James Bond 17: Der Kunstsammler. John Gardner
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»Spät ins Bett, früh wieder einsatzbereit«, sagte Q’utie kichernd und schob eine Hand unter die Bettdecke, um ihrem Witz eine Pointe zu verleihen.
Bond schaute zu ihr hinunter und ließ ein einnehmendes Lächeln aufblitzen. Sie griff nach oben, küsste ihn, und sie machten genau dort weiter, wo sie in der vergangenen Nacht aufgehört hatten, bis das Piepen von Bonds Pager sie unterbrach.
»Verdammt«, keuchte Q’utie. »Können die dich denn nie in Ruhe lassen?«
Bond griff nach dem Telefon und erinnerte sie in bissigem Tonfall daran, dass sie selbst ihn in der vergangenen Woche drei Mal wegen geschäftlicher Angelegenheiten über seinen Pager kontaktiert hatte. »Es gibt nie einen richtigen Zeitpunkt«, sagte er und lächelte lustlos, während er die Nummer des Hauptquartiers wählte.
»Transworld Export«, meldete sich die Stimme des diensthabenden Schaltbrettmitarbeiters.
Bond identifizierte sich. Es gab eine Pause, dann erklang Bill Tanners Stimme: »Sie werden gebraucht. Er war die halbe Nacht über hier und will Sie so schnell wie möglich sehen. Etwas sehr Großes ist im Gange.«
Bond schaute zu Q’utie. »Bin schon auf dem Weg«, sagte er in den Hörer. Dann legte er auf und erzählte ihr, was Bill Tanner ihm gerade mitgeteilt hatte.
Sie schob ihn aus dem Bett und sagte ihm, er solle mit dem Angeben aufhören.
Bond rasierte sich murrend – hauptsächlich, weil er kein anständiges Frühstück bekommen würde – und zog sich an, während Ann Reilly Kaffee machte.
Der silbern glänzende Saab stand draußen vor dem Wohnhausblock. Er hatte ihn erst kürzlich zurückbekommen, nachdem er sowohl von Saab als auch von der Sicherheitsfirma, die Bond privat ausstattete, überholt worden war. Die Sicherheitsfirma hatte die besondere Technologie in den turbobetriebenen Wagen eingebaut. Er beschleunigte mühelos innerhalb von Sekunden.
Es herrschte wenig Verkehr, und er brauchte nur zehn Minuten in einem entspannten Fahrstil – das Auto reagierte auf Bonds Füße und Hände wie das Vollblut, das es war –, um zu dem großen Gebäude am Regent’s Park zu gelangen. Dort nahm Bond den Aufzug in den neunten Stock und marschierte direkt in Ms Vorzimmer, wo Miss Moneypenny niedergeschlagen an ihrem Schreibtisch saß.
»Guten Morgen, Penny.« Bond fühlte sich zwar ein wenig erschöpft, zog für seine alte Flirtpartnerin aber trotzdem eine Schau ab.
»Vielleicht ist er für Sie gut, James. Aber ich war die halbe Nacht wach.«
»Wer nicht?« Ein Blick vollendeter Unschuld.
Moneypenny schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Der Gerüchteküche zufolge waren Sie dabei in der Gesellschaft einer hübschen jungen Frau aus der Q-Abteilung, James. Also schätze ich, dass Ihr Herz wohl bereits einer anderen gehört.«
»Penny«, Bond ging auf Ms Tür zu, »ich habe nur ein Herz. Und das gehörte schon immer Ihnen. Sie können es haben, wann immer Sie wollen.«
»Das hätten Sie wohl gerne«, schoss Moneypenny mit mehr als nur einem Hauch Verärgerung zurück. »Sie sollten besser reingehen, James. Er hat mir aufgetragen, Sie sofort zu feuern, sobald Sie hier ankommen. Seine Worte.«
Bond zwinkerte ihr zu, richtete seine Royal-Navy-Krawatte, klopfte an Ms Tür und trat ein. M sah müde aus. Das war das Erste, was Bond auffiel. Das Zweite war die junge Frau – klein, wohlproportioniert, athletisch, aber mit einem zweifellos weiblichen Lächeln und dunklem Haar, das zu einer dichten Lockenmähne frisiert war.
