Eden. Tim Lebbon

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Eden - Tim  Lebbon

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ist nur, weil wir uns so darauf konzentrieren«, erklärte Lucy. »Oder, Selina?«

      »Könnte sein«, antwortete Selina. »In der Zona Smerti war es auch so.«

      »Ja, aber das hier fühlt sich anders an«, beharrte Jenn.

      »Wie anders?«, fragte ihr Vater. Jenn konnte sehen, dass er ihrer Meinung war, und wenn sie unter sich gewesen wären, hätte er freier darüber gesprochen. Doch in der Gruppe wollte er die positive Stimmung nicht untergraben.

      »Die Zona Smerti fühlte sich wie etwas an, das die Menschheit vergessen wollte«, versuchte Jenn, es zu erklären. »Und so sollte es auch sein, denn dafür wurden die Zonen ja eingerichtet. Es zeigt, dass sie funktionieren.«

      »Es ist erstaunlich, dass die meisten von ihnen funktionieren«, bemerkte Cove. »Wenn man bedenkt, wie Menschen sind.«

      »Klar«, sagte ihr Vater. Dann sah er wieder zu Jenn. »Aber?«

      »Aber Eden kommt mir wie ein Ort vor, der niemals Menschen gekannt hat.«

      Niemand antwortete darauf und ein paar Minuten später erreichten sie einen niedrigen Hügelgipfel, der nicht nur eine gute Sicht in die Richtung bot, aus der sie gekommen waren, sondern auch ein Panorama auf das, was vor ihnen lag. Sie bewegten sich über den Hügel, ohne anzuhalten, um nicht doch noch von jemandem an der Grenze, die nur ein paar Kilometer entfernt lag, entdeckt zu werden. Sie pausierten unter einem Felsvorsprung, standen schweigend nebeneinander und betrachteten Eden.

      »Erinnert mich ein bisschen an die Rockies«, sagte Aaron.

      »Ja«, erwiderte sie zurückhaltend. Es war eine Weile her, dass sie darüber gesprochen hatten.

      »Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Nach Eden natürlich. Um diese Langstreckenschule aufzubauen. Und unsere Füße wieder in Ordnung zu bringen.«

      Jenn lächelte und zuckte mit den Schultern. Sie hatten darüber gesprochen, sich in Boulder niederzulassen, um dort für das, was sie liebten, bezahlt zu werden. Um Wurzeln zu schlagen. »Du hast recht. Vielleicht ist es so weit«, sagte sie. »Wenn wir hier fertig sind.«

      Vor ihnen lag das wilde Land, riesig und wunderschön. Jenn blinzelte und fragte sich, ob sie träumte. Die Aussicht hatte eine Tiefe an sich, die Geheimnisse und Schmerz versprach. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als Aaron seine Schulter an ihre drückte. Eden war, wie sie erwartet hatten, stark bewaldet. So weit sie sehen konnten, gab es keine Hinweise auf Menschen, auch wenn sie wussten, dass es sechs Städte und Dutzende kleinerer Gemeinden gab, die verlassen worden waren, als man vor über fünfzig Jahren die erste der unberührten Zonen eingerichtet hatte. Auf dieser Seite führte der Hügel in ein breites, flaches Tal, das rechts und links von hohen Kämmen eingegrenzt wurde, die zu einer entfernten Hügelkette führten, die wiederum in das erste von Edens zahlreichen Gebirgen überging. Ihr Plan lautete, dem Tal zu folgen und so flach aufzusteigen, wie sie konnten, um den Berg in zwei Tagen zu überwinden. An diesem Punkt wären sie bei Tag fünf ihrer Reise.

      Ihre Routen basierten auf über fünfzig Jahre alten Karten. Ihr Vater hatte es genaustens geplant, Wochen über alten Papierkarten gegrübelt und das Internet nach weiteren Bildern durchsucht. Die grundlegende Geografie des Gebiets mochte sich nicht geändert haben, das Terrain aber mit Sicherheit. Sie würden hier weder Straßen noch alte Wanderwege oder Bergpfade finden. Jenn wusste aus Erfahrung, ganz gleich was das Team auf dieser Expedition zu erwarten glaubte, es würde überrascht werden.

      »Wunderschön«, sagte Selina und wieder verspürte Jenn diesen Schwindel, ein Ausdehnen der Luft und der Welt, bis ihre Umgebung unerträglich weit und sie selbst so klein war, dass sie sich kaum noch bemerkte. Ihr wurde übel.

