen Körper. Beide weinten. Ihre Tränen vermischten sich wie Blut und verbanden beide auf ewig miteinander. In Jenns Erinnerung hatte dieser Moment etwas Magisches an sich. Sie hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, doch das hier kam dem schon sehr nah.

      Genau das ist es, dachte Jenn, während Aaron und die anderen Poke den Hang entlang folgten. Es ist, als ob sie mich erkennen würde. Sie war ein Name, der Poke auf der Zunge lag, eine verschüttete Erinnerung, die langsam wieder zur Oberfläche aufstieg.

      Nur ihr Vater hatte Poke schon einmal getroffen. Poke selbst hatte erwähnt, dass sie sich noch nie weit von diesem Ort entfernt hatte. Darum kannte sie ihn so gut. Der einzige Grund, warum Poke sie wiedererkennen könnte, war der, dass Jenn sie an jemand anders erinnerte.

      »Eden«, sagte Poke.

      Zuerst sah Jenn kaum einen Unterschied zu der Aussicht im Tal, durch das sie die letzten Stunden gewandert waren. Weitere Bäume, weitere Berge, weitere Täler. Poke hatte sie nach einem exakten Zeitplan hergebracht und selbst jetzt sah sie immer wieder auf ihre Uhr.

      »Fünfundzwanzig Minuten«, erklärte ihre Führerin. »Ab hier wird es knifflig.«

      »Aber Sie haben unsere Route doch durchgeplant«, sagte Dylan. Ihr Vater war heute sehr still gewesen, zweifellos weil er über die Schwierigkeit der bevorstehenden Aufgabe nachgedacht hatte. Sie waren alle ziemlich still gewesen, selbst Gee. Auch wenn sie sich gemeinsam auf einer Expedition befanden, bereitete sich doch jeder von ihnen mental auf seine eigene Art vor.

      »Das habe ich«, antwortete Poke.

      »Aber es ist dennoch knifflig?«, fragte Lucy.

      Poke seufzte schwer, sah erneut auf ihre Uhr und lehnte sich gegen einen Baum. Sie massierte ihre Knie. Es war das erste Mal, dass sie sich eine Spur von Anstrengung anmerken ließ.

      »Natürlich ist es das«, sagte sie. »Schaut doch nur. Ihr alle. Schaut genau hin.«

      »Wonach suchen wir denn?«, erkundigte sich Cove, erhielt jedoch keine Antwort. Stattdessen taten sie, was ihre Führerin ihnen gesagt hatte.

      Jenn und Aaron standen nebeneinander. Ihre Arme berührten sich und beide keuchten vor Anstrengung. Sie waren daran gewöhnt. Sie genossen es. Jenn konnte ihn riechen, eine vertraute Mischung aus Wärme und Schweiß.

      »Es sieht so … tief aus«, sagte er grinsend und Jenn stieß ihn an. Doch er hatte recht. Auf der anderen Seite des Tals, hinter einem schmalen Fluss erstreckte sich Eden bis in die Ferne über geschwungene Hügel mit dunklen Schluchten, in denen sich alles verbergen konnte. Es war unbestreitbar tief.

      Tief war das Wort, mit dem sie ihren Albtraum beschrieb. Es war ungenau, doch das passendste Wort, das ihr einfiel. Immer wenn sie krank oder erschöpft war, suchte diese Tiefe ihren Schlaf heim und ließ sie manchmal schweißgebadet aufwachen. Es war eine Ahnung unbekannter, unendlicher Weite. Sie hatte versucht, Aaron diese Albträume zu erklären, wenn sie schreiend neben ihm aufgewacht war und er sie gefragt hatte, was sie hatte. Mit einem nächtlichen Kaffee in der Hand hatte sie von den Ängsten erzählt, die ihren Schlaf heimsuchten. Wie alle schlimmen Albträume ließen auch diese sich nicht leicht erklären. Worte wurden ihnen nicht gerecht. »Es ist ein Gefühl endloser, gewaltiger Tiefe«, hatte sie gesagt. »Als ob mich das Universum verschluckt und vergessen hätte.«

