Eden. Tim Lebbon

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Eden - Tim  Lebbon

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schließt die Augen, während die Haut und das Fleisch über ihnen herunterrutschen über gerötete Augäpfel, ohne Mitleid, wie schon seit einer ganzen Weile, dennoch mit seltsamem Leben gefüllt. Er sackt nach rechts, mit einknickender Schulter und hängendem Kopf. Ein feuchtes Schmatzen begleitet seine Auflösung und sie nimmt den Hauch von etwas Chemischem wahr, wie Autoabgase in heißer Sommerluft. Es ist nicht heiß heute und in einem Umkreis von hundertfünfzig Kilometern oder mehr gibt es keine Autos. Der Geruch ist nicht mehr als eine Erinnerung.

      Als sich seine rechte Hand bewegt, sich öffnet wie eine tote Spinne, die wieder zum Leben erwacht, sieht sie, was er in seiner Faust gehalten hat. Der Stiel ist schmal und leuchtend grün. Die Orchidee, weiß und zerknittert, entfaltet sich. Ihre zarten, fleischigen Blütenblätter ziehen sich zurück und enthüllen das gelbe und rote Staubblatt.

      Die Orchidee, die Kat umklammert hält, ist ein altes, totes Ding.

      Philippe bricht auseinander. Ein feuchter Riss, der unter seinem Kinn beginnt und sich bis zu seiner eingesunkenen Leiste erstreckt. Als seine Eingeweide herausrutschen, ruht sein Kopf auf dem Boden, ein Bein vor sich ausgestreckt, das andere verborgen unter den schmelzenden Teilen dessen, was ihn einst menschlich machte. Sie hört keine Stimme, kein Seufzen, während ihn diese Verhöhnung des Lebens verlässt. Es gibt nur Nässe, ein Ploppen und Schmatzen, als ihn die Schwerkraft über den Waldboden verteilt.

      Kat reißt entsetzt die Augen auf, dann kneift sie sie zu. Ihr Verstand, offen und aufgeschlossen, kann die Form und Macht nicht begreifen, die sich aus ihrem toten Freund erhebt und auf sie zuschwebt. Seine Freiheit und Traurigkeit, Wut und Stärke. Es ist etwas, das nie für die Augen eines Menschen gedacht war, und sie versteht nicht, was es an diesem Ort tut.

      Noch nicht.

      Doch sie erkennt, dass sie es noch früh genug begreifen wird. Sie ergibt sich in ihr Schicksal, kann das eiskalte Entsetzen aber nicht unterdrücken, das sie packt, als sie die erste fremdartige Berührung ihres Verstands spürt, die erste warme Liebkosung ihres linken Unterarms.

      Wieder drängen die Erinnerungen auf sie ein und diesmal lässt sie es zu, unfähig, sich noch länger gegen sie zu schützen. Diesmal will sie sich unbedingt an den Mann und das Mädchen, die sie liebt, erinnern. Sie hofft verzweifelt, dass diese letzte Warnung die beiden erreicht, irgendwie, irgendwo.

      Etwas anderes lächelt mit ihrem Gesicht.

      8

      »Russland war uns allen natürlich voraus. 1917 schuf Zar Nikolaus II. das erste Sapowednik, grob übersetzt ein ›striktes Naturschutzgebiet‹. Was es doppelt traurig macht, dass Zona Smerti so schwer durch menschliches Eingreifen geschädigt wurde.«

       Professor Amara Patel, Natural History Museum, London

      Sie aßen im Gehen. Während die Sonne im Westen über einer zerklüfteten Bergkette unterging, begann Dylan zu verstehen, warum er Eden so beunruhigend fand, und alles, was er sah, roch und an seiner Haut spürte, bestätigte es.

      Genau wie Selinas Enthusiasmus und Begeisterung. Eigentlich ruhig und zurückhaltend, wurde sie immer lebhafter, je weiter sie gingen. Sie sah Dinge, die niemandem sonst auffielen, und sprach ihre Beobachtungen untypischerweise aus.

      Es sind all die kleinen Dinge, dachte Dylan. Die winzigen Veränderungen, die meisten davon unbemerkt, summieren sich zu etwas Größerem. Darum fühlt sich dieser Ort so seltsam an.