      »Alles in Ordnung?«, fragte Aaron.

      »Jaja.« Sie trank einen Schluck Wasser. »Ich kann es nur nicht erwarten, endlich loszulegen. Dad?«

      Ihr Vater nickte ihr zu. »Ja. Wir haben noch nicht mal richtig angefangen. Warum zum Teufel steht ihr rum und spielt an euch rum?«

      »Weil es sich anfühlt wie jemand anders«, erwiderte Gee und hob seine linke Prothesenhand. Sein alter Witz ließ die anderen aufstöhnen und es war Gee, der die Führung übernahm und lachend den Abstieg begann.

      Hinter ihnen verlor sich die bekannte Welt, als sie sich ins Herz von Eden aufmachten.

      KAT

      Das war mal Philippe, aber er sieht nicht mehr so aus.

      Er kommt aus den Bäumen auf Kat zu, bewegt sich mit den Schatten, und zuerst denkt sie, dass ihr das Gleiche zustoßen wird wie allen anderen. Sie hat nur zwei von ihnen sterben sehen, aber das war genug. Sie hat in den letzten Jahren oft über den Tod nachgedacht und noch viel häufiger in den letzten paar Monaten, doch so hat sie ihn sich nie vorgestellt. Nie mit Schreien, Zerreißen, Bersten und Brechen.

      Sei tapfer, denkt sie. Sei stark. Das ist das Mindeste, was du dir schuldig bist.

      Schöne Erinnerungen drängen sich ihr auf, doch sie ist gut darin geworden, sie beiseitezuschieben. Sie würde nicht wollen, dass sie sie so sterben sehen. Sie will nicht, dass sie es wissen.

      »Na, komm schon«, sagt sie.

      Das Ding, das mal Philippe war, kommt auf sie zu. Es benutzt seine menschliche Form, ist aber alles andere als menschlich. Diese Unmenschlichkeit war schon vor dem Verfall deutlich, im Schwingen seiner Gliedmaße, dem abgehackten Gang. Jetzt, wo die Verwesung von seinem Körper Besitz ergriffen hat, ist die Veränderung noch krasser sichtbar. Seine Haare sind vertrocknet und verwelkt, wie tote, spröde Äste. Sein Fleisch ist schwach, die Haut hängt von seinem Gesicht herab, seine Züge sind gesättigt mit giftigen Farben.

      Dennoch trägt es einen Ausdruck irgendwo zwischen Wut und Belustigung und sie kann verstehen, warum. Die Gründe sind nun offensichtlich, auch wenn es nichts gab, was einer von ihnen hätte tun können, um es wiedergutzumachen. Waffen hatten ihnen nicht geholfen. Weder Entschuldigungen noch Betteln und Flehen hatten etwas an den Tatsachen ändern können.

      Sie würde jetzt nicht betteln und selbst wenn sie eine Waffe gehabt hätte, hätte sie sie nicht benutzt. Sie ist froh, den Tod willkommen zu heißen. Wenn er nur nicht so rot wäre.

      Philippe bleibt ein paar Schritte von ihr entfernt stehen. Sie hält den Atem an. Die Last in ihr, der Kern, der sie seit Jahren von innen verzehrt, fühlt sich schwerer und heißer an als jemals zuvor. Zumindest das ist eine gute Sache. Gegen jede Wahrscheinlichkeit hat sie die Krankheit geschlagen.

      Philippe kniet sich hin.

      Sie runzelt die Stirn. Er hat mit keinem von ihnen gespielt. Sie sieht keine Freude in seinen Taten, nur eine Notwendigkeit, die sie allmählich zu verstehen beginnt. Diese Erinnerungen, die an ihr nagen, würden es ebenfalls verstehen, doch sie schiebt sie weiterhin von sich.

      »Komm schon!«, sagt sie erneut, doch Philippe sieht sie nicht länger an. Sie glaubt zu erkennen, wie sich seine wütende Freude in Traurigkeit verwandelt, als seine Mundwinkel erschlaffen, doch dann sacken auch seine Schultern herunter, sein Oberkörper senkt sich zu Boden und es ist, als ob ihn das Land im Ganzen verschlingt. Es hat uns alle verschlungen, seit dem Moment, als wir ankamen, denkt sie. Der Drang wegzurennen überfällt sie, verschwindet dann aber genauso schnell wieder. Sie kann nirgendwohin rennen. Kein Entkommen. Sie gesteht sich ihre menschlichen

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