      Sie erinnerte sich, wie ihre Mutter sie in den Arm genommen hatte, wenn sie wieder einmal aus einer Kindheitsversion dieses Albtraums aufgewacht war. Sie hatte Jenn nie fragen müssen, was los war, und Jenn hatte es nie zu erklären versucht. Die Arme ihrer Mutter hatten gereicht. Ihre Stärke, ihr Geruch, der Trost, den sie boten, während sie sagte: »Bei mir bist du sicher.«

      Als Jenn und die anderen auf die Wildnis blickten, zog ein Hauch ihres wiederkehrenden Albtraums wie ein Flüstern über die Landschaft. Ihr lief ein Schauer über den Rücken und sie schüttelte ihn ab. Der Ausblick war wunderschön, Ehrfurcht gebietend, und sie war froh, dass die Nachmittagssonne in ihrem Gesicht und die Nähe ihrer Freunde die Angst vertrieben. Sie hatte schon einige unberührte Zonen betreten, doch sie würde sich nie an das Gefühl gewöhnen, davorzustehen und darauf zu warten, hineingehen zu können. Diese Orte wirkten wie dieser Welt entrückt, so wild wie das Land bevor die Affen lernten, auf ihren Hinterbeinen zu gehen.

      Und Eden war etwas Besonderes.

      Wieder spürte sie diesen Schauer. Jemand beobachtete sie dabei, wie sie Eden beobachtete, und als sie dieses Mal zu Poke sah, wandte diese sich nicht ab.

      Jenn legte den Kopf leicht schräg. »Gibt es hier in der Nähe Wasser?«

      Poke verstand ihre Absicht. »Hier drüben.«

      Jenn streckte die Hand aus und nahm die Trinkflaschen von Cove und Selina entgehen, dann entfernten sich Poke und sie von den anderen.

      »Was sehen Sie?«, fragte Jenn leise, sobald sie außer Hörweite waren.

      »Eine Frau, die genauso aussah wie du«, antwortete Poke. »Die gleichen Augen. Der gleiche Mund.«

      Jenns Herz machte einen Sprung. »Was für eine Frau?«

      Sie knieten sich an einen Bach und füllten die Flaschen.

      »Ist zwei Monate her«, sagte Poke. Ohne zu blinzeln, verscheuchte sie eine Fliege von ihrer Augenbraue. »Sie kam mit einem Team, ein bisschen wie eures, aber mit mehr Ausrüstung. Nicht so organisiert. Sie hatten ein paar Waffen dabei und anderen Scheiß. Haben mich für etwas Beratung und ein paar Karten bezahlt. Für ein paar Stunden meiner Zeit. Dann betraten sie Eden.«

      »Und kamen sie auch wieder raus?«, fragte Jenn.

      Poke starrte sie mit eiskaltem Blick an. Sie witterte Betrug und wollte damit nichts zu tun haben. »Du verschweigst deinem Team etwas«, sagte sie. »Das ist nicht cool. Es ist gefährlich. Da drin müsst ihr euch aufeinander verlassen können.«

      »Ich habe meine Gründe«, beharrte Jenn. »Bitte, kamen sie wieder raus?«

      »Nicht dass ich wüsste.« Poke legte den Kopf schräg und der Zigarettenrauch ließ sie blinzeln. »Ihr Name war Katherine, aber sie nannte sich …«

      »Kat. Meine Mutter.« Jenn warf einen Blick zur Gruppe. Ihr Vater stand mit dem Rücken zu ihnen und starrte auf Eden. Sie spürte das Gewicht unausgesprochener Dinge und wie immer gab es eine Gravitation, die sie zusammenhielt, und eine Barriere, die sie auseinanderzwang.

      4

      »Hiermit erkläre ich Eden, die weltweit erste unberührte Zone, für versiegelt. Vor menschlicher Einmischung versiegelt. Versiegelt vor dem schädlichen Einfluss, den wir seit Jahrhunderten auf unseren Planeten hatten. Wir geben diesen Ort der Natur zurück, in der Hoffnung, dass sich die Natur wiederfindet und uns irgendwann unsere Sünden vergibt.«

       Auszug aus der Rede von Ekow Kufuor, dem Obersten Vorsitzenden des Vereinten Zonenrats, am offiziellen Gründungstag von Eden

      »Siebzehn Minuten«, sagte Poke. Eine Nachmittagsbrise wehte durch

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