      Selinas Arbeit auf dem Gebiet der Umweltwissenschaften manifestierte sich in der Besorgnis über das Artensterben und die Auswirkungen von menschlichem Eingreifen in die Natur. Es war ihre Passion und Ursache ihrer sie regelmäßig heimsuchenden Depressionen. Während sie sich durch die Landschaft bewegten, ging sie oft voraus, um etwas Zeit zu haben, einen Baum, eine Pflanze, eine Spur auf dem Boden oder eine Blume genauer zu untersuchen, bis die anderen aufgeholt hatten. Sie machte sich hastige Notizen und lief mit ihnen weiter, ihre Augen voller Ehrfurcht über ihre Funde.

      »Was hast du gesehen?«, fragte Dylan, als sie einen langen, flachen Hang zum weiten Talboden hinunterstiegen.

      »Vieles, was ich erwartet habe«, sagte sie. »Aber auch eine Menge Dinge, die ich mir niemals hier hätte vorstellen können. Es gibt hier wieder Pflanzen im Überfluss, die aus solchen Landschaften eigentlich schon vor vielen Hundert Jahren verschwunden sind. Der Boden ist immer noch basischer, als er sein sollte, aber die Zone scheint sich zu erholen. Sich von unserer Berührung zu befreien.« Sie sprang über einen umgestürzten Baum. Dylan musste mühselig darübersteigen und laufen, um sie wieder einzuholen.

      »Seht euch nur den alten Mann an«, rief Gee von hinten.

      »Ich bin auch zwei Jahre älter als du, mit einem kaputten Knie«, sagte Dylan.

      »Dann bleib das nächste Mal daheim, Opa, und wir rufen dich an, wenn wir fertig sind!« Gee lachte auf diese Art, die sonst immer so ansteckend war.

      »Seht euch mal den Kerl mit der falschen Hand im Arsch an«, rief Dylan und diesmal lachten alle. Dylan holte Selina ein. »Was sonst noch? Hab dich schon lange nicht mehr so aufgeregt gesehen.«

      »Es ist fast so, als wäre das hier der perfekte Ort für mich!«, sagte Selina und die Fröhlichkeit in ihrer Stimme ließ ihm ganz warm ums Herz werden. Ihr Leben war normalerweise so von Fakten und Zahlen über die negativen Auswirkungen der Menschheit auf die Natur beherrscht, dass solche Freude selten war. Dylan sagte oft, dass es sehr selbstlos von ihr war, diese Dinge zu lehren und sich von ihnen ständig herunterziehen zu lassen. Sie nannte es Realität.

      »Aber findest du das nicht ein bisschen seltsam?«, fragte Jenn. Sie lief neben ihnen her, angelockt von ihrer Unterhaltung. Er wusste, dass sie das Gleiche spürte wie er und dass der Rest der Gruppe ebenfalls von Eden verunsichert war.

      »Absolut«, stimmte Selina zu. »Aber auf wunderbare Weise.« Sie lief wieder vor, überholte Aaron und sah sich um, als sie einen abfallenden Waldboden überquerten. Große Dornenbüsche rissen an ihrer Kleidung und Dylan hatte bereits ein Dutzend Kratzer an den Schienbeinen und Waden, aus denen kleine Bluttropfen drangen. Ihm machte das nicht viel aus. Es gefiel ihm, die Natur und Umgebung zu spüren, durch die er kam. Selbst hier.

      »Schaut mal«, sagte Selina und deutete auf einen Baumstamm.

      Keuchend blieben sie hinter ihr stehen und waren froh über die kurze Atempause. Es war immer noch warm, obwohl die Sonne schon fast hinter den westlichen Bergen verschwunden war.

      »Was sehe ich mir an?«, fragte Jenn.

      »Duftmarkierungen«, erklärte Selina. Sie duckte sich und ging näher heran, roch an der nachgedunkelten Rinde und untersuchte den Boden um den Baum. »Ziemlich gewöhnlich.«

      »Sie schnüffelt an Pisse«, murmelte Gee.

      »Was hat sie hinterlassen?«, fragte Dylan.

      »Wölfe, denke ich.«

      »Was?« Cove sah sich um, als erwarte er, graue Gestalten in den Schatten zu entdecken, die sie beobachteten, um sie zu jagen.

      »Hier gibt es seit über hundert Jahren keine Wölfe mehr«, sagte Lucy.

      »Genau«, entgegnete Selina. »Und doch sind hier diese Spuren.«

      »Könnten einfach nur wilde Hunde sein«,

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