Das Evangelium nach Lukas. Ambrosius von Mailand

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Das Evangelium nach Lukas - Ambrosius von Mailand Die Schriften der Kirchenväter

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3.

      Ein nicht geringer Grund desgleichen liegt darin, daß die Jungfräulichkeit Marias dem Fürsten der Welt entgehen sollte; denn da er sie einem Manne verlobt sah, konnte ihre Geburt ihm nicht verdächtig erscheinen. Daß aber die Täuschung des Fürsten der Welt beabsichtigt war, geben Äußerungen des Herrn selbst klar zu erkennen: so, wenn den Aposteln aufgetragen wird, über Christus zu schweigen210, wenn den Geheilten verboten wird, mit der Heilung sich zu brüsten211, wenn den Dämonen befohlen wird, über den Gottessohn zu verstummen212. Daß die Täuschung des Fürsten der Welt, wie gesagt, beabsichtigt war, gab auch der Apostel klar zu erkennen mit den Worten: „Wir aber reden Gottes Weisheit, die im Geheimnis verborgen ist, die keiner von den Fürsten dieser Welt erkannt hat; denn hätten sie diese erkannt, würden sie nimmer den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt haben"213, d. i. nimmer die Hand geboten haben zu meiner Erlösung durch den Tod des Herrn. Er täuschte sie sonach zu unserem Besten, er täuschte sie zu ihrer Überwältigung, er täuschte den Teufel dadurch, daß er trotz Versuchung, trotz Fragen, trotz der Benennung mit ‚Gottessohn' niemals mit einer Selbstbezeugung seiner Gottheit hervortrat. Doch mehr noch (als den Teufel) täuschte er den Fürsten der Welt214. Denn der Teufel blieb wohl eine Zeitlang im Ungewissen, da er sprach: „Wenn du der Gottessohn bist, so stürze dich hinab"215, aber er erkannte ihn doch, wenn auch noch so spät, und wich von ihm. Auch die Dämonen erkannten ihn, da sie riefen: „Wir wissen, wer du bist, Jesus, Sohn Gottes. Was bist du gekommen, uns vor der Zeit zu quälen?"216 Darum wußten sie, daß er gekommen sei, weil sie vorauswußten, daß er kommen werde. Daß aber die Fürsten dieser Welt ihn nicht erkannten, welches triftigere Zeugnis könnten wir zum Nachweis hierfür erbringen als des Apostels Ausspruch: „Denn hätten sie (ihn) erkannt, nimmer würden sie den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt haben". Der Dämonen Bosheit nämlich gewahrt leicht auch das Verborgene; jene dagegen, welche von den Eitelkeiten der Welt eingenommen sind, vermögen zur Kenntnis des Göttlichen nicht zu gelangen.

       4.

      Gar zweckmäßig aber teilten sich die Evangelisten in ihre Aufgabe. So führt der heilige Matthäus den Joseph ein, wie er vom Engel gemahnt wird, Maria nicht zu entlassen217; der Evangelist Lukas bezeugt an jener Stelle, daß sie keinen Umgang gepflogen haben; hier bekennt es Maria selbst in ihrer Frage an den Engel: „Wie wird das geschehen, da ich einen Mann nicht erkenne?"218 Aber auch der heilige Lukas seinerseits erklärt sie als Jungfrau mit den Worten: „Und der Name der Jungfrau war Maria". Und der Prophet sprach es aus, da er verkündete: „Sieh, die Jungfrau wird im Schoße empfangen"219. Und Joseph gab es deutlich zu verstehen, der sie, da er sie schwanger sah, ohne sie erkannt zu haben, entlassen wollte220. Und der Herr selbst, am Kreuze hängend, tat es kund, indem er die Mutter anredete: „Weib, sieh hier, dein Sohn", sodann den Jünger: „Sieh hier, deine Mutter"221. Auch diese beiden, Jünger und Mutter, bezeugten es; denn „von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich"222. Hätten sie Umgang gepflogen, würde doch Maria nimmermehr den eigenen Mann verlassen, noch der Mann, der „gerechte"223, zugelassen haben, daß sie von ihm scheide. Wie aber hätte der Herr die Scheidung anordnen können, nachdem gerade er den Grundsatz aufstellte, niemand dürfe sein Weib entlassen, außer wegen Ehebruches?224

       5.

