Das Evangelium nach Lukas. Ambrosius von Mailand

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Das Evangelium nach Lukas - Ambrosius von Mailand Die Schriften der Kirchenväter

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Jungfrau das zarte Schamgefühl in einem höheren Maß.

       10.

      „Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast Gnade gefunden bei Gott. Und sieh, du wirst empfangen im Schoße und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus heißen. Dieser wird groß sein"235.

      Auch von Johannes wurde zwar vom Engel versichert: „Er wird groß sein"236 . Doch dieser war groß als Mensch, jener groß als Gott; denn „groß ist der Herr und lobwürdig überaus, und seiner Größe ist kein Ende"237. Ja fürwahr, auch Johannes war groß; denn „keinen größeren Propheten gibt es unter den von Weibern Geborenen als Johannes den Täufer"238. Doch einen Größeren noch hat er (über sich); denn „der Geringste im Reiche Gottes ist größer als er"239. Groß war Johannes. Indes vor dem Herrn trinkt auch der große Johannes nicht Wein und starkes Getränk240, dieser aber ißt und trinkt mit den Zöllnern241. Jener sollte sich durch Fasten Verdienst sammeln, weil er von Natur nichts vermochte. Warum aber hätte Christus, dem die Gewalt der Sündenvergebung von Natur eignete, jene (Zöllner) meiden sollen, die er zu besseren Menschen machen konnte, als selbst Aszeten waren?

       11.

      [Forts. ] Zugleich hat das eine mystische Bedeutung, daß der Herr das Gastmahl derer nicht verschmäht, denen er sein Geheimnis darbieten will. Er ißt, jener (Johannes) fastet: Vorbilder der beiden Völker! In letzterem fastet das Volk, in ersterem speist es. Doch hat auch Christus gefastet, daß du dem (Fasten-) Gebote nicht abspenstig würdest; er hat mit Sündern gegessen, daß du seine Huld ersehest, seine Macht erkennest. ― Groß war auch Johannes. Doch seine Größe hat einen Anfang und hat ein Ende. Der Herr Jesus aber ist zugleich „der Anfang und das Ende", zugleich „der Erste und der Letzte"242. Nichts kommt vor dem Ersten, nichts nach dem Letzten.

       12.

      Der herkömmliche menschliche Zeugungsvorgang darf dich nicht zur falschen Auffassung verleiten, er könne nicht „der Erste" sein, weil er der Sohn ist. Folge der Schrift, um nicht irren zu können! Der Sohn wird hier „der Erste" genannt. So steht auch vom Vater zu lesen, er sei „allein": „Der allein die Unsterblichkeit hat und in unnahbarem Lichte wohnt"243, wie du auch (vorher) gelesen: „Dem unsterblichen alleinigen Gott"244. Indes ist weder „der Erste" vor dem Vater, noch der „Alleinige" ohne den Sohn. Verneinst du das eine, bejahst du das andere. Beidem geh nach ― und beides bestätigst du! Er sprach nicht: „Ich bin der Erstere und ich bin der Letztere", sondern: „Ich bin der Erste und ich bin der Letzte". „Der Erste" ist der Sohn und darum gleichewig; denn er hat den Vater, mit dem er ewig ist. Ich wage zu sagen: „der Erste" ist der Sohn, aber „der Alleinige" ist er nicht, und mit gutem Grund sage ich’s und in religiöser Gesinnung sage ich’s. Was spitzt ihr, Häretiker, die Ohren auf gottloses Gerede. Ihr seid ins Netz geraten, das ihr selbst ausspannt. „Der Erste" ist der Sohn, doch „der Alleinige" ist er nicht: „der Erste", weil er immer mit dem Vater ist; nicht „der Alleinige", weil er nimmer ohne den Vater ist. Nicht ich sage dies, sondern er selbst hat gesagt: „Und ich bin nicht alleinig, denn der Vater ist bei mir"245. Alleinig ist der Vater, weil nur* ein* Gott ist; alleinig ist der Vater, weil es allein nur eine Gottheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes gibt. Und was einzig ist, das ist alleinig. Alleinig ist der Vater, alleinig der Eingeborene, alleinig auch der Heilige Geist. Denn der Sohn ist nicht auch der Vater, oder der Vater auch der Sohn, oder der Heilige Geist auch der Sohn. Ein anderer ist der Vater, ein anderer der Sohn, ein anderer der Heilige Geist; denn wir lesen: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben"246. Allein ein Vater ist, weil nur* ein* Gott ist, aus dem alles ist; allein ein Sohn, weil nur* ein* Herr ist, durch den alles ist247. Das ‚allein' bedingt die Gottheit; ‚Zeugung' weist ebenso auf den Vater wie den Sohn, so daß nirgends der Sohn ohne den Vater, oder der Vater ohne den Sohn erscheint. Er ist also nicht allein, weil er auch nicht allein unsterblich ist und nicht allein in unnahbarem Lichte wohnt; denn „Gott hat niemand je gesehen außer der eingeborene Sohn, der im Schoße des Vaters ist"248, der zur Rechten des Vaters sitzt. Und diesem soll, so wagen einige zu behaupten, das Licht unnahbar sein, in welchem der Vater wohnt? Ist etwa das Licht besser als der Vater? Welches Licht aber soll dem unnahbar sein, dem selbst der Vater nicht unnahbar ist? Er gerade ist das wahre Licht und der Erzeuger des ewigen Lichtes, von dem geschrieben steht: „Das war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt"249. Sieh, ob nicht dies das „unnahbare Licht" ist, in welchem der Vater wohnt, aber auch der Sohn wohnt, weil der Vater im Sohne und der Sohn im Vater ist250.

