Eden. Tim Lebbon

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Eden - Tim  Lebbon

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      Wie in solchen Momenten voller Erwartung auf das bevorstehende Abenteuer und der daraus folgenden Anspannung üblich, dachte er an Kat. Vor langer Zeit hatten sie solche Momente miteinander geteilt. Abgesehen von Jenn war es die wichtigste Sache gewesen, die sie miteinander verbunden hatte.

      Er vermisste es. Er vermisste seine Frau.

      Dylan hatte Kat seit fast neun Jahren nicht mehr gesehen und seit sechs nicht mehr mit ihr gesprochen. Ein Grund, warum er das alles hier tat, war die Suche nach ihr. Es war eine passive Suche, eine vergebliche Hoffnung darauf, dass er ihr irgendwo – in einem abgelegenen Bahnhof, einem Basislager, einer durchnässten Hütte mitten in einem der wenigen verbliebenen Dschungel dieser schrumpfenden, vergifteten Welt – zufällig in die Arme laufen würde. Ab und an erfuhr er davon, dass sie durch ein kleines Andendorf oder eine Siedlung in Alaska gereist war oder auf dem Weg zu diesem oder jenen Ort gesehen worden war, ein aus absolut nicht zusammenpassenden Leuten bestehendes Team von Athleten oder Entdeckern im Schlepptau. Ihre Gemeinschaft aus Extremsportlern und Adventure Racern war zwar über den ganzen Globus verteilt, aber überraschend klein. Eine Leidenschaft für das Abenteuer hatte Kat und ihn zusammengebracht und ganz egal was sie auseinandergetrieben hatte – ein weiteres Element von Dylans Suche war auch, sich damit abzufinden –, es freute ihn, dass sie sich diese Liebe bewahrt hatte.

      Der Tag, an dem Kat ihn und Jenn verlassen hatte, blieb der schlimmste seines Lebens. Manchmal hasste er sie immer noch für den Schmerz, den sie ihm und seiner Tochter zugefügt hatte. Doch der Hass saß unbehaglich neben der Liebe, die immer bestehen bleiben würde.

      »Es ist wunderschön«, sagte Jenn, als sie sich neben ihn stellte.

      »Das ist es immer«, erwiderte er. »Was wollte Poke?«

      »Poke?«

      »Sie hat dich seltsam angesehen.«

      »Sie ist eine seltsame alte Frau. Denkst du an Mum?«

      Dylan seufzte. »Natürlich.« Es kam selten vor, dass sie über Kat sprachen, doch Momente wie dieser fühlten sich persönlich und voller Potenzial an. Wie eine Zeit, um sich zu öffnen.

      Er war davon überzeugt, dass seine Tochter im Laufe der Jahre mit Kat kommuniziert hatte, doch er wusste nicht genau, ob sie wusste, dass er es wusste. Wenn Jenn es ihm sagen wollte – und wenn es etwas Erwähnenswertes gäbe –, hätte sie es getan. Das Schweigen bereitete ihr bestimmt ein schlechtes Gewissen und er wollte das nicht verschlimmern. Seine Beziehung zu Jenn war ihm kostbar. Er liebte sie zu sehr, um sie auch noch zu verlieren. Kats Weggang hatte ihn schon hart genug getroffen. Nur ungern dachte er darüber nach, wie es Jenn als Jugendliche beeinflusst haben musste, dass ihre Mutter sie verlassen hatte und untergetaucht war. Sie war zu einer klugen und fähigen Frau herangewachsen, einer der stärksten, die er kannte. Doch innerlich musste die Erinnerung an diese Zeit wie Glut lodern.

      Jenn schien angespannt zu sein, mehr als gewöhnlich zu Beginn einer Expedition. Vielleicht war es dieser Ort. Eden schien etwas Unheimliches auszustrahlen, ein Gefühl von Fremdartigkeit, das ihrer Umgebung eine Schärfe und Reinheit verlieh, die er nur selten zuvor erlebt hatte. Die Luft war so klar, als wäre sie noch nie von Menschen geatmet worden.

      »Also was ist es?«, fragte er.

      Doch es war nicht Jenn, die antwortete.

      »Es gibt etwas, das ihr wissen solltet«, sagte Poke. »Ihr alle.«

      Als sich Dylan zu ihr umdrehte, bemerkte er, wie ihn Jenn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Was beunruhigt mein Mädchen so?, dachte er. Dann sah er Poke an und ihm wurde klar, dass doch etwas zwischen ihnen stand.

