Perry Rhodan 3097: Der Golem. Uwe Anton
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Es war unnötig, per Funk einen Lockruf zu senden. Kaum näherten wir uns dem Lichtquartett, als vier Augenschiffe es verließen und uns anfunkten. Selbst über diese beträchtliche Entfernung reflektierte das silbrig weiße Material ihrer Hüllen das Licht der Sonnen. Die rötlich flammenden Energiesphären ließen sie in der Tat aussehen wie die Augen, nach denen sie von den Galaktikern benannt worden waren.
»Ihr begebt euch in ein ausgewiesenes Sperrgebiet«, erklang eine tiefe cairanische Stimme in der Zentrale der THORA. »Identifiziert euch, oder wir werden euch vernichten.«
Ich verzog das Gesicht zu einem schwachen Lächeln. »Spricht da Kommandant Waave Ihevaridese?«
Bendisson schüttelte den Kopf. »Nein. Der Kommandant scheint es vorzuziehen, vorerst in der Sicherheit des Lichtquartetts zu bleiben.«
»Auch gut. Wir antworten nicht.«
Die vier Augenraumer näherten sich weiterhin, fächerten dann aus, als wollten sie uns ansatzweise umzingeln, und verlangsamten die Fahrt.
Ein strategischer Anfängerfehler, dachte ich. Wenn ich befürchte, dass es zu einer Raumschlacht kommt, ist eine hohe Geschwindigkeit mein stärkster Verbündeter. Diese Lektion werden die Cairaner jetzt lernen, doch sie werden sie für die Zukunft nicht mehr nutzen können.
»Wir greifen an!«, befahl ich, und Bendisson setzte unseren detailliert ausgearbeiteten Schlachtplan in die Tat um.
*
Der erste Augenraumer explodierte in der Energie unserer Thermokanonen, bevor er seine Schutzschirme hochfahren konnte. Gleichzeitig schleuste Bendisson zehn Beiboote aus, die zwei weitere Augenraumer unter Beschuss nahmen. Sie umschwirrten sie wie ein Schwarm wütender Hornissen den Leib einer weidenden Kuh, die aus irgendeinem Grund ihren Zorn erregt hatte.
Die drei verbliebenen cairanischen Schiffe aktivierten ihre Schutzschirme, doch die Beiboote waren zu nah, als dass die Augenraumer wirksamen Widerstand hätten leisten können, eine Unterlassung, die mir wie schon so oft in meinem langen Leben in die Hände spielte. Bei solch einer Kontaktaufnahme rechneten gegnerische Befehlshaber nur selten mit einem kompromisslosen, lediglich auf Zerstörung angelegten Angriff. Wer in den Methankriegen gekämpft hatte, den schreckten keine Cairaner.
»Ortung!«, meldete Bendisson. »Die vier restlichen Augenraumer eilen als Verstärkung herbei!«
Damit hatte ich gerechnet.
»Rückzug!«, befahl ich, noch während die beiden gnadenlos attackierten Augenraumer kurz als neue Sonnen aufleuchteten, deren strahlende Helligkeit dem Lichtquartett starke Konkurrenz machten und mich kurz blendete.
Der vierte Augenraumer zog sich zurück in die Sicherheit der Phalanx seiner baugleichen Verbündeten.
Zumindest versuchte er es.
Er schaffte es nicht. Der vermeintliche Rückzug der technisch optimierten Beiboote war nur eine Finte gewesen, genau wie der der THORA selbst. Wir drehten zwar ab, aber nur, um nach einigen Sekunden wieder eine Kursänderung vorzunehmen, die uns in die unmittelbare Nähe des Augenraumers brachte.
Noch eine neue Sonne beim Lichtquartett!, dachte ich zufrieden. Die Besatzung aus Opt-Bioplikaten hatte in der Tat wesentliche Verbesserungen vorangetrieben, sowohl in waffen- als auch antriebstechnischer Hinsicht.
Ich verspürte gelinden Stolz, als ich mit eigenen Augen sah, dass die Pseudo-THORA überlegener als je zuvor war. Wir hatten sehr gute Arbeit geleistet.
