James Bond 17: Der Kunstsammler. John Gardner

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James Bond 17: Der Kunstsammler - John  Gardner James Bond

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Mascro«, Blofeld hob eine Hand, »de Luntz hat uns genau erzählt, was passiert ist. Wie die anderen zu Tode kamen und wer dafür verantwortlich war. Ah, einer der Wächter hat Mr de Luntz entdeckt. Ich wollte schon immer mal sehen, ob eine Riesenpython einen Mann komplett verschlingen kann.«

      Die Vorstandsmitglieder von SPECTRE standen am Fenster und beobachteten das Schauspiel mit Faszination und Entsetzen. Die Infrarotvorrichtung gewährte ihnen ein klares, taghelles Bild. Außerdem konnten sie hören, wie das unglückliche Opfer zu schreien begann, als es das Reptil entdeckte, das von den hohen Schilfrohren in der Nähe des sumpfigen Ufers aus auf es zukroch.

      Die Python war riesig, mindestens neun Meter lang, mit einem fetten, festen Körper und einem gewaltigen dreieckigen Kopf. De Luntz, der am Pfahl festgebunden war, begann sich zu winden. Er wollte sich befreien, doch plötzlich schoss die Python vor und wickelte sich um ihn.

      Die Kreatur bewegte sich mit außergewöhnlicher Geschwindigkeit und umschloss de Luntz’ Körper wie eine gewaltige Kletterranke. Es schien nur noch eine Frage von Sekunden zu sein, bis der Kopf der Python auf einer Höhe mit dem seines Opfers sein würde – die beiden eng umschlungenen Gestalten schwankten hin und her, als befänden sie sich in einem obszönen Todestanz. De Luntz’ Schreie wurden immer gequälter, während die Python ihren Kopf auf eine Höhe mit dem Gesicht des Mannes brachte. Das zahnbewährte Maul schnappte in wütender Erregung. Das Reptil und seine Beute schauten sich ein paar Sekunden lang in die Augen. Die Zuschauer konnten deutlich erkennen, wie der Würgegriff der Python um den Körper des Mannes immer enger wurde.

      Dann wurde de Luntz schlaff und das Paar fiel zu Boden. Einer der Zuschauer, der sich mit den anderen sicher hinter dem Fenster befand, keuchte laut auf. Die riesige Schlange löste sich mit drei schnellen Bewegungen ihres langen Körpers von dem Mann und begutachtete nun ihre Mahlzeit. Zuerst schnappten die Kiefer nach dem Seil und zerrten es los. Dann bewegte sich die Schlange auf die Füße des Opfers zu.

      »Das ist wirklich erstaunlich.« Blofeld stand sehr nah am Fenster. »Sehen Sie nur, wie die Schlange seine Schuhe abzieht.«

      Nun drehte sich die Python herum, bis ihr Kopf auf einer Linie mit den Füßen des Mannes war. Das Reptil zog sich zusammen, bevor es seine Kiefer unglaublich weit öffnete und sie um die Knöchel der Leiche schloss.

      Der gesamte Vorgang dauerte fast eine Stunde, doch die Gruppe im Haus blieb fasziniert stehen und beobachtete alles wie hypnotisiert. Die Python schluckte ein paar Mal ruckartig und hielt nach jeder Anstrengung reglos inne, bis auch die letzten Überreste von de Luntz verschwunden waren. Dann lag die von dieser Anstrengung völlig erschöpfte Schlange ruhig da. Ihr langer Körper war enorm aufgebläht, sodass die Zuschauer deutlich die Umrisse des zerdrückten menschlichen Körpers ausmachen konnten, der sich nun im Inneren der Schlage befand.

      »Eine interessante Lektion für uns alle.« Blofeld klatschte erneut in die Hände. Die Vorhänge glitten wieder zu und die Lichter gingen an. Nachdenklich kehrte die Gruppe an den Tisch zurück. Ein paar der Anwesenden waren blass und angesichts dessen, was sie soeben beobachtet hatten, sichtlich erschüttert.

      Der Deutsche, Treiben – der de Luntz zu Lebzeiten gut gekannt hatte –, war am tiefsten betroffen. »Sie sagten«, begann er mit zitternder Stimme, »Sie sagten, de Luntz hätte gesprochen, bevor … bevor …«

      »Ja.« Blofeld nickte. »Er hat gesprochen. Er hat ganze Arien gesungen. Pavarotti hätte es nicht besser machen können. Er sang sogar sein eigenes Todesurteil. Offenbar befanden sich an Bord von Flug BA 12 einige Personen, die uns erwartet haben. Wir müssen noch herausfinden, ob jemand geredet hat oder ob mittlerweile alle Risikoflüge beschützt werden.