      »Sie haben es versprochen«, protestierte Jenn.

      »Nein. Du hast gefragt. Ich habe nichts versprochen.«

      »Es ist Kat, nicht wahr?«, fragte Dylan, weil ihm nichts anderes einfiel, das Jenn so beunruhigen könnte.

      »Sie ist in Eden«, sagte Poke. »Deine Tochter weiß das.«

      Niemand sprach. Bis auf Selina und Cove, die Kat kannten, hatten die anderen nur von ihr gehört. Dennoch wussten sie, worum es ging.

      Jenn sah traurig zu ihrem Vater und flehte ihn stumm an, ihr zu vergeben oder es zu verstehen. Und irgendwie tat er das auch.

      Dennoch hatte Jenn sie alle angelogen.

      »Was zum Teufel?«, entfuhr es Selina schließlich.

      »Tut mir leid, Mädchen«, sagte Poke. »Ich weiß nichts über dich oder deine Gründe, es geheim zu halten, aber ich weiß, dass man keine Lüge im Herzen seines Teams haben darf. Nicht, wenn man nach Eden will. So etwas pflanzt die Saat des Verfalls und man verbringt schließlich mehr Zeit und Mühe damit, die Lüge geheim zu halten, als damit, zu überleben. Und es wird euch all eure Zeit und Mühe kosten, zu überleben. Ich habe euch einen Gefallen getan.«

      »Danke für nichts«, erwiderte Jenn, doch sie klang nicht wütend. Sondern traurig.

      »Die Lüge ist immer noch da«, beharrte Lucy. »Mit dem einzigen Unterschied, dass wir jetzt davon wissen.«

      »Lucy …«, begann Jenn, doch die verzog nur ihr Gesicht und drehte sich weg. Die beiden standen sich so nah und Dylan wünschte, Lucy hätte Jenn einen Funken Unterstützung entgegengebracht. Jemand musste es tun.

      »Jenn«, sagte Dylan. »Du weißt, dass ich auch mitgekommen wäre, wenn ich es gewusst hätte.«

      »Du schon, Dad. Aber du hättest es dem Team gesagt und wir schaffen es nicht allein. Wenn ihr anderen denkt, wir tun das aus den falschen Gründen … Ich hatte einfach Angst, ihr würdet kneifen.«

      »Wann wolltest du es uns sagen?«, fragte Cove.

      »Bald«, antwortete Jenn. »Wenn wir drin sind. Vielleicht sogar schon heute.«

      »Und … was bedeutet das jetzt?«, fragte Gee.

      »Wer weiß.« Selina sah Jenn an. »Würdest du uns bitte mal aufklären?«

      Hilfesuchend sah Jenn zu ihrem Vater. Dylan runzelte nur die Stirn. Dann nickte er. Ja, klär uns auf.

      Er sah an Jenn vorbei auf die Landschaft von Eden, die sich vor ihnen ausbreitete. Sie hatte sich verändert. Nun wusste er, dass Kat hier war. Vielleicht kletterten sie und ihr Team über einen der Berge, die er in der Ferne sehen konnte, deren Hänge in Hitzeflimmern und Nebelschwaden verborgen lagen, so flüchtig, dass es sich am äußeren Rand seiner Sicht auch um Wolken handeln könnte. Vielleicht war sie in einem der Täler vor ihnen, verloren in ihrer Tiefe, oder sie verlor sich mit Absicht an der Wildnis. Sie waren zu lange getrennt, als dass er ihre Motivation noch kennen würde.

      Und offenbar kannte er seine Tochter ebenfalls nicht so gut, wie er geglaubt hatte.

      Es war erst zehn Wochen her, dass Jenn das Team dazu zu drängen begonnen hatte, Eden als ihr nächstes Abenteuer anzugehen. Sie hatten in den letzten Jahren oft darüber gesprochen, grobe Pläne geschmiedet und es war definitiv auf ihrem Radar gewesen. Doch dann hatte Jenn sie gedrängt, zusammenzukommen und die Reise anzutreten. Er hatte sich gefragt, ob sie einen Punkt in ihrem Leben erreicht hatte, an dem echte Gefahr zu einem bloßen Abenteuer wurde. Als ihr Vater hatte er sich deswegen Sorgen gemacht und mit ihr darüber geredet. Doch sie hatte darauf beharrt, dass es sich um keine überstürzte

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