      Eine schöne Belehrung aber gab der hl. Matthäus darüber, was der Gerechte tun solle, der sein Weib in Schande ertappe: Er solle sich rein vom Blute des Menschenmordes, rein von der Befleckung des Ehebruches halten; denn „wer einer Buhlerin anhängt, ist* ein* Leib mit ihr"225. So wird denn in Joseph überall der Nimbus und die Rolle des Gerechten gewahrt, um ihn als Zeugen zu empfehlen; denn „des Gerechten Mund kennt nicht Lüge, und seine Zunge spricht Gerechtigkeit"226, seine Gerechtigkeit spricht Wahrheit. Es darf dich auch nicht beirren, daß die Schrift häufig von einer Vermählten spricht; denn damit ist keine Aufhebung der Jungfräulichkeit, sondern nur eine Bezeugung der Ehe, der Vollzug der Vermählung klar ausgesprochen. So entläßt ja niemand ein Weib, das er nicht heimgeführt. Das Vorhaben der Entlassung schließt darum ein Geständnis der Heimführung in sich.

       6.

      [Forts. ] Zugleich auch darf es nicht befremden, daß der Evangelist schreibt: „Er erkannte sie nicht, bis sie den Sohn gebar"227. Diese Redeweise nämlich erklärt sich entweder aus dem Sprachgebrauch der Schrift ― so liest man anderswo: „Und bis ihr altert, bin ich derselbe"228. Hat nun etwa Gott nach deren Altwerden zu sein aufgehört? Und in den Psalmen: „Es sprach der Herr zu meinem Herrn: setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich mache deine Feinde zum Schemel deiner Füße"229. Wird er etwa nachher nicht mehr thronen? ― oder daraus, daß ein Anwalt, der eine Sache vertritt, es für genügend hält, vorzubringen, was zur Sache gehört: was darüber hinausliegt, kümmert ihn nicht; denn er beschränkt sich auf den Nachweis der Sache, die er übernommen hat; den neuen Rechtsfall, der anhängig wird, schiebt er hinaus. Darum glaubte auch der Evangelist, der den Nachweis des unversehrten Geheimnisses der Menschwerdung übernommen hatte, nicht weiter den Nachweis der Jungfräulichkeit Marias führen zu sollen, um nicht mehr als Anwalt der Jungfrau denn als Verteidiger jenes Geheimnisses angesehen zu werden. Sicherlich aber hat er, da er Joseph für einen Gerechten erklärte, hinreichend klar ausgesprochen, daß derselbe unmöglich den Tempel des Heiligen Geistes, die Mutter des Herrn, den Schoß des Geheimnisses (der Menschwerdung) verletzen konnte.

       7.

      Wir haben den Wortlaut der Wahrheit230 vernommen, wir haben den beabsichtigten Zweck derselben vernommen: nun laßt uns den mystischen Sinn derselben vernehmen! Mit gutem Grund ist Maria eine Vermählte, zugleich aber auch Jungfrau; denn sie ist Vorbild der Kirche, die makellos ist, aber auch Braut. Als Jungfrau hat diese uns vom Geiste empfangen, als Jungfrau gebiert sie uns ohne Schmerzenslaut. Und vielleicht war die heilige Maria deshalb einem anderen verlobt, von einem anderen (mit der Leibesfrucht) erfüllt, weil auch die einzelnen Kirchen vom Geiste und von der Gnade erfüllt werden, gleichwohl aber äußerlich einem sterblichen Priester angetraut sind.

       8.

      [Forts. ] * „Und der Engel trat zu ihr hinein und sprach: Gegrüßt seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Weibern. Sie aber ward, sobald sie seiner ansichtig wurde, verwirrt bei seinem Eintritte"*231.

      Studiere die Jungfrau in ihrem sittlichen Wandel, studiere die Jungfrau in ihrem züchtigen Verhalten, studiere die Jungfrau in ihrer Rede, studiere sie in ihrem geheimnisvollen Wesen! Es ist Jungfrauenart, zu erzittern und bei jedem Eintritte eines Mannes zu erbeben, vor der Anrede durch einen Mann zu erröten. Möchten die Frauen das Ideal der Keuschheit, das sie vor Augen haben, nachahmen lernen! Allein weilt sie in ihrem Gemache, so daß keine Mannsperson sie sehen, nur der Engel sie antreffen konnte. Allein ohne Begleiter, allein ohne Zeugen, daß kein unartiges Wort sie entweihe, trifft sie des Engels Gruß. Lerne, Jungfrau, schlüpfrige Reden meiden! Maria errötete sogar vor dem Gruße des Engels.

       9.

       „Sie dachte indes nach, was das für ein Gruß sei "232.

      Im Bunde mit ihr erscheinen sonach Schüchternheit, insofern sie erschrak, und Klugheit, insofern sie verwundert über den neuen Segensgruß nachdachte, den man nie gelesen, nie vordem vernommen hat233. Maria allein blieb dieser Gruß vorbehalten; denn sie allein wird mit Recht „voll der Gnade" geheißen, insofern sie allein die Gnade erlangte, der keine andere gewürdigt war, daß sie vom Urheber der Gnade erfüllt wurde. ― Es errötete auch Elisabeth. So laßt uns denn den Unterschied zwischen der Züchtigkeit einer

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