      Anfangs lief der Plan perfekt wie ein Uhrwerk. Die Frau hat großartige Arbeit geleistet, indem sie sich für diesen Flug einteilen ließ und die Rauchbomben und Waffen an Bord schmuggelte. Der Angriff fand pünktlich statt, auf die Sekunde genau, daran besteht kein Zweifel. De Luntz hatte allerdings eine Ausrede parat, warum er nicht daran teilnahm. Er behauptete, im hinteren Bereich des Flugzeugs festgesessen zu haben. Wie es scheint, befanden sich fünf Wachleute an Bord. De Luntz’ Beschreibung zufolge handelte es sich bei ihnen allen um Mitglieder des britischen Special Air Service.« Blofeld hielt inne und schaute jeden Mann der Reihe nach an. »Abgesehen von einem.«

      Die Männer rund um den Tisch warteten. Eine gewisse Erwartungshaltung lag in der Luft.

      »Die Neuorganisation dieser großartigen Gesellschaft, der wir alle angehören«, fuhr der Boss fort, »hat sehr lange gedauert. Wir befanden uns im Winterschlaf. Nun wird die Welt bald erkennen, dass wir erwacht sind. Wir werden uns besonders um einen alten Feind kümmern müssen, der meinem erlauchten Vorgänger ein ständiger Dorn im Auge war. Mr de Luntz – Gott hab ihn selig – identifizierte vier der Sicherheitsbegleiter in diesem Flugzeug als mögliche verdeckt arbeitende SAS-Männer. Außerdem identifizierte er eindeutig den fünften Mann – denjenigen, der, wie ich hinzufügen darf, den größten Schaden angerichtet hat. Ich habe de Luntz persönlich befragt. Meine Herren, unser alter Feind James Bond befand sich an Bord dieses Flugzeugs.«

      Die Gesichter rund um den Tisch verhärteten sich. Alle wandten sich Blofeld zu.

      Mascro war schließlich derjenige, der sprach: »Wollen Sie, dass ich einen Auftragsmörder auf ihn ansetze? Früher, als Ihr …«

      Der Boss unterbrach ihn: »Das wurde bereits versucht. Nein. Keine Auftragsmörder, keine Spezialisten, die nach London geschickt werden. Ich habe noch eine persönliche Rechnung mit Mr Bond offen. Meine Herren, ich habe eine Methode entwickelt, um mit ihm fertigzuwerden – wenn Sie so wollen, können Sie es als einen Köder bezeichnen. Wenn es funktioniert ‒ und ich wüsste keinen Grund, warum das nicht der Fall sein sollte ‒, werden wir schon bald das Vergnügen haben, Mr Bond auf dieser Seite des Atlantiks in unserer Gesellschaft begrüßen zu dürfen. Ich beabsichtige, genauso mit ihm zu verfahren, wie dieses Reptil mit dem eigensinnigen de Luntz verfahren ist.«

      Blofeld hielt inne und schaute sich am Tisch um, um sicherzustellen, dass sich alle auf das derzeitige Thema konzentrierten.

      »Schon bald«, fuhr Blofeld fort, »werden wir voll und ganz mit der Planung dessen beschäftigt sein, was wir zum aktuellen Zeitpunkt aus Sicherheitsgründen als HOUND bezeichnen.«

      Der Boss lachte. »Ironisch, nicht wahr? Eine nette Idee, von hound zu reden. Das Wort habe ich dem christlichen Gedicht ›The Hound of Heaven‹ entnommen.« Das Lachen hatte sich in ein Lächeln verwandelt. »Der Jagdhund des Himmels, oder eher die Jagdhunde des Himmels, nicht wahr? Jagdhunde … Wölfe. Das passt gut, da unser Ziel Amerikas große Bedrohung ist. Die Wölfe des Weltalls umrunden den Erdball bereits in Rudeln und warten darauf, sich auf ihre Opfer zu stürzen und sie zu zerreißen – und mittendrin Bond. Dieses Mal wird SPECTRE Mr James Bond vom Erdboden tilgen.«

      Alle Anwesenden murmelten zustimmend, bevor Blofeld einen Blick auf eine kleine goldene Armbanduhr warf und erneut das Wort ergriff. »Tatsächlich sollte mein Köder mittlerweile geschluckt worden sein. Bald, meine Herren, bald werden wir James Bond von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Und das Schöne daran ist, dass er nicht wissen wird, wem er hier begegnet oder was ihn eigentlich erwartet.«

      BETTGEDANKEN

      Liebevoll betrachtete James Bond Ann Reillys Gesicht, das auf dem Kissen neben ihm lag und im Schlaf ruhig und wunderschön aussah. Das glatte und glänzende blonde Haar war um ihr ovales Antlitz herum zerzaust. Für eine flüchtige Sekunde erinnerte sie Bond an Tracy – mit der

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