Die Beiboote näherten sich dem Rest der Wachflotte und machten diesmal kurzen Prozess. Wahrscheinlich überschätzten die Kommandanten der Augenraumer die Leistungsfähigkeit ihrer Schiffe. Oder, anders ausgedrückt, sie unterschätzten die unserer Optimierungen. Sie konnten ja nicht wissen, dass sie es nicht mit einem normalen terranischen Modell zu tun hatten und sich auf Erfahrungswerte stützen konnten.
Hochmut kommt vor dem Fall. Der gute alte Salomo war nicht dumm gewesen. Er hatte stets gewusst, wovon er sprach.
Wir machten es kurz und gnädig. Ich war kein Barbar, verzichtete darauf, die vier neuen Angreifer zu zerstören, begnügte mich damit, sie manövrierunfähig zu schießen. Aber so manövrierunfähig, dass sie Tage brauchen würden, um sich zurück ins Lichtquartett zu schleppen. Die THORA – nein: die Opt-THORA – hatte nur minimale Schäden davongetragen, die wir während des Weiterflugs beseitigten.
»Nun können wir die Früchte unseres Erfolgs ernten«, sagte ich zu Bendisson. »Wir gehen auf die Ausweglose Straße.«
3.
KÜTZMYTÜ
31. Juli 2046 NGZ
»Das ist höchst ungewöhnlich.«
Mijyün Tüylüy, der Kommandant der KÜTZMYTÜ, neigte den Kopf zur Seite, bis sich seine Halsmuskulatur schmerzhaft bemerkbar machte. Er hatte seit einiger Zeit leichte Probleme mit den Muskeln. Der Hals war nicht mehr so biegsam wie früher, zweifellos eines der Leiden, das die Eisgraue Kreatur des Übergangs vom Mannes- zum Greisentum ihm auferlegte.
Es wurde Zeit, dass er sich wieder in die Hände des Schiffsmedikers begab, der mit seinen geschickten Händen und dem Einsatz seiner Nanomaschinen das Wirken der grausamen Kreatur noch eine Weile zurückdrängen konnte.
Zum Glück hatte die Beige Kreatur der Eitrigkeit ihn bislang verschont. Zwar hatte die Flaumpest den Schrecken früherer Jahrtausende längst verloren, doch die Behandlung dieser Plage war viel unangenehmer als die seiner malträtierten Halsmuskeln. Er hatte sich informiert, nicht nur in der medizinischen Datenbank, auch in tiefgehenden Gesprächen mit ebenjenem Mediker, dem er sein körperliches Wohlergehen anvertraut hatte.
»Ich pflichte dir bei«, riss Ülrüp Hy'Yülü'Yüh ihn aus seinen Gedanken. Erwartungsgemäß stimmte sein Erster Offizier ihm zu, wie eigentlich immer.
Mijyün Tüylüy vergrößerte das Holo und beugte sich vor, um es genauer in Augenschein zu nehmen. Mit dem starren hinteren Augenpaar hielt er seinen Stellvertreter im Blick.
»Es ist nicht nur ungewöhnlich, es ist sogar seltsam. Merkwürdig. Auf seine ureigene Art bedrohlich.« Mit dem vorderen Augenpaar betrachtete er eindringlich das Holo, als könnte er ihm seine Geheimnisse entreißen.
Die NEIFE VARIDIS schwebte bewegungslos im Raum, dicht neben dem Schiff, mit dem sie Kontakt aufnehmen wollte, der MUNISHO AERCE, wie sie dem überwachten Funkverkehr entnommen hatten. Sämtlichen Ortungswerten zufolge liefen die Funktionen an Bord des Schlachtkreuzers ohne die geringste Auffälligkeit ab. Die Energieversorgung arbeitete einwandfrei, die Massetaster zeigten keine Veränderungen. Trotzdem antwortete das Schiff nicht auf die Funksprüche, die die KÜTZMYTÜ sendete.
Genau, wie die MUNISHO AERCE nicht auf die Funksprüche der NEIFE VARIDIS reagiert hatte.
Was war da los? Hatte der Einfluss der Bleisphäre mittlerweile den Funkverkehr zusammenbrechen lassen?
Der Kommandant rief die Bilder einer Sonde auf, die er zur optischen Erfassung ausgeschickt hatte. Sie waren wesentlich