       13.

      [Forts. ] Mit Recht denn „groß"; denn weit erstreckt sich Gottes Macht, weit reicht der himmlischen Wesenheit Größe. Kein Gebot, keine Schranke, kein Maß, kein Ende hat die Trinität. Nicht raumgebunden ist sie, unbegreiflich dem Denken, unfaßbar dem Urteil, unwandelbar an Jahren. Es verlieh zwar der Herr Jesus auch Menschen eine Größe; denn „über die ganze Erde geht aus ihr Schall, und bis an des Erdballs Grenzen ihre Rede"251 ― aber nicht bis an die Grenzen der Welt, nicht bis an die Grenzen des Himmels, nicht über die Himmel hinaus. Dagegen ist im Herrn Jesus „alles erschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare; und er ist vor allem, und alles besteht in ihm"252. Blicke auf zum Himmel: Jesus weilt dort. Schaue zur Erde: Jesus ist da. Steig kraft des Wortes zum Himmel auf, steig kraft des Wortes zur Unterwelt hinab: Jesus ist da. Denn ob du zum Himmel emporsteigst: Jesus ist dort; ob du zur Unterwelt hinabsteigst: er ist da253. Jetzt, da ich spreche, ist er bei mir da an diesem Punkte, in diesem Augenblick. Und wenn in Armenien eben jetzt ein Christ spricht, ist auch dort Jesus zugegen; denn niemand kann sagen: „Herr Jesus, außer im Heiligen Geiste"254. Du magst dich in Gedanken hinabversetzen in die Abgründe, du wirst auch dort Jesus wirken sehen; denn es steht geschrieben: „Sage nicht in deinem Herzen: Wer steigt hinauf in den Himmel? d. i. um Christus herabzuholen, oder: Wer steigt in den Abgrund? d. i. um Christus von den Toten heraufzurufen"255. Wo also wäre er nicht, der alles erfüllt, was im Himmel, unter der Erde und auf der Erde ist? Mit Recht denn „groß", dessen Macht die Welt erfüllt, der überall ist und immer sein wird; denn „seines Reiches wird kein Ende sein"256.

       14.

      * „Es sprach aber Maria zum Engel: Wie wird dies geschehen, da ich einen Mann nicht erkenne?"*257 Es könnte den Anschein erwecken, als ob hier Maria nicht geglaubt hätte, wenn man nicht genau zusähe; denn es wäre nicht recht, die Auserkorene zur Mutter des eingeborenen Gottessohnes sich ungläubig zu denken. Wie doch hätte es geschehen können ― unbeschadet freilich der Prärogative der Mutter, der gewiß größere Rücksicht gebührte: je größer indes das Vorrecht, umso größer das Glaubensmaß, das ihm entsprechen soll ― wie also hätte es geschehen können, daß Zacharias, der nicht geglaubt hatte, zum Verstummen verurteilt, Maria aber, wenn sie wirklich nicht geglaubt hätte, durch die Eingießung des Heiligen Geistes hoch begnadigt wurde? Nein, Maria durfte weder ungläubig, noch verwegen und anmaßend sein: nicht ungläubig sein gegen den Engel, nicht Göttliches sich anmaßen. Nicht leicht nämlich war erkennbar „das Geheimnis, das von Ewigkeit in Gott verborgen war"258, das nicht einmal die höheren Mächte zu erkennen vermochten259. Und dennoch versagte sie nicht den Glauben, verweigerte sie nicht den Dienst, sondern zeigte sich gern bereit und gelobte Gehorsam. Ihre Frage: „Wie wird dies geschehen?" war keine Zweifelsfrage über das Daß des Geschehens, sondern ein Sicherkundigen nach dem Wie des Geschehens.

       15.

      Wie bescheiden klingt nicht diese ihre Frage im Vergleich zu den Worten des Priesters (Zacharias)? Sie spricht: „Wie wird dies

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