Sie begegnete Bonds Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Irgendetwas an ihren großen braunen Augen kam ihm bekannt vor, als hätte er die Frau schon einmal gesehen oder getroffen.
»Kommen Sie rein, 007«, sagte M. Seine Stimme klang gereizt. »Ich glaube nicht, dass Sie dieser Dame je zuvor begegnet sind, aber sie ist die Tochter eines alten Freunds von Ihnen. Commander James Bond, das ist Miss Cedar Leiter.«
CEDAR
Später hatte Bond das Gefühl, er musste wie ein Trottel ausgesehen haben, als er dort mit offenem Mund in Ms Büro stand und die Frau anstarrte. Sie war durchaus jemand, bei dem es sich lohnte, ein wenig zu starren, selbst in dem lässigen Jeansrock und der Bluse. Ihr Gesicht wies genau wie ihre braunen Augen eine Ruhe auf, hinter der, wie Bond sofort spürte, ein wacher Verstand lauerte – ein Verstand, der genauso präzise und tödlich wie ihr Körper war. Die Frau war eine Expertin. Allerdings sollte sie das auch sein, wenn man bedachte, wer ihr Vater war.
»Tja«, war alles, was Bond hervorbringen konnte.
In Cedars Gesicht erblühte ein Lächeln, das ihn fast schon schmerzlich an seinen alten Freund Felix erinnerte. Es war ein völlig unbekümmerter Ausdruck, bei dem sie eine Augenbraue hochgezogen hatte, als wollte sie sagen: Mach es richtig oder fahr zur Hölle.
M schnaubte. »Dann haben Sie Miss Leiter also tatsächlich noch nie zuvor getroffen, 007?« M redete Bond noch immer mit 007 an, als wäre die berühmte Doppelnullabteilung mit ihrer Lizenz zum Töten nicht schon lange aufgelöst worden.
Bond hatte gewusst, dass Felix verheiratet war, doch während ihrer Zusammenarbeit hatte sein alter CIA-Freund – der später Privatdetektiv geworden war – nie von seiner Frau oder Kindern gesprochen.
»Nein«, erwiderte Bond ein wenig angespannt. »Wie geht es Felix?«
Cedars Augen verfinsterten sich ein wenig, als hätte man ihr einen schnellen körperlichen Schmerz zugefügt. Als sie sprach, war ihre Stimme tief und heiser und wies nicht einmal einen Hauch dessen auf, was die Briten als amerikanischen Akzent betrachteten.
»Daddy geht es gut. Sie haben ihn mit den neuesten Erfindungen in Sachen Prothesen ausgestattet.« Der Anflug von Traurigkeit verschwand, und das Lächeln kehrte zurück. »Er hat eine unglaubliche neue Hand und sagt, dass sie alles machen kann. Er verbringt viel Zeit mit Schießen und dem Üben von Methoden, um schnell zu ziehen. Ich bin mir sicher, er würde wollen, dass ich Sie von ihm grüße.«
Innerhalb eines Sekundenbruchteils erlebte Bond erneut die Zeit seines Lebens, die er am liebsten in die Vergessenheit verbannt hätte – die Zeit, in der Felix einen Arm und ein halbes Bein verloren und auch andere Verletzungen erlitten hatte, die über mehrere Jahre hinweg von plastischen Chirurgen hatten behandelt werden müssen. James Bond hatte sich oft selbst die Schuld für Felix Leiters missliche Lage gegeben, obwohl sie beide hinter dem dunkelhäutigen Gangster her gewesen waren, dessen sadistischer Wahnsinn fast einmalig gewesen war. Buonaparte Ignace Gallia alias Mr Big. Auf jeden Fall hätte Felix sofort zugegeben, dass er nach dem Haiangriff, den der Kriminelle arrangiert hatte, von Glück reden konnte, überhaupt noch am Leben zu sein. Und Bond tröstete sich mit der Tatsache, dass er Big am Ende ein für alle Mal ausgeschaltet hatte – und zwar auf die unangenehmste Art: Er hatte dafür gesorgt, dass die Strafe zum Verbrechen passte.
Bond schüttelte seine Tagträume schnell ab und registrierte Cedar Leiters letzten Satz: »… er würde wollen, dass ich Sie von ihm grüße.« Sie legte den Kopf schief. »Wenn er wüsste, dass ich hier bin.«